Dir zu Füßen | Erotischer Fetisch-Roman. Katy Kerry
alles, was Joey damals dazu sagte, war: Sollte ich eines unnatürlichen Todes sterben, braucht Sally einen Mann an ihrer Seite, der sie für den Rest ihres Lebens beschützt und wenn ich ihr heute einen aussuchen könnte, um ihn für sie parat zu halten, würde ich es tun. Weiter hat er sich nicht dazu geäußert und er war nicht davon abzubringen, das Testament genauso zu verfassen.
»Ich bin noch nicht fertig«, gebietet er ihr nun Einhalt, denn auf einem anderen Blatt steht eine weitere Verfügung und er liest.
»Meinen Körper stelle ich der Medizin zum Zwecke der Forschung und der Organspende zur Verfügung, die Überreste meines Leichnams sollen feuerbestattet werden, ich wünsche keine feierliche Bestattung, die Urne soll an Sally Summer überreicht werden, denn ich möchte auf dem Grundstück unserer gemeinsamen Liegenschaft in Småland meine letzte Ruhe finden«, und Sally schluckt, ringt die Hände.
»Das ist doch verrückt! Bitte sag, dass das nicht wahr ist!«, schreit sie Roger nun an und dieser gibt zu, dass das das verrückteste Testament ist, das er jemals aufsetzen musste.
»Doch, es ist sein letzter Wille, Sally.« »Das glaub ich einfach nicht«, und sie springt auf, »was hat er sich dabei gedacht? Will er mich provozieren? Mich auf den Arm nehmen?«, und bevor sie weiterredet, stützt sie sich mit beiden Armen auf Rogers Schreibtisch auf.
»Moment mal. Hier steht doch nicht etwa, wen ich heiraten muss? Es steht nur hier, dass ich heiraten muss, oder?«, fragt sie nun nach und erwartet fieberhaft Rogers Antwort. Roger sieht sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
»Roger«, setzt sie einen erwartungsvollen Blick auf, »Würdest du mich heiraten?«, richtet sie nun unverblümt ihre Bitte an ihn und dieser scheint nicht einmal so abgeneigt zu sein, winkt aber dann trotzdem ab und Sally erfährt auch gleich warum.
»Du weißt, dass ich dich sehr schätze und ich dich heimlich immer angebetet habe. Ich würde dich vom Fleck weg heiraten«, und Sallys Hoffnung wächst, denn bei ihm hätte sie hundertprozentige Sicherheit, er hätte es nicht auf ihr Geld abgesehen. Davon hat er ohnedies selbst genug. Doch im nächsten Moment zerplatzt dieser Gedanke wie eine Seifenblase.
»Es gibt eine Klausel in Joeys Testament«, und es scheint, als hätte Joey bereits gewusst, wie Sally tickt.
»Ich verlese weiter: Liebe Sally! Wenn du jetzt denkst, du kannst dir Roger unter den Nagel reißen und ihn heiraten, muss ich dich enttäuschen. Du wirst dir einen anderen Mann suchen müssen, denn Roger wird dich niemals bekommen«, und Sally sinkt wieder zurück in den Stuhl. Das hat jetzt gesessen und sie wird wütend.
»Das gibt es doch gar nicht! Ich meine, das kann er doch nicht machen! Was soll der ganze Zirkus? Ich hätte nie gedacht, dass er zu solch einem Entschluss fähig ist. Was will er damit bezwecken? Soll ich mich irgendeinem x-beliebigen Mann an den Hals werfen, nur um seinen Wunsch zu erfüllen. Bin ich ihm denn nichts wert gewesen? Ist es ihm egal, was aus mir wird?«, versucht sie ihrem Ärger Luft zu machen und läuft nun völlig vor den Kopf gestoßen, in seinem Büro auf und ab.
»Sally beruhige dich. Es hat doch ohnedies keinen Sinn, jetzt auszuflippen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder du nimmst das Erbe an oder du schlägst es aus«, und seine Hoffnung, sie würde es ausschlagen, wächst, denn dann könnte er sie heiraten und Joey könnte sich sein Vermögen sonst wohin stecken. Doch er hat nicht mit Sallys Sturkopf gerechnet. So leicht lässt sich eine Sally Summer nicht unterkriegen. Sie schlägt mit der Faust auf den Tisch, sodass er kurzzeitig zusammenzuckt.
»So nicht! Das kann er mit einer Sally Summer nicht machen. Ich werde ihm seinen verdammten Wunsch erfüllen und heiraten. Das schwör ich dir! Binnen eines Jahres hast du die Heiratsurkunde vorliegen. Verlass dich drauf! Der Tierschutzverein wird sich an unseren gemeinsamen Immobilien, wo wir die schönsten Jahre unseres Lebens verbracht haben, nicht erfreuen«, meint sie entschlossen. Ein Verhalten, das Roger völlig verblüfft. Wie kann sie in solch einer Situation noch derartig die Nerven bewahren und so überlegt handeln? Haben sie die Psychopharmaka derartig abstumpfen lassen? Mit diesen Worten verlässt sie das Büro, stürmt zur Tür hinaus, lässt einen verdutzten Roger zurück und eine doof dreinblickende Sekretärin, die ihr nachstarrt, weil sie so geschrien hat. Kaum, dass sie das Bürogebäude verlassen hat, kramt sie nach ihrem Mobiltelefon in ihrer Handtasche und wählt die Nummer von Nora.
