Dr. Brinkmeier Classic 8 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Classic 8 – Arztroman - Sissi Merz


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über das Land gebreitet, als Dr. Brinkmeier seinen Jeep auf den Parkplatz für Besucher des Kinderheims St. Bartholomä lenkte. Der große Bau war eigentlich ein Nonnenkloster, Kinderheim und katholische Schule waren aber angeschlossen. Als Max vor einer Weile mit einem kinderlosen Ehepaar hierher gekommen war, um eine Adoption zu ermöglichen, hatte die Mutter Oberin ihn überredet, die Kinder medizinisch zu betreuen. Sie hatte gleich bemerkt, daß der Mediziner gut mit diesen kleinen Patienten umgehen konnte. Was bei Dr. Haselbeck aus Schlehbusch nicht der Fall war. Zudem hatte der Kollege wenig Engagement gezeigt und war auch im Notfall nicht immer zu erreichen. Dr. Brinkmeier hatte versucht, dies mit Martin Haselbeck abzuklären, doch der hatte mal wieder auf stur geschaltet, wie das so seine Art war...

      Max Brinkmeier wurde bereits erwartet. Eine junge Nonne ließ ihn ein und brachte ihn zu den Krankenzimmern, in denen einige Kinder mit Grippe lagen. Nachdem der Landarzt sich um seine kleinen Patienten gekümmert hatte, bat die Schwester ihn: »Kommen Sie bitte mit, Herr Doktor, die Mutter Oberin erwartet Sie noch auf ein Gespräch.«

      Eigentlich wäre der junge Mann am liebsten gleich nach Hause gefahren, denn er war rechtschaffen müde. Doch er wollte auch nicht unhöflich sein. Und Max zeigte sich überrascht, als nicht nur Schwester Maria Roberta ihn begrüßte, sondern auch der Geistliche von Wildenberg, Hochwürden Dominik Hirtner.

      »Mein lieber Doktor Brinkmeier, ich nehme die Gelegenheit wahr, Ihnen noch einmal für Ihr Engagement zu danken«, sagte dieser in seiner stillen, freundlichen Art. »Man hört nur Gutes über Ihr Wirken hier in Bartholomä.«

      Max wiegelte ab. »Ich tue ja nur meine Arbeit, das sehe ich nicht als besonderes Verdienst an.«

      »Nun, wir schon. Die Mutter Oberin hat mir eben noch einmal deutlich gemacht, daß auf Ihren Kollegen Haselbeck wenig Verlaß war. Ich bin froh, daß die medizinische Versorgung hier nun in verantwortungsvolleren Händen liegt. Und das kann ich gar nicht oft genug wiederholen: Sie sind ein wahrer Segen für das Heim, Herr Doktor. Ich hoffe nur, Sie haben sich nicht zuviel aufgeladen. Und wir wollen Sie nun auch nicht aufhalten. Sicher möchten Sie gerne nach Hause.«

      »Das kann ich nicht leugnen.« Dr. Brinkmeier wandte sich an Schwester Maria Roberta. »Peggy und der kleine Ralf sind stabil. Wenn das Fieber nicht weiter steigt, kann ich Entwarnung geben. Sollte dies aber doch der Fall sein, müssen Sie mich sofort verständigen, Mutter Oberin. Dann werden wir die Kinder doch noch ins Spital nach Berchtesgaden bringen müssen.«

      »Hoffen wir, daß alles gutgeht. Ich danke Ihnen, Herr Doktor.«

      Max verabschiedete sich gleich darauf und machte sich ohne weiteren Aufenthalt auf den Heimweg. Er war hundemüde und sehnte sich nach seinem Bett und einer ausgiebigen Nachtruhe. Wenn nur kein Notfall dazwischenkam...

      *

      »Guten Abend, ein Glück, daß ich Sie noch erwische, Frau Stadler! Ich hatte schon Angst, daß Sie vorher schließen!«

      Dr. Martin Haselbeck betrat die Rosenapotheke von Wildenberg und nickte Anna Stadler, der Apothekerin zu. Die hübsche junge Blondine erwiderte seinen Gruß knapp und stellte klar: »Ich wollte gerade schließen. Was brauchen Sie?«

      »Hier, eine ganze Menge.« Er reichte ihr eine Liste, Anna bat Susi Angerer, ihre Mitarbeiterin, einiges aus dem Lager zu holen. »Vieles ist mir ausgegangen, kein Wunder bei dieser Krankheitswelle. Man weiß gar nimmer, wo einem der Kopf steht vor lauter Arbeit. Und da vergißt man halt auch mal, etwas rechtzeitig nachzubestellen, gelt? Hoffentlich sind Sie mir net bös, daß ich Ihnen so kurz vor Ladenschluß noch Arbeit mache.«

      »Ist schon recht, dazu ist die Rosenapotheke schließlich da.«

      »Sagen Sie, Frau Stadler, man hört, daß Sie mit dem Kollegen Brinkmeier näher befreundet sind. Bitte, denken Sie nicht, daß ich neugierig wäre. Ich frage aus einem bestimmten Grund.«

      »Und was soll das für ein Grund sein?« forschte sie kühl.

