Die junge Gräfin 22 – Adelsroman. Michaela Dornberg

Die junge Gräfin 22 – Adelsroman - Michaela Dornberg


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wirst ihn immer lieben, obschon es aussichtslos ist, weil er zu dieser grässlichen Benita gehört.

      »Nein, bitte, drängen Sie nicht weiter. Ich bleibe bei meinem Entschluss. Das Gespräch mit Ihnen habe ich sehr genossen, Hendrik. Aber jetzt gehen wir wieder unserer Wege.«

      Er kramte in seiner Jackentasche herum, brachte eine Visitenkarte zum Vorschein, die er ihr in die Hand drückte.

      »Falls Sie es sich doch noch anders überlegen«, bemerkte er, »ich würde mich über Ihren Anruf freuen, Alexandra …, sehr sogar.«

      Sie starrte auf die Visitenkarte. Reflexartig griff sie nach seiner rechten Hand, drückte die Visistenkarte hinein, als sei sie nicht aus feinstem Bütten, sondern ein Stück glühender Kohle.

      »Nein«, rief sie, schob ihn beiseite, stieg in ihr Auto und startete den Motor, was ihr erst beim zweiten Male gelang.

      Sie setzte zurück, wäre beinahe mit einem Auto zusammengestoßen, das Richtung Ausfahrt fuhr.

      Im Rückspiegel sah sie, wie Hendrik Hoorgen abwechselnd auf die Visitenkarte in seiner Hand starrte und zu ihr hin. Er war mehr als nur irritiert. Das konnte man sehen.

      Welch schlechter Abgang von mir, dachte Alexandra. Sie war zerknirscht, denn sie hatte sich unmöglich benommen.

      Warum hatte sie denn die Visitenkarte nicht angenommen, sondern ihm zurückgegeben? Mit der Annahme bestand keine Verpflichtung zu irgendetwas. Sie hätte sie schon unterwegs entsorgen können.

      Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie aussteigen und sich bei ihm entschuldigen sollte. Doch es waren noch weitere Autos hinter ihr, die sie sonst blockiert hätte. Also fuhr sie weiter.

      Sie würde diesen Hendrik Hoorgen eh nie wiedersehen. Sie war sich sicher, dass er nicht in Kaimburg wohnte, denn sonst hätte sie ihn irgendwann schon mal gesehen. Er wäre ihr ganz bestimmt aufgefallen. Dermaßen gut aussehende Männer liefen hier nicht scharenweise herum.

      Sie beeilte sich wegzukommen und fuhr deswegen schneller als erlaubt. Erst als sie sich auf der Landstraße befand, die nach Waldenburg führte, entspannte sie sich.

      Dumm gelaufen!

      Was war bloß in sie gefahren, sich zu benehmen wie ein pubertäres Mädchen, das noch ungeschickt ist im Umgang mit männlichen Wesen.

      Verflixt noch mal!

      Sie war cool im Umgang mit ausgebufften Bankmanagern, und in der Nähe eines charmanten, gut aussehenden Mannes bekam sie weiche Knie?

      Nein, dachte sie, so war es nicht!

      Er hatte ihr gefallen, sie hatten sich fantastisch unterhalten, und sie war souverän gewesen, na ja, bis zu dem Moment …

      Nein!

      Sie wollte sich darüber nun wirklich nicht länger den Kopf zerbrechen.

      Ihre Entscheidung war richtig gewesen, sie hatte sich nur ein wenig geschickter, höflicher verhalten sollen.

      Das mit der Visitenkarte war nun wirklich kein Glanzstück gewesen. Sie hatte ihn brüskiert, dabei konnte er nun wirklich nichts dafür, dass sie in Bezug auf Männerbekanntschaften derzeit verhaltensgestört war.

      Mit Mike, dem feschen Piloten, das würde sie irgendwann vergessen, es als eine schöne Zeit in Erinnerung behalten.

      Aber Joe?

      Sie sagte es sich immer wieder, dass es töricht war, an ihm festzuhalten. Sie kannte ihn kaum, er war anderweitig gebunden, dennoch.

      Dieser kurze Augenblick der Seligkeit, dieses ineinander Verschmelzen von Herz und Seele.

      So etwas hatte Alexandra noch niemals zuvor erlebt, und sie wusste, dass sie es mit einem anderen Mann auch nicht mehr erleben würde. Man konnte Lieben finden, mehrere in seinem Leben haben, große oder kleine. Doch einen Seelenpartner, den fand man nur einmal.

      Sollte das bedeuten, dass sie durch ihr weiteres Leben allein marschieren sollte? Ohne einen Mann an ihrer Seite?

