Liebesbriefe großer Männer. Отсутствует

Liebesbriefe großer Männer - Отсутствует


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den 7. März 1810

      Mir ist ein Wesen wie Sie nie erschienen; Sie haben wieder Gefühle in mir erschlossen, die ich für tot und abgestorben hielt; ich bin auch so unendlich gewiss, dass das immer gleich und unverändert in mir bleiben wird, dass ich die Erinnerung dieser Vergangenheit und die Hoffnung selbst einer gleich schönen Zukunft nicht mehr von meinem Dasein abtrennen kann. Auch in Ihnen, Liebe, muss jeder Zweifel deshalb verbannt sein. Sie müssen gefühlt haben, dass jeder meiner Blicke, jedes meiner Worte tief aus meinem Innern hervorkam, dass die Gefühle, die ich mich nicht scheue, einzugestehen, mit allen übrigen tief und fest in mir gewurzelten harmonisch verbunden waren, dass ich nie von Ihnen etwas forderte, ja nie gern in Ihnen nur geduldet hätte, was die gleiche Harmonie in Ihnen hätte stören können. Und Sie sehen jetzt, dass es ebenso auch, da ich abwesend bin, in mir geblieben ist. Auch in der unbeschränktesten Freiheit, die man der Empfindung ewig erhalten muss, gibt es ein immer die Unveränderlichkeit verbürgendes Gefühl und wieder ein Zusammenstimmen der Wesen, über das hinaus es nun kein höheres mehr geben kann. Ein wunderbarer Zufall oder vielmehr ein Schicksal, dem ich immer dankbar sein werde, hat mir Sie zugeführt, es ist durch Sie vieles in mir entstanden, das ich nie gedacht hatte, und nichts, was ehemals in mir war, hat sich gehemmt und unterdrückt gefühlt; ich gäbe mein Leben darum, Sie zufriedener und glücklicher zu machen, ich weiß auch, dass ich nicht leicht je aufhören kann, in Ihr Empfinden und Denken verwebt zu sein, ich fühle noch lebendiger, dass ich Ihnen noch viel sein kann, wenn Sie nur in sich den Glauben an mich erhalten, und so bin ich, seit ich Sie kenne, unendlich reiner mit mir selbst, abgeschlossener in allen Wünschen und Erinnerungen, oft weniger glücklich, aber doch mehr Eins mit mir und allem, was mich umgibt. Das weniger glücklich muss Sie nicht schmerzen, liebe Freundin. Es gibt leidenschaftliche Augenblicke, von denen Ruhe und Glück fern sind, die aber, wer das wahre Leben versteht, nie aus sich wegwünscht. Es ist nicht notwendig, glücklich zu sein, aber unerlässlich, seine eigentliche, tiefe Bestimmung zu erfüllen; auch der Seidenwurm mag nicht glücklich sein, wenn er sich einspinnt, aber es gibt ein Gefühl, das weit mehr als Glück ist, die Ruhe der Wehmut, und die geht allemal aus der Erfüllung der Bestimmung hervor. Die Bestimmung aber ist in jedem Menschen eine eigene, auch findet man sie nie, wenn man danach sucht; aber in Momenten der Rührung, im Zusammensein mit Gleichgestimmten oder in der Einsamkeit mit sich selbst, geht sie hervor wie eine Flamme im Dunkel, und wer nicht willkürlich die Augen verschließt, verkennt sie nie. Daran halten auch Sie sich, meine Liebe, wenn Sie sich verlassen fühlen. Eigentlich sind Sie es nie. Es gibt Gedanken, die Sie immer umgeben, und Gedanken stärken auch in der Ferne – – –

      [undatiert]

      Dann werde ich Dich immer tiefer erkennen, immer mehr anbeten und lieben, wenn ich es mehr könnte. Und das ist das Wunderbare der Liebe, dass man es immer kann. Ich zähle die Stunden, bis ich Deinen ersten Brief habe. Dann kann ich jeden achten Tag auf einen neuen rechnen. Welche Seligkeit. Es gibt nur zwei unwandelbare Dinge: die Sterne im Himmel und die Liebe und Treue des Weibes auf Erden. Gott! Wenn Du einmal nicht schreiben, wenn Du es vergessen, etwas anderes vorziehen, es unterlassen könntest, weil ich geschwiegen hätte. Aber verzeih’ den sträflichen Gedanken. Es kann nicht sein. Du bist treu und liebend. – Ich muss Dir sehr sonderbar vorkommen, aber ich bin einmal anders wie andere, und Du hast mich gewollt, wie ich bin, sonst hättest Du nie meine innersten Gefühle beschworen. Wenn Du es verlangtest, konnte ich mit Dir sein wie mit andren Menschen und in der Brust verschließen, was höher und würdiger ist. Es hat nie ein Mensch solch eine unendliche Gewalt über mich besessen, und keiner das eigne Glück mehr verschmäht. Aber es ist mir zurückgekommen, wie verschmähte Liebe sich anschmiegt, und wenn der glücklich ist, der nichts in und um sich abändern möchte, der genießend hängt am Gelungenen und Heitren und an des Schicksals Missgunst und dem Schmerz, der immer eins ist mit sich und nie zürnt mit dem Schicksal, der nie einem andren, auch keinem Kinde, ein Haar krümmte und, wo er Schmerz machte, mit Liebe zahlte, so habe ich nichts zu wünschen übrig. Auch glaubst Du nicht, holdes Kind, wie ruhig ich des Todes gedenke. Er kommt mir nicht anders vor als ein ruhiges Ausstrecken und ein sorgenloses Liegen in freundlicher Erde. Aber ich weiß nicht, was ich habe, dass ich immer auf Gedanken mit Dir komme, die sich tiefer bewegen müssen. Ich möchte Dir heiter und leicht schreiben, um Dich froh und heiter zu machen. Aber es will mir nicht gelingen, meine Gefühle sind zu tief, dass ich – – – –

      Ich umarme Dich tausendmal. Lebe wohl!

