Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt

Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt - Jacob Burckhardt


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und die betreffende Superstition so stark gegründet265, dass sowohl der Ungläubige als der Fremdgläubige offiziell römisch fromm sein musste, sobald es sich um das heilige Feuer der Vesta, um die geheimnisvollen Unterpfänder der Herrschaft, um die Staatsauspizien handelte; denn die Ewigkeit Roms hing von diesen Heiligtümern ab. Die Imperatoren selber waren nicht bloss pontifices maximi mit bestimmten rituellen Verpflichtungen, sondern schon ihr Beiname Augustus bezeichnet eine übernatürliche Weihe, Berechtigung und Unantastbarkeit, und es ist keine blosse Schmeichelei, wenn der späteste Aberglaube ihnen den Rang von Dämonen zuwies266, nachdem bereits das Christentum ihrer seit dreihundert Jahren gebräuchlichen Apotheose, ihren Tempeln, Altären und Priestertümern ein Ende gemacht hatte.

      Das Detail der Mythologie, welches niemals Glaubenssache gewesen war, gab man freilich schon lange völlig preis, noch ehe Lucian daraus eine vergnügliche Posse gemacht hatte. Die christlichen Apologeten, welche eine Auswahl alles Schändlichen aus den verschiedensten Mythen zusammensuchen und durch Missverständnis und Vermischung des Ungleichartigen auch den Schein der Lächerlichkeit auf den alten Glauben überhaupt werfen, sind hierin nicht ganz aufrichtig; sie mussten wissen, dass die Anklagen dieser Art, welche sie aus den alten Dichtern und Mythographen schöpften, nur geringstenteils auf ihr Jahrhundert passten; mit demselben Recht könnte man zum Beispiel den Protestantismus für die Abgeschmacktheiten in manchen Legenden haftbar erklären. Das religiöse Bewusstsein der Massen hatte mit dem Mythus nicht mehr viel zu schaffen, es begnügte sich mit dem Dasein der einzelnen Gottheiten als Herrscher und Schützer der Natur und des Menschenlebens. Wie vollends die damalige Philosophie die Mythen zersetzte, wird noch besonders zu erwähnen sein. Aber die Heiden gaben der christlichen Polemik doch immer wieder die Waffen in die Hände durch die dramatische Darstellung einzelner, und zwar oft der anstössigern Mythen.


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