In Liebe und Hass - Fioria Band 3. Maron Fuchs
in beiden Händen. „Ich weiß es nicht“, gestand ich. „Ich bin völlig verwirrt! Viktors Tod ... ein Anschlag auf Ulrich ... Ich weiß nicht weiter!“
„Hey, ganz ruhig“, versuchte mich der Waldgeist aufzuheitern. „Wir finden eine Lösung, bestimmt.“
„Das müssen wir“, flüsterte Luna. „Es muss etwas geschehen oder dieser Krieg wird ganz Fioria verwüsten.“
Mein Kopf schnellte in ihre Richtung. „Das darf nicht passieren!“
„Das wird es allerdings“, entgegnete Shadow. „Dieser Krieg betrifft nicht nur die Ranger und Schattenbringer, sondern sämtliche Lebewesen in Fioria. Die Animalia leben in Angst, die Umwelt vergeht ...“
„Und die Wirtschaft erst!“, rief einer der zwölf kleineren, runden Dämonen.
„Oh ja, das ist verrückt“, stimmte ein anderer zu.
Eine weitere Nebelkugel schwebte auf und ab. „Das hat Meister Shadow gesagt. Und Meister Shadow ist klug.“
„Er hat gesagt, dass die Wirtschaft außer Kontrolle ist.“
„Das ist schlecht!“
„Vor allem für die Bürger!“
„Bald wird es auch Waffen überall geben.“
„Und die Lebensmittel werden unbezahlbar sein!“
„Aber die Schattenbringer kriegen aus der Wirtschaft Unterstützung.“
„Im Gegensatz zu den Rangern.“
„Wie?“, fragte ich und sah das Dämonenoberhaupt verwirrt an.
„Nun, die Schattenbringer haben zahlreiche Wirtschaftsbosse auf ihrer Seite, weil diese genug von den Reglementierungen der Ranger haben“, erklärte Shadow. „Dass die Ranger Feuerwaffen verbannt haben, wird bald nichts mehr bringen. Irgendwann werden die Schattenbringer bestimmt mit Pistolen und ähnlichen Mitteln ausgestattet sein.“
„Außerdem üben manche Konzerne durch Preiserhöhungen Druck auf die Ranger aus, zum Beispiel bei den Lebensmitteln“, ergänzte Luna.
Ich schluckte schwer. Mit solchen Mitteln wurde dieser Krieg also bestritten? Darum gab es bisher so wenige Kämpfe? Das Ganze trug sich vor allem auf der wirtschaftlichen Ebene aus? „Wie soll das enden?“, murmelte ich.
„Hässlich“, antwortete Shadow nur.
Bedrücktes Schweigen hüllte den Raum ein, niemand wagte es zu sprechen. Ich musste erst mal diese Informationen verdauen. Einige Minuten überlegte ich. Was konnte ich tun? Wie konnte ich verhindern, dass der Konflikt zwischen den Rangern und Schattenbringern Fioria völlig verwüstete?
Nachdenklich blickte ich den Geist der Zeit an, der bisher verdächtig still geblieben war. „Pemorat ...“
„Nein“, unterbrach er mich. „Ich werde die Zukunft nicht verraten.“
„Ich weiß, dass du das nicht machst“, schnaubte ich. „Und du sollst mir auch nicht alles erzählen, ist schon okay. Sag mir nur eins: Kann ich etwas tun?“ Ich zögerte. „Würde es helfen, wenn ich in den Bezirk der Ranger zurückkehre und ... mich einmische?“
Der orange Geist musterte mich lange, bevor er antwortete. „Ja.“
„Das reicht mir“, flüsterte ich. „Dann muss ich zurück. Damit keine weiteren Freunde von mir sterben.“
„Und du bist dir sicher?“, hakte Shadow nach. „Schaffst du das?“
„Ich muss.“ Halbherzig lächelte ich ihn an. „Wenn ich helfen kann, muss ich zurück.“ Mein Gewissen ließ nicht zu, dass ich mich in Renia versteckte, solange meine geliebte Heimat, meine Freunde und sogar die Fiorita in Gefahr schwebten. Ganz Fioria wurde vom Krieg bedroht – und vielleicht breitete er sich irgendwann sogar auf die äußeren Provinzen aus.