      Napoleon Bonaparte

       (1769-1821)

      an Kaiserin Joséphine

      Napoleon verliebte sich zunächst in die Schwester der Frau, um deren Hand sein Bruder warb, brach die Beziehung jedoch wenige Jahre später ab, um die sechs Jahre ältere Joséphine zu heiraten. Joséphine war im Alter von nur 15 Jahren mit dem Mann verheiratet worden, dem eigentlich ihre jüngere Schwester versprochen worden war, die jedoch an Tuberkulose starb. Die Ehe hielt nur sechs Jahre. Napoleon heiratete Joséphine aus Liebe, aber die Verbindung brachte ihm auch viele politische Vorteile. Joséphine ehelichte den General unter anderem, weil ihr damaliger Liebhaber ihr dazu riet. Ihren ausschweifenden Lebensstil und ihre Liebhaber behielt sie auch nach der Heirat. Im Jahr 1804 krönte Napoleon Joséphine eigenhändig zur Kaiserin, ein Titel, den sie auch nach der »Vernunftscheidung« wegen Kinderlosigkeit im Jahre 1810 behielt.

      Marmirolo, den 29. MessiJor, 9 Uhr abends.

       [17. Juli 1796]

      Ich habe Deinen Brief erhalten, meine anbetungswürdige Freundin; er hat mein Herz mit Freude erfüllt. Tausend Dank für die Mühe, die Du Dir genommen, mich über Dein Befinden zu benachrichtigen; heute wird es Dir gewiss besser gehen, ja ich bin sicher, dass Du gesund bist. Ich rate Dir dringend zu reiten; es wird nicht verfehlen, auf Deine Gesundheit wohltuend zu wirken.

      Seit ich Dich verlassen, bin ich stets traurig gewesen; glücklich bin ich nur in Deiner Nähe. Fortwährend denke ich im Geiste an Deine Küsse, Deine Tränen, Deine reizende Eifersucht, und der Zauber der unvergleichlichen Joséphine entfacht immer von Neuem die wildglühende Flamme meines Herzens und meiner Sinne. Wann werde ich endlich, frei von Sorgen und Geschäften, all meine Zeit bei Dir verbringen können, nichts anderes zu tun haben, als Dich zu lieben, an nichts anderes zu denken brauchen als an das Glück, es Dir zu sagen und zu beweisen? Ich werde Dir Dein Pferd schicken, hoffe aber, dass Du mir bald nachkommen kannst. Vor einiger Zeit glaubte ich, Dich zu lieben, aber seitdem ich Dich gesehen, fühle ich, dass ich Dich noch tausendmal mehr liebe. Seitdem ich Dich kenne, bete ich Dich täglich mehr an, das beweist, wie falsch der Grundsatz La Bruyeres ist: Die Liebe kommt mit einem Male. Alles in der Natur geht seinen Gang und hat seine verschiedenen Grade der Steigerung. Ach! lass mich, ich bitte Dich, wenigstens einige Deiner Fehler sehen! Sei weniger schön, weniger anmutsvoll, weniger zärtlich, weniger gut; besonders sei niemals eifersüchtig, weine niemals; Deine Tränen bringen mich um die Vernunft, erhitzen mein Blut. Glaube mir, es steht nicht mehr in meiner Macht, auch nur einen Gedanken zu haben, der nicht Dir gehörte, eine Idee, die ich nicht Dir unterbreitete.

      Ruhe Dich nur gut aus. Erhole Dich recht schnell und komme mir nach, damit wir wenigstens, ehe wir sterben, sagen können: Wir verlebten so viele glückliche Tage!

      Millionen Küsse, selbst für Fortune [Joséphines Schoßhund], trotz seiner Garstigkeit.

      Bonaparte.

      Brescia, den 13. Fructidor des Jahres IV.

       [10. August 1796]

      Ich komme eben an, meine angebetete Freundin, mein erster Gedanke ist, Dir zu schreiben. Dein Wohlbefinden und Dein Bild sind nicht einen Augenblick während der ganzen Reise aus meinem Gedächtnis entschwunden, und ich werde nicht früher ruhig, als bis ich einen Brief von Dir habe. Ich harre mit Ungeduld darauf. Du kannst Dir meine Sorge um Dich nicht vorstellen. Ich verließ Dich traurig, kummervoll und halb krank. Wenn Dich die tiefste und zärtlichste Liebe glücklich machen könnte, müsstest Du es sein … Die Geschäfte erdrücken mich fast.

      Leb wohl, meine süße Joséphine; liebe mich, lass Dir’s gut gehen und denke oft, oft an mich.

      Bonaparte.

      Verona, den 3. Frimaire


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