Die großen Western Staffel 4. Diverse Autoren

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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ihre Pferde nach links und rechts und preschten gleichzeitig mit ihm los. Aber der erste Schuss, der nun fiel, kam nicht aus ihren Gewehren, sondern aus dem Schatten der Felsen schräg über Larry. Der Mann rechts von Tamblin ließ auf einmal sein Gewehr fallen, warf die Arme hoch und stürzte seitlich vom weiterrennenden Pferd.

      Larrys Atem stockte. »Teufel, Mr Brown, da meint es offenbar jemand gut mit uns!«, keuchte er.

      Oben blitzte und knallte es, als hämmerte eine Gatlingkanone. Nur die zuckenden Mündungsfeuer und der Pulverrauch, der zwischen den Felstrümmern hochstieg, waren zu sehen. Meekers Pferd brach im vollen Galopp nach vorn ein. Der Reiter sauste wie von einem Katapult geschossen durch die Luft.

      Larry hatte bereits Mr Brown herumgerissen. Jetzt, die Rettung vor Augen, nahm er keine Rücksicht mehr. Mit wilden, heiseren Schreien spornte er das Pferd den steilen Grashang hinauf. Kugeln pflügten neben ihm die Erde. Larrys Revolver krachte.

      Das Gewehr schwieg kurz. Doch als er die Felsen erreichte, fing es wieder zu peitschen an. Winchester, registrierte er mechanisch. Er sprang ab, duckte sich hinter den nächsten Steinklotz und schob den qualmenden Lauf des 38ers über den linken Unterarm.

      »Ich denke, sie haben genug!«, rief eine Stimme rechts von ihm.

      Weißgraue Schleier trieben im gleißenden Licht davon. Dahinter lag Meeker noch dort, wo er beim Sturz aufgeschlagen war. Seltsam verrenkt, in einer Haltung, die verriet, dass er nie mehr aufstehen würde. Er hatte sich das Genick gebrochen. Tamblin und der letzte Mann seiner Bande zügelten ihre Pferde außer Schussweite. Sie saßen so verkrampft in den Sätteln, dass Larry förmlich spürte, wie wütend und enttäuscht sie waren. Doch Tamblins Drohung, als er das Gewehr schüttelte, berührte ihn nicht mehr.

      Diese Stimme! So leise die Worte gewesen waren, nun hallten sie wie mit Donnerstärke in seinen Ohren nach. Er hatte die plötzlich davonjagenden Verfolger schon vergessen, als er sich erhob und um das völlig erschöpfte Pferd herumging. Schweiß perlte noch auf seinem Gesicht. Aber er spürte weder den Salzgeschmack auf seinen rissigen Lippen, noch die Schwäche in den Knien.

      »Ich werde verrückt!«, war alles, was er im ersten Moment hervorbrachte.

      Die Frau vor ihm stand auf und lehnte das heißgeschossene Gewehr an den Felsen, hinter dem sie gekauert war. Ihre blauen Augen funkelten spöttisch.

      »Strengen Sie sich nur nicht an, Sie sind es ja längst!« Und mit einem heftigen Kopfschütteln: »Sie sind wirklich unmöglich, Langtry! Für wen, zum Kuckuck, wollten Sie denn da vorhin den Helden spielen?«

      Mit dem auf die Schultern flutenden kastanienfarbenen Haaren gefiel sie ihm noch besser. Die luftige weiße Bluse und der geteilte Wildlederrock standen ihr ausgezeichnet. Ihre halbhohen Texasstiefel waren mit Stickereien verziert. So wirkte sie jünger und mädchenhafter als gestern in dem Zimmer über Macs Saloon, aber auch irgendwie so unbezähmbar wie eine Wildkatze.

      Larry achtete kaum darauf, was sie sagte. Er verbarg nicht, wie hingerissen er war. Hingerissen davon, wie sie dastand, sprach und sich dabei eine rötlich schimmernde Locke aus der Stirn strich. Linda Colemans Haltung versteifte sich, als er impulsiv nach ihren weichgerundeten Schultern griff. Doch mit seinem alten, verwegenen Draufgängerlachen ging Coltpoker-Larry darüber weg.

      »Wenn dieses Wiedersehen für uns beide kein Wink des Schicksals ist, Ma’am, dann will ich nie mehr in meinem Leben eine Spielkarte anfassen!«, rief er.

      »Ein Kartenhai, der an Zufälle glaubt, ist neu für mich«, bemerkte sie so trocken, dass ihm die Lust verging, sie an sich zu ziehen. »Ich rechnete damit, dass Sie sich irgendwann für diese Richtung entscheiden würden. Also habe ich hier gewartet. Bilden Sie sich nur nichts darauf ein. Wenn Sie nicht Big Joes Sohn wären, hätte ich wahrscheinlich keinen Finger für Sie gerührt.«

      Er grinste dennoch. »Dass Sie wahrscheinlich sagen, Ma’am, tröstet mich ungemein! Ansonsten käme ich allmählich auf den Verdacht, dass Sie mich nicht leiden können. Dabei finde ich, dass wir prächtig zusammenpassen. Vor allem nachdem Sie mir – wahrscheinlich – das Leben gerettet haben.«

      »Bestimmt sogar!« Ihre Stimme war jetzt kalt, ohne jeden Spott. »Es ist der Preis dafür, dass Sie mich nun doch nach Canyon City begleiten.«

      Er ließ sie so schnell los, als hätte er sich die Finger verbrannt. Sein Lächeln war nur mehr Maske.

