Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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Der arme Kerl! Er verblutet sonst, muß sofort zum Doc!«

      »Was ist?« fragte der mittlere Mann. »Wo verblutet wer?«

      »Im Stall hinterm Postoffice!« Willobie rang nach Luft. »Sie müssen mir helfen! Ich bin der Town Marshal hier!«

      »Langsam, Marshal –?immer schön langsam«, entgegnete der Killer beherrscht und warf den Komplicen einen bedeutsamen Blick zu. »Meinen Sie den Postreiter? Ein anderer ist doch wohl nicht im Stall hinterm Postoffice, oder?«

      Willobie rang die Hände. Er flehte die Fremden wie verzweifelt an: »Bitte, helfen Sie! Der Mann lebt, aber wie lange noch? Kommen Sie, ich zeig’ Ihnen, wo der Stall ist. Dann können Sie sich um den Mann kümmern –?und ich hole den Doc. Es geht um jede Minute!«

      Da nickte der mittlere Fremde.

      »Gehen Sie voraus, Marshal.«

      Willobie nickte, machte ein erleichtertes Gesicht und hastete über den Gehsteig. Die Fremden blickten sich heimlich an, grinsten zynisch und folgten.

      »Du hast nicht kräftig genug zugeschlagen«, raunte einer.

      »Gut, daß dieser Dummkopf gerade uns um Hilfe gebeten hat. Glück muß man haben, wie?«

      Sie folgten Willobie durch den sumpfigen Boden. Hinter dem Postoffice blieb Willobie stehen und zeigte auf den Stall.

      »Da ist es! Ich hol’ den Doc!«

      Sie sahen ihm nach, wie er über den Gehsteig hastete. Dann wandten sie sich dem Stall zu. Jeder war von Mordlust erfüllt. Jeder wollte töten. Langsam näherten sie sich dem Stall. Das Tor war angelehnt. Dicht davor verharrten sie und hörten das Pferd stampfen.

      Dann ein Stöhnen.

      Jedem anderen wäre es kalt über den Rücken gelaufen –?ihnen nicht.

      Lauernd blickten sie umher. Windböen wirbelten den schweren Dunst durcheinander. Das Wetter sorgte dafür, daß niemand in der Nähe war.

      Sie zogen die Colts. Regentropfen schlugen auf die Mäntel. Einer der Männer zerrte das Stalltor auf, hielt es fest. Die Komplicen blickten zuerst dorthin, wo sie den Postreiter niedergelegt hatten. Als sie ihn sitzend an der Boxwand entdeckten, zuckten sie zusammen.

      Der Komplice hielt das Stalltor weiterhin auf, damit wenigstens etwas Licht in den Stall fiel. Der Postreiter war nur schemenhaft zu erkennen, aber er war es, das sahen die Halunken sofort.

      Wieder vernahmen sie schwaches Stöhnen.

      Dieses Geräusch drang von der Pferdebox herüber.

      »Los, leg ihn um!« zischte der Halunke am Tor. »Mach ihn kalt! Schnell, bevor der Marshal mit dem Doc kommt!«

      »Umlegen? Bist du verrückt? Ein Schuß, und der Teufel wär’ los! Nein, das machen wir ganz anders.«

      Geduckt näherten sie sich dem Toten, hielten noch die Colts bereit, doch zu dem, was sie vorhatten, brauchten sie keine Waffen. Sie wollten einen sterbenden Mann erwürgen!

      Maverick C. Rooster hatte manche grausamen Halunken kennengelernt. Diese drei gehörten zu den grausamsten. Sie glaubten, daß der Postreiter noch lebte, und sie befürchteten, daß er sie verraten könnte. Darum wollten sie ihm den Rest geben.

      Ihre letzte Chance hatten sie sich selber genommen. Maverick gab keinen stöhnenden Laut mehr von sich. Nur die Bretter der Boxwand waren zwischen ihm und den Killern. Er mußte aus der Box heraus, sonst geriet er in Gefahr, von den Hufen des auskeilenden Pferdes getroffen zu werden.

      Für den Kampf genügte ihm der Colt.

      Blitzartig sprang er hinter der

      Boxwand hervor, stand auf dem Gang, hielt in harter Hand den Colt.

      »Ich bin Rooster!« brüllte er.

