SommerLust | Erotische Geschichten. Amy Walker

SommerLust | Erotische Geschichten - Amy Walker


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mich viel wohler, als springe ein Funke davon auf mich über. »Bis später also …« Ich zwinge mich dazu, ihre Finger loszulassen und mache mich auf, mein Zimmer zu suchen. Ich freue mich tierisch auf die Badewanne, die meine dank Kennedy wiedererweckten Lebensgeister hoffentlich noch ein wenig mehr pushen wird.

      Ein durch und durch entspannendes Schaumbad und ein kurzes Nickerchen später trete ich vor der Rezeption nervös von einem Fuß auf den anderen. Irgendwie kratzt es mich total auf, wie schnell Fremde auf diesem Trip zu Freunden werden. Jedenfalls fühlt es sich mit Kennedy so an, als befänden wir uns auf dem direkten Weg dorthin, und auch mit George und Gerald war es so. Na ja, hauptsächlich mit George. Unwillkürlich muss ich schmunzeln, als ich daran denke, wie er mir bei meinem Aufbruch mit einem melodramatischen Seufzen seine Handynummer zugesteckt hat. »Wenn du jemanden zum Reden brauchst, ruf mich jederzeit an. Und jetzt geh und finde dein Glück, Süße, und wenn du es gefunden hast, ruf mich ebenfalls an!« – Ich vermute stark, dass er vor Neugierde umkommen würde, würde er nicht erfahren, wie meine Geschichte letzten Endes ausgeht.

      »Was ist so lustig?« Plötzlich steht Kennedy vor mir und blitzt mich erwartungsvoll aus ihren ausdrucksstarken, nussbraunen Augen an. Irgendetwas ballt sich in meiner Magengrube zusammen. Kaum zu glauben, aber George fehlt mir irgendwie. »Ach, ich habe nur gerade an zwei Kerle gedacht, denen ich vor ein paar Tagen begegnet bin«, wehre ich ab. Keine Ahnung, was ich ihr tatsächlich über mich erzählen soll.

      »Zwei Kerle und ein verträumtes Seufzen …? Könnte eine hörenswerte Geschichte sein!« Kennedy wackelt anzüglich mit den Augenbrauen und hakt mich wie vorhin schon unter, um mich zum Speisebereich der Lodge zu führen. Die Aussicht, beim Essen vielleicht auch eine schmutzige Geschichte serviert zu bekommen, scheint sie keineswegs zu stören. Sofort wird sie mir noch sympathischer und mir kommt es so vor, dass wir total auf einer Wellenlänge liegen – oder besser gesagt: Ich fühle mich ihr seltsam nah.

      Während des Essens vertieft sich dieser Eindruck. Immer wieder schaut Kennedy mir tief in die Augen, während sie mir davon erzählt, dass sie süchtig danach sei, ihre Grenzen auszuloten. Angefangen hat es mit Bungee-Jumping, doch das wurde ihr schnell zu langweilig. Sie braucht es, sich bis zur körperlichen Erschöpfung auszuschinden und sich zu beweisen, wozu sie imstande ist. Als sie ihre Erzählung schließlich beendet, zuckt sie gleichgültig mit den Schultern. »Darum werde ich diesen Trip wohl immer wieder machen und langfristig daran arbeiten, die Triple Crown of Hiking zu bewältigen: den Appalachian, den PCT und Continental Divide Trail.«

      Ich muss lachen – das kann schließlich nur ein Scherz sein, oder? Für Kennedy scheint es jedoch völlig normal zu sein, sich gleich alle drei ganz großen Langstreckenwege der USA vorzuknöpfen. »Die Triple Crown of Hiking, bist du denn verrückt?«, hake ich nach und schüttle ungläubig den Kopf. Kennedy grinst versonnen und schaut mir tief in die Augen. »Manchmal bin ich ziemlich verrückt, aber man lebt ja bekanntlich nur einmal und sollte mitnehmen, was das Leben einem zu bieten hat. Aber jetzt zu dir – was treibt dich auf den Trail?«

      »Eine etwas kompliziertere Geschichte«, antworte ich und seufze leise. Noch ein paar Tage, dann werde ich die Grenze zwischen Oregon und Washington erreichen – spätestens dort sollte ich aussteigen, ehe der Trail anstrengender wird und definitiv meine Kräfte übersteigt. So wie es aussieht, ohne etwas über mich und meine Motivationen und weiteren Ziele herausgefunden zu haben, das mich richtig voranbringen wird.

      »Erzähl mir alles!«, fordert Kennedy mich auf und lehnt sich bequem auf ihrem Stuhl zurück. Während ich das beste Rumpsteak mit Bratkartoffeln, die ich je gegessen habe, in mich hineinschaufle, sprudelt es plötzlich nur so aus mir heraus. Verrückt, wo ich doch wieder kaum etwas hinunterbekommen habe, seit ich George und Gerald hinter mir gelassen habe. Doch mit Kennedy fühle ich mich wohl – nein besser: Ich fühle mich berauscht in ihrer Gegenwart! Deshalb erzähle ich ihr auch alles – wirklich alles, angefangen mit Dave und mir bis hin zu dem fantastischen Sex mit Gerald, der mich in die prekäre Lage gebracht hat, mich fragen zu müssen, ob ich Dave wohl je wieder gegenübertreten kann. Bei dem Punkt angekommen, spüre ich schon wieder dieses Brennen in meiner Brust. Die ganze Zeit über, während ich erzähle, ruht Kennedys Blick auf mir. Derweil ich über meine Abneigung gegenüber Insekten und meine Vorliebe für Feuchttücher scherze, lacht sie leise. Als ich ihr Gerald und seine Qualitäten als Liebhaber beschreibe, stöhnt sie leise und hängt regelrecht an meinen Lippen. Die Frau geht mit mir mit – nicht nur mit meiner Erzählung, sondern sie taucht regelrecht in meine Emotionen ein und ihre offenen Reaktionen darauf gehen mir durch und durch. Irgendwie habe ich das Gefühl, endlich verstanden zu werden, auch wenn ich mich selbst immer noch nicht ganz verstehe. Plötzlich habe ich das Gefühl, die Lösung bereits zum Greifen nah vor mir zu haben, und als Kennedy gespannt an ihrer Lippe knabbert, während ich ihr davon berichte, wie ich die letzten drei Tage verbracht habe, durchzuckt es mich wie ein Blitz. Kennedy …

