Der neue Sonnenwinkel 70 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel 70 – Familienroman - Michaela Dornberg


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tapfer die Gedanken, die wieder in ihr aufstiegen, weil sie unsinnig waren. Er hätte vor ihr doch nicht dieses Theater aufführen müssen. So etwas tat Werner nicht.

      Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück, und Inge rief, und da hatten sie noch nicht einmal ihre Villa erreicht: »Da steht Rickys Auto.«

      »Wieso? Die ist doch mit ihrer Familie im Urlaub.«

      Inge schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln. »Werner, kein Urlaub dauert ewig an. Gewiss ist sie bei meinen Eltern, und hoffentlich hat sie jetzt auch noch ein wenig Zeit, die sie mit uns verbringen kann.«

      »Na ja, wenn man so viele Kinder hat, dann ist man schon ganz schön getrieben.«

      Vielleicht hätte Inge etwas darauf erwidert, doch da kam Ricky aus dem Haus ihrer Großeltern gestürzt, rannte über die Straße, und dann entdeckte sie ihre Eltern.

      Sie sah blendend aus, war braun gebrannt, schlank und dynamisch wie immer.

      »Wenn das kein perfektes Timing ist«, lachte sie, »ich hätte es sehr bedauert, nach Hause fahren zu müssen, ohne euch gesehen zu haben.«

      Dabei schaute sie allerdings ihre Mutter an, umarmte sie heftig: »Mama, ich habe dich sehr vermisst, es ist so schön, dich wiederzusehen.«

      Danach ließ sie ihre Mutter los, wandte sich ihrem Vater zu. »Hallo, Papa«, sagte sie mit einer merklich kühler klingenden Stimme.

      Werner wirkte ein wenig betroffen, und ihm wurde in diesem Augenblick wohl zum ersten Male seit vielen Jahren bewusst, dass er nicht nur vieles falsch gemacht, sondern dass er auch vieles versäumt hatte.

      »Hallo, Ricky, du siehst gut erholt aus.«

      »Ja, ich habe mich auch gut erholt, danke, Papa.«

      Inge blickte ihre Tochter an.

      »Hast du noch ein bisschen Zeit?«

      »Ja, klar, die habe ich mir für den Sonnenwinkel genommen. Ich war bereits bei Rosmarie, habe mich lange mit den Großeltern unterhalten.

      Was machst du denn für Sachen, Papa? Ich habe von diesem Zwischenfall erfahren. Es geht mich ja nichts an, doch ich denke, das solltest du jetzt wirklich ernst nehmen.«

      »Ja, ja, das will ich auch«, war seine knappe Antwort. Ihm war anzusehen, dass er sich unbehaglich fühlte in seiner neuen Rolle, in die er sich noch nicht hineingefunden hatte.

      Werner ließ es sich nicht nehmen, in der Gegenwart seiner ältesten Tochter seine Tasche persönlich ins Haus zu tragen, Ricky hatte sich bei Inge eingehakt und begann, munter zu plaudern.

      Sie betraten das Haus, Werner stellte seine Tasche ab.

      »Und jetzt koche ich uns erst einmal einen leckeren Kaffee«, bemerkte Inge, doch Ricky winkte ab. »Für mich bitte nicht, ich hatte bei den Großeltern genug davon bekommen. Aber die Omi hat mir gesagt, dass du einen Kuchen gebacken hast. Darauf habe ich Lust, große sogar.«

      Inge konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Das hast du mit deinem Vater gemeinsam. Er liebt Kuchen ebenfalls über alles.«

      Ricky lachte.

      »Mama, das musst du jetzt nicht extra erwähnen? Hast du schon vergessen, dass ich in diesem Haus gelebt habe?«

      Inge fiel in das Lachen mit ein, doch bei ihr wirkte es ein wenig gequält, weil sie nicht wusste, wie es derzeit bei Werner aussah. Zuletzt hatte er sich nämlich nichts mehr aus Kuchen gemacht. Doch sie konnte aufatmen, denn er rief: »Hoffentlich hast du einen Kuchen gebacken, den ich mag.«

      Ricky schüttelte den Kopf, doch es war gut gemeint.

      »Papa, diese Frage hättest du dir jetzt ersparen können. Mama kann gar keinen Kuchen backen, den du nicht magst. Das könnte höchstens passieren, wenn du nicht daheim bist. Da haben wir eine Chance, etwas zu bekommen, was nur wir mögen.«

      Sie begaben sich in die gemütliche Wohnküche, den Lebensmittelpunkt der Auerbachs. Ein wenig verloren wirkten sie schon an dem großen Familientisch, kein Wunder, denn es fehlten Jörg, Hannes und das Nesthäkchen Pamela.

      Natürlich wollte Inge sofort alles über den Urlaub wissen, doch Ricky winkte ab.

      »Mama, wir müssen uns nicht beeilen. Fabian ist mit den Großen in einen Centerpark gefahren, und dort werden sie auch übernachten.«

      Werner konnte sich nicht ­verkneifen zu erwähnen: »Aber ihr hattet doch gerade erst Urlaub.«

      Ricky nickte.

      »Das ist richtig, Papa. Doch dieser Centerpark steht schon seit Langem auf der Wunschliste der Kinder, und deswegen hat Fabian sich entschlossen, mit ihnen zu fahren, damit die Quengelei endlich aufhört. Ich glaube aber, dass er selbst auch Spaß daran hat. Und so kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«

      »Und die kleine Teresa?«, wollte Inge wissen, und ihre Stimme klang besorgt.

      »Mama, entspann dich, um Teresa Sonnenschein musst du dir keine Sorgen machen. Die ist bei Oma Holper sehr gut aufgehoben. Teresa ist gern bei ihr, und Oma Holper ist überglücklich, wenn sie die Kleine mal ganz für sich allein haben kann.«

      Inge konnte es nicht lassen, ein wenig neugierig war sie schon, und deswegen erkundigte sie sich: »Waren die Kinder nicht traurig, dass die Großeltern vorab nach Hause gefahren sind?«

      Das bestätigte Ricky sofort.

      »Und ob, sie wurden ja auch grenzenlos verwöhnt. Dieser gemeinsame Urlaub war wirklich sehr schön und harmonisch, und es hat mich für Fabian gefreut, dass er sich mit seinen Eltern jetzt noch mehr ausgesöhnt hat. Besonders mit seinem Vater, mit Rosmarie lief es vor dem Urlaub ja schon recht gut.«

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