      »Auch wenn Sie nicht an Zufälle glauben, Linda: Als ich diese Richtung einschlug, dachte ich nur daran, meinen Skalp zu retten, nicht an Big Joe Langtry.«

      »Deswegen erinnere ich Sie ja an ihn.«

      Nun war er an der Reihe, den Kopf zu schütteln.

      »Sie geben wohl nie auf, was?«

      »Nicht, wenn es um die Existenz und das Leben des Mannes geht, dessen Frau ich bald sein werde«, antwortete sie, jedes Wort betonend.

      Er stand da, als hätte sie ihm eine Ohrfeige versetzt. Ihre Blicke verkrallten sich ineinander. Dann lachte Larry rau.

      »Du liebe Zeit, nun kneifen Sie mich mal, damit ich weiß, dass ich nicht träume! Habe ich Sie gestern in Redcliff etwa nicht richtig verstanden? Reden wir wirklich vom selben Mann? Von Big Joe, in dessen Frachtgeschäft Sie sich angeblich eingekauft haben?«

      Lindas große blaue Augen wichen ihm nicht aus. Ihre Stimme klang leise, aber fest. »Er liebt mich. Er hat um meine Hand angehalten, und ich habe ja gesagt.«

      Larry hob unbewusst die Fingerspitzen an die dünne Narbe, die an seiner rechten Gesichtshälfte herablief, während er ihren Worten nachhorchte. Dann lachte er wie über einen Scherz. Aber es klang gezwungen.

      »Wissen Sie denn überhaupt, wie alt er eigentlich ist, Linda? Mein Gott, er könnte ja glatt Ihr Vater sein.«

      Zorn sprühte in ihren Augen. Ihr rassiges Gesicht wirkte plötzlich hochmütig und verschlossen. »Na und? Sind Sie etwa eifersüchtig auf ihn?« Sie gab sich einen Ruck und ging an ihm vorbei zu der Falbstute, die ein Stück tiefer zwischen den wie von Riesenhand hingeworfenen Felstrümmern stand.

      »Tun Sie nur nicht so, als wäre ich Ihnen für irgendetwas Rechenschaft schuldig, Larry!«, sagte sie kalt über die Schulter.

      »Und vor allem, glauben Sie ja nicht, ich werde Sie nochmals bitten oder gar anflehen, Ihrem Vater zu helfen. Ich bin hier, um ein Geschäft mit Ihnen zu schließen. Und alles, was ich will ist, dass Sie die Schuld begleichen, in der Sie bei mir stehen.«

      Mit ein paar Schriften holte er sie ein. Ein wildes Feuer brannte in seinen Augen, als er sie herumriss. Ihr feindseliger Blick und ihre zusammengepressten Lippen brachten ihn nicht dazu, sie loszulassen.

      »Mein Leben ist keine Ware, mit der man handelt, auch wenn es nur das Leben eines Kartenhais und Revolverschwingers ist!«, zischte er. »Ich schließe niemals Geschäfte, bei denen man mir irgendeinen Preis aufzuzwingen versucht! Nie!«

      Er war auf heftigen Widerstand gefasst und überrascht, als sie plötzlich lächelte. »Ich glaube kaum, dass Tamblin gewartet hätte, bis wir uns vorher einigen.«

      Die Flamme in seinen Augen erlosch. Er grinste wieder.

      »Vielleicht hätten wir ihn fragen sollen.«

      Sie erkannte den jähen Hunger in seinem Blick, der ihr wie von Künstlerhand gemeißeltes Gesicht abtastete. Ihre Augen erschienen ihm brunnentief. Ihre Lippen waren eine Verlockung. Er sah das Pochen einer Ader an ihrem schlanken Hals.

      »Sie sind schön, Linda!«, sagte er mit plötzlich veränderter, heiserer Stimme. »Berechnend zwar vielleicht, aber himmlisch schön! Ich kann es nicht glauben, dass Sie sich wirklich an einen Mann wegwerfen wollen, dessen ganzes Leben ein einziges Sinnen und Trachten nach Macht und Reichtum war.«

      »Ich kenne Ihren Vater anders, Larry!«, erwiderte sie scharf. »Und jetzt lassen Sie mich gefälligst los.«

      Er hielt sie jedoch nach wie vor fest. Ein Funkeln erwachte wieder in seinen Augen.

      »Wenn es ihm nicht so dreckig ginge, wie Sie


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