Im Zentrum der Lust | Roman. Alissa Stone

Im Zentrum der Lust | Roman - Alissa Stone


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und boxte mit der freien Hand auf seinen Brustkorb. Mühelos wirbelte er mich herum und drückte meine Arme grob hinter meinen Rücken.

      »Hör auf, lass mich sofort los!«

      »Theo! Sei vorsichtig mit ihr«, rief Jeff, woraufhin der Mann knurrte.

      Ich zerrte an seinen Händen und trat mehrmals gegen sein Schienbein, damit er mich endlich losließ. Zwar lockerte er den Griff, doch ich schaffte es nicht, mich daraus zu lösen. Er bog meinen Arm nach hinten, sodass ich ihn nicht mehr bewegen konnte. Der Schmerz wurde stärker, sobald ich daran zerrte.

      »Hör auf. Lass mich los, was soll das? Du tust mir weh!«

      Schon presste sich seine Hand auf meinen Mund. Ich atmete hektisch und versuchte in die Finger zu beißen. Doch sein Griff war zu fest. Er schleppte mich durch das Treppenhaus, hin zu einem Aufzug. Ich hatte Angst. Mein Gesicht war heiß und die Knie ganz weich. Mein Zwerchfell zuckte, während ich mit aufgerissenen Augen Jeff dabei zusah, wie er den Aufzugknopf drückte. Dann schob sich die weiß lackierte Tür zur Seite. Oh mein Gott, was geschah mit mir? Noch nie im Leben hatte ich solche Panik gehabt wie jetzt! Ein weiteres Mal trat ich mit den Füßen und grub die Fingernägel in Theos Hände. Doch ich konnte mich nicht befreien. Im Gegenteil, er presste mich so fest an sich, dass ich auf Zehenspitzen vor ihm herlaufen musste. Ich keuchte, schnappte nach Luft und versuchte, mich aus seinem Griff zu winden. Er ließ sich nicht von meinem Widerstand abhalten und zerrte mich in den Aufzug. Das quadratische Neonlicht in der Decke blendete mich, weil Theo nicht aufhörte, meinen Hinterkopf gegen seine Brust zu drücken.

      Jeff stellte sich neben uns und tippte irgendwelche Zahlen auf einem Nummernblock. Ich schwitzte und mein heißer Atem stieß gegen Theos Hand, die meinen Mund und das Kinn umfasste wie ein Gipsverband. Dann schloss sich die Tür. Der Aufzug ruckelte kurz und setzte sich in Bewegung. Die rote Ziffer schnellte von 1 auf 0.

      Noch immer versuchte ich mich von ihm wegzudrücken, aber mir fehlte einfach die Kraft. Mein Kopf dröhnte und meine Finger pulsierten, weil Theo sie so fest zusammenhielt. Es war sinnlos, mich gegen diesen Koloss zu wehren. Ich sollte die Kräfte sammeln, bis er den Griff irgendwann lockerte.

      Die Metalltür auf der anderen Seite öffnete sich. Es zeigte sich ein Raum, etwa so groß wie eine Doppelgarage. Er glich einer steinernen Höhle. Fackellampen spendeten düsteres Licht und am hinteren Teil des Gemäuers erkannte ich eine Nische, die durch eine Glasscheibe vom restlichen Raum abgetrennt war. In der Mitte dieses Glaskäfigs stand eine senkrechte Eisenstange, die wie eine Tanzstange vom Boden bis zur Decke reichte. Ein merkwürdiger Bügel aus Metall war daran befestigt. Alles wirkte so düster, so unheimlich. Theo drängte mich an einem schwarzen Ledersofa vorbei, das wie eine kleine Zuschauertribüne außerhalb des Glaskäfigs stand.

      Mein Herz schlug schneller, ich schwitzte und fror gleichzeitig, obwohl es hier weder heiß noch kalt war.

      Ein Schlüssel klirrte und Jeff schloss den Käfig auf. Ich wimmerte bei jedem Atemzug und versuchte noch einmal, mich von Theo wegzudrücken. Aber es war zwecklos. Er schob mich an Jeff vorbei in den Käfig, als wäre ich ein Sack gefüllt mit Federn.

      Plötzlich zog Jeff ein Taschenmesser aus seiner Hosentasche, klappte es auf und hielt mir die Spitze entgegen. Ich zuckte zusammen. Theo ließ meine Hände los, dann das Gesicht. Er fasste meine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und hielt ihn wie einen Strick fest. Mit aufgerissenen Augen fixierte ich die Klinge.

      »Zieh dich aus, Lydia!«, sagte Jeff und kam mit dem Messer bedrohlich nahe. Er kannte meinen Namen? Woher wusste er den? Meine Tasche! Sie hatte nicht auf dem Sessel in Jeffs Schlafzimmer gelegen. Aber in ihr war nichts weiter als mein kleiner Geldbeutel und der Zimmerschlüssel. Meine Papiere und mein Handy lagen im Hotel.

