Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
Mike Rander hatte genauso wie der Gangster vor ihm das Geräusch des Zuschlagens wahrgenommen.
Der Gangster wirbelte um seine Längsachse herum und wollte eingreifen.
Aber Mike Rander hatte sich inzwischen schon die Freiheit genommen, seinen rechten Arm hochzureißen.
Es wurde ein Volltreffer …!
Die Füße des Gangsters verließen den Boden, für Bruchteile von Sekunden schwebte der ganze Körper gestreckt in der Luft. Butler Parkers Regenschirm schoß vor und schlug dem Gangster den Revolver aus der Hand. Kurz nach der Landung des Revolvers auf den Steinplatten kam auch der Körper des Gangsters an. Leicht verkrümmt bettete er sich nieder und rührte sich nicht mehr.
»Sehr schön, Parker«, meinte Rander lächelnd, »mir scheint, wir hatten es doch mit Anfängern zu tun. Ich denke, wir bringen die Gäste erst einmal ins Haus zurück.«
Sie schleiften die Beute in die Diele.
Butler Parker beschäftigte sich dann mit den Taschen der beiden Gangster und legte die Fundstücke auf den kleinen Rauchtisch.
Es, handelte sich um zwei Revolver und zwei Totschläger, die teleskopartig aus einer Metallhülse geschlagen werden konnten. Dann fanden sich Geld in Scheinen und Münzen, Zigaretten und Wagenschlüssel. Papiere irgendwelcher Art hatte Butler Parker leider nicht finden können.
»Ich hoffe, Sie besitzen Waffenscheine«, sagte jetzt Rander, sich an die beiden Gangster wendend.
»Rander, das werden Sie noch schwer büßen«, erwiderte der Wortführer wütend. »Sie können uns gar nichts anhaben …! Die Tür zum Dachgarten war geöffnet. Und Sie werden unter Eid aussagen müssen, daß wir nicht in Ihren Bau eingedrungen sind.«
»Ich weiß, ich weiß, selbst ein Einbruch läßt sich nicht nachweisen. Von den anderen Dingen ganz zu schweigen. Aber wie steht es denn mit den Waffen?«
»Lassen Sie das mal unsere Sorge sein!«
»Sie können gehen!« schloß Rander.
»So, wir werden gehen«, sagte der Wortführer mit fester Stimme, »aber wir werden uns Wiedersehen, wetten?«
»Ich brauche gar nicht erst zu wetten. Ich bin sogar davon überzeugt, daß wir uns noch einmal begegnen werden …! Richten Sie Molster unsere Empfehlungen aus. Kann sein, daß wir schon in den nächsten Tagen bei ihm aufkreuzen werden.«
Der Gangster, der bisher beharrlich geschwiegen hatte, sprang plötzlich mit einem Salz auf den Rauchtisch zu. Er war viel schneller als die Krücke des Regenschirms, die Parker ihm nachgeschickt hatte. Der Gangster grapschte nach einer der beiden Waffen, riß sie hoch und richtete die Mündung auf Rander und Parker. Der Gangster am Telefon lachte leise und triumphierend auf.
»Hoch die Flossen, Jungens«, sagte der bewaffnete Gangster, »beeilt euch, sonst werde ich nervös …!«
»Gegen diese Methoden muß ich aber in aller Form Protest einlegen«, ließ Parker sich da vernehmen, »das verstößt gegen das, was man die guten Sitten nennt!«
»Halte den Rand und nimm die Flossen hoch …!«
Rander und Parker blieb nichts anderes übrig, als vorerst einmal zu gehorchen.
»Na, Rander, was sagen Sie jetzt, Sie Großmaul?« fragte er hämisch.
Er ließ sich von seinem Partner die zweite Waffe geben. Im gleichen Moment aber nahmen Rander und Parker ihre Arme herunter. Sie lächelten ihre Gegner friedfertig an.
»Aber schnell wieder hoch!« brüllte der Wortführer gereizt, »auf ’nen Kavaliersschuß soll’s mir nicht ankommen!«
»Dann eben nicht!«
Der Gangster nahm seine Waffe noch eine Idee höher, visierte den Oberschenkel Randers an und … drückte ab.
Nur ein billiges, schäbiges Klicken war zu vernehmen.
Der zweite Gangster schoß nun ebenfalls.
Das billige, schäbige Klicken ertönte noch einmal.
