SUP - Stand Up Paddling. Barth Christian Gottlob
»Zapped« den Lagerplatz für sein Board an der gleichen Stelle am Strand Waikikis.
»Zapped« 2010 mit über 90 Jahren
Bis in die 1970er-Jahre hinein setzten die Beach Boys auf diese Paddeltechnik. Mit dem Aufkommen wasserdichter Kameras sowie immer kleinerer Surfbretter wandelte sich jedoch das Bild an Hawaiis Stränden, und das Beach-Boy-Surfen geriet schnell in Vergessenheit. Einzig John Zapotocky konnte nie vom Stand Up Paddle Surfen lassen. »Zapped« verstarb im Oktober 2013 im Alter von 95 Jahren.
Die wirkliche Renaissance des Stehpaddelns wird auf die Mitte der 1990er-Jahre datiert. Ein Fotoshooting bei kleinen Wellen bewog die hawaiianischen Surfer Laird Hamilton und Dave Kalama dazu, ihre 12 Fuß Longboards mit Kanupaddeln in die Wellen zu steuern. Sie empfanden es als ein hervorragendes Fitnesstraining und hatten enorme Freude daran, auf diese Weise in den Wellen zu surfen. Hamilton, der kurze Zeit nach diesem ersten Steherlebnis längere Paddel produzieren ließ, gilt bis heute gemeinsam mit Dave Kalama als wahre Initialzündung der modernen Zeitrechnung unseres Sports.
Von nun an nannten sie den Sport Stand Up Paddle Surfing oder Stand Up Paddling, kurz SUP. Im Jahre 2004 feierte das SUP sein offizielles Debüt im Rahmen eines Surfwettbewerbs auf Oahu. In Makaha traten erstmals Profis und Amateure beim großen »Buffalo Big Board Classic« zum SUP Wettbewerb an. Die neue Disziplin war bei den Teilnehmern äußerst beliebt und sorgte für großes Medieninteresse. Stand Up Paddling wurde so aus der Szene heraus in die breite Öffentlichkeit getragen, schwappte kurze Zeit später nach Kalifornien über und erfreut sich seither größter Beliebtheit. Auch in Europa hat das Stand Up Paddling Einzug gehalten. In Hamburg lockte der erste SUP Weltcup 2009 über 20 000 Schaulustige in die Hafencity.
Waterman Dave Kalama ist einer der Urväter des modernen SUP.
02 Reviertypen
Die Küsten von Nord- und Ostsee, Hunderte Binnengewässer sowie über 10 000 Flusskilometer – alleine Deutschland verfügt über unzählige Paddelreviere.
Grob lassen sich drei Reviertypen unterscheiden, die für das SUP geeignet sind und die alle ihren ganz eigenen Charme versprühen. Da sind zum einen die stehenden Gewässer wie Seen und Talsperren. Flüsse zählen, wie der Name schon verrät, zur Kategorie der Fließgewässer, und abgerundet wird das Reviertrio durch die Küstengewässer der Meere und Ozeane.
Stehende Gewässer
Der klassische Badesee mit seiner überschaubaren Fläche und einer geringen Wassertiefe ist die Topadresse für den SUP Einsteiger.
Mit einem flach abfallenden Ufer, einem einladenden Stehbereich mit Sand oder Kies als Untergrund sowie der fehlenden Strömung gibt er auch ungeübten Paddeleinsteigern die nötige Sicherheit für die ersten Meter auf einem SUP Board. Viele in unserem Spotguide (Kap. 15) genannte Wassersportstationen liegen an Seen und bieten bei stabilen Wetterlagen hervorragende Schulungsmöglichkeiten für jede Altersstufe und jedes Fitnesslevel.
Die Bandbreite der stehenden Gewässer, auch Binnen- oder Stillgewässer genannt, reicht jedoch weiter als nur bis zum beschaulichen Planschbecken. Je größer Wasserfläche und Tiefe des Sees, desto eher ist es mit der Stille vorbei, sobald Wind auf die Oberfläche trifft. Große Seen sind bekannt für ihre Unberechenbarkeit. So manchem Wassersportler hat ein plötzlicher Wetterumschwung schon einen beschwerlichen Heimweg beschert. Aber auch kleinere Seen, die in Tälern gelegen oft Fallwinden ausgesetzt sind, können von einer Minute auf die andere zur welligen Buckelpiste werden.
