Fiona - Sterben. Zsolt Majsai

Fiona - Sterben - Zsolt Majsai


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ich auf dem Dach und rolle mich ab, fast bis über den Rand hinaus. Das muss ich wohl noch üben.

      Ich suche Thomas und sehe, wie er zurückrennt. Gar nicht blöd, der junge Vampir. Aber nun sollte ich mich auf den Van konzentrieren, der immer schneller wird. So wie es aussieht, haben die herausgefunden, dass es weitere Ausfahrten gibt. Der nordöstliche Ausgang scheint ihr Ziel zu sein.

      Ich erhebe mich und gehe vorsichtig auf die Vorderseite zu. Wie angebracht die Vorsicht ist, merke ich, als der Van über eine Unebenheit rast und ich das Gleichgewicht verliere. Krachend falle ich auf das Dach und fast nach unten. Mit Müh und Not schaffe ich es, oben zu bleiben. Dafür ist der Überraschungseffekt weg, denn das haben sie garantiert gehört, selbst wenn sie meine erste Landung nicht bemerkt haben sollten.

      Ich erhebe mich und sehe rechts vor uns die Ausfahrt. Die Schranke ist unten, allerdings glaube ich nicht, dass das den Fahrer sonderlich beeindrucken wird. Auch der heftig winkende Wachmann nicht. Ich werfe mich hin, denn ich möchte von keinem umherfliegenden Teil der Schranke getroffen werden. Der Van bricht diese einfach durch, als wäre sie aus Pappe.

      Danach fährt er, kaum gebremst, nach links. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, denn geradeaus wäre der Van in den Graben gefahren. Aber im Gegensatz zu Mel Gibson mache ich so was nicht ständig, so sind mir nicht alle Stolperfallen einer Verfolgungsjagd auf dem Dach eines Transporters geläufig.

      Die Gesetze der Physik gelten dennoch uneingeschränkt, zumindest in diesem Moment. Das bedeutet: Ich mache einen Abflug, der vermutlich nicht sehr elegant aussieht. Zum Glück lande ich einigermaßen weich, denn hinter dem Graben befinden sich Sträucher und dahinter der Wald.

      Es tut trotzdem weh.

      Ich bleibe atemlos liegen. Wenigstens ein paar Sekunden Erholung wären jetzt gut.

      Viel mehr werden es nicht, denn mit quietschenden Reifen hält der BMW neben dem Graben. Ich rappele mich auf und wanke auf die Fahrerseite. Thomas rutscht freiwillig auf den Beifahrersitz. Ich steige stöhnend ein und gebe Gas.

      „Du machst das nicht oft, oder?“

      „Was?“

      „Auf Vans balancieren. Du hättest doch kommen sehen müssen, dass er um die Kurve fährt.“

      „Halt die Klappe!“

      Ich denke kurz darüber nach, wieder anzuhalten, um fliegend die Verfolgung fortzusetzen, verwerfe diesen Gedanken aber ziemlich schnell wieder. Viel zu viele Zuschauer.

      Der Van fährt Richtung North Town auf die Schnellstraße. Um diese Zeit ist die ziemlich voll, ich begnüge mich also damit, ihn nicht zu verlieren, und taste nach meinem Handy. Glück gehabt, noch ganz.

      Ich wähle die Nummer von Ben.

      „Fiona, was treibst du da?“

      „Du weißt also schon Bescheid. Gut.“

      „Machst du Witze? Ein Van und ein dicker BMW rasen durch die Stadt, natürlich weiß ich Bescheid! Gleich ist die halbe Polizei der Stadt hinter euch her!“

      „Kannst du die zurückpfeifen? Sarah wurde entführt. Und zwar von denselben Werwölfen, denen wir damals auf der Insel begegnet sind. Und die dich fast umgebracht haben.“

      „Verdammt!“

      „Also, ruf irgendwie deine Leute zurück!“

      „Das kann ich nicht. Zu viel los, das wäre verdächtig.“

      „Verdammte Scheiße! Also gut, lass dir was einfallen, sonst gibt es Tote. Es ist zu viel Verkehr, sonst würden wir die abdrängen oder was auch immer, aber es geht im Moment nicht.“

      „Das verstehe ich. Ich sag Jack Bescheid, der kann eher was tun.“

      „Ja, eine gute Idee. Ich melde mich!“

      Ich stopfe das Handy in meine Hosentasche und kratze mich am Kopf.

