In Liebe und Hass - Fioria Band 3. Maron Fuchs

In Liebe und Hass - Fioria Band 3 - Maron Fuchs


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sie.“

      „Sagen wir einfach, ich hab gemischte Gefühle“, seufzte ich und sah ihn hilflos an. „Es ist so irreal, nach über einem Jahr zurückzukommen.“

      „Du schaffst das.“ Er deutete durch die Windschutzscheibe nach vorn. „Schau mal, da ist die Zweigstelle schon.“

      Geradezu wehmütig blickte ich das Gebäude mit dem kuppelförmigen Dach und der Glastür an. Hier hatte ich so viele Jahre gearbeitet ... und nun war ich tatsächlich zurück. Ich sah schon von Weitem, dass sich einige Gestalten darin bewegten. Die ersten Ranger traten zum Dienst an.

      „Ich kann hier nirgends parken“, stellte mein Freund fest. „Ich lasse dich raus und komme mit Takuto nach, wenn ich einen Parkplatz habe, okay?“

      Entsetzt starrte ich ihn an. „Ich soll allein reingehen?“

      Er nickte. „Du kennst deine Kollegen doch am besten. Und so kannst du sie vorwarnen, dass ich auch komme. Ich bezweifle nämlich, dass sie einen ehemaligen Schattenbringer so herzlich begrüßen werden wie dich.“

      Dass ich selbst nicht mit einer herzlichen Begrüßung von allen rechnete, verschwieg ich besser. „Okay, ich versuche es.“

      Lloyd fuhr rechts ran, parkte in zweiter Reihe neben dem Dienstauto der Zweigstelle. „Raus mit dir.“

      „Bis gleich“, flüsterte ich und küsste ihn.

      Fest drückte er meine Hand. „Du schaffst das.“

      „Danke.“ Ich schnallte mich ab und stieg aus. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, fuhr Lloyd weiter. Ich blieb kurz auf dem Gehweg stehen und musterte meinen alten Arbeitsplatz ausgiebig.

      Ich war zurück. Mein Herz setzte bei diesem Gedanken einen Schlag aus, um daraufhin doppelt so schnell weiterzuschlagen. Nun musste ich mich meinen Kollegen stellen, die ich jahrelang belogen hatte. Und ich sah meine Freunde wieder, die mich jahrelang unterstützt hatten.

      Halb glücklich, halb ängstlich näherte ich mich der Glastür. Sogar von außen konnte ich Melodia und Haru in ihren gelben Uniformen an den beiden Schreibtischen sitzen sehen. Ich erkannte den muskulösen, dunkelblonden Ulrich, der gerade die braune Jacke und das weiße Hemd seiner Ranger-Uniform richtete. Er sagte etwas, verteilte bestimmt die täglichen Aufgaben. Der schwarzhaarige Jakob lehnte an Melodias Schreibtisch, ebenso wie Mark, dessen aufstehende dunkelbraune Haare die Sicht auf Jakob etwas verdeckten. Außerdem befanden sich noch sieben andere Ranger im Raum. Lasse, Riku, Benjiro, Genta, Leo, James und Torben. Ich erkannte jeden von ihnen sofort.

      Allerdings musste ich mich regelrecht dazu zwingen, die Zweigstelle zu betreten. Der letzte Schritt durch die Glastür kostete mich unendlich viel Überwindung, meine Beine fühlten sich tonnenschwer an. Doch ich biss die Zähne zusammen und ging hinein. Im ersten Moment bemerkte mich niemand. Alle hörten Ulrich zu, James suchte Blickkontakt zu Haru, diese drehte sich jedoch demonstrativ von ihm weg. Der dunkelhaarige Frauenheld wirkte deswegen ziemlich enttäuscht.

      „Und du gehst mit mir auf Patrouille durch die Innenstadt, Jakob“, beendete Ulrich seine kurze Rede. „Alles verstanden?“

      „Ähm, entschuldigt“, meldete ich mich zaghaft zu Wort. „Habt ihr kurz Zeit, bevor ihr an die Arbeit geht?“

      Erschrocken drehten sich die meisten Ranger und die beiden Technikerinnen zu mir um. Torben und James, die nicht sehr lange mit mir zusammengearbeitet hatten, musterten mich fragend. Lasse, Riku und Benjiro starrten mich an, als hätten sie ein Gespenst gesehen. Genta und Leo klappte der Mund auf. Und meine lieben Freunde versteinerten regelrecht.

