Bettina Fahrenbach Classic 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg
Landluft von Fahrenbach bekommt mir eben«, lachte sie.
»Na, darüber sprechen wir noch, aber komm, lass uns ins Haus gehen. Ich habe dir wieder das Zimmer zurechtmachen lassen, in dem du früher auch gewohnt hast. Das mit dem Blick zu den Weinbergen.«
»Das ist wunderbar, danke.«
»Aber Bettina, du musst dich doch nicht bedanken. Irgendwie ist es doch auch dein Zuhause, auch wenn es mir jetzt gehört. Und du bist wirklich jederzeit willkommen. Ich war blöd, dass ich dich nicht eingeladen habe. Ich wollte es ja, aber Frieder und Grit haben es mir ausgeredet, weil sie eben der Meinung waren, dass du ohnehin nur – ich brauch jetzt mal ihre Worte – meckern würdest. Aber ich…«
»Vorbei ist vorbei, Jörg. Schwamm darüber«, unterbrach sie ihn. Irgendwie war sie glücklich, wenn Jörg auch gravierende Fehler machte und gemacht hatte, so war er aber nicht herzlos. Sein Angebot, das Chateau auch als ihr Zuhause zu betrachten, rührte sie.
»Ich bring dich jetzt zu deinem Zimmer«, sagte Jörg und griff nach Bettinas Tasche, nachdem sie ins Haus gekommen waren, »und dann sage ich Marie, dass sie eine Kleinigkeit für dich herrichten soll, und vielleicht auch einen Kaffee?«
»Das wäre wunderbar.«
»Marie freut sich schon wahnsinnig auf dich, für heute Abend kocht sie auch etwas ganz Besonderes, nur dir zu Ehren, Schwesterlein.«
Sie waren oben angekommen, und Jörg öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, das direkt gegenüber der Ballustrade lag, die einen Blick nach unten auf die große Diele gewährte.
Bettina erinnerte sich daran, dass sie sich früher immer ganz weit über diese steinerne Brüstung gebeugt hatte, sehr zum Entsetzen ihres Vaters, der eine panische Angst davor gehabt hatte, sie könne herunterfallen.
Dieses Mutspielchen ließ sie erst bleiben, als er ihr gedroht hatte, sie müsse dann eben unten schlafen.
Jörg stellte ihre Tasche ab.
»Ich warte dann unten auf dich. Wir können zusammen Kaffee trinken. Treffen wir uns auf der Terrasse?«
»Ja, super. Das Wetter ist schön, ich brauche frische Luft.«
Jörg ging, Bettina packte rasch ihre Tasche aus, dann stellte sie das Bild von Thomas auf ihr Nachttischchen.
Wie schön wäre es, zusammen mit ihm hier zu sein. Er kannte das Chateau nur aus ihren Erzählungen. Bestimmt würde es ihm hier gefallen.
Sie nahm das Bild in die Hand, drückte einen Kuss darauf, ehe sie es zurück an seinen Platz stellte.
Thomas fehlte ihr so sehr.
Es gab nichts, was sie miteinander teilen konnten. Er war nicht hier, und er würde auch bei Lindes Hochzeit nicht an ihrer Seite sein.
Nein, daran wollte sie jetzt nicht denken.
Sie öffnete die doppelflügeligen Fenstertüren und schaute nach draußen in das satte Grün der sich dahinschlängelnden Weinberge. Soweit das Auge reichte, bis die Berge irgendwo, ganz weit hinten, mit dem Horizont verschmolzen.
Schön war es hier, aber nicht so schön, und das musste sie sich immer wieder sagen, wie auf ihrem geliebten Fahrenbach-Hof.
Sie wandte sich ab und ging in das angrenzende kleine Badezimmer, in dem noch die alten Kacheln erhalten waren, cremefarbene kleine Rechtecke mit verblassten Blumenranken in blass-rosa.
Wegen dieser Fliesen hatte Bettina unbedingt in diesem Zimmer schlafen wollen, und auch wegen der alten verschnörkelten Badewanne, die auf, wie sie immer geglaubt hatte, vergoldeten Löwenpranken stand.
Lächelnd wandte sie sich ab, um hinunter zu Jörg zu gehen, und sie wünschte sich, dass Doris auch irgendwann auftauchen würde.
*
Im Gegensatz zu Frieder hatte Jörg das Personal nicht ausgetauscht, und so gab es zunächst ein allgemeines Begrüßen. Bettina kannte alle, und alle waren froh, Bettina wieder einmal zu sehen, zumal es keine Sprachbarriere gab, da Bettina perfekt Französisch sprach.
Marie hatte hervorragend gekocht, schmackhaft, aber auch sehr, sehr gehaltvoll, und natürlich auch mit viel, viel Wein. Aber war das ein Wunder, wenn man hier doch an der Quelle saß?
Als hors-d’oeuvre gab es moules bordelaises. Diese Muscheln auf Bordeaux-Art hatte Bettina schon als kleines Mädchen geradezu verschlungen, und das wusste Marie. Das Beste daran waren ja eigentlich nicht die Muscheln, sondern die sämige Sauce, die dazu serviert wurde und bei der man über die Kalorien, die in ihr steckten, überhaupt nicht nachdenken durfte.
Als Hauptgericht gab es ein cocq au vin mit gebackenen Kartoffeln und einem Ratatouille, und die Nachspeise war der absolute Knaller, obschon Bettina ja eigentlich Süßes nicht so liebte. Aber in die tarte aux abricots, die Aprikosentarte von Marie konnte man sich hineinlegen. Auch hier galt allerdings – essen, genießen, nicht darüber nachdenken, was man da in sich hineingeschaufelt hatte. Der Teig war nur ganz dünn, die halben Aprikosen gesund, aber die dicke Schicht dazwischen aus Vanillepudding und reichlich Schlagsahne, und hinterher auf die gebackene Tarte heißer Bestrich mit Himbeermarmelade und darauf gestreut Pistazien, darüber sollte man wohl besser nicht reden.
Dazu der edle Chateau-Wein.
Schade, dass Doris an diesem köstlichen Essen nicht teilgenommen hatte.
Aber Bettina hatte es genossen, und sich auch mit Jörg angeregt unterhalten, allerdings nur über ganz allgemeine Themen, das Essen, über Filme, Bücher, die allgemeine politische Lage in Frankreich und Deutschland.
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