      Sie rissen die Colts hoch. Auch der Killer am Stalltor hob die Waffe an. Drei Mann –?zu allem entschlossen –?standen ihm gegenüber. Drei grausame Killer. Sie wollten schießen, ihn töten, seinen Ruhm erben.

      Er feuerte, warf sich hin, schoß schräg hoch, rollte herum, jagte die dritte Kugel zum Stalltor hin, war sekundenlang vom grellen Mündungsfeuer geblendet, rollte weiter, sprang auf und warf sich hinter die Futterkiste.

      Das Pferd tobte, keilte aus, wieherte schrill. Spreustaub wallte auf, verdichtete sich, nahm Maverick die Sicht.

      Eine Widbö schlug das Stalltor zu. Es wurde stockdunkel, und es roch nach Staub, Pulverrauch und nach nassen Mänteln und Pferdeschweiß.

      Lautlos bewegte Maverick sich zum Tor hin, trat es auf und warf sich zu Boden.

      Nichts geschah.

      Da richtete er sich auf und blickte auf drei leblose Killer. Sie lagen zu Füßen des ermordeten Postreiters.

      Rooster ruckte herum und ging hinaus. Der Wind knallte das Tor zu. Vereinzelte Regentropfen trafen Roosters Gesicht. Reglos stand er in der großen Pfütze.

      Willobie kam heran.

      Sie gingen in den verräucherten Stall. Maverick nahm seine Winchester und klopfte im Hinausgehen Willobie auf die Schulter.

      »Du hast mich nie gesehen, Willobie.«

      Der Dicke nickte nur und sah Maverick nach, wie er zum Nachbarstall ging. Bevor die ersten Leute von der Straße herankamen, war Maverick davongeritten.

      Wie ein Phantom.

      Die Gaffer, die herankamen, überhäuften den Town Marshal mit Fragen. Er zuckte nur die Achseln und erklärte, daß er so wenig wie sie wüßte. Und dann überließ er den Neugierigen alles Rätseln und Raten und ging langsam zur Straße zurück.

      Dort verhielt ein fremder Reiter, ganz in Schwarz gekleidet.

      »Guten Morgen, Marshal«, sagte der Fremde freundlich, und mit einer Kopfbewegung zum Stall hinüber meinte er: »Das sieht mir ganz nach Rooster aus.«

      Willobie hatte sich eisern in der Gewalt, ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Kühl fragte er: »Wer sind Sie?«

      »Ein guter alter Bekannter von Rooster, Marshal. Sie haben bestimmt schon von mir gehört. Donovan Fairbanks.«

      »Ja«, ächzte Willobie. »Tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Fairbanks: Vergessen Sie den Namen Rooster! In dieser Stadt gibt es ihn nicht!«

      »Verstehe.« Fairbanks lächelte und ritt sachte an. »Ich bin im Hotel. Besuchen Sie mich, Marshal, sobald Sie Zeit haben.«

      Willobie nickte und beobachtete Fairbanks so lange, bis er hinter dem Hotel verschwunden war.

      Tief atmete er ein und flüsterte vor sich hin: »Maverick wird die Vergangenheit nicht los.«

      *

      »Dad, bei den drei Eichen ist der Blitz eingeschlagen.«

      Der junge blonde Cal stand auf dem nassen Hof der Farm, die Hände tief in die großen Hosentaschen geschoben.

      Lee Rooster kam aus dem Stall und zog sein gesatteltes Pferd hervor.

      »Ja, Cal. Im Stall hat es durchgeregnet. Kümmer dich bitte um das Dach. Ich reite zu den Jungs raus.«

      »Dann kommst du an den drei Eichen vorbei, Dad. Das muß da ganz schön gebrannt haben!«

      »Ich seh’ mich da mal um, Cal.« Lee Rooster stapfte ins Haus und nahm mehrere geschlossene Blechbehälter aus den Händen seiner Frau entgegen. »Aah, die sind aber noch heiß, Arlene!«

      »Die Jungs sollen nach so einem Sauwetter wenigstens etwas Warmes in den Magen bekommen, Lee.«

      »Recht hast du.« Er ging hinaus, verstaute die Behälter in den Satteltaschen und ritt über den Feldweg davon.

      Die kleine Familie beschäftigte drei Farmhelfer. Während des Unwetters waren die drei Männer in ihrer festen Unterkunft am Rand der Felder geblieben.

      Das Gewitter


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