Der Bergpfarrer Classic 39 – Heimatroman. Toni Waidacher

Der Bergpfarrer Classic 39 – Heimatroman - Toni Waidacher


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      »Grüß Gott, Hochwürden«, riefen die beiden jungen Burschen gleichzeitig.

      »Servus, zusammen.«

      Sebastian Trenker winkte Andreas Burger und Florian Wanninger zu, die es sich auf einer Almwiese bequem gemacht hatten

      »Seid ihr auch schon unterwegs?«

      Die drei waren unterhalb des Zwillingsgipfels aufeinandergetroffen. Die Sonne zeigte sich gerade erst am Horizont, und die meisten Leute im Wachnertal schliefen wohl noch.

      »Jetzt ist doch die schönste Zeit«, antwortete der Sohn des Wanningerbauern, und sein Freund nickte bestätigend.

      Der gute Hirte von St. Johann setzte sich zu ihnen. Zum Frühstücken war es wohl noch zu früh, aber ein Becher Kaffee tat gut. Auch Florian und Andreas hatten ihre Thermoskannen geöffnet und labten sich an dem heißen Getränk.

      »Wohin soll’s denn geh’n!« wollte der Bergpfarrer wissen.

      »Zuerst bis zur Kachlachklamm, und dann weiter auf die Kanderer-Alm.«

      »Na, da haben wir ja das selbe Ziel«, lachte Sebastian. »Ich war auch schon lang’ net mehr beim Thurecker-Franz droben.«

      Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort. Sebastian erkundigte sich nach dem Befinden der Eltern seiner Begleiter.

      Florian Wanninger war der Sohn eines Bergbauern, Andreas’ Eltern lebten als Sennerehepaar auf einer Almhütte. Die Tatsache, daß Florian aus einem begüterten Elternhaus stammte, tat der Freundschaft der beiden keinen Abbruch. Schon seit der Schulzeit hingen sie zusammen, wie Zwillinge, wenn sie auch vom Aussehen her völlig unterschiedlich waren.

      Florian hatte kurze blonde Haare und ein energisches Gesicht, Andreas hingegen beinahe schon schön zu nennende Züge und braunes Haar. Beide waren großgewachsen und schlank. Die Madeln im Wachnertal schauten nicht ohne Grund sehnsüchtig hinter ihnen her, wenn die Burschen zusammen unterwegs waren. Während Florian eines Tages den väterlichen Hof übernehmen sollte, hatte Andreas eine Ausbildung als Kraftfahrzeugmechaniker gemacht. Er arbeitete inzwischen in einer Werkstatt in der Kreisstadt. Beide bekundeten, daß in den Elternhäusern alle wohlauf seien.

      Nachdem sie zwei Stunden gewandert waren, legten sie eine Frühstückspause ein. Wie immer hatte Sophie Tappert den Rucksack reichlich bestückt. In ihrer Angst, Hochwürden könne sich einmal in den Bergen verirren und dabei verhungern, übertrieb sie es mit dem Proviant, den sie ihm mitgab. Dabei war diese Angst völlig unbegründet, denn wenn sich einer hier oben auskannte, dann war das Sebastian Trenker, den man nicht umsonst den »Bergpfarrer« nannte.

      Angesichts des vollgepackten Rucksacks verteilte der Seelsorger einige von den belegten Broten, und die beiden Burschen ließen sich da nicht lange bitten.

      Andreas erzählte von seiner Arbeit. Auch wenn sie ihm viel Freude machte und ihn ausfüllte, so war er doch froh, daß nun Wochenende war, und er zusammen mit seinem Spezi eine Bergtour unternehmen konnte. Wie Sebastian waren die beiden geradezu vernarrt in die Schönheit, die sich ihnen hier bot, und mit niemandem auf der Welt hätten sie tauschen mögen. Natürlich hatten sie ihre Ferien auch schon anderswo verbracht, aber für sie stand fest, daß es nirgendwo so schön war, wie im Wachnertal.

      Florian hatte es sich einrichten können, seinen Freund zu begleiten. Der Vater, Hubert Wanninger, achtete streng darauf, daß der Sohn seine Aufgaben auf dem Hof erledigte, auch wenn es genügend Mägde und Knechte gab.

      »Wenn du eines Tages selber Bauer sein willst, dann mußt’ immer mit gutem Beispiel vorangehen!« pflegte er zu sagen.

      Gegen Mittag erreichten sie die Kanderer-Alm. Frank Thurecker, der Senner, lebte, vom Frühjahr, bis in den Spätherbst, alleine hier oben. Mit ihm an die vierzig Kühe, zwei Sennerhunde und eine Handvoll Ziegen.

      Daß er aus der Milch einen guten Käse herzustellen wußte, versteht sich von selbst, aber Franz war auch ein guter Koch, der die Gäste seiner Almwirtschaft hervorragend bewirtete. Da er Pfarrer Trenkers Vorliebe für frische Milch kannte, zögerte er nicht lange, einen großen Krug für den Geistlichen und seine Begleiter auf den Tisch zu stellen. Dann setzte er sich zu ihnen und erkundigte sich nach den Neuigkeiten aus St. Johann.

