Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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von Indianern besetzte Fort heranschlich. Die drei ungemein mutigen Armeeleute schleppten eine mächtige Sprengladung durch die Gegend und befestigten sie links am Tor.

      Die Lunte zischte, das Feuer fraß sich auf die Sprengladung zu.

      Und dann passierte es …

      Sie dröhnte und platzte auseinander, in einer wahren Orgie von Feuer und Rauch.

      »Verdammt realistisch«, murmelte Waters, da sein Sessel, in dem er saß, gleichzeitig bebte. Sogar ein Fenster links hinter ihm löste sich klirrend und splitternd aus dem Bleirahmen.

      Jetzt erst, mit einiger Verspätung, ging dem ehemaligen Gangsterboß ein Licht auf.

      Die Detonation war echt!

      Er warf sich erst mal zu Boden und robbte dann zur nahen Wand hinüber. Hier stand er auf und spähte durch das ehemalige Fenster hinaus auf das Vorgelände mit dem Vorwerk.

      Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.

      Gegen den etwas helleren Nachthimmel sah er eine hohe Wasserfontäne, die gen Himmel stieg und eigent-lich recht gut aussah. Er hörte dazwischen das Knallen von elektrischen Entladungen und merkte erst jetzt, daß das Fernsehgerät nicht mehr arbeitete.

      Er begriff.

      Das Licht!

      Waters rannte vom Fenster quer durch den Raum hinüber zum Lichtschalter und merkte dann, daß er sich dabei ans Knie stieß und fast über einen Beistelltisch fiel. Dann griff er nach dem Schalter und bewegte ihn.

      Nichts …!

      Nun kapierte er alles. Man hatte ihm Wasser und Licht abgestellt, obwohl er sicher war, die betreffenden Rechnungen stets pünktlich bezahlt zu haben.

      *

      »Das war schon recht hübsch«, lautete Myladys Urteil, als man wieder im Wagen saß und zurück zum Fe-rienhaus fuhr.

      »Aber sehr ungesetzlich, Mylady«, ließ Parker sich vernehmen.

      »Haben Sie vergessen, daß er uns abschießen wollte?« grollte Lady Simpson. »Von den 45 Pfund mal ganz zu schweigen, die er nicht zahlen will.«

      »Mit Nachforschungen der Polizei dürfte zu rechnen sein, Mylady.«

      »Wird man eine ältere Frau, deren Gesellschafterin und ihren Butler verdächtigen?«

      »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, Mylady.«

      »Sehen Sie, Mister Parker! Machen Sie sich also nur keine Sorgen. – Und wenn die Geschichte dennoch herauskommt, werde ich sie auf mich nehmen.«

      »Dies, Mylady, würde ich nie zulassen.«

      »Papperlapapp, Mister Parker. Reden wir nicht über Dinge, die nie passieren werden. Was steht als nächs-tes auf unserer Liste?«

      »Die Störung der Nachtruhe Mister Waters.«

      »Wann werden wir ihn stören?«

      »Wenn, Mylady, dann schlage ich noch diese Nacht vor. Ein günstiger Zeitpunkt dürften die Stunden im ersten Morgengrauen sein.«

      »Ich verlasse mich da ganz auf Ihre Erfahrungen, Mister Parker.« Agatha Simpson saß äußerst zufrieden im Fond des Wagens und freute sich bereits auf die nächste Überraschung. Waters hatte die Frechheit beses-sen, sie umbringen zu wollen. Dafür durfte er einiges erwarten.

      Als man das spitzgieblige Fachwerkhaus erreicht und betreten hatte, stellte der Butler schnell fest, daß seine zurückgelassenen Fallen zugeschnappt waren.

      »Auf der Treppe, Mylady, müssen sich zwei Männer aufgehalten haben. Sehr kurzfristig, um genau zu sein.« Parker hatte die Spuren auf dem Fußboden genau studiert, und las in ihnen wie in einem Buch. »Zu-dem dürfte das Doppelpäckchen sich als Köder sehr gut gemacht haben.«

      »Lassen Sie sehen!« Agatha Simpson näherte sich ein wenig ungestüm dem Päckchen, das Caven und Paul Ratfield verständlicherweise zurückgelassen hatten.

      »Mylady …«, warnte Parker, doch es war bereits zu spät. Die Detektivin begann bitter zu weinen, denn in der Reichweite des aufgerissenen Päckchens wirbelten wohl noch Spuren des Pulvers durch die Luft.

