Dr. Norden Bestseller 338 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller 338 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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da, Dr. Norden?« fragte sie.

      »Weil Sie Fieber haben, Frau Roeder, und es ist gut, daß Angela mich gleich gerufen hat. Es ist ein böser Virus, der jetzt umgeht, und es ist gut, wenn wir gleich etwas unternehmen, da es dabei leicht zu einer Lungenentzündung kommen kann. Ich habe schon zwei Fälle dieser Art.«

      »Kann man einem die Schwindsucht an den Hals wünschen?« murmelte sie.

      Er sah sie bestürzt an. »Wie kommen Sie denn auf so was?« fragte er.

      »Ich habe so eine liebe Kollegin, die sie mir gewünscht hat, als ich sagte, daß ich mich nicht wohl fühle.«

      »So etwas sollte man nicht sagen, es kann schnell auf denjenigen selbst zurückfallen.«

      »Sie war erkältet, und ich habe nur zu ihr gesagt, daß sie besser zu Hause geblieben wäre.«

      »Und nun wurden Sie wahrscheinlich angesteckt«, meinte Dr. Norden. »Aber das werden wir schon bald in den Griff bekommen.«

      Aus fiebrigen Augen blickte sie ihn an. »Ich habe für Dienstag eine Opernkarte geschenkt bekommen von einem zufriedenen Kunden«, murmelte sie. »Ich möchte so gern hingehen. Sie war neidisch, deswegen war sie so unfreundlich.« Heike war schon wieder matt und fast im Einschlafen.

      Dr. Norden gab ihr eine kreislaufunterstützende Injektion und ließ gleich zwei Medikamente da, damit Angela am Abend nicht mehr weglaufen mußte. Dr. Norden wußte ja, daß Uli wieder fahren mußte.

      Heike Roeder war in der Zentrale des Funktaxiunternehmens, das Theo Hermann gehörte, beschäftigt. Sie hatte die Leitung über die Angestellten bekommen, und das hatte vor allem Gerda Reske erbost, die nicht nur ein Auge auf Theo Hermann geworfen hatte, sondern alle zwei, und die sich eingebildet hatte, bei ihm Favoritin zu sein, bis sie merkte,

      daß Heike bevorzugt wurde, was Heike allerdings gar nicht recht war.

      Sie war Theo Hermann dankbar, daß er ihr die Stellung gegeben hatte, ohne daß sie Referenzen oder Zeugnisse aufweisen konnte, und auch dafür, daß Uli den guten Job bekam, aber sonst hatte sie keine Absichten. Dr. Norden wußte das alles, denn Heike schüttete ihm auch manchmal ihr Herz aus.

      Er sagte zu Angela, daß es gut gewesen sei, daß sie ihn gleich gerufen hätte.

      »Ihre Mutter wird jetzt schlafen, und dann sorgen Sie dafür, daß Sie die Tropfen nimmt. Ich habe alles genau notiert, und morgen kann Uli dann die anderen Medikamente besorgen.«

      »Ist es schlimm, Herr Doktor?« fragte Angela ängstlich.

      »Wir müssen dafür sorgen, daß der Kreislauf stabilisiert wird. Und sie hat nicht viel zuzusetzen.«

      »Das ist es ja, was wir auch sagen, aber sie hat so selten mal Appetit. Mutti hatte eben zuviel Sorgen.«

      Auch das wußte Dr. Norden. Er schätzte Heike als eine sehr tapfere, charakterfeste Frau, die nicht so zerbrechlich war, wie sie wirkte. Aber er wußte auch, daß sie sehr empfindliche Stellen hatte und so schnell nichts abschütteln konnte, was sie als ungerecht empfand.

      Ohne daß Heike viel gesagt hatte, spürte er, daß jene unfreundliche Kollegin eine sehr empfindliche Stelle bei ihr getroffen haben mußte, oder es spielte auch noch etwas anderes mit.

      Uli war schon wieder unterwegs, als Dr. Norden ging. »Hoffentlich erwischt es ihn nicht«, sagte Angela.

      »Er hat schon wieder Abwehrkräfte getankt. Bei ihm war es nur eine schwere Erkältung, die nichts mit dieser Virusgrippe zu tun hat.«

      »Aber Uli hat es auch ganz schön geschlaucht. Hoffentlich bleibe ich jetzt verschont«, meinte Angela.

      »Viel Vitamine zu sich nehmen«, sagte Dr. Norden aufmunternd.

      »Mache ich. Obst und Salate, es schmeckt, und man hält die Figur«, erwiderte sie lächelnd.

