Dr. Norden Bestseller 338 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller 338 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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als sie die Wohnungstür geschlossen hatten.

      »Du brauchst dich wirklich nicht mehr als großer Bruder aufzuspielen«, sagte sie, »und du kannst es mir überlassen, mit wem ich mich unterhalte und verabrede. Und wenn du meinen solltest, es könnte den Hausfrieden stören, weil es Andy ist, irrst du dich gewaltig. Seine Mutter hat mich nämlich gestern gefragt, ob ich mich mal von Andy einladen lassen würde. Er traut sich nicht zu fragen, und ihr wäre es nur recht, wenn wir uns mehr anfreunden würden, weil sie unsere Verhältnisse kennt. Stinkt es dir vielleicht, daß es bei dir nicht so ist?«

      »Ich weiß nicht, was du meinst.«

      »Ich meine Antonia Sudhoff. Sie ist reizend, unbestritten, aber ihre Mutter ist ein arrogantes Weib mit anderen Ambitionen. Und ich habe keine Tomaten auf den Augen, Bruderherz, und zudem ein sehr gutes Gehör. Der Klatsch blüht, auch wenn du noch im Liebestaumel blind und taub einherwandelst. Mich brauchst du nicht zu warnen, aber ich warne dich vor Antonias Eltern. Da gibt es nämlich einen Grafen, der außerdem ein reicher Großgrundbesitzer ist.«

      »Kleven, du liebe Güte, dieser trunksüchtige Lebemann? Da kann Toni doch bloß lachen.«

      »Aber ihre Mutter möchte auch hoch hinaus, Uli, und ein Student, der als Taxifahrer arbeitet, ist unter ihrem Niveau.«

      »Sie ist eine Schreinerstochter, das wird Toni ausspielen«, sagte Uli.

      »Guter Gott, ich dachte, sie wäre mindestens eine Fürstentochter, wie sie sich bei der Vernissage aufgespielt hat.«

      »Bei welcher Vernissage?« fragte er.

      »Liebes Brüderchen, ich verdiene mir auch mein Taschengeld, und meine Kunstkenntnisse kommen mir dabei zugute. Modezeichnerin ist zwar ein hübscher Beruf, wenn man sich erst mal etabliert hat, aber vorerst könnte ich noch nicht davon leben. Madame Molinar vermittelt mir kleine Nebengeschäfte, weil sie weiß, daß wir nicht auf Rosen gebettet sind, und so hat jeder von uns seine Mäzene, oder meinst du, Theo würde dich gleich genommen haben und so gut bezahlen, wenn er nicht ein Auge auf Mutsch geworfen hätte.«

      »Das glaubst du doch wohl selber nicht«, stieß Uli gereizt hervor. »Mutsch würde sich doch niemals mit ihm einlassen.«

      »Das habe ich auch nicht gesagt, Uli, aber er lebt vielleicht auch in dem Wahn.«

      »Und wieso auch?«

      Sie runzelte leicht die Stirn. »Du wirst doch nicht glauben, daß du den Sudhoffs als Schwiegersohn willkommen bist.«

      »Ich wiege mich nicht in dem Glauben, und wir werden trotzdem heiraten.«

      »Na gut, dein Wort in Gottes Ohr«, sagte sie anzüglich.

      »Du entwickelst dich zu einem richtigen kleinen Biest«, stellte Uli fest.

      »Selbstschutz, lieber Bruder, auch deine kleine Schwester ist einigen Gefahren ausgesetzt, aber du wirst hoffentlich merken, daß sie sich sehr gut selbst verteidigen kann. Man bekommt Haare auf den Zähnen.«

      Jetzt mußte er doch lachen. »Dafür sehen sie aber sehr schön aus.«

      »Ich oder die Zähne?« gab sie ebenfalls lachend zurück.

      »Natürlich die Zähne, aber du bist auch nicht zu verachten. Deshalb darf dein großer Bruder doch auch immer noch ein bißchen aufpassen.«

      »Ist schon okay, Uli, du darfst.«

      Richtigen Streit gab es zwischen ihnen nie, aber sie hatten beide ihre eigenen Ansichten und auch einen starken Charakter. Jedenfalls herrschte wieder Frieden, als Heike heimkam, ziemlich geschafft, wie sie auch zugab, und das war selten genug der Fall.

      »Fehlt dir was, Mutsch?« erkundigte sich Uli besorgt.

      »Ich habe irrsinnige Kopfschmerzen und weiß nicht woher«, erwiderte sie müde.

      »Das kann auch vom Hunger kommen«, meinte Angela.

