Gesammelte Werke. Джек Лондон
das Saxon gemacht hatte. Billy gedieh ausgezeichnet. Saxon hatte ihn nie so gesund und stark gesehen. Sie selbst brauchte sich gar nicht in ihrem kleinen Handspiegel zu betrachten, um zu wissen, dass sie seit ihrer frühesten Jugend nie eine so warme Gesichtsfarbe gehabt hatte und so natürlich und lebhaft gewesen war.
»Es ist das erstemal in meinem Leben, dass ich Zeit gehabt habe zu spielen«, sagte Billy. »In all der Zeit, die wir verheiratet sind, haben wir nie gespielt. Kein Millionär kann es besser haben als wir.«
»Keine Fabrikpfeife früh um sieben«, triumphierte Saxon. »Ich hätte Lust, morgens im Bett liegenzubleiben, nur um zu zeigen, dass es so ist, wenn nicht alles so wundervoll wäre, dass es eine Sünde wäre, das zu tun. Und jetzt, Herr Freitag, jetzt sollst du nur spielen, dass du etwas Brennholz hackst und einen feinen großen Barsch oder sonst etwas zum Mittagessen fängst.«
Billy erhob sich, die Axt in der Hand, von der Stelle, wo er der Länge nach gelegen und mit den nackten Zehen Löcher in den Sand gebohrt hatte.
»Aber das dauert nicht mehr lange«, sagte er mit einem tief bedauernden Seufzer. »Der Regen kann jeden Augenblick kommen. Es ist unbegreiflich, dass er so lange auf sich hat warten lassen.«
Am Sonnabendmorgen, als er von seinem Lauf über die südliche Felswand zurückkam, konnte er Saxon nicht finden. Nachdem er sie einige Zeit vergeblich gerufen hatte, kletterte er den Weg hinan. Ein Stückchen weiterhin sah er sie rittlings ohne Sattel und Zaum auf einem Pferde sitzen, das sich langsam und unwillig über die Weide bewegte.
»Ein Glück für dich, dass es eine alte Stute ist, die gewohnt ist, dass man sie reitet. Kannst du den Druck vom Sattel sehen«, brummte er, als sie schließlich neben ihm hielt und ihm erlaubte, ihr herab zu helfen.
»Ach, Billy!« sagte sie mit strahlenden Augen. »Ich habe noch nie auf einem Pferd gesessen. Es war herrlich! Und ich fühlte mich so hilflos, ja, und so schwach.«
»Aber deshalb bin ich doch stolz auf dich«, sagte er und brummte noch mehr als zuvor. »Nicht alle verheirateten Frauen könnten sich so mit einem fremden Pferd einlassen, namentlich, wenn sie noch nie auf einem gesessen haben. Und ich habe auch nicht vergessen, dass du einmal ein feines Reitpferd ganz für dich haben sollst – oh, ein richtiges Prachtexemplar.«
*
Die Abalonenesser kamen in voller Kriegsstärke nach der Biercebucht. Sie hatten zwei Wagen, und einige von ihnen waren zu Pferde. Es waren ein Dutzend Männer und ungefähr ebensoviele Frauen. Sie waren alle jung, im Alter von fünfundzwanzig bis vierzig, und anscheinend alles gute Freunde. Die meisten von ihnen waren verheiratet. Sie strömten über vor guter Laune, stellten einander auf dem glatten Hang ein Bein und nahmen Billy und Saxon mit einer Kameradschaftlichkeit unter sich auf, die so warm war wie der Sonnenschein selbst. Saxon wurde gleich von den jungen Frauen mit Beschlag belegt – sie konnte nicht recht verstehen, dass sie verheiratet waren; und die wiederum machten viel Wesens von ihr, lobten ihr Zelt und ihre Reiseausrüstung und wollten durchaus ihre Geschichte hören. Sie waren selbst alle das Freiluftleben gewöhnt, wie Saxon bald merkte, als sie die Töpfe und Pfannen und die großen Eimer sah, die sie zum Kochen der Muscheln mitgebracht hatten.
