Dr. Daniel Classic 42 – Arztroman. Marie Francoise

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Hölle machen. Und ich bin doch noch so jung…«

      Michels lieblose Worte hallten ihr noch immer in den Ohren. »Die werde ich mir schon erziehen. Wenn sie jedes Jahr ein Kind austragen muß, wird ihr die Kratzbürstigkeit schnell vergehen.«

      Trixi vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte hilflos auf. Sie verstand nicht, warum ihr Vater plötzlich ihr gegenüber so gnadenlos war. Sicher, er war immer streng gewesen, aber jetzt…

      Wie ein Schreckgespenst sah Trixi ihre Zukunft vor sich. Sie würde in diesem Zimmer eingesperrt sein bis zu ihrem Hochzeitstag, und danach… die Frau eines rücksichtslosen Mannes, der ihr jedes Jahr eine Schwangerschaft aufzwingen würde.

      Der sich im Schloß drehende Schlüssel riß sie aus ihren trüben Gedanken. Rasch sprang sie auf und lief zur Tür.

      »Papa, bitte, laß mich ’raus!« flehte sie, doch Vitus Sägmüller hatte nur einen Teller Suppe hineingeschoben und die Tür dann gleich wieder verriegelt.

      »Kommt nicht in Frage«, erklärte er barsch. »Du bleibst gefälligst da drinnen!«

      »Papa, das kannst du doch nicht mir mir machen!« Trixis Stimme überschlug sich beinahe, dabei wußte sie doch genau, daß jedes Wort vergebens sein würde. Seit Wochen bettelte sie ihren Vater nun schon darum, sie endlich herauszulassen.

      »Du siehst ja, daß ich das kann«, entgegnete Vitus Sägmüller. »Du bist verlobt, Trixi! Glaubst du allen Ernstes, da lasse ich zu, daß du dich mit anderen Männern herumtreibst?« Er schwieg kurz. »Glaub ja nicht, daß es mir leichtfällt, so streng zu dir zu sein, aber diese Hochzeit muß stattfinden – um jeden Preis.« Wieder machte er eine Pause. »Heute nachmittag kannst du für eine Stunde herauskommen, wenn du mit Michel das Aufgebot bestellst.«

      Das Aufgebot! Trixi erschrak zutiefst. Das bedeutete ja, daß sie in vier Wochen würde heiraten müssen. Andererseits könnte ihr auf dem Weg zum Standesamt möglicherweise doch noch die Flucht gelingen.

      Diesen Gedanken verwarf Trixi allerdings ganz schnell wieder, als sie von ihrem Vater aus dem Zimmer geholt wurde, denn Michel nahm sie gleich am Treppenabsatz in Empfang. Seine Hand legte sich wie ein Schraubstock um ihren Arm, und ehe sie sich versah, saß sie schon in seinem blitzenden Sportwagen

      »Na, hat dich der Stubenarrest inzwischen ein bißchen gezähmt?« fragte Michel spöttisch.

      Wütend funkelte Trixi ihn an. »Nein! Auf diese Weise könnt ihr mich nicht kleinkriegen, das schwöre ich euch! Immerhin steht es mir frei, bei der Hochzeit noch vor dem Standesbeamten nein zu sagen!«

      Michel bedachte sie mit einem kurzen Blick. »Das wirst du doch nicht wagen. Dein Vater prügelt dich windelweich, wenn er auch nur ahnt, daß du so etwas vorhaben könntest.« Er legte eine Hand auf ihren Arm. »Komm schon, Trixi, du tust ja so, als würdest du zu einer lebenslangen Kerkerstrafe verurteilt. Du sollst mich doch nur heiraten. Jedes andere Mädchen aus dem Ort würde vor Freude deswegen einen Luftsprung machen.«

      »Dann nimm dir doch ein anderes Mädchen!« fuhr Trixi ihn wütend an. »Warum muß ausgerechnet ich es sein?«

      »Weil du die Tochter vom Sägmüller bist«, antwortete Michel ohne zu zögern. »Mein Vater und ich können keine Konkurrenz gebrauchen.«

      Verständnislos starrte Trixi ihn an. »Was soll das heißen?«

      »Ach, komm, so dumm bist du doch auch nicht.« Michel hielt sein Auto am Straßenrand an, dann wandte er sich Trixi zu. »Zwei Drittel der Bauernhöfe hier im Ort sind in meinem Besitz beziehungsweise in dem meines Vaters.«

      Fassungslos schüttelte Trixi den Kopf. »Aber… der Seiler, der Brückner…«

      Michel zeigte ein herablassendes Lächeln. »Die arbeiten als Pächter auf den Höfen, die ihnen einmal gehört haben. Normalerweise könnten wir den Sägmüller-Hof genauso einkassieren, denn dein Vater steht bei uns ja ganz schön in der Kreide.« Er zuckte die Schultern. »Aber außer dir gibt es hier leider keine Bauerntochter, die das Format hätte, um Penzkoferin zu werden. Außerdem ist eine Hochzeit doch eine ausgesprochen angenehme Art, um in den Besitz des zweitschönsten Hofes im Tal zu kommen.«

