Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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wie es um Millionenbeträge ging. In diesem Zusammenhang ging die Regierung ganz sicher kein Risiko ein.

      In unwichtigen Belanglosigkeiten aber konnte er sich mittels des A-Geschosses nicht durchsetzen. Dazu war der Einsatz einfach zu groß. Wegen einer Kleinigkeit durfte er seine Trümpfe nicht aus der Hand geben.

      Calderhan stand vor dem Fenster und schaute hinaus auf das dunkle, eingefriedete Grundstück. Am Horizont war der Widerschein der strahlendhell erleuchteten Stadt zu sehen. Calderhan hatte plötzlich das Gefühl, eingesperrt zu sein.

      Er wollte gerade das Fenster aufstoßen, als er plötzlich wie unter unsichtbaren Peitschenhieben zusammenzuckte.

      Schüsse waren zu hören. Dann Schreie, dann wieder Schüsse. Sie kamen drüben von der Mauer her, wo man wegen der Dunkelheit nichts erkennen konnte.

      Und Sekunden später warf er sich entsetzt zurück.

      Irgendein harter, aber lautloser Gegenstand zerriß die Fensterscheibe und sirrte durch das Zimmer. Glasscherben rasselten klirrend zu Boden.

      Calderhan warf sich zu Boden und kroch zum Bett hinüber.

      Erst dort merkte er, daß alles unheimlich still geworden war. Er blieb sicherheitshalber auf dem Teppich liegen und lauschte. Er hörte nur das harte, unregelmäßige Pochen seines Herzens. Es schlug ihm hoch bis zum Hals.

      Natürlich dachte er sofort an Sherman.

      Er wußte, wie sehr der Mann ihn haßte. Hatte sein ehemaliger Konkurrent einen Überfall aufgezogen? Versuchte er noch einmal, ihn zu entführen und unter Druck zu setzen?

      Nach qualvoll langen Minuten erhob sich Calderhan. Auf Zehenspitzen schlich er durch das dunkle Schlafzimmer hinüber zur Tür und mußte sich zusammenreißen, um den Drehknopf herumzudrehen.

      Er sah in den großen Salon hinein, in dem nur einige Stehlampen brannten und in dem ein unheimliches, weiches Licht lastete.

      »He... Hallo...!« rief er zuerst mit leiser Stimme. Dann schrie er lauter, bis er schließlich brüllte.

      Er schluchzte fast vor Erleichterung auf, als Criswood erschien. Der CIA-Agent hielt einen Revolver in der Hand und sah, was seine verschmutzte Kleidung anbetraf, ziemlich mitgenommen aus.

      »Was... was war los?« fragte Calderhan mit heiserer Stimme.

      »Überfall«, gab Criswood zurück. »Hoffentlich hat Sie’s nicht erschreckt oder gestört.«

      Criswood hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als wieder eine Scheibe zersplitterte.

      Calderhan brüllte auf, als er von einem kleinen Geschoß getroffen wurde.

      Er spürte eine lauwarme, klebrige Flüssigkeit auf der linken Wange. Als er instinktiv dorthin faßte und sich dann die Finger betrachtete, fand er ohne Schwierigkeiten heraus, daß diese Flüssigkeit rot war.

      Es handelte sich um ein harmloses Spezialgeschoß des Butlers. Doch das wußte Calderhan nicht... Er wußte auch nicht, daß dieser ganze Überfall von Parker inszeniert worden war.

      *

      Tony Sherman wollte gerade die Bar des City-Hotels verlassen, als Josuah Parker auftauchte.

      »Ich sehe mich zu meinem Leidwesen gezwungen, mich bei Ihnen entschuldigen zu müssen«, sagte Parker gemessen und unnahbar. »Wichtige Umstände zwangen mich, verspätet zu kommen, ich hoffe, Sie werden mir das nicht zu sehr anlasten.«

      »Was war denn los?« fragte Sherman mißtrauisch.