Unterdessen hatten Billy und die anderen Männer sich ausgezogen und zerstreuten sich jetzt nach allen Seiten, um Muscheln und Abalonen zu suchen. Die jungen Frauen entdeckten Saxons Ukulélé und gaben sich erst zufrieden, als sie begann, ihnen vorzuspielen und vorzusingen. Mehrere von ihnen waren in Honolulu gewesen, kannten das Instrument und sagten, es sei sehr richtig, wenn Mercedes es den springenden Floh genannt hätte. Sie kannten auch die hawaischen Lieder, die Saxon von Mercedes gelernt hatte, und bald sangen sie alle zu ihrer Begleitung: »Aloha ʻOe«, »Honolulu Tomboy« und »Sweet Lei Lehua«. Sie nahm ehrlichen Anstoß daran, als einige von ihnen, selbst die älteren, eine Hula am Strand zu tanzen begannen.
Als die Männer, mit Säcken voller Schaltiere beladen, zurückkehrten, kommandierte Mark Hall als Hoherpriester den ganzen Stamm zum feierlichen Gottesdienst. Auf ein Zeichen von ihm fielen die vielen Steine gleichzeitig auf das weiße Fleisch nieder, und alle Stimmen erhoben sich, um zum Preis der Abalonen zu singen. Die alten Verse sangen alle mit, aber hin und wieder sang einer eine neue Strophe, die dann im Chor wiederholt wurde. Billy verriet Saxon, indem er sie leise bat, den Vers zu singen, den sie gemacht hatte, und ihre hohe Stimme erhob sich furchtsam zu folgender Strophe:
Zu unserer vollen Becher Klang
Wir auf dem Hochsitz thronen,
Zu frohen Liedern schmausen wir
Die heißen Abalonen.
»Großartig!« rief der Dichter. »Sie spricht die Sprache des Stammes. Kommt, Kinder, kommt!«
Und alle sangen Saxons Vers. Dann kam Jim Hazard mit einem neuen Vers und eines der jungen Mädchen, und dann der eiserne Mann mit den blaugrünen Basiliskenaugen, den Saxon nach der Beschreibung von Hall erkannte. Sie selbst fand, dass er ein Gesicht wie ein Priester hatte.
Und so ging es weiter, neue Verse und alte Verse, endlose Verse zur Verherrlichung der fleischigen Schaltiere Carmels. Saxon war glücklich, fast außer sich vor Entzücken, und sie konnte beinahe nicht glauben, dass alles Wirklichkeit war. Es war wie ein Märchen oder wie eine Geschichte aus einem Buch, die Wirklichkeit geworden war. Dann wieder glaubte sie in einem Theater zu sein, auf dessen Bühne sie und Billy sich als Schauspieler auf irgendeine unfassbare Weise verirrt hatten. Viele von den Witzen, die sie hörte, konnte sie nicht verstehen, und das Puritanertum in ihr ließ sie über einige plumpe Ausdrücke erstaunen und Anstoß nehmen, aber sie wollte nicht über die anderen zu Gericht sitzen. Sie sahen aus, als ob sie gut wären, diese frohen jungen Menschen; und sicher waren sie nicht grob oder gewöhnlich, wie so viele von denen, die sie auf ihren Sonntagsausflügen getroffen hatte. Keiner der Männer trank zu viel, obwohl sie Cocktail in Kühlflaschen und Rotwein in einer mächtigen Korbflasche mitgebracht hatten. Was Saxon am meisten imponierte, war ihre überströmende Heiterkeit, ihre kindliche Freude über die Dinge und die kindlichen Dinge, die sie unternahmen. Diese Wirkung wurde noch dadurch erhöht, dass sie bekannte Romanschriftsteller und Maler, Dichter und Kritiker, Bildhauer und Musiker waren. Ein Mann mit einem feinen, scharfgeschnittenen Gesicht – Theaterkritiker an einer großen San Franziskoer Zeitung, wie sie Saxon erzählten – verstand eine Kunst, die alle Männer versuchten, die ihnen aber allen auf das Lächerlichste misslang. Mit regelmäßigen Zwischenräumen wurden an der Küste Planken als Hindernisse aufgestellt.