      »… Und so bin ich hier gelandet – in der vermutlich gemütlichsten Lounge in ganz Oregon und in der nettesten Gesellschaft, die ich mir derzeit vorstellen kann!«, schließe ich und schaue Kennedy vorsichtig unter gesenkten Wimpern hervor an. Die ganze Zeit über hat sie nichts gesagt, ich fühle mich unsicher und fürchte mich ein wenig vor ihrer Reaktion auf den Bericht über mein verruchtes Spiel mit Gerald und George. Unruhig rutsche ich auf meinem Platz hin und her. »Komm, wir gehen eine Runde. Irgendwie werde ich immer unruhig, wenn ich zu lange herumsitze«, schlägt Kennedy vor und ich springe förmlich von meinem Platz auf. Keine Sekunde länger schaffe ich es mehr, ruhig sitzen zu bleiben, auch wenn ich mich heute schon mehr als genug bewegt habe.

      Gemeinsam verlassen wir den Restaurantbereich der Lodge und durchqueren schweigend die Lobby. Dass Kennedy ausnahmsweise einmal nicht redet, macht mich noch nervöser. Ich spüre es am ganzen Körper: ein angespanntes Kribbeln, meine Nerven vibrieren. Irgendetwas geschieht hier – mit mir, mit uns. Verstohlen werfe ich ihr einen Seitenblick zu. Noch immer trägt sie dieses süße Kleid, das ihren gestählten Körper sinnlich umschmeichelt. Ihre Bewegungen sind kraftvoll und gleichzeitig geschmeidig. Angestrengt atme ich ein und aus und muss immer wieder zu ihr rüberschauen. Es ist mehr als nur verwirrend, dass ich mich plötzlich derart intensiv zu einer Frau hingezogen fühle – zu dieser Frau. Das kann doch nicht echt sein! Bestimmt sucht mein Gehirn nach einer für Dave halbwegs akzeptablen Lösung! Es kann einfach nicht sein, dass ich mich von dieser Frau angezogen fühle – und das nicht nur auf freundschaftlicher Basis! Ich hätte es doch längst bemerken müssen, wenn Frauen mich sexuell reizen würden!

      Als wir den Rasenbereich vor der Lodge ziellos überqueren, greift Kennedy plötzlich nach meiner Hand und bleibt stehen. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob du vielleicht wie Gerald sein könntest – nur andersherum eben?« Ja, gerade eben! »Nein, ich stehe nicht auf Frauen, ganz sicher nicht!«, lüge ich. Die Berührung fühlt sich zart, beinahe tröstend an. Will Kennedy mich damit überhaupt anmachen? Herrgott, was denke ich da nur? Natürlich nicht … Völlig verwirrt erwidere ich ihren fragenden Blick, plötzlich beugt sie sich vor, ihre Lippen streifen die meinen. Obwohl es nicht mehr als ein Hauch ist – ein zartes Streicheln –, rast die Berührung wie eine Hitzewelle durch mich hindurch und entzündet ein ungeahntes Feuer in mir. Kennedys Lippen fühlen sich weich und einladend an – nach mehr. Ohne darüber nachzudenken, öffne ich meine Lippen. Doch da zieht sie sich auch schon wieder zurück. Mein Puls rast, ebenso mein Atem. Was war das eben? Völlig entgeistert starre ich Kennedy an.

      »Bist du dir wirklich sicher, dass du nicht auf Frauen stehst?« »Ich steh’ auf dich!«, höre ich mich sagen und noch ehe ich mich fragen kann, warum ich das gesagt habe, liegen Kennedys Lippen wieder auf meinem Mund und ihre Zunge fordert mit einem sanften Stupsen nach Einlass. Ein seltsames Zittern rinnt durch mich hindurch – ein Cocktail aus Erregung und Furcht. Wohin wird es mich führen, wenn ich ihr nachgebe? Ich habe keine Ahnung, ob ich es herausfinden will. Als Kennedy sich unverrichteter Dinge wieder zurückzieht, stöhne ich frustriert. »Ich kann das irgendwie nicht …« Nichts will ich in diesem Augenblick mehr, als diese Frau zu küssen, doch es ist, als hindere eine innere Sperre mich daran.

      »Ich stehe ebenfalls nicht auf Frauen, Kim. Aber auf dem College habe ich mit meiner Mitbewohnerin geschlafen. Manchmal, mit der richtigen Frau …«, schnurrt Kennedy an meinem Ohr und jagt mit ihrem warmen Atem heißkalte Schauder über


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