Gesammelte Werke. Джек Лондон
könnten den ganzen Winter bleiben, wenn sie wollten. Billy ruhte sich an diesem Tage aus. Alle Glieder waren steif und schmerzten ihn. Außerdem war er vollkommen gelähmt von der Leistung des Dichters.
»Alle Menschen können irgend etwas – in ganz großem Stil – hier im Lande«, sagte er bewundernd. »Sieh dir Hafler an! Er ist größer als ich und schwerer – und das Gewicht ist etwas Schlimmes für einen Fußgänger. Aber für ihn hat das keine Geltung. Er ist einmal siebzig Meilen in vierundzwanzig Stunden gegangen, erzählte er mir, und einmal hundertundsiebzig Meilen in drei Tagen. Er machte mich direkt lächerlich, und ich war verlegen wie ein kleines Kind.«
»Vergiss nicht, Billy«, sagte Saxon beruhigend, »dass jeder seine Spezialität hat. Und hier bist du der große Stil – auf deinem Gebiet. Nicht einer von ihnen kann mit einem Paar Boxhandschuhen umgehen wie du.«
»Das stimmt vielleicht«, gab er zu. »Aber deshalb ist es doch nicht schön, in Grund und Boden gelaufen zu werden – von einem Dichter, denk dir – von einem Dichter!«
Viele Tage verbrachten sie damit, den Boden zu untersuchen, und zuletzt beschlossen sie widerstrebend, den Plan, ihn zu pachten, aufzugeben. Die Riesentannen-Canyons und die großen Felsen bei den Santa-Lucia-Bergen bezauberten Saxon; aber sie dachte daran, was Hafler ihr von den Sommernebeln erzählt hatte, die zuweilen die Sonne eine oder zwei Wochen hintereinander versteckten und monatelang andauern konnten. Dazu war auch kein Markt in der Nähe. Es waren viele Meilen bis zu dem Ort, wo der nächste Fahrweg begann, und von dort an Sur vorbei bis nach Carmel war der Weg schmal und beschwerlich. Billy, der sich gut auf Fahrwege verstand, gab zu, dass er alles eher als gut war, wenn es auf schwere Fuhren ankam. Auf Haflers Boden befand sich der Marmorbruch. Er hatte gesagt, er würde ein Vermögen wert sein, wenn er in der Nähe einer Eisenbahn läge, aber wie die Verhältnisse wären, könnten sie ihn umsonst bekommen, wenn sie sich etwas daraus machten.
Billy sah im Geist die mit Gras bewachsenen Hänge als Weiden für seine Pferde und sein Vieh, und es erschien ihm schwer, seinen Plan aufzugeben, aber er hörte Saxons Argumente für einen richtigen Bauernhof, wie der, den sie im Kino in Oakland gesehen hatten. Ja, gab er zu, was sie haben müssten, sei ein richtiger, gewöhnlicher Bauernhof und einen solchen richtigen, gewöhnlichen Bauernhof sollten sie auch schon kriegen, und wenn sie vierzig Jahre herumlaufen müssten, um ihn zu finden.
»Aber es müssen Riesentannen darauf stehen«, bedang Saxon sich schnell aus. »In die Bäume bin ich ganz verliebt. Aber wir können ohne Nebel fertig werden. Und es müssen gute Fahrwege und nicht allzu fern muss eine Eisenbahn sein.«
Zwei Wochen lang waren sie durch schwere Regenschauer an das Marmorhaus gefesselt. Saxon machte Streifzüge durch Haflers Bücher, wenn auch die meisten hoffnungslos über ihrem Horizont lagen, und Billy ging mit Haflers Büchsen auf die Jagd. Aber er war ein schlechter Schütze und ein noch schlechterer Jäger. Das einzige, womit er Glück hatte, waren die Kaninchen, die zu töten ihm hin und wieder glückte, wenn sie still saßen. Mit der Büchse konnte er nichts bekommen, obwohl er auf ein Dutzend verschiedene Tiere schoss und einmal auch auf ein mächtiges Geschöpf aus dem Katzengeschlecht mit einem langen Schwanz, das seiner Ansicht nach ein Berglöwe war. Obwohl er aber beständig über sich murrte, konnte Saxon doch gut sehen, welche Freude ihm dieses ganze Leben machte. Dieses späte Erwachen des Jägerinstinkts machte ihn beinahe zu einem anderen Menschen. Er war früh und spät draußen, unternahm mächtige Klettertouren und Spaziergänge, und einmal kam er ganz bis zu den Goldminen, von denen Tom gesprochen hatte, und blieb zwei Tage lang fort.
