AUSRADIERT. Martin S. Burkhardt

AUSRADIERT - Martin S. Burkhardt


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      AUSRADIERT

      Martin S. Burkhardt

      Impressum

      Deutsche Erstausgabe

      Copyright Gesamtausgabe © 2015 LUZIFER-Verlag

      Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

      Cover: Mark Freier

      Lektorat: Heike Müller

      ISBN E-Book: 978-3-95835-111-0

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      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Prolog

      Er hatte keine Zeit, zu reagieren.

       Der eiserne Schürhaken sauste Millimeter an seinem Kopf vorbei und schlug eine tiefe Kerbe in die Kommode. Das Holz zerbarst in einer gewaltigen Explosion, unzählige kleine Splitter flogen umher. Schreiend taumelte Moritz zurück und spürte, wie winzige Holzspeere den Weg in die Haut seiner Arme fanden, die er schützend ums Gesicht geschlungen hatte.

       Es ging so furchtbar schnell. Vor fünf Minuten war noch alles in bester Ordnung gewesen.

       Moritz suchte im Wohnzimmer nach der Fernbedienung, als plötzlich dieses unangenehme Geräusch ertönte. Ein Summen, wie von einem wild gewordenen Schwarm Hornissen.

       Direkt neben dem Fenster schwebte etwas in der Luft. Ein nebliger, grauer Dunst, als wäre ihm eine trübe Regenwolke bis in seine Wohnung gefolgt.

       Moritz ging auf die Erscheinung zu. Augenblicklich veränderte der Nebel seine Form. Er schrumpfte und schien sich währenddessen aufzulösen. Im Inneren des Gebildes nahm Moritz eine Bewegung wahr. Eine Grimasse starrte ihn aus flammenden Augen an, die hell wie Scheinwerfer leuchteten. Und dann überschlugen sich die Ereignisse.

       Moritz stieß einen Schrei aus und taumelte einen Schritt zurück. Fast gleichzeitig löste sich der Dunst vollends auf und eine Kreatur mit langem, schwarzen Mantel wurde sichtbar. Die leuchtenden Augen hafteten sich an Moritz und er spürte ein unbehagliches Kribbeln auf der Haut. Das Wesen streckte einen Arm in seine Richtung. Dort wo die Hand sein sollte, erkannte Moritz einen gewaltigen, schillernden Haken, der ausgezeichnet zu einem klischeehaft ausstaffierten Piraten gepasst hätte.

       Dann raste das Ding auf ihn zu.

       Noch ehe er einen weiteren Gedanken fassen konnte, stieß die Erscheinung mit voller Wucht gegen ihn. Er verlor den Halt und wurde gegen die Wand geschleudert. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn, als sein Hinterkopf auf die Raufasertapete schlug. Jetzt war das Wesen direkt vor ihm. Moritz nahm die Bewegung eher aus den Augenwinkeln wahr. Wie eine Rakete schnellte der Haken nach vorne. Reflexartig ließ sich Moritz auf die Knie sinken. Die eigentümliche Hand des Ungetüms traf einen gläsernen Bilderrahmen, der sich bis vor einer Sekunde noch genau hinter Moritz’ Kopf befunden hatte. Mit einem ohrenbetäubenden Scheppern ging das Glas zu Bruch. Moritz stieß einen weiteren Schrei aus und krabbelte auf allen vieren durch die Tür in den Flur. Was auch immer das für eine Erscheinung war, sie wollte ihn offensichtlich töten. Die Spitze des Hakens hätte sich direkt in seine Stirn gebohrt, wenn er sich nicht rechtzeitig fallen gelassen hätte. Jetzt also die Kommode. Seine Haut fühlte sich an, als hätte ihm eine tollwütige Katze die Unterarme zerkratzt. Viel Zeit darüber nachzudenken blieb ihm nicht. Wieder holte die Kreatur aus und unmittelbar im Anschluss ächzte die Kommode ein weiteres Mal. Diesmal grub sich der Haken noch tiefer ins Holz. Ein schrilles Geräusch ertönte. Das Wesen zog den Arm zurück, und die Kommode gab ein unsägliches Quietschen von sich. Nun erst wurde ihm bewusst, dass sich der Haken in dem Holz verfangen hatte. Die Kommode wanderte einen halben Meter in den Raum, der Kreatur hinterher.