      »Bestimmt nicht. Appetit habe ich auch nicht«, sagte Heike. »Ich gehe ins Bad, vielleicht wird es mir wohler.«

      »Ich mache uns einen Tee, und das Essen steht auch schon auf dem Herd«, erklärte Angela.

      »Und ich habe dir auch deine Lieblingspralinen mitgebracht, Mutsch«, sagte Uli.

      »Ihr seid lieb«, sagte sie leise. »Aber anscheinend soll ich mich nicht freuen dürfen.«

      Mit diesen rätselhaften Worten entschwand sie, und die beiden schauten sich nachdenklich an.

      »Es scheint was passiert zu sein«, sagte Angela nachdenklich. »Sind in der Zentrale eigentlich auch viele in Urlaub?«

      »Sie sind gut besetzt, das muß ja auch sein«, erwiderte Uli, »aber es sind schon ein paar Dämchen da, die sich mächtig aufspielen. Aber Theo würde nie etwas auf Mutsch kommen lassen, in dieser Beziehung magst du recht haben mit deiner Andeutung. Er ist ein netter Mensch und ein cleverer Geschäftsmann. Wenn man sich vorstellt, was er auf die Beine gebracht hat…«

      »Er hat ein tolles Haus und bestimmt ein dickes Bankkonto, darauf sind doch die meisten Frauen scharf«, warf Angela ein. »Und da könnte es schon sein, daß eine dabei ist, die Mutti mies macht, um sich bei ihm einzuschmeicheln.«

      »So leicht ist Theo nicht zu beeinflussen«, sagte Uli. »Warten wir ab, was Mutti sagt.«

      Heike war nach dem Bad gleich in ihrem Schlafzimmer verschwunden. Die Kopfschmerzen waren nicht besser geworden, und sie nahm diesmal sogar eine Tablette, was sie sonst weitgehendst unterließ. Ihr war so heiß und kalt, und dann bekam sie einen richtigen Schüttelfrost, aber sie wollte nicht nach Angela und Uli rufen. Nach ihm schon gar nicht, weil sie ja wußte, daß er nachts fahren mußte.

      Aber damit würde es bald zu Ende sein, und auch sie konnte sich nach einer anderen Stellung umsehen. Plötzlich überfiel sie der Schlummer, und ihre Gedanken wurden ausgelöscht.

      Angela war es unheimlich geworden. Uli schlief jetzt auch eine Stunde. Auf Zehenspitzen ging sie zum Schlafzimmer ihrer Mutter, öffnete leise die Tür und trat an ihr Bett. Es war noch hell, sie konnte das fieberheiße Gesicht deutlich sehen, und eine höllische Angst erfaßte sie plötzlich.

      Sie lief zum Telefon und rief Dr. Norden an. Er war noch in der Praxis. Es gab an diesem Tag viele unerklärliche Fälle, die er nur auf eine noch unbekannte Virusinfektion zurückführen konnte. Immer waren es die gleichen Symptome. Starke Kopfschmerzen vom Nacken über den Hinterkopf emporsteigend, um dann in den Schläfen bohrend zu verbleiben, dann mehr oder weniger heftig ansteigendes Fieber, allgemeine Schwäche, bei Kreislaufgeschädigten auch Herzbeschwerden, Schwindelanfälle und sogar Ohnmachten.

      Als Angela ihn so besorgt anrief, sagte er ihr, daß ihm schon mehrere solcher Fälle bekannt wären, und er würde so bald wie möglich kommen.

      Angela weckte Uli und sagte ihm, was sie ängstigen würde. Er war auch gleich auf den Beinen.

      »Hat Mutti sonst noch was gesagt?« fragte er.

      »Überhaupt nichts, aber Dr. Norden sagt, daß es mehrere Fälle gibt. Er kommt bald.«

      »Wenn es ein sehr ansteckender Virus ist, muß ich mich fernhalten, Geli. Versteh das bitte. Ich muß noch Geld verdienen. Ich kann mich nicht darauf verlassen, daß ich mal einen einflußreichen Mann kennenlerne, der mir weiterhilft.«

      »Oder eine Frau?«

      »Wieso eine Frau?«

      »Es gibt auch einflußreiche Frauen bei Fernsehen und Presse.«

      »Ich liebe Toni, damit du es weißt und merkst. Vielleicht bietet sich dir eine lukrative Partie.«

      »Dummkopf, als ob es mir darauf ankommt.«

      »Na also. Wenn Toni auch reiche Eltern hat, wir wollen allein weiterkommen. Und nun lassen wir mal das Thema und kümmern uns um Mutti.«

      »Ich werde mich um sie kümmern«, erwiderte Angela. »Du steckst dich nicht an.«

      *

      Als


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