Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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ein wenig überraschen lassen sollten.«

      Bevor Waters darauf antworten konnte, war das bekannte Knacken in der Leitung zu hören. Butler Parker hatte aufgelegt. Waters knallte daraufhin wütend den Hörer auf die Gabel und schrie ein wenig überlaut nach seinen drei Profis.

      »Alles genau nachprüfen«, ordnete er an, nachdem sie auf der Bildfläche erschienen waren. »Nicht mal ’ne Maus darf ungesehen ins Castle, Jungens. Diesen Amateuren werden wir’s mal zeigen. Die sollen sich noch wundern.«

      *

      Mylady stand am Fenster des Wohnzimmers hinter der Gardine und sah auf die schmale Straße hinunter. Ohne sich umzuwenden, winkte sie den Butler zu sich heran, der gerade den Mittagstisch für den Lunch deckte.

      »Sehen Sie sich den VW mal an«, sagte sie, als Parker neben ihr erschien, »der fährt jetzt bereits zum zweiten Mal am Haus vorbei.«

      »Und der Mann am Steuer scheint sich für dieses Ferienhaus zu interessieren, Mylady.«

      »Genau das meine ich, Mister Parker.«

      Der Butler hatte Zeit und Muße, sich das Gesicht des jungen Mannes am Steuer genau einzuprägen. Die-ses Gesicht hatte etwas Wölfisches an sich und sah dennoch nicht unangenehm aus. Neben dem Fahrer sah er einen wesentlich älteren Mann, der ihn deutlich an eine Spitzmaus erinnerte.

      Der bereits angejahrte VW nahm Fahrt auf und fuhr hangab die Straße hinunter. Parker hatte dabei Gele-genheit, sich das Kennzeichen einzuprägen.

      »Was sagen Sie dazu, Mister Parker?« fragte Agatha Simpson unternehmungslustig. »Sind das die Send-boten dieses Subjektes Waters?«

      »Damit ist durchaus zu rechnen, Mylady.«

      »Dann dürfte ja bis zum Einbruch der Dunkelheit mit etwas Abwechslung zu rechnen sein.«

      »Dies, Mylady, steht zu befürchten.«.

      »Wie hat Waters uns aufspüren können?«

      »Über die private Hubschraubergesellschaft, Mylady. Das war übrigens anzunehmen.«

      »Unternehmen wir etwas? Vielleicht noch vor dem Lunch?«

      »Mylady sollten den Lunch auf keinen Fall versäumen«, warnte der Butler höflich. »Mylady erwarten ein wenig Lachs, Cornish-Pastete und anschließend Mandelpudding nach Suffolk-Art.«

      »Klingt nicht schlecht«, gab die Detektivin zurück, »gönnen wir den Waters-Individuen also noch etwas Freizeit. Aber nach dem Lunch, Mister Parker, erwarte ich Aktionen. Wir wollen diesem Frechling Waters den Nachmittag gründlich verderben.«

      *

      Parker hatte die Bestände in seinem schwarzen, abgeschabten Lederkoffer überprüft und war der Ansicht, daß dringend einige Zusatzkäufe notwendig waren. Er hatte sich mit dem Problem befaßt, das auf ihn warte-te. Mylady erwartete Aktionen, also mußte er wieder mal entsprechend vorbereiten.

      Er ging von der richtigen Tatsache aus, daß das alte Gemäuer nicht zu stürmen sei. Dazu hätte wohl eine kleine Privatarmee zur Verfügung stehen müssen. Wenn man Waters beikommen wollte, mußte man zu un-gewöhnlichen Methoden greifen, zu Listen, die ein solcher Bursche sicher nicht kannte. Man mußte die Un-annehmlichkeiten, die Mylady versprochen hatte, in das Schloß hineintragen, ohne sich dabei selbst in unnö-tige Gefahr zu bringen.

      Parker besaß so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis und sah das Castle samt seinem Vorwerk noch genau und plastisch vor sich. Die Diestanz – und das erschien ihm wichtig – von dem letzten Hügel bis hin-über zum Schloß war mit geeigneten Mitteln durchaus zu überbrücken.

      Parker teilte Mylady also seine Absichten mit und fand den ungeteilten Beifall seiner streitbaren Herrin. Angeregt durch Parkers Vorschläge, entwickelte sie zusätzlich noch einige recht interessante Denkmodelle.

      »Kommen Sie, Kindchen«, rief sie ihrer Gesellschafterin Kathy zu, »wir werden einige Einkäufe machen. Wir wollen Waters doch nicht enttäuschen.«

      »Könnte man nicht versuchen, während Ihrer Abwesenheit noch mal in das Haus einzudringen?« fragte Kathy Porter umsichtig.