      »Ein Überfallversuch auf Calderhan. Er mißlang selbstverständlich. Morgen werden Sie in allen Zeitungen von einer rätselhaften, nächtlichen Schießerei hören.«

      »Wissen Sie, wer’s gewesen ist?«

      »Auf keinen Fall Ihre Leute, Mister Sherman. So viel Dummheit traue ich Ihnen beim besten Willen nicht zu. An Calderhan kommt keiner heran, wie ich es schon einmal ausdrückte. Er ist unerreichbar für alle Sonderpläne.«

      »Was schauen Sie mich dabei so an? Meine Leute sind’s wirklich nicht gewesen!«

      »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Parker mit einem andeutungsweisen Lächeln, denn schließlich kam dieser angebliche Überfall ja auf sein Konto. »Ich bin sicher, daß Sie sich zu einer gewissen Mitarbeit entschieden haben, «

      »Viel kann ich Ihnen nicht erzählen«, begann Sherman. »Aber vielleicht können Sie was damit anfangen!«

      Parker und Sherman gingen in die Bar zurück. Sherman legte sich keinerlei Hemmungen auf und berichtete, was er von und über Calderhan wußte.

      Parker hörte interessiert zu. Als ein bestimmter Name fiel, spitzte er im übertragenen Sinne die Ohren.

      »Mister Calderhan hat also eine Freundin hier in Miami?« wiederholte er dann.

      »Warum wundert Sie das?« fragte Sherman anzüglich zurück. »Calderhan richtete ihr einen Modesalon ein.«

      »Wie heißt diese Freundin?« wollte Parker wissen.

      »Ginger Coltax...! Ich weiß nicht, ob Sie damit was anfangen können.«

      »Möglicherweise«, murmelte der Butler ausweichend. »Wo finde ich diesen Modesalon?«

      »In einer Seitenstraße der Promenade, Carring Street.«

      »Wohnte Calderman dort?«

      »Keine Ahnung. Seine Hauptwohnung hatte er über einem Bootsverleih unten am Jachthafen. Ist sinnlos, Ihnen die genau beschreiben zu wollen. Wenden Sie sich an den Bootswart da unten, der wird Ihnen genau Bescheid geben können.«

      »Warum gerieten Sie eigentlich mit Calderhan in Konkurrenz?« stellte der Butler seine nächste Frage. »Ich weiß, diese Frage ist etwas heikel.«

      »Worauf Sie sich verlassen können. Deshalb antworte ich darauf auch nicht, Parker. Ich denke, Sie haben sich hinreichend mit Informationen gefüttert.«

      »Ich weiß das zu schätzen, Mister Sherman.« Parker erhob sich und deutete eine höfliche, aber kühle Verbeugung an. »Darf ich Sie vor dem Abschied noch einmal hinsichtlich Calderhans warnen?«

      »Ich soll also die Finger von ihm lassen, wie?« Cherman grinste.

      »Ich empfehle es wirklich dringend«, antwortete der Butler. »Sie würden sich damit manchen Ärger ersparen. Ich könnte mir vorstellen, daß Ihr Mitarbeiter Claddon anders darüber denkt, aber lassen Sie sich nicht beeinflussen.«

      »Bestimmen, was geschieht, tue immer noch ich«, gab Sherman schon wieder leicht gereizt zurück.

      »Hoffentlich fallen Ihre Entscheidungen richtig aus«, meinte Parker gemessen. »Ich darf mich jetzt empfehlen, ja?«

      Eine weitere, angedeutete Verbeugung, dann verließ der Butler die Hotelbar und kümmerte sich nicht weiter um Sherman, der ihm aus zusammengekniffenen Augen nachdenklich nachsah.

      *

      Obwohl Mitternacht längst überschritten war, herrschte noch starker Verkehr in der Stadt. Urlauber, die nach Florida kamen, speziell aber nach Miami, gingen keineswegs früh zu Bett. Das konnten sie schließlich zu Hause haben. Das Nachtleben war darauf eingerichtet, Betrieb um jeden Preis bis zum frühen Morgen zu entwickeln.

      Da es in den Staaten keine festgesetzten Ladenschlußzeiten gibt, hatten die Geschäftsleute sich diesem Rhythmus angepaßt. Man kann und konnte praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit einkaufen.

      Ginger Coltax machte darin keine Ausnahme.

      Ihr kleiner, aber exklusiver Modesalon in der Carring Street war noch geöffnet. Sie hatte sogar Kundschaft, wie Parker nach einem flüchtigen Blick durch die Ladenscheibe feststellte.

      Eine apart aussehende, kleine, schmale und zierliche Frau von etwa achtundzwanzig Jahren bediente zwei Matronen und verkaufte ihnen offensichtlich Bermuda-Shorts, jene häßlichen, fast knielangen Shorts, die jedes noch so schlanke Bein verunstalten.

      Parker


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