Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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beiden älteren Matronen hatten inzwischen gewählt. Sie beglichen die Rechnung, ließen sich die häßlichen Beinkleider einpacken und verließen das Geschäft, nachdem sie Parker mit einem leicht giftigen Blick gemustert hatten.

      »Sir...?« fragte die schlanke, zierliche Frau, deren Haar aschblond war.

      »Miß Coltax?« fragte Parker zurück.

      »Richtig...« Sie gab sich zurückhaltend, damenhaft.

      »Ich komme wegen Mister Larry Calderhan«, erklärte der Butler. »Ich bin sicher, daß Ihnen dieser Name etwas sagt.«

      »Möglich«, sagte sie. Parker merkte, daß sie sofort auf größte Vorsicht umschaltete.

      »Mein Name ist Parker, Josuah Parker«, stellte der Butler sich vor. »Wie schon gesagt, ich komme wegen Mr. Calderhan!«

      »Und?« Mehr sagte sie nicht. Kühle, graue Augen sahen den Butler kritisch und forschend an.

      »Ich stehe im Kontakt zu Mister Calderhan«, begann Parker mit seinem eigentlichen Anliegen. »Er befindet sich zur Zeit in einer äußerst kritischen Phase...!«

      »Was soll ich darunter verstehen?« wollte sie wissen.

      »Mister Calderhan ist dabei, ein einmaliges Geschäft mit der Regierung in Washington abzuwickeln.«

      »Larry?« Sie lachte unwillkürlich auf. Und in dieses Lachen mischte sich reiner Spott. »Haben Sie sich da nicht getäuscht?«

      »Larry Calderhan«, bestätigte der Butler. »Sein Geschäft bewegt sich in den Dimensionen von einer Million Dollar.«

      »Das glauben Sie doch selbst nicht«, sagte sie ungläubig. »Larry mag tüchtig sein, aber so tüchtig nun auch wieder nicht. Warum sollte Washington ihm eine Million Dollar zahlen?«

      »Hätten Sie etwas dagegen?«

      »Natürlich nicht, doch das sind Larrys Angelegenheiten, mit denen ich nichts zu tun haben will.«

      »Soll das heißen, daß Sie keinen unmittelbaren Kontakt mehr zu ihm haben?

      »Richtig, Mister Parker. An sich sehe ich keinen Grund, mit Ihnen darüber zu sprechen, aber Sie würden ja wohl doch weiterbohren.«

      »Wenn, dann nur in schonender und höflicher Form, Miß Coltax.«

      »Larry und ich sind längst getrennt«, sagte sie und ihre Stimme klang sehr sachlich. »Bevor Sie fragen, will ich Ihnen sagen, seit wann. Schon seit vielen Monaten... Wir gingen ohne Streit auseinander. Larry überzog seinen persönlichen Kredit bei mir. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«

      »Auch in den vergangenen sechs Wochen nicht?«

      »Auch da nicht, Mister Parker. Unsere Wege hatten sich einfach getrennt.«

      »Ihr Vater betreibt ein Motel, Miß Coltax?«

      »Stimmt...! Hoffentlich spricht das nicht gegen mich.«

      »Sie sehen Ihren Vater oft?«

      »Fast gar nicht! Hin und wieder schaue ich einmal eine Viertelstunde bei ihm vorbei, mehr aber nicht. Wir haben getrennte Geschäfte und getrennte Interessen.«

      »Darf ich indiskret sein und fragen, ob Sie sich wegen einer gewissen Susan Kelly zerstritten?«

      »Schon möglich«, sagte sie, ohne sich über dieses Thema näher zu verbreiten.

      »Ich lernte Miß Kelly auf einer Insel der Bahamas kennen«, sagte Parker. »Sie kam später auf See um...!«

      »Wenn schon«, gab sie zurück, »das alles interessiert mich nicht mehr.«

      »Ihr Vater und Calderhan sind gut miteinander befreundet?«

      »Ich weiß es nicht. Sie waren es einmal, aber ob es noch so ist, kann ich nicht sagen. Haben Sie sonst noch Fragen?«

      »Ich bedanke mich für dieses Gespräch«, sagte Parker und deutete "eine höfliche Verbeugung an. »Vielleicht ist es ganz gut, daß Sie sich seinerzeit von Mister Calderhan trennten.«

      »Auch das ist möglich«, erwiderte Ginger Coltax. »Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen, mich interessiert das alles nicht mehr. Das Kapitel Calderhan ist aus meinem Leben gestrichen!«

      Parker verließ das Geschäft und ging würdevoll und gemessen zurück zu seinem Wagen. Als er einsteigen wollte, hörte er plötzlich hinter sich ein feines, knirschendes Geräusch. Bruchteile von Sekunden später trieb ein Schlag ihm die steife, mit Stahlblech ausgefütterte Melone tief in die Stirn. Und weitere Bruchteile später war Parker ohnmächtig.