      »Woher kennst du meinen Namen? Ich habe ihn dir nie genannt, oder doch?«

      Jeff grinste. »Nein, das hast du nicht. Aber es spielt auch keine Rolle, woher ich das weiß. Zieh dich aus.«

      Ich konnte kaum mehr atmen, die Kehle schnürte sich zusammen. Mein Blick sauste durch den fensterlosen Raum. Neben einer Tür führte eine Treppe nach unten. Womöglich in den Keller. Der Aufzug war geschlossen. Wieder sah ich zur Tür neben der Treppe. Ich musste hier weg! So schnell wie möglich. Zwei Schritte, mehr schaffte ich nicht. Denn Theo wickelte meine Haare um seine Hand und zog daran. In dem Moment war mir der Schmerz egal, ich schlug mit den Fäusten auf ihn ein und traf genau zwischen seine Beine. Theo krümmte sich und ließ endlich meine Haare los.

      »Du verschwendest deine Energie«, sagte Jeff und versperrte mir den Weg. »Es wäre wirklich besser für dich, wenn du einfach tust, was wir sagen.«

      Er drehte das Messer, sodass die Klinge das Licht einfing und kurz aufblitzte. Ich atmete schneller und sah ihn an. Was sollte ich tun? Mich an ihm vorbeizwängen und einen Stich ins Herz riskieren? Wie weit würde er gehen? Mich umbringen? Aber wozu?

      »Was habt ihr mit mir vor?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen. Egal was sie mit mir vorhatten, ich wusste, es würde mir nicht gefallen.

      »Zieh dich aus oder wir helfen dir dabei«, sagte Jeff. Seine Stimme klang ruhig, konsequent.

      Theo hielt noch immer die Hände an den Schritt und sah mich finster an.

      Ich schüttelte den Kopf. »Damit kommt ihr nicht durch!«

      »Ich weiß, du glaubst mir nicht. Das kann ich dir auch nicht verübeln. Du denkst, ich sei ein Verbrecher. Und du hast recht, das bin ich. Das bringt dieser Job mit sich. Aber ich verspreche dir, wir werden dir nichts tun, wenn du dich an das hältst, was wir sagen. Du wirst keinen Schaden nehmen.«

      Sollte ich ihm das wirklich glauben? Hielt er mich für dumm?

      »Lasst mich hier raus!« Ich ging auf ihn los, packte seinen rechten Ärmel, um mir das Messer vom Leib zu halten und versuchte, mich an ihm vorbeizuzwängen. Theo griff mir in die Haare und zog mich zurück.

      »Lydia«, sagte Jeff, kam einen Schritt auf mich zu und streifte seinen Ärmel glatt. »Es ist, wie gesagt, nicht meine Absicht, dir wehzutun, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo ich zu Maßnahmen greifen muss.« Mein Blick krallte sich am Messer fest. Immer näher führte er es an mein Gesicht, bis es meine Wange berührte. Ich spürte das kalte Metall an meiner Haut und wagte kaum zu atmen.

      »Bitte«, flehte ich.

      »Tu einfach, was ich dir sage. Wenn nicht ...« Er sprach nicht weiter, stattdessen zog er mit der stumpfen Kante eine Linie über meine Wange.

      Oh Gott, er würde mich töten! Mein Atem ging flach und meine Finger zitterten. Hecktisch tastete ich nach den kleinen Perlmuttknöpfen der Bluse und öffnete sie. In mir verkrampfte sich alles, mein Gefühl sagte, es war vorbei. Sie waren stärker, und wenn ich nicht tat, was sie verlangten, würden sie mich womöglich umbringen.

      Ich streifte den seidigen Stoff von den Schultern und warf die Bluse auf den Holzboden. Erst jetzt bemerkte ich das Seil, das rechts vor mir in der Ecke lag.

      Jeff ließ das Messer über meinen Hals gleiten. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, tastete ich nach dem Reißverschluss des Rockes. Ich schob ihn samt Slip von den Beinen. Dann führte Jeff das Messer an meine Schulter und durchschnitt die Träger des BHs. Ich zuckte. Als er beide durchtrennt hatte, zog er mit der flachen Kante eine Linie über meine Haut, bis hin zum Halter zwischen meinen Brüsten. Er setzte das Messer kurz an und zog es zu sich, schon fiel der BH zu Boden. In dem Moment war mir egal, dass ich nackt vor ihnen stand. Die Angst, er könnte mich mit der scharfen Klinge verletzen, übertönte jedes Schamgefühl.

      »Bitte, tut mir nichts«, brachte ich wimmernd hervor.

      Ich zitterte und bekam nur in kurzen Zügen Luft. Theo packte meine Unterarme und zog mich rücklings gegen die Eisenstange. Hinter der Stange presste er meine Arme zusammen. Seine Finger gruben sich in meine Unterarme und umschlossen sie wie eine Schraubzwinge. Ich drückte dagegen, doch mir fehlte die Kraft. Jeff stellte sich neben ihn, legte die Hand an meinen Hals und drückte meinen Kopf gegen die Stange.

      »Mach den Mund auf«, sagte er.

      Nein, warum?


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