Bettina Fahrenbach Classic 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Classic 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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Bettina Fahrenbach Classic – 6 –

      Das Flugzeug nach Paris war nur halb besetzt, und so konnte Bettina Fahrenbach die Dreiersitzreihe für sich allein beanspruchen. Darüber freute sie sich. So konnte sie ihren Gedanken nachhängen.

      Es war längere Zeit her, seit sie in einer Maschine nach Frankreich gesessen hatte. Damals hatte ihr Vater noch gelebt, und die letzte Reise zum Chateau Dorleac, dem im Familienbesitz befindlichen Weingut, hatte sie mit ihm gemacht.

      Wie viel hatte sich inzwischen verändert. Ihr Vater war tot, und das Chateau gehörte ihrem Bruder Jörg, den sie nun zum ersten Mal besuchen wollte, seit es in seinem Besitz war.

      Bettina schloss die Augen.

      Sie freute sich, Jörg und seine Frau Doris wiederzusehen. Freute sie sich auch auf das Chateau?

      Merkwürdig, dass sie darüber überhaupt nachdenken musste. Die meisten Leute würden es wahrscheinlich fabelhaft finden, auf einen solchen Besitz reisen zu dürfen.

      Aber Gefühle der Euphorie hatte die Fahrt nach Frankreich niemals in ihr ausgelöst. Aufgeregt und glücklich war sie eigentlich immer nur gewesen, wenn sie nach Fahrenbach gefahren waren, auf den Hof, den »Stammsitz« der Fahrenbachs.

      Chateau Dorleac?

      Ihr Vater hatte es nur auf Betreiben ihrer Mutter gekauft, die sich wohl etwas davon versprochen hatte, Schlossherrin zu sein.

      Aber das hatte sie sehr schnell gelangweilt, als sie gemerkt hatte, dass auf den Weingütern, ob sie nun Chateau oder Domaine genannt wurden, hart gearbeitet wurde und Repräsentation keine Rolle spielte.

      Welche Wünsche ihrer Mutter auch immer erfüllt worden waren, es hatte nichts geholfen. Sie hatte wegen eines reichen Mannes ihren Vater doch verlassen, und der Ärmste hatte ein Weingut in Frankreich, das er ohne das Betreiben seiner Frau niemals gekauft hätte.

      Ihr Vater hatte es auf seine gründliche Weise restauriert, renoviert und den Weinbau kultiviert, und so aus dem Chateau Dorleac ein florierendes Unternehmen gemacht, genauso wie er es mit dem Weinkontor geschafft hatte. Aber geliebt? Nein, da war Bettina sich sicher, geliebt hatte er es nicht. Es hatte ihn auch nicht stolz gemacht, es geschafft zu haben, aus einem maroden Anwesen ein Schmuckstück zu machen. Das Chateau gehörte zum Firmenbesitz, und da gehörte es sich einfach, es ordentlich und ertragreich zu führen.

      Sie konnte sich noch genau erinnern, wie sie zum ersten Male nach Frankreich gefahren waren…

      Bettina wurde durch die Stimme der Stewardess aus ihren Gedanken gerissen.

      »Entschuldigung, Madame, was darf ich Ihnen anbieten? Kaffee oder Tee?«

      Bettina öffnete die Augen, strich sich dann wie erwachend über die Stirn.

      »Kaffee, bitte«, sagte sie und nahm den Kaffee und ein kleines Päckchen mit Kuchen entgegen.

      Sie sah zu, wie der Kaffeeweißer sich in der heißen Flüssigkeit auflöste, rührte den Kaffee um, dann öffnete sie das Kuchenpäckchen.

      Ein kleiner klebriger, extrem süßer Kuchen kam zum Vorschein, den sie nach einem ersten kleinen Biss sofort wieder zur Seite legte.

      Nein, das musste sie sich nicht antun.

      Sie trank einen kleinen Schluck ihres Kaffees. Der war auch keine Offenbarung. Aber das war halt in Flugzeugen so. Kullinarische Highlights durfte man nicht erwarten.

      Bettina trank noch einen Schluck, dann stellte sie auch den Kaffee beiseite, ließ sich aber von der vorbeigehenden Stewardess ein Mineralwasser geben.

      Dann lehnte sie sich wieder zurück und schloss die Augen.

      Ihre Erinnerung wanderte zurück an die erste Reise zum Chateau. Sie war ungefähr sechs Jahre alt gewesen, vielleicht auch sieben, so genau konnte sie sich nicht mehr erinnern. Erinnern konnte sie sich allerdings an ihre Enttäuschung, als sie dort angekommen waren. In ihrer Phantasie hatte sie sich ein Schloss wie aus einem ihrer Märchenbücher vorgestellt, mit Türmchen und Zinnen, und dann war es nicht mehr als ein Haus, ein imposantes zwar, aber eben kein Schloss, wie sie es gern gehabt hätte.