      Als er wieder zu sich kam, saß er im Fond eines Wagens und hätte allen Grund gehabt, sich über mangelnde Bewegungsfreiheit zu beschweren.

      Seine Hände waren gebunden. Die Füße ebenfalls. Man hatte Blumendraht dazu verwendet und ihn verschwenderisch um die Gelenke gewickelt.

      ‘ Parker blieb entspannt halb auf dem Sitz liegen. Seine Entführer brauchten schließlich nicht zu wissen, wie es um ihn stand. Sie konnten nicht wissen, daß das Stahlblech in der Melone die Wucht des Schlages aufgehoben hatte.

      Parker erkannte zwei Männer im Wagen. Wenn ihn nicht alles täuschte - und er täuschte sich nur sehr selten handelte es sich um den Ideenlieferanten Claddon und um den Jungen Benson. Es waren jene beiden Männer, mit denen er bereits schon einmal in den Everglades zu tun gehabt hatte.

      Miami mußte längst hinter ihnen sein, denn sie befanden sich auf einer gut asphaltierten Straße, auf der kaum noch Verkehr herrschte. Bevor Parker dazu kam, sich mit dieser Gegend vertraut zu machen, bog der Wagen scharf von der Straße ab und rumpelte ab sofort durch tiefe Schlaglöcher. Er hielt vor einem kleinen Holzhaus, das von den Scheinwerfern des Wagens hell angestrahlt wurde.

      »Fassen Sie an, Benson«, sagte Claddon zu seinem Begleiter. Parker rührte sich nicht und ließ alles mit sich geschehen. Er ließ sich genußvoll in das Holzhaus hineintragen und auf einer Couch betten.

      Während Claddon und Benson sich den Schweiß von der Stirn wischten, öffnete der Butler endlich seine Augen und sah sich in dem großen Zimmer um. Es mochte so groß wie das ganze Haus sein.

      »Er ist wach«, rief Benson aus, der Parker wohl beobachtet hatte.

      »Das erspart uns Zeit und Mühe«, meinte Claddon und baute sich vor dem liegenden Parker auf. »Reden wir nicht um die Dinge herum, Parker. Hören Sie genau zu, was ich von Ihnen will!«

      »Sie erlauben wohl, daß ich mich aufrichte«, erwiderte der Butler höflich und wartete die Erlaubnis erst gar nicht ab. Er richtete sich auf und sah ein wenig unglücklich aus, denn die steife Melone saß noch immer tief auf seinem Kopf.

      Die beiden Gangster hatten zudem den Leichtsinn begangen, Parkers Universal-Regenschirm mit ins Haus zu bringen. Aus Gründen der Bequemlichkeit hatten sie ihn in die gebundenen Arme des Butlers geschoben.

      »Kommen wir also sofort zur Sache«, sagte Parker in einem Ton, als sei er überhaupt nicht gefesselt.' »Sie wollen von mir, wenn mich nicht alles täuscht, Calderhan ausgeliefert bekommen, nicht wahr?«

      »Sie begreifen schnell, ich wußte es gleich!« Claddon schmunzelte. »Wenn Sherman das Geschäft nicht machen will, müssen wir eben eingreifen.«

      »Er wird mit Ihrem eigenmächtigen Vorgehen keineswegs einverstanden sein.«

      »Wenn schon!« Claddon grinste amüsiert. »Seine Zeit dürfte abgelaufen sein. Er ist zu satt, zu vorsichtig geworden. Er hat einfach keinen Schwung mehr!«

      »Und das im Gegensatz zu Ihnen, nicht wahr, Mister Claddon?«

      »Sie sagen es, Parker, Sie sagen es. Machen wir’s also kurz. Ihr Arbeitgeber Rander kann Sie gegen Calderhan austauschen. Dann passiert Ihnen nichts. Geht er auf mein Angebot nicht ein, dann sind Sie innerhalb der nächsten zwei Stunden ein toter Mann!«

      »Das schätze ich an Ihnen, Mister Claddon. Sie drücken


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