       Mit einem Satz sprang Moritz auf. Die Haustür war nicht weit. Nach drei großen Schritten erreichte er die Klinke. Hinter ihm zerbarst etwas. Das Möbelstück schien keinen Widerstand mehr zu leisten. Moritz riss die Tür auf und taumelte ins Treppenhaus. Er umgriff das Geländer und nahm vier Stufen auf einmal. Dann stolperte er und fiel mit der Schulter auf den Absatz, eine Etage weiter unten. Kurz blieb ihm die Luft weg. Für einen schrecklichen Moment fürchtete er, die Besinnung zu verlieren. Nur der Gedanke an das spitze Mordwerkzeug, das so problemlos durch Sperrholzplatten drang, hielt ihn bei Verstand. Stöhnend drehte er sich um. Er lag direkt vor einer Wohnungstür. Wenn dort jetzt jemand herauskäme, würde der arme Bewohner gnadenlos aufgespießt werden. Erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er kein Geräusch hörte. Es summte nicht mehr.

       Es kostete ihn Überwindung, die Wohnung erneut zu betreten. Nachdem er jeden Raum kontrolliert hatte, beruhigte sich sein Puls ein wenig. Die Kreatur war tatsächlich weg, so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Moritz ging in die Küche und schaute nach dem Biervorrat im Kühlschrank. Er würde ihn nachher noch brauchen. Dann ging er ins Badezimmer und griff nach der Pinzette im Nageletui. Es würde eine Weile dauern, bis alle Splitter aus seinem Arm entfernt wären.

      Kapitel 1

      Kopfschüttelnd starrte Moritz ins Wohnzimmer. Sein leicht verschwommenes Konterfei glotzte von der Fensterscheibe zurück, aber das war auch schon alles. Kein Nebel, keine Kreatur. Schwerfällig ließ er sich in den mit den Jahren abgewetzten Ledersessel fallen, stellte die Bierdosen auf das Tischchen davor und schaltete den Fernseher ein.

       Normalerweise saß Amy mit ihm auf dem nostalgischen Stoffsofa und sie benutzten den Tisch als Fußablage. Oder sie entspannten gemeinsam auf Amys edler Designercouch mit glänzenden Chromlehnen. Er öffnete die erste Bierflasche mit zittrigen Händen. Er musste jetzt dringend auf andere Gedanken kommen. Vielleicht vermochte Amy zu helfen. Wenn er an seine Freundin dächte, würde er sich womöglich ein wenig beruhigen. Obwohl sie erst seit vier Tagen beruflich unterwegs war, vermisste er sie ganz außerordentlich. Sascha, der cholerische Chef der Produktionsfirma, für die sie beide arbeiteten, hatte sie kurzfristig zu Recherchearbeiten nach Frankreich beordert. Es ging um irgendeine Geschichte über Wachteln und deren grausame Aufzucht. Wie gut, dass er selbst nicht redaktionell arbeiten musste. Das war sterbenslangweilig. Als Kameramann hatte man es da leichter, Kopf ausschalten und einfach immer draufhalten. Im Großen und Ganzen gefiel ihm sein Job. Mit den sensationslüsternen Reportagen, die seine Firma herstellte, hatte er keine Probleme. Die Leute liebten so etwas.

       Als die Nachrichten vorbei waren, drehte er den Ton lauter. Die Titelmusik der Sendung erschien. ›Ertappt‹ stand in Blut durchnässten Buchstaben auf dem Bildschirm. Ein reißerischer Titel … der passte. Sie hatten einen alten Mann ausfindig gemacht, der vor knapp dreißig Jahren als erfolgreicher Heiratsschwindler sein Unwesen getrieben hatte. Jochen, der Reporter, stellte ihm unangenehme Fragen und er, Moritz, hielt mit seiner Kamera immer feste drauf. Besonders gefiel ihm eine Szene, in der sie den Mann in einem voll besetzten Linienbus mit seinen Verbrechen konfrontierten. Alle Fahrgäste hörten gespannt zu. Der Alte zitterte und wurde aschfahl. Moritz klebte die ganze Zeit über mit der Kamera an seinem Gesicht. Jede Falte war zu erkennen. Der Angstschweiß lief dem Mann über


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