      Alexandra schlug mit ihrer rechten Hand auf ihr Lenkrad.

      Warum konnte sie alles meistern, nur nicht ihr Privatleben auf die richtige Spur bringen?

      Was wollte sie eigentlich?

      Sich weiter an diesen Strohhalm klammern, Joe könne sich von Benita von Ahnenfeld trennen? Er könne sie, Alexandra, nicht vergessen und ziehe deswegen in Erwägung, seinen Vertrag in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verlängern? Was bildete sie sich eigentlich ein? Wenn er es wirklich tun würde, dann nicht ihretwegen, auch nicht wegen seiner Verlobten Benita, sondern einzig und allein aus dem Grund, weil man ihm großartige Konditionen angeboten hätte und er blöd wäre, das auszuschlagen. Wenn sie Raucherin wäre, würde sie jetzt eine Zigarette rauchen, wenn Alkohol ein Tröster für sie wäre, würde sie jetzt einen Cognac oder etwas Ähnliches, Hochprozentiges trinken. Sie hatte nichts als ihre wild durcheinanderwirbelnden Gedanken, die sie beinahe verrückt machten und denen sie kaum Einhalt gebieten konnte. Das musste anders werden! Sie musste Joe vergessen, für immer, und deswegen war es mehr als töricht gewesen, das Treffen mit diesem Hendrik Hoorgen auszuschlagen. Er hätte sie auf andere Gedanken gebracht, ganz gewiss. Und wer weiß, vielleicht hätte sie sich ja auch in ihn verliebt.

      Mit einer neuen Liebe konnte man sehr gut den Schmerz um eine verlorene Liebe überdecken. Zu spät … Alexandra war froh, von der Landstraße auf die Zufahrt zu Schloss Waldenburg einbiegen zu können. Dieses Glücksgefühl, das sie jedes Mal dabei empfand, das war ihr wenigstens geblieben.

      *

      Alexandra überlegte kurz, ob sie ihren Wagen in die Remise bringen oder ihn einfach vor dem Eingang zum Schloss stehen lassen sollte, als die schwere Holztür, reich verziert mit eisernen Ornamenten, aufgestoßen wurde.

      Man musste ihr Kommen beobachtet, wie sich später herausstellte, sogar herbeigesehnt haben, denn Fanny, eines der Hausmädchen, kam eilig die Treppe heruntergestürmt, winkte ihr zu.

      Das Auto also nicht wegbringen, dachte Alexandra, was nicht einmal unvernünftig war, denn sie würde abends ja noch einmal wegfahren, vielleicht wegfahren, korrigierte sie sich sofort, denn Alexandra wusste noch immer nicht so genau, ob sie zu der Vernissage gehen sollte, zu der Olaf Christensen eingeladen hatte. Der Künstler interessierte sie zwar, aber sie grollte Marion noch immer ein wenig, weil die so Knall auf Fall zu Olaf gezogen war nach Michelles Entführung.

      »Frau von Waldenburg«, rief Fanny und gestikulierte wild herum. »Frau von Waldenburg.«

      Alexandra stieg aus.

      »Du liebe Güte, Fanny«, lachte sie, »was ist los? Sie sind ja ganz aufgeregt.«

      Fanny schnappte nach Luft.

      »Es wartet jemand auf Sie«, rief sie schließlich, »schon eine ganze Weile, und er will erst wieder gehen, wenn er mit Ihnen gesprochen hat. Ich habe ihn in den Gelben Salon gesetzt und ihm auch etwas zu trinken angeboten, aber erst nach einer Stunde.«

      »Das ist in Ordnung, Fanny«, sagte Alexandra, »aber können Sie mir vielleicht verraten, wer der Besucher ist?«

      Fanny wurde rot.

      »Entschuldigung, Frau von Waldenburg, das habe ich ganz vergessen …, ich mein, Ihnen sofort den Namen zu sagen.«

      »Fanny, es ist kein Beinbruch, also, wie heißt der Besucher?«

      »Es ist ein Herr von Beyen, solange ich hier auf dem Schloss arbeite, habe ich ihn noch nicht gesehen.«

      Alexandra glaubte, sich verhört zu haben.

      »Von Beyen?«, wiederholte sie. »Enno von Beyen?«

      Fanny zuckte die Achseln.

      »Seinen Vornamen hat er nicht genannt, aber von Beyen heißt der Herr, das ist sicher.« Sie beugte sich ein wenig vor. »Frau von Waldenburg. Er ist ziemlich ungehalten.«

      Enno von Beyen?

      Was wollte er von ihr? Und weswegen


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