      Sie wird auch immer hübscher, dachte Dr. Norden. Als Teenager war Angela mager, jungenhaft und sehr eigenwillig gewesen. Sie hatte ihrer Mutter oft Sorgen bereitet, ohne daß Heike dies hatte laut werden lassen. Sie hatte jede harte Konfrontation vermieden, um das Vertrauen ihrer Kinder nicht zu verlieren, und jetzt machte sich der Erfolg dieser Erziehung bemerkbar in der Anhänglichkeit und Liebe, die ihr von beiden geschenkt wurde.

      Dr. Norden selbst genoß das Glück, eine Frau zu haben, die es ebenfalls verstand, die Kinder mit sanfter Hand und doch einer gewissen fast unmerklichen Autorität zu erziehen.

      Fee Norden brauchte nur zu sagen: Das gefällt mir nicht oder ich glaube, Papi würde sehr enttäuscht sein, wenn er das hören oder sehen würde, und dann wurde bei den Norden-Kindern sofort umgeschaltet.

      Er selbst sagte manchmal sehr energisch, jetzt langt es aber, und das langte wirklich. Eigentlich brauchte er nur ein paar Blicke in die Runde zu werfen.

      Als er an diesem Abend heimkam, schliefen die Kinder schon. Es war spät geworden. Fee und Lenni warteten. Sie saßen vor dem Fernsehapparat, weil mal wieder ein Film gesendet wurde, den man anschauen konnte. Er war fast zu Ende.

      »Laßt euch nicht stören«, sagte Daniel. »Ich muß eh’ erst duschen.«

      Lenni eilte aber sofort in die Küche. Das Essen für den Doktor war wichtiger als der Film.

      Fee konnte ihn noch zu Ende sehen. Der Tisch war gedeckt. Und als Daniel aus dem Bad kam, sagte sie, daß der Film doch nicht so gut wäre, wie sie gemeint hätte. Das Happy-End hätte überhaupt nicht gepaßt.

      »Aber es ist doch schön, wenn es ein Happy-End gibt«, meinte er schmunzelnd.

      »Es kommt auf die Akteure und die Situation an«, erwiderte Fee.

      Lenni servierte schon das Essen. Wenn es auch spät war, etwas Warmes braucht der Mann, hieß ein Slogan, und Daniel Norden brauchte in solchen Tagen wie diesen Kraft. Man war darauf bedacht, ihm dann auch seine Leibgerichte zu servieren. Geschnetzeltes mit Spätzle war auch zu der späten Stunde noch bekömmlich.

      »Frau Roeder hat es auch erwischt«, erzählte er, nachdem er den ersten Hunger gestillt hatte, »und sonst habe ich noch ein paar schwere Fälle. Paßt jetzt nur gut auf, diese Grippe ist nicht leichtzunehmen.«

      »Ich würde zu gern wissen, wieviel Viren es noch gibt«, meinte Fee, die ja auch Medizinerin war, nachdenklich. »Man kann doch gar keine richtige Diagnose stellen, wenn die Symptome so unterschiedlich sind.«

      »Schlimmer noch ist es, die richtigen Medikamente zu finden, Fee. Es kann ganz schön kritisch werden.«

      »Die Zivilisation fordert ihre Tribute«, sagte Fee sinnend.

      »Vor allem der Wohlstand. Die natürliche Abwehr wird auf ein Minimum gesenkt. Und warum? Sofort greifen die Menschen gleich zu irgendwelchen Tabletten, die ja auch ihre Nebenwirkungen haben. Da kann man predigen, was man will, die Raucher lassen das Rauchen nicht, und solange Bier und Wein noch schmecken, wird da auch nichts geändert.« Er lächelte. »Mir schmeckt das Bier heute allerdings auch besonders gut.«

      »Und darauf wirst du bestimmt auch gut schlafen, mein Schatz«, sagte Fee. »Frau Roeder wird hoffentlich bald wieder gesund sein.«

      »Sie soll sich ruhig mal pflegen lassen. Angela ist übrigens ein ganz reizendes Mädchen geworden. Sie hat sich in letzter Zeit sehr gemausert. Und sie ist auch besorgt um ihre Mutter.«

      »Frau Roeder ist auch eine sehr gute Mutter. Ich würde ihr von Herzen wünschen, daß sie wieder einen guten Partner findet, der ihr auch ein sorgenfreies Leben bieten kann. Sie ist eine so liebenswerte Frau.«

      »Und Chancen hätte sie auf jeden Fall bei Theo Hermann, aber sie will nicht, Fee.«

      »Wahrscheinlich stellt sie mehr geistige als materielle Ansprüche.«

      »Aber das Leben kostet nun mal Geld, das ist durchaus nicht böse gemeint. Es sollte dem Gefühlsleben Sicherheit geben.«

      »Das hast du aber schön gesagt«, meinte Fee neckend.

      »Bist du etwa anderer Meinung?«


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