      Indes, viel gab es nicht zu berichten, höchstens, daß das Festkommitee bereits alle Hände voll zu tun hatte, das 2. Trachtenfest auszurichten. Nachdem es zum ersten Mal im Vorjahr veranstaltet, und ein großer Erfolg geworden war, hatte man nicht gezögert, auch heuer das Wachnertal wieder zum Schauplatz für dieses Spektakel zu machen, bei dem das schönste Madel zur Trachtenkönigin gewählt wurde.

      »Allerdings ist bis dahin noch ein paar Wochen Zeit«, meinte Pfarrer Trenker.

      »Aber heut’ abend können wir im Löwen ja schon mal die hübschesten Madeln ausgucken«, flachste Florian Wanninger.

      Zum Mittag servierte Frank Käsespatzen, die mit brauner Butter und gerösteten Zwiebeln im Ofen gebacken wurden. Mit dem frischen Salat, aus dem Garten, war es ein einfaches, aber köstliches Gericht, das den Gästen mundete. Nach einem Kaffee brachen die drei Wanderer wieder auf. Inzwischen waren andere Gäste eingetroffen, und Franz Thurecker hatte alle Hände voll zu tun.

      An der Gabelung trennten sich ihre Wege. Während die beiden Burschen weiter zur Fellbach-Alm wollten, wo Andreas Eltern lebten, wanderte Sebastian über die Hohe Riest und den Höllenbruch hinab ins Tal.

      Zwar war von dem, was seine Haushälterin ihm mitgegeben hatte, dank Florian und Andreas, nichts mehr übrig, dafür steckte in dem Rucksack jetzt ein großes Stück Bergkäse, das ihm der Senner auf der Kanderer-Alm eingepackt hatte.

      *

      Urlaub!

      Stephanie Holl lehnte sich behaglich in das Polster des Sitzes zurück, während der Zug langsam aus dem Bahnhof fuhr. Draußen winkten die Zurückgebliebenen den Reisenden zu, dann wurde die Lokomotive immer schneller, und schließlich rauschte die Landschaft nur so am Abteilfenster vorbei.

      Die Dreiundzwanzigjährige nahm die Zeitschrift zur Hand, die sie eben noch, kurz vor der Abfahrt, gekauft hatte, und machte es sich gemütlich. Zwei herrliche Wochen lagen vor ihr, die sie in St. Johann verbringen wollte.

      Wandern, Faulenzen, vielleicht Baden, wenn sich die Möglichkeit ergab, so sah ihre Urlaubsplanung aus. Von Regensburg aus fuhr sie mit der Bahn fast direkt bis zu dem kleinen Dorf in den Alpen. Einmal mußte sie umsteigen, und dann noch eine kurze Strecke mit dem Bus zurücklegen. In einer Pension hatte sie ein Zimmer gebucht, und das Gepäck schon am Vortag aufgegeben. In der Kreisstadt wartete es bereits auf dem Bahnhof darauf, abgeholt zu werden.

      Das hübsche Madel arbeitete im Haus eines Regenburgers Fabrikanten, als Erzieherin der drei Kinder. Die zahlreichen Verpflichtungen, die die Eltern hatten, machten es ihnen unmöglich, sich intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. Steffi war seit drei Jahren in dem Haus tätig und ihre herzliche und unbekümmerte Art machte ihr die Arbeit leicht. Eigentlich war sie wie eine große Schwester aufgenommen worden.

      Jetzt, in den Ferien, war die Familie zu einem gemeinsamen Urlaub aufgebrochen, und das junge Madel hatte sich für St. Johann entschieden, nachdem es sich im Reisebüro die verschiedensten Vorschläge hatte unterbreiten lassen.

      Die Zeit verging, wie im Flug. Steffi blickte erstaunt auf ihre Uhr, als die Durchsage kam, daß der Zug in wenigen Minuten in der Kreisstadt eintreffen würde. Die vier Stunden Fahrzeit hatte sie gar nicht als so lang empfunden.

      Schnell holte sie die große und die kleine Reisetasche von der Gepäckausgabe. Jetzt mußte sie sich ein bißchen beeilen, denn der Bus nach St. Johann fuhr schon in ein paar Minuten. Außer Atem kam sie an der Haltestelle an. Sie hatte kaum den Fahrschein gelöst und sich einen Platz gesucht, als es auch schon weiterging.

      Neugierig schaute sie aus dem Fenster. Außer ihr fuhren nur wenige Leute mit. In der Ferne konnte Steffi die Silhouetten schneebedeckter Gipfel sehen. Das mußten der »Himmelsspitz« und die »Wintermaid« sein, von denen sie in dem Prospekt gelesen hatte. Nicht mehr lange, dann würde auch das Dorf in Sicht kommen.

      Schließlich war es soweit. Der Bus passierte das Ortsschild und fuhr auf der Hauptstraße


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