Wind und Wellen sind jedoch für Stand Up Paddler keine unüberwindbaren Hindernisse. Blasen einem fortgeschrittenen Paddler die Böen gar in den Rücken, so kann er auch auf einem See wunderbare Gleitfahrten vor dem Wind erleben.
Tipp: Prinzipiell ist ein SUP Einsteiger gut beraten, wenn er sich, insbesondere auf größeren Seen, immer im Uferbereich und in Sichtweite des Ausgangspunktes aufhält. Ausgiebige Erkundungen oder gar längere SUP Ausflüge sollten zu Beginn noch nicht in den Paddelalltag eingebaut werden. So lassen sich unnötige und kraftraubende Fahrten bei widrigen Wetterbedingungen von vornherein ausschließen.
Eine besonders idyllische Form der stehenden Gewässer sind Altarme von Flüssen, bei denen keine Verbindung mehr zum eigentlichen Fluss besteht. Diese häufig verwinkelten Wasserwege bestechen oft durch ihre Einsamkeit. Das Paddelerlebnis in der wundervollen Natur bietet dem SUP-er in seiner stehenden Position einen herrlichen Ausblick und führt zu eindrucksvollen Entdeckungen in Tier- und Pflanzenwelt.
Eher zu den stehenden als zu den Fließgewässern gehören Kanäle. Handelt es sich um kleine Kanäle, die nicht oder nur wenig von der Schifffahrt frequentiert werden, so eignen sie sich bei entsprechender Vorbereitung hervorragend zum SUP Wandern. Touristisch erschlossene Regionen bieten vielfältige Übernachtungsmöglichkeiten an den Ufern, und so spricht alles für unvergessliche Mehrtagestouren.
Fließende Gewässer
Bäche, Flüsse und große Ströme werden unter dem Begriff der Fließgewässer zusammengefasst. Der Begriff Strömung, der zwangsläufig in einem engen Zusammenhang mit einem fließenden Gewässer steht, lässt den einen oder anderen SUP Neuling ängstlich an gefährliche Strudel und unüberwindbare Stromschnellen denken.
Diese Angst ist jedoch oft unbegründet, denn Fluss ist nicht gleich Fluss. Ein langsam fließender und gut einsehbarer Flusslauf ist nichts, was ein Paddelanfänger scheuen muss. Ganz im Gegenteil ist ein solcher Fluss aufgrund seiner überschaubaren Breite wesentlich weniger anfällig für Wind und Wellen als ein offener See.
Wie bei allen anderen Reviertypen gibt es jedoch auch beim fließenden Paddelgewässer Eigenarten, die beachtet werden müssen.
Die Geschwindigkeit eines Fließgewässers hängt zum großen Teil von seinem Gefälle ab. Verliert ein Fluss auf 1000 Meter Strecke eine Höhe von einem Meter, so führt dieses Gefälle von einem Prozent zu etwa 2 bis 3 km/h Fließgeschwindigkeit. Für SUP Einsteiger ist dies ein akzeptabler Wert, der flussaufwärts noch problemlos überwunden werden kann.
Durchschnittswerte zum Gefälle sagen jedoch noch lange nicht alles über die Schwierigkeit des Gewässers aus. Während der größte Teil eines Flusses einem geringen Gefälle folgt, könnte ein kleiner Abschnitt aus einer unüberwindbaren Wildwasserpassage bestehen. Auf dem Papier wäre das Gefälle problemlos fahrbar. In der Realität könnten Sie jedoch schnell in argen Schwierigkeiten stecken.
In der Regel nähert sich ein Fluss nicht auf geradem Weg seinem Ziel. Ist er nicht künstlich begradigt, so schlängelt er sich mehr oder weniger gewunden durch sein Flussbett. Das Wasser fließt trotz des längeren Weges in den äußeren Bögen einer Flusswindung schneller als in den inneren. Aufgrund von Ablagerungen ist das Wasser in den Innenbögen flacher, steht dort oft still oder fließt sogar flussaufwärts. Dieses Phänomen wird als Gegenstrom oder Kehrwasser bezeichnet. Mit diesem Wissen können Sie Ihre Paddeltour auf einem Fluss steuern. Wollen Sie schneller vorankommen, so nutzen Sie die Außenkurven. Möchten Sie eine Pause einlegen, sind die Innenkurven der richtige Rastplatz.
Stand Up Paddling auf Flüssen ist ein tolles Naturerlebnis. Touren flussabwärts sind weniger anstrengend, und so können beim SUP Wandern schnell viele Kilometer überwunden werden. Stand Up Paddling gegen die