Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

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Minute. Warum auch nicht? Da geht es schon mit dem Gedrängel los. Ich –« Jäh holte er tief Atem, erkannte erst jetzt seinen Besucher und sprang auf. »Maverick! Mich trifft der Blitz! Deshalb dieses komische Telegramm! Ich werd’ verrückt. Rooster ist wieder im County! Das gibt es doch gar nicht! Maverick C. Rooster in Cottonfield!«

      Über zweieinhalb Zentner Körper hüpften um den Tisch herum. Willobie schlang die Arme um Maverick und küßte ihn aufs Kinn. Höher kam er nicht. Er war um einen ganzen Kopf kleiner. Darum wirkte er auch wie ein wandelndes Bierfaß.

      Wie überwältigt von der Wiedersehensfreude trat er langsam zurück und betrachtete Maverick.

      »Mein Gott, bist du dünn geworden! Wie ein Wolf, den sie monatelang durch die Wildnis gejagt haben.«

      Maverick lächelte auf einmal nicht mehr. Das hatte nichts mit Willobies Worten zu tun. Er dachte an den Toten.

      »Willobie, du bist doch der Sheriff hier.«

      »Nein. Du irrst. Hast du es schon vergessen? Hierzulande nennt man jedes Dorf und jede große Stadt einfach Town. Und ich bin der Town Marshal.« Willobie warf sich in die füllige Brust. »Town Marshal William O’Bowie! Von guten Freunden kurz Willobie genannt. So! Und warum fragst du? Brauchst du meinen Schutz?«

      »Ich danke dir vielmals, Willobie, das wird nicht nötig sein –?aber du mußt dich jetzt um den Postangestellten kümmern. Vielmehr um seine Leiche. Die liegt im Stall hinterm

      Postoffice.«

      »Tot?« flüsterte Willobie fistelnd.

      »Ja, natürlich. Tot wie ’ne Maus. Mausetot.« Maverick wurde ernst. »Erschlagen, Willobie. Nicht vom Pferd totgetreten, wie es aussehen soll. Geh hin, sieh dir das mal an. Ich warte hier.«

      »Kaum bist du hier, da passiert schon was«, ächzte der Town Marshal, nahm seinen Gallonenhut und ging.

      Maverick trat an den Schrank heran, holte Flasche und Glas hervor und setzte sich an den Tisch.

      Als er den dritten Brandy getrunken hatte, kam Willobie zurück.

      »Das ist ja furchtbar! Er hatte keine Feinde. Das können nur Fremde getan haben! Und wir haben drei Fremde in Cottonfield. Sie sind im Hotel. Bestimmt waren sie im Sa-loon. Da frag’ ich mal nach. Sofort. Und wenn ich Ed Corb aus dem Bett holen muß!«

      »Ich komme mit.«

      Eine Viertelstunde später wußte Maverick, daß drei Fremde nach ihm gefragt hatten. Und daß sie nach Sundance Corral weiterreiten wollten.

      Aber daran glaubte er nicht.

      *

      »Willobie, wir müssen uns was einfallen lassen. Sonst ist es mit der Ruhe in Cottonfield vorbei.«

      »Ich könnte die drei Halunken aus der Stadt scheuchen«, schlug Willobie vor. »Natürlich sag’ ich ihnen nicht, was wir glauben. Ich sag’ ihnen einfach: Da ist jemand erschlagen worden, und jeder Fremde ist verdächtig. Dann verschwinden sie.«

      Sie saßen sich im Office gegenüber. Die Fensterläden waren geschlossen. Niemand konnte hineinsehen. Draußen heulte das Unwetter um das Backsteinhaus.

      Maverick schüttelte den Kopf.

      »Irgendwann und irgendwo werden sie mich zum Kampf zwingen, Willobie. Oder mir Blei ins Kreuz jagen. Darauf kann ich nicht warten. Es darf aber auch nicht zu einem großen Kampf kommen. Das muß schnellgehen – und ich muß danach sofort verschwunden sein. Niemand darf mich sehen. Sonst weiß morgen jeder ruhmsüchtige Revolverheld, daß Rooster in Cottonfield war. Dann kommen alle her.«

      »Also doch aus der Stadt scheuchen!«

      »Nein. Draußen könnte mir einer entkommen. Auch wenn sie von sich aus nach Sundance Corral reiten würden. Aber das tun sie nicht. Sie werden gleich nach dem Unwetter aufbrechen –?zur Farm meines Bruders!«

      »Dann mach sie dort fertig, Maverick! Ich bin dabei!«

      »Auf der Farm soll nicht gekämpft werden. Auch nicht auf dem Weg dorthin. Sonst haben wir eines Tages eine wilde Revolvermeute vor der Farm!«

      »Was bleibt uns dann übrig?«

      Maverick blickte ins Licht.