      »Tja, sehen Sie, der Max Brinkmeier ist ja nun sehr beliebt im Tal. Man hört nur Gutes über ihn. Und da fragt man sich halt, ob das alles auch wirklich stimmen kann. Mir ist jedenfalls noch kein Mensch begegnet, der nur gute Eigenschaften hatte.«

      Anna lächelte schmal. »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen, Herr Doktor Haselbeck. Aber Sie sollten nicht erwarten, daß ich Ihnen jetzt Munition gegen den Max liefere.«

      »Munition?« Martin Haselbeck tat empört. »Wie kommen Sie denn auf eine solche Idee? Bloß weil ich Ihnen eine ganz harmlose Frage über einen Kollegen gestellt habe?«

      »Wenn Sie den Max gerne näher kennenlernen möchten, kann ich Ihnen nur raten, das auf persönlichem Wege zu tun. Falls Sie aber auf Klatsch und Tratsch Wert legen, ist das hier die falsche Adresse. Wir haben uns verstanden?«

      Der Landarzt von Schlehbusch wirkte beleidigt. »Es war ja nur höfliches Interesse. Aber wenn Sie einen absichtlich falsch verstehen...«

      Nachdem Martin Haselbeck die Rosenapotheke wieder verlassen hatte, beschoß Anna Stadler: »Ich schau mal im Doktorhaus vorbei. Der Max sollte wissen, was da hinter seinem Rücken vorgeht. Ich werde einfach den Verdacht nicht los, daß Doktor Haselbeck etwas plant.«

      »Glauben Sie, er will dem Doktor Brinkmeier schaden?«

      »Möglich wäre es schon. Als der Max am Anfang hier in Wildenberg war, hat der Haselbeck krank danieder gelegen. Er war einverstanden, daß Doktor Brinkmeier seine Vertretung übernimmt. Aber nachher hat er nur rumgestänkert und so getan, als ob der Max ihm seine Patienten abspenstig machen wollte. Ich kann mir nicht helfen, aber der Mann ist mir unsympathisch.«

      »Im Gegensatz zum Max Brinkmeier«, stichelte Susi und grinste dabei frech.

      In Wildenberg war es ein offenes Geheimnis, daß die hübsche Apothekerin ein Auge auf den feschen Landarzt geworfen hatte. Leider war sie bislang nicht zum Zug gekommen, weil Max noch immer an Julia Bruckner dachte, sein Herz nicht frei war. Aufgeben wollte Anna deshalb aber noch lange nicht.

      »Du hast es erfaßt, auch wenn’s recht vorlaut war«, meinte die Apothekerin nachsichtig. »Und jetzt kannst heimgehen, Susi. Ich wünsch’ dir einen schönen Feierabend.«

      »Ich Ihnen auch. Aber wenn Sie ins Doktorhaus gehen, werden Sie den gewiß haben«, meinte das Mädchen keck und machte sich dann rasch auf den Heimweg.

      Anna schloß den Laden ab. Sie lächelte vor sich hin, denn sie freute sich tatsächlich schon darauf, ein wenig Zeit mit Max Brinkmeier zu verbringen. Auch wenn sie sich noch nicht näher gekommen waren, mochte Anna den feschen Doktor doch von Herzen gern und war bereit, alles zu tun, um sein Herz irgendwann von der anderen zu trennen und für sich selbst zu gewinnen.

      Freilich wußte Anna, daß Max’ Gefühle für Julia Bruckner sehr innig und beständig waren. Aber sie hatte den Landarzt heimlich lieb und war deshalb nicht gewillt, so rasch aufzugeben. Als die hübsche Apothekerin am Doktorhaus den Klingelstrang zog, dauerte es eine ganze Weile, bis ihr geöffnet wurde. Max freute sich, wie stets, sie zu sehen. Schließlich kannten sie einander bereits von Kindesbeinen an und hatten sich immer gut verstanden. »Komm nur rauf, Anna. Ich muß zu meiner Schande gestehen, daß ich eben vor dem Fernseher eingenickt bin. Es war ein langer Tag, aber für ein nettes Gespräch bin ich noch zu haben. Darf ich dir ein Glaserl Roten anbieten?«

      »Gern.« Sie folgte ihm nach oben, meinte dann aber: »Ich fürchte, so richtig nett wird unser Gespräch nicht werden. Eben war nämlich der Haselbeck bei mir in der Apotheke. Und er hat sich recht seltsam benommen.«

      »Seltsam? Kriegt er auch die Grippe?« scherzte Max.

      »Das wohl eher net. Er hat versucht, mich auszufragen. Und zwar über dich. Na, was sagst dazu?«

      »Hast ihm denn was erzählt?«

      Sie schaute ihn kurz irritiert an, dann behauptete sie: »Klar, alles. Damit er ordentlich Munition gegen dich sammeln kann.«

      »Der Haselbeck ist ein bissel schwierig. Ich glaube, er nimmt es mir übel, daß ich mich jetzt um die Kinder von St. Batholomä kümmere. Es war mir ja eigentlich auch nicht recht,


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