»Sally? Warst du schon bei Roger?«, fragt sie gleich, ohne Sallys Begrüßung abzuwarten.
»Ja!«, stößt diese angriffslustig aus und Nora wundert sich über den Ton ihrer Stimme.
»Ist irgendetwas passiert? Ich meine, du klingst, als würdest du dich im nächsten Augenblick wie eine kampfbereite Wildkatze auf deine Beute stürzen«, und sie hat den Nagel auf den Kopf getroffen, denn Sally muss ihr völlig recht geben. Genauso fühlt es sich auch an.
»Oh ja, das kann man wohl sagen. Es ist sogar sehr viel passiert. Sally Summer ist wieder völlig klar. Hast du noch diese Freundin mit dem Partnerinstitut?«, fragt sie nun entschlossen und Nora stockt bei dem Gedanken.
»Was? Warum? Du willst mir doch nicht weismachen, dass du jetzt schon wieder an eine Beziehung denkst«, und sie kann es nicht glauben, was sie hier hört.
»Joey lässt mir ja keine Wahl!«, behauptet sie nun mehr als nur gekränkt und Wut mischt sich zu ihrer Verbitterung hinzu.
»Joey? Wie meinst du das?«, will sie von ihr wissen.
»Ganz einfach! Ich kann nur dann die Alleinerbschaft antreten, wenn ich binnen eines Jahres heirate und wohlbemerkt, es darf nicht Roger sein, den ich eheliche«, versucht sie diese völlig idiotische Forderung von Joey loszuwerden.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst. Das klingt ja wie in einem Hollywoodfilm!«
Nora ist ziemlich bestürzt über Joeys Vermächtnis.
»Hast du nun diese Freundin oder nicht?«, übt sie Nachdruck aus.
»Jaaa«, meint Nora.
»Willst du das wirklich durchziehen?«, fragt sie ungläubig.
»Natürlich! Wenn er es so haben will.« sie berichtet Nora kurz, was im Testament steht, und jetzt lacht sie fast schon ein wenig hysterisch, während sie diese Bemerkung zynisch ausspricht.
»Ruf sie an, ich will morgen schon einen Termin bei ihr. Und noch was. Ich bestehe auf ernstgemeinte Angebote«, stößt sie selbstsicher hervor.
»Klar. Ich kontaktiere sie gleich.«
Mit diesen Worten verabschiedet sie sich und Sally legt auf. Sie ruft sich ein Taxi und fährt zu ihrem gemeinsamen Apartment. Als sie dort ankommt und das Vorzimmer betritt, sieht sie in den Spiegel. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Joey? Am liebsten hätte sie jetzt losgeheult, aber nicht nur wegen des Verlusts, sondern vor allem wegen ihrer Wut, die ihr in den Bauch gestiegen ist, seit sie dieses Testament vorgelesen bekam. Sie überlegt. In das Büro von Joey kann sie nicht. Das wurde ja mittlerweile versiegelt. Oder doch? Dort befindet sich der Schlüssel für den Safe, der in ihrem Apartment steht. Vielleicht würde sie darin Anhaltspunkte zu seinem Tod finden. Sally hat einen Plan. Sie würde nicht auf die polizeilichen Ermittlungen vertrauen, sondern auf eigene Faust recherchieren. Gedacht, getan. Sie wartet bis es Abend wird. Dann verlässt sie das Apartment, fährt mit dem Wagen in sein Büro. Der Fahrstuhl bringt sie nach oben. Als sie im letzten Stockwerk und somit in Joeys Etage ankommt, ist es stockfinster, das Licht des Flurs schaltet sich um diese Uhrzeit nicht mehr automatisch an. Sie steht nun vor Joeys Bürotrakt. Kurz zögert sie, denn sie macht sich strafbar, wenn sie die Versiegelung nun löst. Sie tut es trotzdem, öffnet vorsichtig die Tür, dabei klopft ihr das Herz bis zum Hals. Es ist mucksmäuschenstill. Sie tritt über die Schwelle. Dann geht sie zielstrebig durch den Flur, vorbei an den Büros der Vorzimmerdamen, bis sie auf Joeys Büro stößt. Ihr Herz rutscht ihr dabei beinahe in ihr Höschen. So etwas hat sie doch noch nie gemacht. Sie weiß, wo sich der Zweitschlüssel für den Safe befindet. Diesen Ort würde sie blindlings finden. Mit einem Handgriff öffnet sie das Geheimfach seines Schreibtischs. Sie nimmt den Schlüssel an sich und sieht sich um. Es ist dunkel, nur die Lichter der angrenzenden Gebäude, dringen sanft in die Büroräumlichkeit. Sie macht auf dem Absatz kehrt,