Bettina Fahrenbach Classic 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Classic 6 – Liebesroman - Michaela Dornberg


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geöffnet wurde.

      Als nur noch wenige Passagiere in der Maschine saßen, die es auch nicht so eilig hatten, erhob Bettina sich und ging nach vorn.

      Die Stewardessen standen im Ausgangsbereich und verabschiedeten auf gewohnte und sich immer wiederholende Weise die Fluggäste.

      »Auf Wiedersehen. Schön, dass Sie mit uns geflogen sind. Einen schönen Aufenthalt in Paris«, wünschten sie mit eingefrorenem Lächeln und im Inneren vermutlich froh, dass wieder ein Flug vorüber war.

      Bettina sagte, ebenso freundlich lächelnd »Danke«, denn es war müßig, den Stewardessen zu erklären, dass es für sie nur ein Zwischenstop war.

      *

      Für die innerfranzösischen Flüge wurden nur kleinere Maschinen eingesetzt.

      Die Maschine nach Bordeaux war ziemlich ausgebucht, und so erfüllte sich Bettinas Wunsch diesmal nicht, wieder die ganze Sitzreihe für sich allein zu haben.

      Im letzten Moment wollte ein Herr mittleren Alters den Platz neben ihr einnehmen.

      Da Bettina Gangplätze bevorzugte, stand sie auf, um dem Mann Platz zu machen.

      »Pardon, Madame…«

      »Merci, Madame…«

      Ein Franzose.

      Der Mann hatte sich kaum in die richtige Sitzposition gebracht, als er auch schon auf lebhafte Art mit ihr zu plaudern anfing.

      Zuerst redete er über den Stau auf dem Ring, dass er fast sein Flugzeug verpasst hätte, ein sich wiederholendes Ärgernis, weil es eben immer diese Staus und diesen zähflüssigen Verkehr gab. Dann lächelte er sie an.

      »Pardon, ich bin untröstlich, Sie mit solchen Banalitäten zu behelligen. Sie sind sicherlich auf dem Weg in einen wundervollen Urlaub?«

      »Nur ein paar Tage Familienzusammentreffen, worauf ich mich schon sehr freue.«

      »Sie bleiben in Bordeaux?«

      Er war ganz schön neugierig, aber auch sehr nett, so dass Bettina kaum ein Problem damit hatte, ihm zu antworten.

      »Nein, nicht direkt in Bordeaux, aber schon in der Gironde, auf einem Weingut.«

      »Oh, und Ihre Familie macht dort auch Urlaub?«

      Also, das ging jetzt doch ein wenig zu weit. Bettina mochte es nicht, dass Menschen, die sie kaum kannte, sofort einen Lebenslauf von ihr haben wollten.

      Sie zögerte mit der Antwort, was er sofort bemerkte.

      »Bitte entschuldigen Sie, Madame. Ich möchte nicht neugierig sein, ich stell diese Fragen nur um… nun, um mir etwas zusammenreimen zu können.«

      Was sollte denn das nun schon wieder.

      »Wie bitte?«

      Er lachte, gestikulierte wild mit seinen Händen.

      »Nun, Madame, Sie sprechen ein fast akzentfreies Französisch. Ich glaube, Französin sind Sie nicht…, ich dachte, wenn ich erfahre, ob Ihre Familie nur Urlaub auf einem Weingut macht oder ständig dort wohnt, kann ich vielleicht Rückschlüsse auf Ihre Nationalität ziehen.«

      Nun musste Bettina herzhaft lachen.

      »Ein wenig kompliziert, eine einzige Frage hätte Ihnen die Antwort gegeben. Ich bin Deutsche, und ich fahre auf das Chateau Dorleac.«

      Er starrte sie an.