»Rede mir nicht davon, sich in der Stadt abzurackern, ins Kino und Sonntags in den Park zu gehen – wenn man sich richtig amüsieren will«, konnte er manchmal ausrufen. »Ich begreife nicht, dass ich mir je das Hundeleben habe gefallen lassen. So ein Ort wie hier – hier hätte ich mein ganzes Leben verbringen sollen.«
Die neue Lebensweise erfüllte ihn ganz und rief ihm beständig die alten Jagdgeschichten seines Vaters ins Gedächtnis zurück, die er Saxon erzählte.
»Weißt du, jetzt werden mir die Glieder nicht mehr steif, wenn ich einen ganzen Tag lang trabe«, sagte er triumphierend. »Jetzt bin ich es gewohnt. Und eines Tages, wenn ich diesen Hafler treffe, werde ich ihn zu einem Spaziergang herausfordern, dass ihm die Luft ausgeht.«
»Du dummer Junge, immer willst du allen anderen die Luft wegnehmen – auf ihrem eigenen Gebiet«, sagte Saxon mit heiterem Lachen.
»Ja; und das ist sehr richtig«, brummte er. »Hafler wird immer ein besserer Fußgänger bleiben als ich. So ist er nun einmal. Wenn ich ihn aber je wiedersehe, werde ich ihn doch zu einem kleinen Boxkampf herausfordern – wenn ich auch nicht so gemein sein werde, ihn so schlimm zu misshandeln, wie er mich misshandelt hat.«
Auf dem Rückwege nach Carmel zeigte der Zustand der Wege ihnen hinreichend, dass sie klug getan hatten, den Plan mit dem Staatsboden aufzugeben. Sie kamen an einem Bauernwagen vorbei, der umgestürzt war, an einem anderen Wagen, dessen Achse gebrochen war, und an der Post, die hundert Meter weiter abwärts mit Passagieren, Pferden und allem auf dem Hange lag.
»Ich glaube schon, dass sie im Winter den Weg nicht versuchen«, sagte Billy. »Das ist der reine Menschen- und Tiermörder, und ich möchte wissen, wie sie den Marmor hier transportieren wollen.«
*
Das Bleiben in Carmel wurde ihnen leicht gemacht. Der Eisenmann war schon nach dem katholischen Seminar gereist und der »Schuppen« erwies sich bei näherer Besichtigung als ein sehr bequem für eine kleinere Familie eingerichtetes Haus mit drei Stuben. Hall ließ Billy auf dem Kartoffelfeld arbeiten – ein Feld von sechzig Morgen, das der Dichter zur großen Freude der ganzen Gesellschaft gelegentlich bebaute. Er legte Kartoffeln, wann es ihm einfiel; unter den anderen war allgemein die Meinung verbreitet, dass das, was nicht verfaulte, zu gleichen Teilen zwischen Wühlmäusen und verirrten Kühen geteilt wurde. Sie liehen vom Nachbar einen Pflug und mieteten ein paar Pferde, und dann machte Billy sich an die Arbeit. Er zäunte das Feld auch ein, und nachher musste er das Schindeldach der Villa anstreichen. Hall kam auf den First geklettert, um Billy daran zu erinnern, dass er sich nicht an seinem Brennholzstapel vergreifen dürfte. Eines Morgens kam er und sah Billy zu, der Brennholz für Saxon hackte. Der Dichter beobachtete ihn mit gierigen Blicken, zuletzt aber konnte er sich nicht länger halten.
»Sie haben offenbar keine Ahnung, wie man eine Axt gebraucht«, spottete er. »Kommen Sie, ich will es Ihnen zeigen.«
Er arbeitete