Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth

Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth


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      Träumen, schlafn. – Das Best für den is gar nimmer aufwachn.

      XAVER

      Das Best ists freili. Für an jedn.

      SIMON

      Möchst denn du scho eingscharrt sein? Und verfauln?

      XAVER

      Manchmal.

      SIMON

      I net. No lang net!

      SLIWINSKI

      Manchmal ists a direkte Gnad, der Tod.

       Schweigen.

      MAURER

      Wo war denn der zhaus?

      OBERLE

      In Stettin.

      HANNES

      Stettin?

      OBERLE

      Stettin liegt am Meer.

      HANNES

      Da hätt er mehr als Matros –

      MOSER

      unterbricht ihn bestürzt: Ruhe!! Der hört ja! Schauts hi, wie der schaut!!

       Alle schrecken zusammen, versteinern.

      SCHULZ

      hatte die Augen aufgeschlagen und gehorcht; fixiert nun einen nach dem anderen; lächelt schwach: – Wer kennt Stettin? Und Warnemünde? – Hm – Also: Gnade. Sterben. Verfaulen. Hm. – Muß man denn wirklich schon verfaulen? Ja? Nein, ihr irrt! Ihr irrt! Ich bin ja nur gestolpert – die Haut klein wenig abgeschürft, jedoch nichts gebrochen, verrenkt, alles intakt! Ich fühle mich sauwohl, tatsächlich: sauwohl – und dann will ich wieder arbeiten. Rasieren, frisieren. Nehmen Sie Platz, bitte – Ich rasiere, frisiere, ich rasiere, ich frisiere – ich, habe, gehört – hier würden, noch – Leute – eingestellt werden – Er stirbt.

       Stille.

       Alle entblößen ihr Haupt.

      HANNES

      fällt langsam in die Knie, betet: Vater unser, der Du bist im Himmel, geheiliget werde Dein Name –

      MOSER

      unterbricht ihn: Verflucht! Ka Litanei, ka Rosenkranz! Der da drobn is taub für uns arme Leut!

       In weiter Ferne Donnerrollen.

      Ja, donnern, des kann der! Und blitzn und stürmen! Schreckn und vernichtn! – Was gedeiht, ghört net uns. Was ghört dem armen Mann? Wenn die Sonn scheint, der Staub, wenns regnet, der Dreck! Und allweil Schweiß und Blut!

       Ein leiser Wind hebt an, der allmählich zum Sturm wird.

      INGENIEUR

      erscheint; atemlos; aufgeregt: Was ist hier los? Warum steht man so herum? Wer gab das Notsignal?

      MAURER

      I.

      INGENIEUR

      Was ist denn geschehen?

      OBERLE

      Still, Herr! Hier liegt a Toter.

      INGENIEUR

      Wieso? Wo? Wer?

      OBERLE

      Dort. Den Ihr gestern eingestellt habt, der Schulz.

      INGENIEUR

      Scheußlich!

      OBERLE

      Er ist bloß gestolpert – über die Wand da. So vierzig Meter. Schweigen.

      INGENIEUR

      Verdammt! Tja, da kann keiner dafür. – Wollen wir ihn ehren, indem wir geloben, ihm, der in Erfüllung seiner Pflicht fiel, nachzueifern, weiterzuarbeiten. – Ich muß unbedingt darauf bestehen, daß die Arbeit sofort wieder aufgenommen wird. Den Leichnam lassen wir bis zum Abend hier liegen und nun –

      MOSER

      unterbricht ihn: Na, der werd zuerst nuntergtragn und aufbahrt. Nachher werd weitergschafft. Eher net!

      INGENIEUR

      Hoppla! Hier hat nur einer zu befehlen, und das bin ich! Pflicht kommt vor Gefühlsduselei.

      REITER

      Pflicht is, a Leich net liegn zu lassn, wie an verrecktn Hund.

      INGENIEUR

      Ich verbitte es mir, über Pflicht belehrt zu werden! Merken Sie sich das, Sie! Ich habe mir mein Ziel erkämpft und pflege meinem Willen Geltung zu verschaffen. Und seis mit schärfsten Mitteln!

      SIMON

      Bravo! Bravo!

      INGENIEUR

      Was soll das?

       Schweigen.

      Es wird weitergearbeitet. Mit Hochdruck und sofort. Los!

       Keiner reagiert.

       Schweigen.

      Hört: sollte das Wetter umschlagen und wir hätten die Vorarbeiten noch nicht beendet, – das Werk, der Bau, die Bahn ist gefährdet!

      MOSER

      Sonst nix? Werd scho schad sein um die Scheißbahn! Sehr schad! Wer werd denn damit amüsiert? Die Aufputztn, Hergrichtn, Hurn und Wucherer! Wer geht dran zu Grund?! Wir!

      SIMON

      Wir! Wir!

      INGENIEUR

      höhnisch, doch etwas unsicher: So?

      MAURER

      Gfährdet is bloß unser Lebn!

      INGENIEUR

      Hier gibt es Hetzer?

      REITER

      Und Ghetzte!

      MOSER

      Und was is denn scho, wenns überhaupt kane Bahnen gibt?! Kamst um dei Seelenheil? Stürzet die Welt ein?!

      INGENIEUR

      Unreifes Zeug, dummes!

      REITER

      Wenn Sie, Herr, so a gscheits Genie san, so denkens halt mal an uns! Bauns ka Bergbahn! Bauns uns Häuser statt Barackn!

      INGENIEUR

      Hier wird nicht geredet, hier wird gearbeitet! Ohne Kritik!

      OBERLE

      Habt Ihrs net donnern ghört, zuvor?

      INGENIEUR

      Quatsch! Quatsch! Ich kenne das Wetter! Das hält!

       Hannes lacht.

      OBERLE

      Herr, i bin a alter Arbeiter und die Verantwortung –

      INGENIEUR

      unterbricht ihn: Nur keine Anmaßung! Die Verantwortung trage ich. Nur ich.

       Es donnert.

       Stille.

      Hm. Jetzt dürfte sich manches geändert – Grinst nur, grinst! Ja, jetzt könnt ihr den aufbahren. Alles aufbahren! Auch euch selbst! Er will absteigen.

      MAURER

      Halt! An Augenblick! Darf man fragn, obs stimmt, daß wir ghetzt werdn? Und daß es ganz gleich is, ob wir runterfalln, wenn nur des Kabel herobn hängt, bevors Wetter umschlagt? Und daß wir, wanns umgschlagn hat, fortgtriebn werdn –

      INGENIEUR

      unterbricht


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