      »Das glaube ich nicht, ich kenne das Gut, und ich kenne auch den Besitzer, Monsieur Hermann Fahrenbach. Ein sehr guter Geschäftsmann, ein schlauer Fuchs, der weiß, was er will.« Als er Bettinas erstaunten Blick bemerkte, fuhr er fort: »Ich bin Agent für Spirituosen und Weine und sehr oft in der Gegend von Bordeaux, wo es ja die exzellentesten Weine gibt. Ich kenne mich aber ebenso in den anderen großen Weinanbaugebieten hier unten aus, die Dordogne, Lot-et-Garonne, Landes et Pyrénées-Atlantiques…«, er schweifte ab, »ja, ja, Monsieur Fahrenbach. Ist er im Augenblick auf dem Chateau? Dann werde ich ihn besuchen. Wir haben uns lange nicht gesehen.«

      »Mein Vater ist tot.«

      »Oh, Madame, das tut mir ja so leid. Ich kann es nicht fassen, Monsieur…, ich meine, Ihr Vater war immer so vital.«

      Bettina schluckte.

      Sie merkte, dass es ihr immer noch schwer fiel, über ihren toten Vater zu sprechen.

      »Es war auch für uns unfassbar.«

      Bettina dachte an ihren Vater. Hatte er diesen lebhaften, neugierigen, aber irgendwie auch sympathischen Franzosen gemocht? Gekannt hatten sie sich auf jeden Fall, und der Mann hatte gut über ihren Vater gesprochen.

      Nach einer ganzen Weile nahm der Mann das Gespräch wieder auf.

      »Sie sprachen von einem Familientreffen… Wer leitet das Chateau jetzt?«

      »Mein Bruder Jörg, und ihn und seine Frau will ich besuchen.«

      Er nickte.

      »Und Sie, Sie führen das Wein-Kontor Fahrenbach?«

      Er kannte sich offensichtlich aus.

      »Nein, das gehört meinem ältesten Bruder. Ich lebe auf dem Stammsitz der Fahrenbachs, einem wunderschönen, traditionsreichen Hof, den es seit fünf Generationen in der Familie gibt.«

      »Und Sie betreiben Landwirtschaft?«

      »Nein, die Felder und Wiesen sind größtenteils verpachtet, ich versuche mich mit anderen Dingen über Wasser zu halten. Ich baue gerade Ferienappartements und betreibe einen kleinen Handel mit Spirituosen, die mein Bruder im Wein-Kontor nicht mehr vertreiben will.«

      Bettina wunderte sich über sich selbst. Sie wusste nicht, warum sie diesem Fremden gegenüber so redselig war.

      »Und was sind das für Produkte?«, wollte er wissen.

      Bettina erklärte es ihm.

      »Das hört sich interessant an. Können Sie diese Produkte auch in Frankreich vertreiben?«

      Seine Frage wunderte sie.

      »Weltweit…«

      »Das ist wunderbar, dann schicken Sie mir eine Probe.«

      Er holte aus seiner Tasche eine Visitenkarte.

      »Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich Ihnen nicht vorgestellt habe, ich bin André Humblet.«

      »Bettina Fahrenbach«, stellte sie sich ihrerseits vor.

      »Was meinen Sie, mit einer Probe schicken, Monsieur Humblet?«

      Er lachte sie an.

      »Ich muss das Produkt doch testen, ob es in mein Sortiment passt«, erklärte er, als sei das die selbstverständlichste Sache der Welt. »Wenn ja, dann werde ich es in mein Programm aufnehmen, und Sie sichern mir für Frankreich das alleinige Vertriebsrecht zu.«

      Bettina war erschlagen. Sie konnte es nicht fassen, dass sich aus einer banalen Plänkelei für sie vielleicht ein gutes Geschäft ergeben würde. Und das nur, weil sie zufällig neben diesem lebhaften kleinen Mann gesessen hatte und noch saß.

      Aber vielleicht war es überhaupt kein Zufall. Vielleicht hatte es genauso kommen müssen.

      »Warum…, warum tun Sie das, Monsieur Humblet?«

      »Weil ich Sie sehr sympathisch finde, und weil ich Ihren Vater sehr geschätzt habe. Sie erinnern mich an ihn, und Geschäfte wollen wir doch alle machen. Ich denke, Sie sind eine gute Geschäftspartnerin.«

      Bettina hatte überhaupt noch keine Visitenkarten, daran hatte sie wirklich nicht gedacht.

      Also nahm sie ihren Kalender heraus, riss ein Blatt aus ihm und schrieb ihre Adresse und Telefonnummer darauf. Sie reichte dem Franzosen den Zettel.

      »Entschuldigung, ich war auf geschäftliche Begegnungen nicht vorbereitet.«

      Er


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