Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt
der ersten Städte des Reiches254 geworden, allerdings auch eine der gefährlichsten. Die verworfenen Sitten255, welche die Stadt später auch zum Capua der tapfern Vandalen machten, mögen ganz ausser Berechnung bleiben; der schon von der Dido gestiftete Tempel der Himmlischen Göttin, der »Astroarche«, war dem Reiche fatal, weniger durch die gefälligen Hierodulen als durch die aufreizenden Orakel, die er spendete256, und durch die Unterstützung, die er mehr als einer Usurpation verlieh. Der Purpurmantel, welcher über das löwenthronende, Blitz und Scepter haltende Bild herunterhing, hat mehr als eines Gegenkaisers Schultern bedeckt. – Auch jetzt wieder, beim Auftreten Diocletians, stellt sich ihm in Afrika ein gewisser Julian entgegen, von dessen Herkommen und weiterm Schicksal man gar nichts weiss257, er müsste denn die sogenannten Quinquegentianer oder Fünfvölker angeführt haben, gegen welche Maximian zu Felde ziehen müsste, und von welchen wir nicht viel mehr wissen. Sie waren ohne Zweifel Mauretanier258, das heisst aus der westlichen Hälfte von Nordafrika, wo der Atlas wie heutigen Tages eine Reihe kleiner Völker beherbergen müsste, welchen angriffsweise schwer beizukommen war; eine ernstliche Okkupation hatte man von ihrer Seite nicht zu befürchten, wenn die römischen Beamten nicht mit Willen ihre Pflicht versäumten259. Maximian nahm sich erst nach einer Reihe von Jahren die Musse zu diesem Kriege (297), woraus wir schliessen dürfen, dass die Gefahr keine der dringendsten war und dass die Kornlieferungen nach Italien nicht unterbrochen worden waren. Bei dem bis ins vorhergehende Jahr andauernden Abfall Ägyptens hätte das Reich des afrikanischen Getreides weniger als je entraten können.
Fußnoten
172 Ammian. Marc. XIV, 4.
173 Sozomenus II, 4.
174 Panegyr. III (Mamert., Genethl.) 4.
175 Die Sassanidenzeit in fragmentarischen Sagen bei Firdusi, vgl. Görres, Heldenbuch von Iran, und v. Schack, Heldensagen, Einleitung. – Silvestre de Sacy, Mémoires sur diverses antiquités de la Perse, mit der französischen Übersetzung des Mirkhond. – Hamzae IspahanensisAnnales, ed. Gottwaldt. – Ammian. XXIII, 6. – Agathias lib. II. III. IV, passim. – Malcolm, Geschichte von Persien, I. Teil.
176 Selbst die 10 000 Unsterblichen als Kern des Heeres kommen wieder vor. Procop., Bell. Pers. I, 10.
177 Ammian. Marc. XVII, 5.
178 Sozomenus II, 8 ff.
179 Anderes derselben Art bei Shapur und Nakschi-Redjeb.
180 Über die beiden Paläste, welche Yezdegerd Alathim um 400 durch den griech. Baumeister Sinmar errichten liess, s. Mirkhond, pag. 324 ff.
181 Ritter, Erdkunde VIII, pag. 770 scheint das Gebäude von Firuz-Abad für einen Feuertempel zu halten. – Verf. dieses ist nicht imstande, hierüber zu entscheiden. – Strabo XV, 3 braucht das zweideutige Wort σηκός, welches sowohl einen bloss eingehegten Raum, als auch eine eigentliche Kapelle bezeichnen kann. Zonaras (in Heraclio) sagt nur τεμένη, d. h. geweihte Bezirke. Andere brauchen dagegen die Worte ιερόν, νεώς usw.
182 Mirkhond, pag. 296. Das Folgende pag. 323 seqq. Von dem Manichäismus, welcher sich trotz dem Martertode des Stifters in Persien erhielt und bald auch in das Römerreich drang, wird weiter die Rede sein.
183 Mirkhond, pag. 304.
184 Eine logische Konsequenz, deren Verkennung sich immer strafen wird.
185 Aus dem »Buch der Bildnisse« genau verzeichnet bei Hamza von Ispahan, welcher daraus seine wesentliche Aufgabe macht; z. B.: Narses I. (resign. 301) wird abgemalt in rotem gesticktem Kleid, blauen gestickten Hosen und grüner Tiara, beide Hände auf das Schwert gestützt; Hormuz II († 310) ebenso; Shapur II. († 382) wird abgemalt in rosafarbenem gesticktem Kleid, mit roten gestickten Hosen, in der Hand eine Axt; er sitzt auf dem Throne; seine Tiara, blau mit Gold, hat oben zwei Spitzen und ein goldenes Möndchen usf. – Wozu aus Ammian. Marc. XIX, 1 noch der goldene Widderkopf als Hauptschmuck hinzukömmt.
186 Mirkhond, pag. 310. So fabelte man wenigstens später.
187 Die Stellen in Panegyr. II (Mamertin. Maxim.), c. 7. 9. 10 beweisen nur, dass noch im Jahre 286 der Perserkönig dem am Euphrat verweilenden Diocletian Geschenke sandte.
188 Gibbon, cap. XIII, pag. 114 s. – Moses Chorenensis ed. Whiston lib. II, cap. 73 seq. (wo die Eroberung des Landes freilich unter Artasires, d. h. Artaxerxes Sassan verlegt wird).
189 Hiegegen begründete Zweifel bei Preuss, a. a. O., S. 41, Anm.
190 Dass die Sache im höchsten Grade auffiel, zeigt sich durch ihre Erwähnung selbst bei den kürzesten Abbreviaturen wie Eutrop, Aurel. Victor, Sextus Rufus; und als Praecedens bei Ammian XIV, 11.
191 Wie Constantin in einem der rheinischen Kriege. Vgl. oben S. 106, Anm. 141.
192 Excerpta de legationibus: Petrus Patricius, u. a. bei Müller, Fragm. hist. Graec. IV, pag. 188.
193 Gibbon weicht hier willkürlich von der Reihenfolge der Tatsachen ab.
194 Vgl. Spruner, Histor. Atlas, Bl. 2, nach Gibbon – abweichend Preuss, a. a. O., S. 81 f., welcher eine Abtretung von ganz Mesopotamien annimmt.
195 Die streitige Bedingung von römischer Seite, dass Nisibis, eine mit an die Römer abgetretene Stadt, der τόπος τω̃ν συναλλαγμάτων werden solle, hat auch Gibbon nicht zu erläutern vermocht.
196 Strabo XV, 3.