Im Zentrum der Lust | Roman. Alissa Stone

Im Zentrum der Lust | Roman - Alissa Stone


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kaum liegen. Er zwang mich zu Dingen, die ich nie aus freien Stücken tun würde. Er entzog mir meine Freiheit. Er war ein Verbrecher und ich gehörte hier nicht her. Und wenn sich die Gelegenheit ergab, war ich weg.

      »Ich möchte erst wissen, wofür die Fotos sind«, sagte ich.

      »Habe ich nicht gesagt, du sollst still sein?« Seine Stimme klang ruhig, als wollte er mir demonstrieren, dass ich es nicht schaffen würde, ihn zu provozieren.

      Ich biss mir auf die Lippe. Wut keimte in mir. Seine kargen Antworten gefielen mir nicht. Warum sagte er mir nicht einfach, was los war?

      Er neigte seinen Kopf in Richtung Wand. Ich folgte seiner Anweisung, denn solange er vor der Tür stand, war es ohnehin nicht möglich zu fliehen. Und ich würde fliehen, dazu war ich fest entschlossen. Bei der erstbesten Gelegenheit, die sich mir bot, würde ich davonlaufen.

      Ich drehte mich um und starrte an die glatt verputzte Wand. Seine Hand berührte meine Schulter, er legte meine Haare zur Gänze nach hinten. Gleichzeitig bebte ein Schauder durch meinen Leib und bedeckte meinen Körper mit Gänsehaut. Ich atmete tief ein und stieß einen Schwall Luft aus. Leise, damit er es nicht mitbekam. Es erregte mich, wie er mich berührte. So sanft und doch so fordernd. Es war nur eine Berührung, sagte ich mir, sie war zärtlich und es war ganz normal, dass es mir gefiel.

      Sekunden später klickte der Auslöser der Kamera. Mehrere Male hintereinander.

      »Dreh dich um«, hörte ich ihn sagen.

      Ich tat es und war froh, dass die gefesselten Hände meine Scham verdeckten. Obwohl ich meinen Körper mochte und ihn gern gewagt kleidete, schämte ich mich, nackt vor ihm zu stehen. Weil ich auch nicht wusste, wozu er diese Fotos brauchte.

      »Spreiz die Beine. Ich möchte das Schmuckstück glitzern sehen, das ich dir zum Geschenk gemacht habe«, sagte er und sah mich schmunzelnd an. »Deinen wütenden Blick darfst du gern beibehalten.«

      Ich kniff die Augen ein Stück weiter zusammen und öffnete die Beine, kaum merklich. Jeff legte die Kamera auf einem der Tische ab und kam zu mir. Sofort wusste ich, dass ich wieder leiden sollte. Er griff mir in die Haare und sah mich an.

      »Du willst es nicht anders, nicht wahr?«, sagte er, als wüsste er um meine verbotenen Gelüste. »Tu es, oder ich werde nachhelfen. Und glaub mir, diesmal bin ich nicht so zärtlich wie vorhin.«

      Ich öffnete die Beine und wieder war da dieses Kribbeln.

      Er nahm meine gebundenen Handgelenke und hob sie hinter meinen Kopf. Mit der anderen Hand zog er an dem Halsband. Ich erinnerte mich vage, dass er es mir angelegt hatte, bevor ich in Ohnmacht gefallen war. Inzwischen hatte das Material meine Körpertemperatur angenommen und war mir nicht weiter aufgefallen.

      Sein Körper presste sich an meinen. Er hakte die Ringe der Manschetten in den des Halsbandes. Ich roch an ihm, spürte den warmen Stoff seiner Kleidung auf meinem nackten Körper. Es fühlte sich erstaunlich gut an. Dann trat er zurück und zupfte ein Bündel Haarsträhnen über meine Schulter nach vorn.

      Ich fühlte mich zur Schau gestellt und wendete den Blick von ihm ab. Ein zweites Mal richtete er die Kamera auf mich.

      »Gut. Jetzt sieh mich an.«

      Ich zögerte. Ich wollte sehen, wie weit ich diesmal gehen konnte. Wann er die Beherrschung verlieren würde. Bis jetzt hielt er sie gut im Zaum. Er war nie ausfallend geworden. Sein Ton war immer ruhig geblieben.

      »Sieh mich an!«, seine Stimme wurde lauter, bestimmter, aber dennoch kontrolliert.

      Ich hob nur den Blick, weil ich sein Gesicht sehen wollte. Seinen Ausdruck. Er war ernst, lauernd, aber entspannt. Wie lange würde es dauern, bis er die Fassung verlor? Ich fragte mich, ob dies der richtige Zeitpunkt war, ihn zu testen. Dass er mir körperlich überlegen war, hatte ich bereits gespürt. Auch aus diesem Grund entschied ich mich dagegen. Es wäre wohl geschickter, ihn vorerst im Glauben zu lassen, ich fügte mich meinem Schicksal. So würde er mich nicht ständig beobachten und ich könnte den Überraschungsmoment nutzen und fliehen.