      »Sonst noch etwas entdeckt?« schluchzte Lady Simpson ihrem Butler entgegen.

      »Man scheint zusätzlich noch an der hinteren Küchentür gewesen zu sein«, meldete Parker. »Ich darf Mylady versichern, daß das Tränenpulver an sich nicht gefährlich ist.«

      »Sie haben mich absichtlich nicht früh genug gewarnt«, behauptete Agatha Simpson grollend und hustend zugleich. »Ihren Sinn für Humor, Mister Parker, kann ich diesmal nicht teilen!«

      *

      Die Wasserfontäne aus dem zerstörten Kontrollschacht war inzwischen in sich zusammengefallen.

      Der städtische Notdienst von Falmouth hatte aus gewerkschaftlichen Gründen zwar einen Werkstatttrupp zum Castle hinausschicken können, dafür aber die Zuleitung an anderer Stelle abgedreht. Waters besaß daher weder Licht noch Wasser. Wegen der Reparatur mußte er sich bis zum anderen Tag gedulden, wie man ihm am Telefon gesagt hatte.

      Waters hatte sich inzwischen wieder beruhigt.

      Gut, er hatte eine Schlappe einstecken müssen. Und gerade diese Schlappe hatte ihm deutlich gezeigt, wo der schwache Punkt in seiner Privatfestung sich befand. Er hatte bereits beschlossen, sich am anderen Tag ein Notstromaggregat zu besorgen. Noch mal würde es nicht gelingen, ihn von der Energie abzuschneiden. Und was das Wasser anbelangte, so mußte eine kleine Wasseraufbereitungsanlage her. Vielleicht konnte man aber auch die alte Zisterne im Castle wieder herrichten. Weitere schwache Punkte an seiner Verteidigungsan-lage hatte er nicht entdecken können. In das Schloß war ohne seine Erlaubnis nicht hineinzukommen, da konnte das Syndikat sich auf den Kopf stellen.

      Waters hatte das Vorwerk räumen und den hochklappbaren Teil der Kabelbrücke aufziehen lassen. Jetzt war er gegen die Außenwelt vollkommen abgeschirmt. Man brauchte schon Flügel, um in das Castle zu ge-langen.

      Natürlich hatte er noch mal einen ausgiebigen Kontrollgang durch das Schloß gemacht, begleitet von sei-nen drei Leibwächtern Artie, Ray und Cary. War es möglich, vielleicht mit einem Hubschrauber zu landen, um das Castle im Handstreich zu nehmen?

      Nein, das schaffte selbst der kleine Helikopter nicht, dazu waren der Innenhof einfach zu schmal und die Türme zu eng.

      Waters befand sich in seinem Schlafzimmer und sah zum Fenster hinaus.

      Zufrieden sah er an den steilen, unerklimmbaren Felsen hinunter, die bis ins Wasser reichten. Auch sie wa-ren unbesteigbar. Jetzt hatte er sich derart eingeigelt, daß man den Eindruck gewann, er befinde sich in ei-nem anderen Land, weit von England entfernt.

      Und dennoch, da war diese verflixte Unruhe, die ihn durch die Räume des oberen Stockwerks trieb.

      Er wechselte über einen langen, düstern Korridor, dabei seine Taschenlampe ausgiebig benutzend, erreich-te die Vorderseite des Castle und beobachtete noch mal die Kabelbrücke mit dem fehlenden Stück am Toreingang. War diese Brücke mit irgendeinem technischen Trick zu bewältigen?

      Die Antwort fiel erfreulich aus. Nein, auch das war nicht zu schaffen. Selbst ein Artist hätte hier kapitulie-ren müssen. Auf den Kabeltrossen waren dicke Blechmanschetten angebracht, die schärfe Halsbandstacheln trugen. Hier im Castle war man sicher, und das brauchte man sich noch nicht mal gründlich einzureden.

      Waters marschierte zurück in sein Schlafzimmer und fragte über die Sprechanlage seine drei Leibwächter ab. Sie waren auf dem Posten und meldeten sich prompt.

      Waters, der bereits im Bett lag, stand wieder auf und vergewisserte sich, daß die schwere Schlafzimmertür fest verriegelt war. Dann ordnete er noch mal die Schußwaffen, die in erreichbarer Nähe neben dem Bett standen oder lagen. Später schlüpfte er wieder ins Bett und versuchte zu schlafen.

      Was ihm natürlich nicht gelang.

      Zu


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