»Ohne Magazin kann man nicht schießen«, sagte Rander auflachend, »Butler Parker war so freundlich, die Waffen zu entladen. Sie können ihm nicht dankbar genug sein. Ohne seine Mithilfe würden Sie bald unter der Anklage schwerer Körperverletzung stehen.«
Die beiden Gangster versuchten zu retten, was zu retten war. Sie wollten sich auf Rander und Parker stürzen, doch als Parker sie in die Mündung seiner Waffe sehen ließ, steckten sie endlich auf. Sie waren mit ihren Nerven restlos fertig!
*
Butler Josuah Parker hatte zwei Drinks gemischt und brachte sie zum Rauchtisch.
»Im Grunde bin ich recht froh, Parker, daß wir diesen nächtlichen Besuch hatten«, begann Rander, »denn das Auftauchen der beiden Gauner beweist, daß der ermordete Mike Ledgers tatsächlich zur Monopol-Bande gehörte. Seit ihrem Weggehen aus der Pension wurden Sie beschattet, Parker. Die Bande verfolgte uns beide weiterhin zu Stratton und traf dann Vorbereitungen, uns hier in der Wohnung hochgehen zu lassen.«
»Daraus ließ sich weiterhin ableiten, Sir, daß Ledgers von Mitgliedern der Monopol-Bande erschossen wurde.«
»Vollkommen richtig, Parker«, entgegnete Rander und nickte. »Sie dürften mit Ihrer ersten Vermutung doch wohl recht gehabt haben. Ledgers wurde aus internen Gründen ausgeschaltet. Er muß sich wirklich in Gegensatz zu seiner Bande gestellt haben.«
»Wenn Ledgers das tat, dann muß auch jener gewisse Jeff gefährdet sein, mit dem er sich am Telefon unterhielt, Sir.«
»Wie? Natürlich, Parker, natürlich! Die beiden Männer redeten ja sehr vertraut miteinander. Hoffentlich ist diesem Jeffy nicht schon etwas passiert.«
»Falls nicht, Sir, wird dieser Mann eine große Hilfe für uns sein.«
»Ich habe schon verstanden«, gab Rander lächelnd zurück, »Sie meinen, man könnte ihm später die Daumenschrauben anlegen, nicht wahr?«
»In einer sanften und seriösen Form, Sir, gewiß.«
»Aber wie kommen wir an diesen Jeffy heran?«
»Sir, darf ich Ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf das Tonband hinlenken?«
»Natürlich dürfen Sie, Parker, aber soweit ich mich erinnern kann, gibt die Tonaufzeichnung keinen Aufschluß darüber, wo Jeffy zu finden ist.«
»Wenn Sie gestatten, Sir, wage ich zu widersprechen!«
»Da bin ich gespannt!«
Josuah Parker bemühte sich noch einmal um das kleine Tonbandgerät und schloß es ans Netzt an. Dann ließ er das Band wieder zurücklaufen und suchte die Stelle, die ihn interessierte.
Verzerrt, quäkend und langsam ließ der Butler die Stelle abspielen, die das Wählen der Telefonnummer wiedergab. Jetzt, in der langsamen Verzerrung, konnte man die Rücklaufgeräusche der Wählerscheibe gut ausmachen. Josuah Parker hockte dicht am Gerät und lauschte. Lässig schaltete er das kleine Wundergerät wieder ab und richtete sich auf.
»Die Nummer, Sir, dürfte meiner Schätzung nach 3-6-5-8-5-2- sein.«
»Genau meine Feststellung«, sagte Rander, der mitgezählt hatte. »Ich denke, ein Zweifel ist ausgeschlossen, Parker. Morgen werde ich sofort meine Beziehungen spielen lassen und herauszufinden versuchen, unter welcher Adresse diese Nummer zu finden ist.«
Die beiden äußerlich so ungleichen Männer unterhielten sich noch eine Weile. Es galt, die Arbeit gut einzuteilen. Und selbstverständlich, sie mußten wieder einmal getrennt marschieren und vereint wirken.
»Was meinen Sie, Parker, werden wir in dieser Nacht noch einmal Besuch erhalten? Sorgen Sie jedenfalls dafür, Parker, daß wir eine ungestörte Nacht haben«, meinte Anwalt Rander.
»Sir, Sie werden sich auf mich verlassen können«, erwiderte Josuah