      Ich bemühte mich um ein Lächeln. „Hallo, zusammen. Ich bin wieder da.“

      Lange Zeit wurde ich nur angestarrt, fassungslos, skeptisch, überrascht. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich endlich jemand regte und die unheimliche Stille brach. „Mia!“, rief Melodia und stürmte blitzschnell auf mich zu. Sie schlang ihre Arme um mich. „Du bist es wirklich! Du bist blond, aber du bist Mia!“

      „Es ist so schön, euch wiederzusehen“, wisperte ich erstickt und erwiderte die feste Umarmung. „Hallo Melodia. Du siehst wirklich gut aus.“

      Ihre strahlend grünen Augen fixierten meine, Tränen bildeten sich darin. „Ich fasse es nicht! Du bist hier!“

      Auch Haru riss sich endlich aus ihrer Trance, stand vom Schreibtisch auf und lief zu uns, um sich an der Umarmung zu beteiligen. „Du hast mir so gefehlt!“, schluchzte sie.

      Allmählich fiel es mir schwer, nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen ... Ich drückte meine blonde Grundschulfreundin und die dunkelhaarige Haru so fest wie möglich an mich. „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisst habe!“

      „Das ... das kann doch gar nicht ...“, stammelte Ulrich. „Bist du es wirklich?“

      Vorsichtig löste ich mich von meinen Freundinnen, um mir die Perücke vom Kopf zu ziehen. Ich legte sie auf einen der Schreibtische und strich mir durchs offene orange-braune Haar. Dann lächelte ich den Stationsleiter an. „Klar. Wer wäre sonst so verrückt, trotz der Fahndung direkt zu den Rangern zu kommen?“

      „Verdammt, Mia, du hast uns echt lange warten lassen“, murrte er und schloss mich gleich darauf in seine Arme. „Es ist so gut, dich wohlauf zu sehen!“

      Leise schniefte ich und erwiderte seine Umarmung. „Danke.“

      „Boah, Mia, du bist den Rangern echt gut entgangen“, lachte Mark. „Respekt, niemand hatte auch nur eine Spur von dir!“

      Auch ihn umarmte ich. „Lloyd und ich haben uns auch Mühe gegeben. Wir sind unter falschem Namen in den äußeren Provinzen untergetaucht.“

      „Clever“, lobte er mich. „Wie lebt es sich da?“

      „Ganz gut, etwas langweilig“, gab ich zu.

      „Fast eineinhalb Jahre!“, tobte plötzlich eine bekannte Stimme. „Was fällt dir eigentlich ein? Warum hast du so selten geschrieben? Wo warst du überhaupt?!“

      Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu Jakob um. „Du hast mir auch sehr gefehlt“, antwortete ich. Ich kannte seine Ausbrüche, die stets von Sorge geleitet waren, nur zu gut.

      Da drückte er mich fest an sich. „Wie geht’s dir?“, flüsterte er.

      Verunsichert sah ich ihn an. „Schwer zu sagen ... gemischt.“

      „Musstest du auf der Flucht oft umziehen?“, erkundigte er sich.

      „Nein, Lloyd und ich haben ein neues Zuhause gefunden. Aber ich hab mir Sorgen um euch gemacht“, gestand ich. „Als ich von Viktor gehört habe, musste ich sofort herkommen ...“

      Traurig sah Ulrich mich an. „Verstehe. Die Beerdigung ist übermorgen. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Wir finden schon einen Weg, dich unauffällig einzuschleusen.“

      Zögerlich nickte ich. „Werde ich“, flüsterte ich und atmete tief durch. „Lloyd wird auch gleich hier sein. Bitte, nehmt ihn nicht sofort fest.“

      „Habe ich nicht vor“, beruhigte Ulrich mich. „Aber warum seid ihr hier?“

      „Nach dem Bericht über Viktors Tod konnten wir uns nicht länger verstecken“, erzählte ich. „Wir müssen etwas gegen diesen Krieg unternehmen. Es reicht!“

      Haru nickte. „Wir haben alle genug davon.“

      „Und die Fiorita meinten, ich könnte etwas bewirken. Ich weiß nur noch nicht was“, merkte ich an.

      „Warte mal!“, rief Lasse lautstark. „Bist du wirklich Takuto? Bist du wirklich das Mädchen aus der Legende? Ich glaub das alles nicht!“

      Schuldbewusst sah ich den blonden, normalerweise stets fröhlichen Mann an. „Ja, nur dass ich nicht wirklich Takuto heiße. Eigentlich heiße ich Mia Sato. Und es tut mir unendlich leid, dass ich euch anlügen


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