      Zornig funkelte Trixi ihn an. »Wenn ich das meinem Vater erzähle, dann kannst du die Hochzeit ein für allemal vergessen! Er wird die Schulden zurückzahlen und…«

      Michel grinste. »Irrtum, mein Täubchen. Deinem Vater ist es nämlich weit lieber, mein Schwiegervater zu werden, als womöglich nur noch als Pächter auf seinem eigenen Hof zu arbeiten.«

      »Meine Güte, was bist du nur für ein mieser Kerl«, erklärte Trixi angewidert. »Normalerweise würde ich mich eher umbringen, als dich zu heiraten.«

      *

      Mit sieben Koffern hielt Elisa Bogumil auf dem Bergbauernhof der Gröbers Einzug.

      »Was hat mir Professor Stresemann bloß angetan!« stöhnte sie und griff mit den Fingerspitzen theatralisch an ihre Schläfen. »Da sitze ich die nächsten vier Wochen buchstäblich am Ende der Welt!«

      »Sie können ja wieder fahren, wenn es Ihnen bei uns nicht gefällt«, entgegnete Sepp Gröber in seiner direkten Art.

      Völlig entgeistert starrte Elisa ihn an. »Was erlauben Sie sich! Wissen Sie nicht, wen Sie vor sich haben?«

      Einen maßlos verwöhnten Fratz, dachte der alte Gröber, sprach es aber lieber nicht aus.

      »Kommen Sie, Fräulein Bogumil«, mischte sich Claudia Gröber jetzt ein und ersparte ihrem Schwiegervater damit eine knifflige Antwort. »Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer.«

      Elisa zog die Augenbrauen hoch. »Mein Zimmer? Meine liebe Frau Gröber, ich bin es gewohnt, über eine Suite zu verfügen.«

      Mit einem freundlichen Lächeln sah Claudia sie an. »Tut mir leid, Fräulein Bogumil, aber Suiten führt der Gröber-Hof leider nicht.«

      Elisa seufzte abgrundtief. »Ich sag’s ja: das Ende der Welt.« Ihr Blick wurde teilnahmsvoll. »Sie tun mir wirklich leid, Frau Gröber. Es muß doch ganz entsetzlich für Sie sein, hier in dieser Einöde leben zu müssen.«

      »Ich bin in der Stadt aufgewachsen«, entgegnete Claudia. »Aber erst hier habe ich wirklich angefangen zu leben. Wissen Sie, die gute Luft hier oben, die Stille und die unbändige Freiheit, die wir alle hier genießen, ist weit mehr wert als das bißchen Komfort, das die Stadt mir bieten kann.« Sie wies zu dem Hang hinüber. »Sehen Sie, da drüben spielen meine beiden Kinder, und ich muß keine Angst haben, daß sie womöglich von einem Auto überfahren werden könnten.«

      »Na ja«, meinte Elisa nur, dann folgte sie Claudia ins Haus. Ihre Koffer würdigte sie keines Blickes mehr. Sie war es gewöhnt, daß ihr irgend jemand ihre Sachen schon hinterhertrug.

      »So, Fräulein Bogumil, hier sind wir«, meinte Claudia und öffnete eine Tür auf der linken Seite. »Ich bin sicher, daß Sie sich bei uns wohlfühlen werden.«

      Mißmutig betrachtete Elisa das breite Bauernbett, den mit üppigen Schnitzereien verzierten Schrank und den bunten Fleckerlteppich.

      »Ich glaube kaum, daß ich mich hier wohl fühlen werde«, entgegnete sie ärgerlich, dann sah sie sich wie suchend um. »Wo ist denn eigentlich die Tür zum Badezimmer?«

      »Toilette und Dusche sind am anderen Ende des Flurs«, antwortete Claudia und wies nach hinten. »Wir haben das extra für unsere Gäste einrichten lassen.«

      »Wie nobel!« meinte Elisa, und ihre Stimme triefte dabei vor Sarkasmus, dann griff sie wieder an ihre Schläfen. »Meine Güte, wie ich das alles hier hasse! Hätte ich bloß nicht auf Professor Stresemann gehört.« Dann wandte sie sich Claudia wieder zu. »Ich bin es gewohnt, bis gegen zehn Uhr morgens zu schlafen. Anschließend dusche ich ausgiebig. Das heißt, daß Sie mein Frühstück für etwa elf Uhr richten können. Das Mittagessen nehme ich gewöhnlich gegen vierzehn Uhr ein, und abends esse ich dann nur noch eine Kleinigkeit – einen gemischten Salat, Weißbrot mit etwas Kaviar dazu.«

      Claudia ließ sich


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