Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges
mich, Bill!«
»Ich schätze, es sind jetzt drei Monate her, daß zwei Leutchen aus den Südstaaten hier auftauchten und sich mausig machten. Zuerst gab man ihnen keine Chance, aber sie boxten sich durch. Es sieht so aus, als würden sie sich durchsetzen.«
»Wie steht es denn mit Namen?«
»Ausgeschlossen, Chef, ausgeschlossen«, sagte Stratton sofort und sehr entschieden, »aber ich kann Ihnen einen Tip geben. Sie kennen doch Steve Wellman, ja?«
»Wellman, Wellman? Ist das nicht der Besitzer eines Nachtclubs?«
»Richtig. Die Bude nennt sich ›Golden Tree‹. Sie befindet sich außerhalb der Stadt, draußen am See. Sehr exclusiv.«
»Schön, und womit wird er uns dienen können?«
»Das müssen Sie allein herausfinden, Chef«, sagte Stratton, »ich glaube, ich habe Ihnen bereits eine Menge gesagt. Eigentlich schon zuviel.«
»Dann muß das ein toller Tip sein«, gab Rander lächelnd zurück, »vielen Dank, Billy. Damit hätten wir also erst einmal die Konkurrenz angerissen. Und welcher Bursche hat das jetzige Gift-Monopol ausgebaut?«
»Stand Henry Molster nicht mehrmals vor Gericht und sollte als Rauschgift-Händler überführt werden?«
»In Ordnung, Bill, ich weiß Bescheid. Wo ich Molster finden kann, weiß ich sehr gut.«
»Chef, darf ich Ihnen ’nen guten Rat geben?«
»Und?«
»Unter den Brüdern herrscht ’ne tolle Nervosität. Die sind gereizt wie ein Schwarm Hornissen, die man hochgescheucht hat. Seien Sie mächtig auf der Hut!«
»Wir werden schon aufpassen, Billy … Eine andere Frage. Kennen Sie einen gewissen Mike Ledgers?«
Strattons Gesicht wurde undurchdringlich. Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort.
»Kann schon sein«, lautete schließlich sein Satz.
»Ich nehme an, er steht Molster nahe, oder?«
»So kann man es ausdrücken.«
»Ich muß mich korrigieren. Er stand Molster nahe.«
»Wieso …?«
Stratton hatte selbstverständlich sofort verstanden und sah Mike Rander überrascht an.
»Er wurde erschossen, Bill.«
»Daher pfeift also der Wind«, erwiderte Stratton.
Freundlich verabschiedeten sich die beiden von Stratton.
Im Weitergehen fragte Rander: »Was sehen Sie jetzt für Zusammenhänge?«
»Daß die Jugendlichen, die ich gesehen habe, auf seiten der Konkurrenzbande stehen«, meinte der Butler. »Ohne es beweisen zu können, möchte ich annehmen, daß einer der jugendlichen Ledgers erschossen hat.«
»Und auch Sie niederschlug, Parker?«
»Natürlich, Sir. Das Auftauchen der überdrehten Motorräder kann kein Zufall gewesen sein. Er diente dazu, die Aufmerksamkeit von den Vorgängen in der Pension abzulenken, «
»Gut, halten wir uns also an diese Clique von Jugendlichen«, redete Rander weiter, »Gott sei Dank hatten die Motorradfahrer so etwas wie eine Kriegsbemalung angelegt. Das große weiße ›G‹ auf den Lederjacken muß uns weiterhelfen.«
»Wenn Sie erlauben, Sir, werde ich mich darum kümmern«, sagte der Butler sofort eifrig.
»Übernehmen wir uns nicht«, warnte Rander, »was halten Sie davon, Parker, wenn wir wieder einmal mit Sammy Porters’ Detektei Zusammenarbeiten? Bisher hat sich so etwas immer gelohnt. Porters ist uns treu ergeben.«
»Werden Sie morgen mit ihm sprechen?«
»Sie werden dabeisein, Parker«, erwiderte Rander, »ich werde Porters zu uns auf den Dachgarten bestellen. Dort können wir alles in Ruhe durchhecheln..«
»Sir, bitte drehen Sie sich nicht um«, sagte Parker plötzlich, »aber ich habe das Gefühl, daß wir seit dem Verlassen der Kellerkneipe verfolgt werden.«
»Das müssen wir genau wissen, Parker«, entgegnete Rander.