      Ich hob den Kopf und sah ihn an.

       Kapitel 4

      Jeff hatte die Handmanschetten hinter meinem Rücken verschlossen, umfasste meinen Oberarm und schob mich durch den langen Gang, vorbei an Türen aus grauem Stahl. Er machte an einer der Türen halt und zückte seinen Schlüsselbund. Ich bemerkte ein Ziehen in der Magengrube, als die Schlüssel schepperten und er einen davon ins Schloss steckte.

      Er öffnete die Tür und ich zuckte zusammen. Denn mit dem, was ich zu sehen bekam, hatte ich nicht gerechnet. Ich starrte in ein großes möbliertes Zimmer, in dessen Mitte eine junge Frau stand. Ihre schwarzen schulterlangen Haare verdeckten das nach unten geneigte Gesicht. Ihre Arme verbarg sie hinter dem Rücken. Wie ich, war sie nackt und trug lediglich dieses Halsband mit Ring an der Vorderseite. Sie stand breitbeinig da und bewegte sich nicht.

      Jeff, der noch hinter mir stand, löste die Verbindung meiner Manschetten. Dann drückte mich seine Hand durch den Türrahmen. Die Tür fiel zu und der Schlüssel drehte sich im Schoss. Ich sah mich um, aber Jeff war nicht mehr da. Ich war allein im Raum, mit dieser Frau, die nun den Kopf hob und mir mit großen braunen Augen ins Gesicht blickte.

      Einige Sekunden sahen wir uns wortlos an. Ich war baff und wusste nicht, was ich sagen sollte, deshalb wartete ich, bis sie es tat.

      Sie war kleiner als ich und wirkte noch recht jung. Spontan hätte ich sie auf Anfang zwanzig geschätzt. Ihre Haut war makellos und die kleinen Brüste passten zum knabenhaften Körper.

      »Hi«, begrüßte sie mich, nahm ihre Arme vom Rücken und strich sich eine Ponyfranse aus dem Gesicht. »Ich bin Mila.«

      Es war mir unangenehm, wie wir einander gegenüberstanden und uns ansahen. Beide nackt und mit den gleichen Bändern versehen, als wären wir im selben Kampftrupp. Vielleicht waren wir das auch. Vielleicht wurde sie auf die gleiche Weise wie ich hierher verschleppt, und es lag ihr nicht weniger wie mir daran, sich hier wieder rauszukämpfen.

      »Hi, ich bin Lydia«, sagte ich und schaffte es endlich, den Blick zu lösen. Ich ließ ihn durch den Raum schweifen, ohne den Kopf zu bewegen. An der linken Wand standen zwei Betten aus Metall, mit dünnen Matratzen und brauen Decken, die fein säuberlich zusammengelegt das untere Drittel der Liegefläche bedeckten. Daneben war eine Schiebetür. Rechts von mir stand ein Tisch aus Eichenholz mit zwei Stühlen aus demselben Material, dahinter ein Regal, in dem sich mehrere Bücher stapelten. Und hinter Mila bot ein riesiges Souterrainfenster denselben Ausblick, den ich von Jeffs Zimmer aus hatte. Die entfernte Stadt wirkte blass und war zum Teil von Baumwipfeln verdeckt. Es sah aus, als würde es draußen nieseln. Der Himmel war von einem hellgrauen Wolkenmeer bedeckt. Auch die Auslegware hier drinnen war grau, steingrau. Sie fühlte sich weich an und ließ den Raum beinahe wohnlich wirken.

      »Wo bin ich hier?«, fragte ich.

      »Du bist im Zentrum der Lust«, sagte sie mit gesetzter Stimme und fing mich mit laszivem Blick ein. »Dieses Haus ist ein Ort der Sklaven. Wir sind hier, um zu dienen und Lust zu bereiten.«

      Oh mein Gott! Ein Schauer durchfuhr meine Adern. Mein Blick irrte durch den Raum, fiel immer wieder zurück auf Mila. Mir war schlecht.

      »Hier bleib ich nicht!« Ich gab mir einen Ruck, drehte mich um und rüttelte am Türknauf.

      »Du kommst hier nicht raus. Erst wenn dich jemand holt, um sich mit dir zu vergnügen.« Ihre Stimme klang gelangweilt und hatte einen herablassenden Unterton. Ohne den Türknauf loszulassen, drehte ich mich zu ihr und lehnte mich an das kalte Metall.

      Sie ging zu dem hinteren Bett neben der Schiebetür und legte sich hin. Dann schlug sie die Beine angewinkelt übereinander und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Ihren Blick richtete sie zur Decke, um geradewegs in eine nicht existierende Weite zu starren.

      »Du hast es schon versucht?«, fragte ich.

      »Nein«, antwortete Mila mit gedehnter Stimme und verharrte mit dem Blick noch immer an der Decke.

      »Woher


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