      Bettina seufzte.

      Sie hatten mehrfach die Ferien auf dem Chateau verbracht, bis ihre Mutter es nicht mehr wollte, und schließlich war ihr Vater meistens allein dorthin gefahren, um seine Geschäfte zu erledigen. Sie hatte ihn manchmal begleitet. Frieder war kaum dorthin gefahren, ihre Schwester Grit auch nicht.

      Jörg, ja, ihr Bruder Jörg hatte sich dafür interessiert, dort auch lange Zeit für ihren Vater gearbeitet. Und Jörg hatte schließlich auch das Chateau geerbt.

      »Darf ich Ihnen noch ein Wasser bringen?« klang die Stimme der Stewardess in ihre Gedanken.

      »Ja, bitte.«

      Bettina goss sich etwas Wasser ein, sah, wie es im Glas kribbelte.

      Eigentlich mochte sie kein Mineralwasser mit so viel Kohlensäure. Sie hatte versäumt, es der Stewardess zu sagen.

      Wie würde es weitergehen mit dem Chateau?

      Doris, ihre Schwägerin, fühlte sich nicht wohl. Sie hatte angefangen zu trinken oder, falls sie vorher auch schon getrunken hatte, ohne dass es aufgefallen war, sie hatte ihren Alkoholkonsum, seit sie in Frankreich lebte, ziemlich verstärkt.

      Ein Weingut war ja für einen Alkoholiker auch ein El Dorado.

      Und Jörg, ihr Bruder? Dessen erste Amtshandlung war es gewesen, ein gigantisches Musikfestival aufzuziehen, anstatt sich in die Belange des Weingutes einzuarbeiten und sich mit allem vertraut zu machen. Sie hatte man nicht eingeladen, was eigentlich ziemlich bitter war, zumal der Rest der Familie anwesend gewesen war.

      Warum nur hatten ihre Geschwister, seit ihr Vater tot war, ein Problem mit ihr?

      Ihr ältester Bruder Frieder war drauf und dran, das Weinkontor, ein alteingesessenes, etabliertes Unternehmen gegen die Wand zu fahren. Er redete nicht mehr mit ihr, weil sie ihm kein Seegrundstück abtrat.

      Ihre Schwester Grit war so oberflächlich geworden, dass man mit ihr kaum noch reden konnte, und aus der fast biederen Hausfrau war eine botoxgespritzte Schicki-Micki-Maus geworden, die zu allem Unglück, ohne Rücksicht auf die Kinder, ihren Mann betrog.

      Und Jörg?

      Er wollte sie unbedingt sprechen, und Bettina war gespannt, was er ihr zu sagen hatte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung.

      Bettina war so sehr in ihre Erinnerungen versunken gewesen, dass sie ganz erstaunt war, als die Stimme der Stewardess erklang, die die Fluggäste aufforderte, sich für die Landung in Paris wieder anzuschnallen.

      Der erste Teil der Reise war damit erstaunlich schnell geschafft.

      Es war schon schade, dass es keine Direktflüge nach Bordeaux gab, sondern dass immer der Umweg über Paris genommen werden musste.

      Und noch unangenehmer war es, dass man auf dem Flughafen Charles de Gaulle ankam, also im Osten der Stadt und dann von Roissy bis Orly fahren musste, also in den Südwesten, um nach Bordeaux weiterfliegen zu können.

      Wenn es dann wenigstens etwas Interessantes zu sehen gäbe, nein, man bewegte sich in dichtem, teils zähem Verkehr auf dem Ring von Roissy nach Orly.

      Bettina hasste das, und das war auch einer der Gründe, warum es ihr verleidet war, nach Dorleac zu fahren, für einen kurzen Trip war es einfach zu beschwerlich. Und eine Autofahrt von acht Stunden war auch zuviel für einen Wochenend-Trip.

      Bettina packte ihre Sachen zusammen, trank den letzten Schluck ihres Wassers, reichte der vorbeilaufenden Stewardess Flasche und Glas, dann klappte sie das Servierbrett hoch.

      Wer würde sie wohl abholen? Jörg oder Doris?

      Sie wünschte sich, auch den zweiten Teil der Reise ohne einen Nachbarn absolvieren zu können.

      Und dann waren sie gelandet, hatten ihre Position erreicht, ein allgemeines Aufklippen der Sicherheitsgurte erfolgte, und die Passagiere drängten nach vorn.

      Bettina blieb zunächst


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