Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman - Günter Dönges


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er fand einige Briefe und Ausweise, aus denen eindeutig hervorging, daß der Tote Mike Ledgers war. Dinge von Interesse waren in den Taschen nicht zu finden gewesen.

      Da die Mörder erstaunlicherweise keine Durchsuchung des Zimmers vorgenommen hatten, übernahm der Butler diese Arbeit. Er fand nichts. Wo aber war das Geld geblieben? Helen Canters hatte doch offensichtlich bar bezahlt?

      Josuah Parker hatte das Zimmer durchsucht, aber außer einigen kleinen Scheinen nichts gefunden. Hatten die Mörder das Geld an sich genommen?

      Der Butler blieb schließlich vor dem Toten stehen und überlegte, wie er sich nun zu verhalten hatte. Im Grunde war es selbstverständlich, daß die Polizei informiert werden mußte. Schließlich arbeitete Josuah Parker für einen gewissen Mike Rander, der sich als Strafverteidiger bereits einen Namen gemacht hatte.

      Als jetzt das Quietschen von Wagenbremsen vor der Pension zu hören war, ging Parker zum Fenster. Er konnte nur das Dach eines Taxi erkennen, das vor dem Eingang zur Pension gestoppt hatte. Der Insasse des Wagens schien die Pension bereits betreten zu haben.

      Josuah Parker beeilte sich, zur Tür zu kommen. Er war gespannt, ob seine Vermutung sich bestätigen würde. Seiner Schätzung nach mußte jetzt ein apartes, noch recht junges Mädchen auftauchen, das einen Mike Ledgers unbedingt sprechen wollte.

      Aber er wurde überrascht.

      An der Treppe erschien ein vielleicht dreißigjähriger Mann, der einen selbstsicheren Eindruck machte. Er trug einen modisch geschnittenen Sportanzug und ging genau auf die Tür zu, hinter der der ermordete Mike Ledgers lag. Hier blieb er einen Moment stehen und schaute sich um. Als er sicher war, daß er nicht beobachtet wurde, drückte er die Klinke herunter, öffnete die Tür und verschwand hinter ihr.

      Josuah Parker, der den Mann mit seinen Augen fotografiert hatte, rechnete damit, daß der Besucher schleunigst wieder auf dem Korridor erschien. Welcher normale Staatsbürger besaß schon die Nerven, mit einem Toten in einem Zimmer zu bleiben.

      Aber nichts geschah.

      Der Besucher blieb in dem Pensionszimmer. Ja, er schien sich dort sogar sehr ungezwungen zu bewegen. Das Quietschen und Ächzen der durchgetretenen Dielen war nämlich deutlich zu hören.

      Butler Parker faßte schnell einen Entschluß. Er holte seine schwarze, steife Melone vom Garderobenbrett herunter und setzte sie auf.

      Unhörbar verließ er sein Zimmer. Draußen auf dem Korridor ging er hart an der gegenüberliegenden Wand entlang, denn dort waren die Dielen noch einigermaßen in Ordnung. An der Treppe angelangt, wendete er sich um und ging zurück. Diesmal aber blieb er allerdings genau in der Mitte des Korridors, um sein Kommen anzukündigen.

      Vor der Tür des Ermordeten blieb er stehen und klopfte kurz an. Sofort danach öffnete er die Tür und schob seinen Kopf durch den Türspalt.

      Er sah den jungen Mann, der wie erstarrt am Fenster stand und nickte ihm grüßend zu.

      »Habe ich die Ehre mit Mister Mike Ledgers?« erkundigte sich Parker in seiner barocken, etwas überhöflichen Art. Den Toten am Boden übersah er absichtlich.

      »Wie …?« fragte der junge Mann nervös zurück.

      »Ich hoffe nicht, daß ich allzusehr störe, Sir, aber ich … Oh …!«

      Jetzt erst sah Parker zu Boden und schien vor Schreck und Überraschung zu erstarren. Er sah wieder hoch und trat langsam ein. Die Tür schob er hinter sich zu.

      »Ich fürchte, Sir, Sie werden mir eine Erklärung abgeben müssen«, schickte er voraus, »wenn mich nicht alles täuscht, wurde der Mann … Um Himmels willen, er ist ja tot …!«

      »Nun hören Sie«, sagte der junge Mann unsicher und fahrig. »Sie deuten die Situation falsch. Ich habe nicht …«

      »Sir, ich schlage vor, wir überlassen die Deutungen der Polizei«, erwiderte Josuah Parker steif. »Wenn Sie gestatten, werde ich sofort die Polizei anrufen.«

      »Das werden Sie nicht tun«, sagte der junge Mann, der versuchte, seiner Stimme Festigkeit zu verleihen. Er kam dem Butler entgegen, um ihm den Weg zum Telefon abzuschneiden.