      »Was sagen Sie dazu, Mister Parker?« Agatha Simpson sah ihren Butler erwartungsvoll an.

      »Wenn Mylady gestatten, werde ich einige Überraschungen für etwaige Besucher zurücklassen«, ver-sprach Josuah Parker.

      »Sehr hübsch«, freute sich Lady Simpson, »aber richten Sie es so ein, daß wir, diese Lümmel anschließend auch identifizieren können.«

      Parker ging auf diese Anregung nur zu gern ein, wodurch sich die allgemeine Abfahrt allerdings um fast eine halbe Stunde verzögerte. Was sich später auszahlen sollte, wie jetzt schon gesagt werden darf.

      *

      Ellis Kildare, der Henker des Syndikats, war ein schlauer Fuchs.

      Gewiß, er hatte mitbekommen, daß der Butler samt Lady und Gesellschafterin weggefahren war, aber das besagte noch gar nichts. War das nur ein Trick, um ihn in eine vorbereitete Falle laufen zu lassen? Drehten sie gleich wieder um? Oder blieb einer dieses Trios hinter der nächsten Straßenbiegung zurück, um sich dann an das Haus anzuschleichen?

      Kildare nahm sich Zeit, wie es seiner Arbeitsweise entsprach.

      Er wechselte vor allen Dingen erst mal seinen Beobachtungsposten und baute sich vor einem Fenster an der Rückseite des Hauses auf. Von hier aus hatte er einen guten Blick in die rückwärtigen Gärten. Wenn einer des Trios – wahrscheinlich der Butler – sich zum Haus zurückschlich, dann sicher nur auf dem Umweg über die Gärten.

      Kildare, mit einem Glas Milch bewaffnet, wartete also ab und merkte nicht, daß vorn auf der Straße wie-der ein alter, zerbeulter VW erschien, in dem zwei Männer saßen. Auch sie interessierten sich für das spitz-gieblige Fachwerkhaus, nachdem sie gemerkt hatten, daß die Bewohner weggefahren waren.

      *

      »Ich mach’ ganz auf die doofe Tour«, sagte Paul, die Spitzmaus.

      »Fällt dir ja nicht besonders schwer«, erwiderte Cliff Caven ironisch.

      »Das Türschloß ist für mich ein Kinderspiel«, redete Paul weiter, »du kannst ja später nachkommen.«

      »Ich will nur wissen, wer die drei Leutchen sind«, gab Cliff zurück, »und laß alles an Ort und Stelle lie-gen, Paul. Klauen kannst du später immer noch. Die dürfen nicht merken, daß wir im Haus gewesen sind.«

      Während Paul ausstieg und wie selbstverständlich auf das Fachwerkhaus zuging, zündete Caven sich eine Zigarette an und stand Schmiere. Es war eine Kleinigkeit gewesen, die Insassen des angeschossenen Hub-schraubers ausfindig zu machen. Der Pilot der kleinen privaten Fluggesellschaft hatte sich die Adresse her-auslocken lassen und war vor allen Dingen ahnungslos geblieben, wie Caven sofort bemerkt hatte. Jetzt war man also vor dem Haus dieses Trios und mußte sich überraschen lassen.

      Paul, die Spitzmaus, hatte inzwischen mit Leichtigkeit die Haustür geöffnet. Als ehemaliger Einsteigedieb beherrschte er sein Handwerk. Er drückte die Tür auf und winkte zu Caven hinüber. Der junge Mann mit dem Wolfsgesicht stieg nun ebenfalls aus dem Wagen und ging auf das Haus zu. Selbst ein aufmerksamer Beobachter hätte sicher keinen Verdacht geschöpft, zumal diese Ferienhäuser ja immer wieder neue Gäste und damit auch neue Gesichter beherbergten.

      »Wo fangen wir zuerst an?« fragte Paul Ratfield, als Caven ihn erreicht hatte. Sie standen bereits im Vor-flur und drückten die Tür hinter sich zu.

      »Beim Gepäck«, entschied Caven. »Nimm du dir die oberen Räume vor, ich bleibe im Erdgeschoß. Und noch mal, Paul, es wird nichts abgeräumt! Behalt die Finger bei dir!«

      Der Henker des Syndikats war inzwischen zu dem Schluß gekommen, daß die Luft rein sei.

      Er hatte sein Ferienhaus verlassen und erging sich im rückwärtigen Garten des Hauses. Dann machte er ei-nen kleinen Umweg und erreichte sehr schnell den Garten, der zum spitzgiebligen Fachwerkhaus gehörte.

      Ellis


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