Gesammelte Werke. Джек Лондон

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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und auf das Korn, das vom Vieh arg zer­tre­ten war.

      »So et­was mei­ne ich«, kri­ti­sier­te er. »Veral­te­te Metho­den. Und sieh, wie dünn die Saat steht und wie schlecht die Erde ge­pflügt ist. Elen­des Vieh, elen­de Saat, elen­de Wirt­schaft. Cha­von hat den Bo­den acht Jah­re lang aus­ge­so­gen und ihm nie einen Au­gen­blick Ruhe ge­gönnt und nie das Ge­rings­te hin­ein­ge­steckt, au­ßer dass er das Vieh auf die Stop­peln jag­te, so­bald das Stroh weg war.«

      Et­was wei­ter­hin ka­men sie zu ei­ner klei­nen Vieh­her­de.

      »Sieh den Stier, Sa­xon! Räu­de, sag ich dir. Es müss­te ein Ge­setz ge­ben, das ver­bö­te, sol­che Tie­re am Le­ben zu las­sen. Kein Wun­der, dass Cha­von so ver­armt ist, und dass er je­den Gro­schen, den er an sei­ner Lehm­gru­be ver­dient, für Ab­zah­lun­gen und Zin­sen braucht. Grund­be­sitz al­lein tut es nicht. Sieh die­se hun­dert­und­vier­zig! Je­der Mensch mit ein biss­chen Grüt­ze im Kopf kann blan­ke Ta­ler her­aus­har­ken. Das wer­de ich ihm schon zei­gen.«

      Dann tauch­te die große Zie­gel­scheu­ne in der Fer­ne auf.

      »Ein paar Dol­lar zur rech­ten Zeit hät­ten hun­der­te für das Dach ge­spart«, mein­te Bil­ly. »Na, wenn ich kau­fe, brau­che ich je­den­falls nichts für Ver­bes­se­run­gen aus­zu­ge­ben. Und ei­nes will ich dir sa­gen. Hier ist Was­ser im Über­fluss, und wenn Glen El­len je­mals tro­cken­ge­legt wird, dann kom­men sie zu mir, um Was­ser zu krie­gen.«

      Bil­ly kann­te den Grund und Bo­den aus und ein, und er ritt auf halb­ver­wisch­ten Vieh­stei­gen durch den Wald. Ein­mal griff er has­tig in die Zü­gel, und bei­de hiel­ten an. Gera­de ge­gen­über, ein Dut­zend Schritt von ih­nen, stand ein halb­aus­ge­wach­se­ner ro­ter Fuchs. Das wil­de Ge­schöpf be­ob­ach­te­te sie etwa eine hal­be Mi­nu­te mit sei­nen klei­nen schim­mern­den Au­gen, und es zuck­te in den emp­find­li­chen Nüs­tern, als sie die Bot­schaft auf­fin­gen, wel­che die Luft ih­nen brach­te. Dann sprang es auf sam­met­wei­chen Pfo­ten bei­sei­te und war im nächs­ten Au­gen­blick zwi­schen den Bäu­men ver­schwun­den.

      »Das ver­fluch­te Biest!« rief Bil­ly.

      Als sie sich dem Wild­was­ser nä­her­ten, ka­men sie auf eine lan­ge schma­le Wie­se. In der Mit­te war ein Teich. »Na­tür­li­ches Was­ser­re­ser­voir, wenn Glen El­len ein­mal Was­ser kau­fen muss«, sag­te Bil­ly. »Sieh dort am un­te­ren Ende – es wür­de fast nichts kos­ten, einen Deich quer hin­durch zu zie­hen. Und ich kann auch eine Lei­tung an­le­gen und al­les, was von den Hü­geln her­abrie­selt, auf­fan­gen. Und Was­ser wird Geld hier im Tal und das, ehe tau­send Jah­re ver­gan­gen sind. Und all die Schwach­köp­fe, die nicht se­hen, was kom­men wird, na ja, und die In­spek­to­ren, die das Tal mit ei­ner elek­tri­schen Bahn von Sau­sa­li­to mit ei­ner Sei­ten­bahn durch das Na­pa­tal be­glücken wol­len!«

      Sie er­reich­ten den Rand des Wild­was­ser-Ca­ny­ons, und, sich im Sat­tel zu­rück­leh­nend, lie­ßen sie die Pfer­de eine stei­le Bö­schung hin­ab­glei­ten und ge­lang­ten durch große Kie­fern­wäl­der auf einen al­ten, ganz ver­wisch­ten Pfad.

      »Die­ser Weg ist in den Fünf­zi­gern an­ge­legt«, er­klär­te Bil­ly. »Es war der rei­ne Zu­fall, dass ich ihn fand. Ich frag­te ges­tern Pop­pe da­nach – er ist hier im Tal ge­bo­ren. Er sag­te, das war da­mals, als die Gold­grä­ber von Pe­ta­lu­ma her­über­ka­men. – Aber das wa­ren die rei­nen Wil­den. Es wa­ren Spie­ler, die ihn an­leg­ten, und sie müs­sen eine Men­ge Idio­ten mit­ge­bracht ha­ben. Kannst du die Ebe­ne dort und die al­ten Baum­stümp­fe se­hen? Dort hat­ten sie ihr La­ger, und un­ter den Bäu­men er­rich­te­ten sie ihre Spiel­bu­den. Da­mals war die Ebe­ne grö­ßer, aber der Bach hat ein gut Teil da­von weg­ge­fres­sen. Pop­pe sag­te, ein paar Mann wä­ren tot­ge­schla­gen und ei­ner ge­lyncht wor­den.«

      Über den Hals der Pfer­de ge­beugt, ar­bei­te­ten sie sich einen schma­len Vieh­steig zum Ca­ny­on hin­an und rit­ten dann über un­ebe­nes Ge­län­de auf die Hü­gel zu.