      „Hast du eine Idee, was die von Sarah wollen?“, erkundige ich mich dann.

      „Weiß ich immer noch nicht.“

      „Denk nach. Wenn die irgendwoher wissen, dass ihr hier seid, dann steckt da etwas dahinter. Und dieses Etwas könntest du kennen.“

      „Du bist fast so witzig wie meine Schwester. Ich habe aber keine Ahnung. Es ergibt überhaupt keinen Sinn. Es hätte noch Sinn gemacht, uns abzufangen, bevor wir dich finden. Aber jetzt?“

      Ich starre ihn an. „Und wenn sie es einfach nur nicht rechtzeitig geschafft haben? Und jetzt wollen sie verhindern, dass ihr mit mir redet.“

      „Hm.“

      „Aber wer?“

      „Garoan. Und seine Marionette, Graf Zanda.“

      „Okay, und warum?“

      Thomas kommt nicht zum Antworten, denn der Van fährt plötzlich auf die Ausfahrt nach Monty. Diesmal schaffe ich es mitzuhalten, ohne halsbrecherische Manöver vollführen zu müssen.

      „Arschloch!“, schreie ich dem Van hinterher.

      „Meinst du, er hört dich?“

      „Klappe!“

      Wir rasen auf der zweispurigen Airport Avenue, was ziemlich größenwahnsinnig ist, wenn man bedenkt, dass der Flughafen von Monty ziemlich winzig ist im Vergleich zum Hauptstadtflughafen. Andererseits verbindet mich mit ihm die intensive Erinnerung an das Ende der Hetzjagd auf meinen Onkel.

      Plötzlich sehe ich das Hinweisschild auf Newvill. Klasse, einmal um die Stadt herum. Fast. Ich gebe Gas, hole den Van ein, dessen Fahrer vermutlich viel zu überrascht ist, und reiße das Steuer nach rechts rum. Um den Zusammenstoß zu vermeiden, muss der Van nach rechts ausweichen und auf den Zubringer nach Newvill fahren.

      Punkt für uns!

      „Steckt ein Plan dahinter?“, erkundigt sich Thomas.

      „Natürlich.“

      „Dann ist ja gut.“

      Mein Plan ist eigentlich, den Van aus der Stadt heraus in die Small Hills zu treiben. Aber der dämliche Fahrer hält sich nicht daran. Das wird mir klar, als er auf den Zubringer zum Parkplatz der Newvill Mall fährt. Ich bringe den BMW wieder mal an die Grenzen der Physik, als ich ihn zwinge, dranzubleiben.

      „Was zum Teufel hat er vor?“

      „Er hält auf das große Gebäude zu“, erklärt Thomas.

      „Echt jetzt?“

      Und zwar ungebremst. Er wird doch nicht? Ich trete auf die Bremse und schaffe es, den Wagen so einigermaßen vor dem Schaufenster des Möbelgeschäfts anzuhalten, im Gegensatz zum Van, der mit voller Kraft hineindonnert.

      „Hinterher!“

      Wir springen beide aus dem Wagen und rennen dem Van hinterher. Schwer ist es nicht, seine Spur zu erkennen. Und ich höre auch schon die Sirenen. Der Van steht fast im Lagerbereich des nicht gerade kleinen Ladens und hat rechts und links eine Spur der Verwüstung zurückgelassen. Ob es auch Tote gibt, kann ich auf die Schnelle nicht erkennen. An einem Mittwoch Spätnachmittag werden sich vielleicht nicht allzu viele Leute hier aufhalten. Schreiende Menschen gibt es aber einige, doch die sind hoffentlich nur geschockt. Vielleicht auch verletzt, aber dann trotzdem nicht tot.

      Ich konzentriere mich wieder auf den Van, aus dem die Halbvampire springen und Sarah mit sich zerren. Gefesselt und geknebelt sind ihre Möglichkeiten sehr eingeschränkt, aber dennoch wehrt sie sich wie wild, mit Fußtritten setzt sie zwei der Kerle sogar außer Gefecht, bevor ein etwas größerer von denen sie über die Schulter wirft.

      Als wir am Van ankommen, regen sich die beiden wieder. Ich überzeuge mich, dass uns niemand sehen kann und breche ihnen das Genick, was Thomas etwas fassungslos werden lässt.

      „Die leben eh schon nicht mehr. Nicht wirklich.“

      Er nickt nur knapp, dann läuft er den übriggebliebenen Entführern


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