      »Sie sollten mich nicht daran hindern, Sir«, antwortete Parker.

      »Aber zum Henker, ich habe Ledgers doch gar nicht umgebracht«, stieß der junge Mann gepreßt aus, »als ich hereinkam, lag er doch bereits am Boden. Das Blut ist doch längst geronnen. Wie soll ich ihn da getötet haben?«

      »Die Polizei, Sir, wird feststellen, wie lange Sie sich im Zimmer aufgehalten haben. Zudem scheinen Sie nach gewissen Dingen gesucht zu haben, die zu besitzen Sie kein Recht haben.«

      »Ich … ich …!«

      Da Parker beim Verlassen des Zimmers alles wieder geordnet hatte, konnte er jetzt leicht feststellen, daß auch der junge Mann so etwas wie eine Durchsuchung gestartet hatte. Die Unordnung war nicht zu übersehen.

      »Wollen wir uns nicht in aller Ruhe unterhalten?« fragte der junge Mann. Seine Stimme klang heiser und gepreßt. Er schwitzte plötzlich und wischte sich den Schweiß mit seinem Handrücken von der Stirn. Parker tat nichts, um dem jungen Mann die Lage zu erleichtern. Er wollte wissen, weshalb er hierher gekommen war.

      »Aber nein …! Ich bin gekommen, um mit Mister Ledgers zu sprechen. Wir haben … ich meine, wir hatten geschäftlich miteinander zu tun …! Diese Auskunft muß Ihnen genügen. Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen.«

      Parker schüttelte entschieden den Kopf.

      Aber der junge Mann wollte sich nicht länger festhalten lassen. Ohne Vorwarnung sprang er den Butler plötzlich an und versuchte, ihn niederzuschlagen.

      Der Butler mußte den ersten Schlag einstecken, der Angriff des so betreten und harmlos aussehenden jungen Mannes war zu plötzlich gekommen. Dann aber konterte der Butler.

      Der Erfolg war frappierend.

      Der junge Mann blockte zwar noch die Rechte des Butlers ab, mußte dafür aber einen geschlagenen linken Haken einstecken, der die Leberpartie traf.

      Als hilfreicher und friedlicher Mensch tat der Butler alles, um den jungen Mann in seinen Armen aufzufangen. Parker breitete schon die Arme aus, als der junge Mann noch auf den Beinen stand und dem Haken nachzulauschen schien. So sicher war Parker seiner Leberhaken.

      Und wirklich, der junge Mann hatte dem Leberhaken mm lange genug nachgelauscht, zeigte Wirkung und wurde schwach in den Beinen. Er verdrehte die Augen und landete in Parkers Armen. Sanft, als habe er es mit einem satten Säugling zu tun, bettete Parker den jungen Mann auf dem Boden und konnte es bei diesen Bewegungen einfach nicht verhindern, daß seine Hände in die Tasche des jungen Mannes glitten.

      Die Identifizierung des jungen Mannes war daraufhin sehr leicht. Parker hatte nämlich die notwendigen Unterlagen gefunden, die sich in einer Brieftasche aus Krokodilleder befanden. Es handelte sich um einen gewissen Vic Henders, der als Bühnenbildner arbeitete. Adresse der Wohnung und Name der kleinen privaten Bühne waren ebenfalls verzeichnet.

      Das war es, was Parker hatte wissen wollen. Er steckte die Brieftasche wieder zurück, überlegte einen Moment und streifte den linken Rockärmel und das Hemd über den Unterarm des jungen Mannes.

      Parker verzog zwar keine Miene, als er eine Ansammlung kleiner roter Punkte auf dem Unterarm entdeckte. Zwei davon waren sogar leicht entzündet. Der Butler wußte sehr wohl, was diese Zeichen zu bedeuten hatten. Er brachte den Ärmel wieder in Ordnung, richtete sich auf und verließ das Zimmer.

      Es dauerte etwa fünf bis sechs Minuten bis auch der Bühnenbildner Vic Henders das Mordzimmer verließ.

      Josuah Parker aber stellte eine Verbindung mit der Mordkommission her.

      *

      Gegen Mitternacht erreichte Butler Parker den großen und hohen Wohnblock am Michigan-Boulevard, auf dem sich die Dachgartenwohnung des Strafverteidigers Mike Randers befand. Parker hatte sein Kommen bereits angekündigt und Mike Rander, Ende der Dreißig, mittelgroß, schlank, erwartete


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