      »Weißt du, Sa­xon, du hast dich im­mer nach al­lem Schö­nen um­ge­schaut. Aber jetzt will ich dir et­was zei­gen, das dich sprach­los ma­chen wird – war­te nur, bis wir durch die­se Man­za­ni­tas hin­durch sind.«

      Nie auf ih­rer lan­gen Rei­se hat­te Sa­xon eine so herr­li­che Aus­sicht ge­se­hen wie die, wel­che sich ih­rem Bli­cke zeig­te, als sie aus dem Ge­büsch her­aus­ka­men. Der halb­ver­wisch­te Pfad glich ei­nem un­re­gel­mä­ßi­gen ro­ten Schat­ten, den die großen Rie­sen­tan­nen und breitäs­ti­gen Ei­chen auf den wei­chen Wald­bo­den ge­wor­fen hat­ten. Es war, als hät­ten all die ver­schie­de­nen Baumar­ten und Wein­ran­ken, die die Ve­ge­ta­ti­on aus­mach­ten, sich ver­schwo­ren, das laubrei­che Dach zu flech­ten. Ahorn, große Ma­dron­jos und Lor­beer­bäu­me, hohe Ei­chen mit braun­gel­ber Rin­de, ab­ge­schält und ver­floch­ten mit wil­dem Wein und flam­men­den Gif­tei­chen. Sa­xon lenk­te Bil­lys Auf­merk­sam­keit auf eine mit Far­nen be­deck­te Moos­bank. Es war, als ob alle Hän­ge sich tra­fen, um die­se mäch­ti­ge Höh­le und Laub­hüt­te in der Tie­fe des Wal­des zu bil­den. Der Bo­den zu ih­ren Fü­ßen war feucht wie ein Schwamm. Ein un­sicht­ba­rer Was­ser­lauf rie­sel­te un­ter breit­blätt­ri­gen Far­nen. Zu al­len Sei­ten wa­ren be­zau­bern­de Durch­bli­cke, wo jun­ge Rie­sen­tan­nen schwei­gend und statt­lich um ge­fal­le­ne Hü­nen stan­den, die den Pfer­den bis zur Schul­ter reich­ten und mit Moos be­deckt wa­ren, wäh­rend ihre Stäm­me und Wur­zeln sich lang­sam mit der wei­chen Erde misch­ten.

      Schließ­lich, nach noch ei­ner Vier­tel­stun­de, ban­den sie die Pfer­de am Ran­de des schma­len Ca­ny­ons an, der sich durch die Wild­nis bis zu den Hü­geln wand. Durch eine Öff­nung zwi­schen den Bäu­men wies Bil­ly auf die Wip­fel der sich nei­gen­den Kie­fern.

      »Gera­de dar­un­ter ist es«, sag­te er. »Wir müs­sen dem Bach­bett fol­gen. Ein Weg exis­tiert nicht, aber du kannst se­hen, dass es vie­le Stel­len gibt, wo die Tie­re über den Bach set­zen. Du musst dich auf nas­se Füße ge­fasst ma­chen.«

      Sa­xon lach­te ver­gnügt und hielt sich dicht hin­ter ihm, wäh­rend sie durch klei­ne Was­ser­pfüt­zen plät­scher­ten und auf Hän­den und Fü­ßen die glat­ten Sei­ten des Fel­sens er­klom­men, wo das Was­ser sein ver­hee­ren­des Werk ver­rich­tet hat­te. Vor­sich­tig gin­gen sie un­ter den Stäm­men al­ter, ge­stürz­ter Bäu­me hin­durch.

      »Der Berg hat kei­nen rich­ti­gen Fels­kern«, sag­te Bil­ly be­leh­rend. »Das Was­ser schnei­det im­mer tiefer ein, und des­halb stür­zen die Sei­ten zu­sam­men. Sie sind so steil, dass sie ge­ra­de noch ste­hen kön­nen, ohne ganz ein­zu­stür­zen. Et­was hö­her hin­auf ist der Ca­ny­on kaum et­was an­de­res als ein Spalt im Bo­den, aber ein mäch­tig tiefer Spalt, das kannst du sa­gen, wenn dich ei­ner fra­gen soll­te. Man kann hin­über spu­cken, man kann sich aber auch den Hals dar­in bre­chen.«

      Ihr Vor­wärts­kom­men wur­de im­mer schwie­ri­ger und schließ­lich wur­den sie von ei­ner en­gen Schlucht auf­ge­hal­ten, wo eine Men­ge Treib­holz sich auf ih­rem Wege auf­ge­häuft hat­te.

      »Bleib du hier«, sag­te Bil­ly. Dann leg­te er sich flach auf den Bo­den und kroch durch das Ge­büsch, das un­ter ihm krach­te und knis­ter­te.

      Sa­xon war­te­te, bis das letz­te Geräusch ver­schwun­den war. Sie war­te­te noch zehn Mi­nu­ten, und dann folg­te sie Bil­ly auf dem Wege, den er ge­bahnt hat­te. An der Stel­le, wo das Fluss­bett


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