Das Dämonenoberhaupt legte mir seine Hände auf die Schultern, sodass alles um mich herum schwarz wurde. „Du kannst jederzeit auf unsere Hilfe zählen“, schwor er. „Ich bin wirklich stolz auf dich.“
„Danke“, flüsterte ich. So schwer mir dieser Schritt fiel, er war die einzig richtige Entscheidung. „Ich sollte mit Lloyd darüber reden.“
„Er wird es verstehen“, beruhigte mich Luna.
Shadow ließ mich los, nun erkannte ich die anderen Fiorita wieder. „Das hoffe ich. Wobei ich mir seine Reaktion kaum vorstellen kann.“
„Wir stehen hinter dir“, versicherte mir die Anführerin der Geister.
„Du schaffst das!“, rief einer der Dämonen.
„Das wissen wir.“
„Du schaffst doch alles!“
„Mia ist die Beste!“
„Sie ist ja auch das Mädchen aus der Legende!“
„Wir müssen sie anfeuern.“
„Mia! Mia! Mia!“
Lauthals lachte ich. „Ihr Spinner! Aber danke. Dann rede ich mal mit Lloyd.“
„Viel Erfolg“, wünschten mir die 27 Fiorita wie aus einem Mund, bevor sie alle mit hellen Lichtblitzen oder im Schatten verschwanden.
Ich atmete tief durch und rieb mir über die vor Müdigkeit brennenden Augen. Nachdem ich ausgiebig gegähnt hatte, stand ich auf. Ich leerte das Wasser aus dem Eimer und stellte ihn wieder in die Küche. Dann lief ich in den ersten Stock, vor der Schlafzimmertür verharrte ich allerdings. Wie sollte ich Lloyd das nur erklären? Erst überredete ich ihn zur Flucht, dann wollte ich zurückkehren. Aber es ging nicht anders.
Ich straffte meine Schultern und öffnete die Tür. Blaues Licht fiel durchs Fenster in den Raum, die Sonne würde in wenigen Stunden aufgehen. Ich hatte mich lange mit den Fiorita beraten.
Leise setzte ich mich aufs Bett, direkt neben Lloyd. Ob ich ihn wecken sollte? Oder sollte ich warten, bis der Wecker klingelte? Nein, das hielt ich nicht aus.
„Lloyd“, flüsterte ich und rüttelte ihn sanft an der Schulter. „Lloyd, wach auf.“
„Mia?“, murmelte er verschlafen. „Ist was mit Takuto?“
„Nein, ich ...“ Ich biss mir auf die Unterlippe. „Ich muss mit dir reden.“
Er rieb sich über die Augen und setzte sich aufrecht hin. „Kannst du nicht schlafen?“, fragte er. „Geht es um die Nachricht aus Windfeld?“
„Sozusagen“, stimmte ich zu.
Mein Freund knipste das Nachttischlicht an und hob seine Decke ein wenig an, sodass ich darunterschlüpfen konnte. Nun saßen wir nebeneinander auf dem Bett, in die warme Decke gehüllt. Ich schmiegte mich an Lloyd. „Danke“, wisperte ich.
„Wofür denn?“
Ich lächelte. „Dass du immer für mich da bist, selbst wenn ich dich wecke.“
„Schon gut, das weißt du doch“, winkte er ab. „Also, was ist los?“
„Ich hab gerade mit den Dämonen und Geistern geredet“, begann ich. „Sie haben mir erzählt, was im Bezirk der Ranger los ist.“ Überrascht hob er die Augenbrauen. „Die Lage ist wirklich schrecklich! Die Schattenbringer nutzen ihren Einfluss auf die Wirtschaft, um die Ranger und Bürger fertigzumachen. Selbst die Animalia und die Umwelt leiden unter diesem Krieg. Wenn es so weitergeht, wird das Fioria, das wir kennen, nicht mehr existieren.“
„Klingt übel“, gab er leise zu. „Klingt richtig übel. Aber was willst du mir damit sagen?“
Ich klammerte mich an das Oberteil seines Schlafanzugs. „Ich glaube, wir müssen zurück.“
Augenblicklich versteinerte er. Fassungslos