      In Gedanken war er in Omaha.

      Nun endlich wollte er zur Ruhe kommen. Aber so einfach machte man ihm das nicht. Drei Killer trachteten ihm nach dem Leben und nach seinem Ruhm.

      In Cottonfield wußte nur einer, wer er wirklich war. Das war der gute alte Willobie. Vertreter des Gesetzes und leidenschaftlicher Waffensammler. Ihm hatte Maverick seine Colts versprochen. Nicht die, die er im Laufe der Jahre getragen hatte, sondern jene aus der Zeit von Omaha. Die alten Whitneyville Walker Colts. Damit wollte Maverick auch mit der Vergangenheit abschließen. Mit all den rastlosen Jahren auf der Suche nach dem einen Colt.

      Ernst sah er William O’Bowie an.

      »Lock’ sie unter irgendeinem Vorwand in den Stall des Postreiters, Willobie!«

      »Alle drei?«

      »Alle drei.«

      *

      Er wußte noch nicht einmal ihre Namen. Nur, daß einer von ihnen sich einen neuen Namen machen wollte: »Der Mann, der Lobo Rooster erschoß.«

      Maverick wartete im dunklen Stall. Der gläserne Zylinder der

      Stallaterne war längst erkaltet. Das Pferd des Postreiters döste. Roosters Nähe beruhigte das Tier. Es war jemand da, der lebte.

      Roosters Pferd stand im Stall auf dem Nachbarhof. Die Leute wußten nichts davon.

      Maverick rauchte. Der Wettermantel hing an einem Haken. Er saß auf der Futterkiste. Die Winchester lag daneben.

      Er wußte, wo Willobie sich aufhielt. Genau neben dem Hotel hinter dem angelehnten Tor des Mietstalls. Von dort beobachtete der Town Marshal das Straßenstück vor dem Hotel. Willobie hoffte, daß die Killer vorn herauskommen und noch einmal zum Saloon gehen würden.

      Alles mußte nach Zufall aussehen. Und niemand sonst durfte etwas mitbekommen.

      Maverick hatte Zeit, über vieles nachzudenken. Wenn dieser Kampf nicht so ausging, wie er wollte, mußte er für immer verschwinden.

      Nur ein paar Armlängen von ihm entfernt, saß der Tote mit dem Rücken an der Boxwand. So, als wäre noch Leben in ihm. Und die Stelle, wo er saß, war nicht willkürlich gewählt. Maverick wollte seinen letzten Kampf fair beenden. Wie zuvor alle anderen. Selbst Mördern wollte er eine Chance geben.

      Allmählich ließ der Regen etwas nach, doch Windböen heulten durch Cottonfield. Weitab grummelte das Gewitter.

      Der Morgen kam. Grau und lichtlos. Mit einem wolkenverhangenen Himmel.

      Willobie hatte sich längst gesetzt. Auf einen Strohballen, den er ans Tor gezerrt hatte. Hinten im Stall schlief der Stallbursche. Die Pferde der drei Fremden standen im Hotelstall.

      Im Saloon flackerte Licht auf. Ed Corb war Frühaufsteher. Er machte seinen Saloon sauber. Irgendwelche Helfer konnte er sich nicht leisten.

      Plötzlich zuckte Willobie zusammen, brachte den schweren Körper ruckartig hoch und blickte angestrengt durch den Regendunst zum Hotel. Drei Männer standen vor der Eingangstür.

      Die Fremden!

      Sie trugen lange Mäntel. Die Stetsons waren fest aufgesetzt. Der Mann in der Mitte zeigte auf den erhellten Saloon. Sie gingen los…

      Willobie handelte.

      Geräuschlos schlich er aus dem Stall –?aber dann stürmte er über den Gehsteig, ließ die Flanken unter den Stiefeln dröhnen und näherte sich keuchend den Killern.

      Sie wandten sich ihm zu, standen steif nebeneinander, blickten ihm kalt entgegen.

      Er winkte ihnen zu, zerrte sich den Gallonenhut vom Kopf, wedelte damit herum, erreichte die Fremden und berührte


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