»Haben Sie besondere Vorschläge, Sir?«
»Wir werden in dem erstbesten Torweg verschwinden und dort warten«, schlug Rander vor. »Dann werden Sie uns in die Netze gehen, denke ich.«
Rander und Parker fanden einen geeigneten, sehr dunklen Torweg und verschwanden in ihm. Sie bauten sich hinter einigen Müllkästen auf und brauchten nicht lange zu warten, bis Schritte zu hören waren.
Sie wurden langsamer und verstummten.
Mike Rander hatte den Eindruck, daß draußen auf der Straße zwei Männer miteinander wisperten, aber einzelne Worte waren leider nicht zu unterscheiden.
Butler Parker löste sich vorsichtig aus seinem Versteck und pirschte sich zurück zum Ausgang. Er preßte sich dicht gegen die Wand und konnte nun deutlich zwei junge Männer erkennen, die sich ziemlich ratlos nach allen Seiten umschauten. Es war offensichtlich, daß sie eine Spur verloren hatten, sich aber nicht getrauten, zum Beispiel im Torweg nachzusehen.
»Mit Verlaub, kann ich etwas für Sie tun?« fragte Josuah Parker höflich.
Die beiden jungen Männer blieben wie erstarrt stehen. Dann aber schienen sie förmlich zu explodieren.
Parker duckte sich, als ein Gegenstand durch die Luft flog, der genau Richtung auf ihn genommen hatte. Klirrend landete ein Messer an der Hauswand und fiel zu Boden. Die beiden jungen Männer aber warteten den etwaigen Erfolg des Wurfes gar nicht erst ab, sondern nahmen die Beine in die Hand und rannten die Straße hinunter. Panische Angst saß ihnen im Nacken.
»Halbwüchsige, Sir«, sagte Parker zu dem Anwalt, der nun ebenfalls die Straße betreten hatte, »und auf der Rückseite der Lederweste konnte ich erneut ein weißes großes ›G‹ erkennen …!«
*
Mike Rander und der Butler hatten den Lift verlassen und gingen zur Treppe hinüber, die hinauf auf den Dachgarten führte. Butler Parker hatte die Spitze übernommen, um Mike Rander die schwere, solide Eisentür aufzuschließen. Diese Tür war nachträglich angebracht worden und sicherte die Wohnung auf dem Dachgarten gegen ungebetenen Besuch ab.
Als Butler Parker den komplizierten Schlüssel in das Schloß einführte, stutzte er plötzlich, zögerte und wendete sich zu Rander um, der inzwischen nähergekommen war.
»Stimmt irgend etwas nicht, Parker?« fragte Rander.
»Sir, ich habe den Eindruck, daß man sich verbotenerweise am Schloß zu schaffen gemacht hat.«
»Lassen Sie mal sehen …!«
Mike Rander bückte sich und kontrollierte den unteren Teil des Rahmens. Er richtete sich schnell wieder auf und nickte.
»Stimmt«, meinte er, »der kleine, schwarze Kontrollfaden ist zerrissen. Wir haben Besuch bekommen, Parker.«
»Um diese Zeit macht man keine Besuche, Sir«, erwiderte Butler Parker und schüttelte mißbilligend den Kopf, »wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Sir, so sollten wir den Geheimweg wählen.«
»Das ist genau meine Absicht«, sagte Rander, »das heißt, einer von uns wird ihn wählen. Einer muß an der Tür bleiben, damit unser lieber Besuch nicht vorzeitig mißtrauisch wird.«
»Es wäre mir zugleich eine Ehre und tiefe Freude, wenn ich den Umweg einschlagen dürfte …!«
»Also los, Parker, ich denke, Sie werden es in spätestens fünf Minuten geschafft haben.«
Josuah Parker drehte sich sofort um und verließ die Treppe. Es gab tatsächlich noch einen zweiten Weg, um auf den Dachgarten zu gelangen, doch dieser Weg war recht kompliziert.
Es ging durch verschiedene