Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman - Michaela Dornberg


Скачать книгу
von ihm. Und bei dir wird es nicht viel anders sein. Und wir kennen uns längst nicht so lange wie ich mit dem Manuel.«

      »Aber wir kennen uns sehr gut, wir verstehen uns, vertrauen einander alles an. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass wir Freundinnen bleiben, Pamela. Das meine ich ganz ehrlich.«

      Pamela malte mit einem Stock Kringel in den Sand.

      Sie war traurig, wäre sie jetzt allein, würde sie weinen, das ging jetzt natürlich nicht. Was sollte Maren denn von ihr denken, sie war doch keine Heulsuse.

      Sie blickte auf die Kekstüte, da waren noch welche drin, doch ihr war der Appetit vergangen.

      Maren Bredenbrock würde also wegziehen. Damit hätte Pamela einfach nicht gerechnet. Sie waren wirklich sehr eng miteinander. Und damit würde es vorbei sein.

      Die Sonne schien, der Himmel war blau, es war warm, auf dem See quakten die Frösche, die Enten schnatterten, Boote fuhren vorbei, und stolze weiße Schwäne glitten dahin.

      All das nahmen die beiden Mädchen nicht wahr. Sie waren in ihre Gedanken, in ihre Gefühle versponnen.

      Abschied, das war nicht nur ein Wort, es war mehr, es war Wehmut, Schmerz.

      Wenn Maren ehrlich war, dann hatte sie sich auf ihr neues Leben in San Francisco gefreut, und das nicht nur, weil sie dort ihrer Mutter entrinnen konnte, die wie ein böser Geist in ihrem und in dem Leben von Tim herumgeisterte, die nichts als Unfrieden brachte.

      Jetzt mit ihrer Freundin Pamela hier zu sitzen, über die Trennung zu sprechen, das hatte eine ganz andere Dimension.

      Die beiden Mädchen blickten nach einer Weile schmerzlichen Schweigens beinahe gleichzeitig zur Seite. Ihre Blicke trafen sich, und dann lagen sie sich in den Armen, und sie weinten. Und weil es beide taten, mussten sie sich auch nicht schämen.

      Nach einer, wie es schien, unendlich langen Zeit, lösten sie sich voneinander, und wieder fiel beider Blick auf die Kekstüte.

      »Willst du?«, erkundigte Pamela sich.

      Maren nickte und rief: »Du auch?«

      Auch da kam ein Nicken, und dann langten sie beide in die Tüten und aßen alle Kekse auf, die sich noch darin befanden, und den letzten Keks, den teilten sie untereinander auf.

      Das war normal, das musste nicht debattiert werden. Schließlich waren sie Freundinnen …

      *

      Die Vorbereitungen für das Fest zur Rettung des Hohenborner Tierheims waren abgeschlossen, und die Damen Teresa von Roth, Sophia von Bergen, vor allem Rosmarie Rückert, konnten sich gratulieren. Und auch Inge Auerbach konnte ganz stolz auf sich sein. Sie gehörte zwar nicht zur Festleitung, wenigstens nicht offiziell, doch sie hatte auch eine ganze Menge zum Gelingen des Festes beigetragen. Und nicht zu vergessen Julia Herzog, in deren ›Seeblick‹ alles stattfinden sollte. Die hatte eigentlich die Hauptarbeit, und dabei wollte sie nicht einmal etwas an dem Fest verdienen, sondern arbeitete mit ihren Mitarbeitern zum Selbstkostenpreis.

      Für den Ansturm der Gäste reichte natürlich das Restaurant längst nicht aus, und heute nun wurde auf dem großen Terrassengelände ein Festzelt aufgestellt, das Rosmarie Rückert besorgt und deren Mann Heinz die Miete dafür bezahlt hatte.

      Sie arbeiteten Hand in Hand, weil das Tierheim kurz vor dem Ende stand, und um es wieder auf Vordermann zu bringen, musste eine ganze Menge Geld in die Hand genommen werden.

      Die Leiterin Frau Dr. Fischer wusste überhaupt nicht, wie ihr geschah. Das Tierheim lag ihr sehr am Herzen, es war ihr Lebenswerk, und sie hatte nicht nur sehr viel Geld von sich privat hineingesteckt, sondern in dem Tierheim steckte auch ihre ganze Arbeitskraft, darin steckte ihre Zeit. Und es ging ja nicht nur um administrative Aufgaben, die Tiere mussten gefüttert werden, sie wurden auch mal krank. Und da war es schon ein ganz großes Glück, dass man keinen Tierarzt, der auch nur kosten würde, bemühen musste. Margot Fischer war Tierärztin, und was für eine gute. Mit ihrer eigenen Tierarztpraxis hatte sie sehr viel Geld verdient, ehe sich dafür entschieden hatte, die Praxis aufzugeben und sie um die Tiere zu kümmern, die niemand mehr haben wollte, die man weggegeben hatte wie ein unmodern gewordenes Kleid für die Kleidersammlung. Und es war ja noch gut, wenn man die Tiere im Tierheim abgab, statt sie irgendwo auszusetzen und ihrem Schicksal zu überlassen. Das kam überhaupt nicht selten vor. Und noch schlimmer war es, sie in der Mülltonne zu entsorgen.

      Ohne darüber nachzudenken, kauften sich die Menschen Tiere, verschenkten sie zu Weihnachten oder zu Geburtstagen wie ein Spielzeug, das man wegtun konnte, wenn man es nicht mehr haben wollte.

      Tiere waren keine Spielzeuge. Sie hatten eine Seele, und je nachdem, welches Schicksal sie erlitten hatten, hatten sie für immer Verhaltensstörungen und konnten überhaupt nicht mehr vermittelt werden. Dann mussten Frau Dr. Fischer und deren freiwillige Mitarbeiterinnen dafür sorgen, dass sie im Tierheim wenigstens ein einigermaßen würdiges Dasein führen konnten. Und es geschah auch, dass hier und da eines dieser gequälten Tiere wieder Vertrauen zu Menschen fasste.

      Julia Herzog bereute nicht einen Augenblick, ihre Zusage gegeben zu haben, sie liebte Tiere, ganz besonders Hunde, war mit einem aufgewachsen, der sie durch ihre ganze Kindheit begleitet hatte. Sie hätte gern wieder ein Tier, doch das ließ sich mit ihrem Beruf einfach nicht vereinbaren. Und so groß ihre Sehnsucht manchmal nach einem treuen Begleiter war, musste sie die unterdrücken. Sie könnte keine tiergerechte Haltung garantieren.

      Vielleicht später mal, tröstete sie sich.

      Jetzt hatte sie ihren Daniel, der ihr jetzt schon ein wenig leidtat, sie wurde ihm augenblicklich nicht gerecht. Sie konnten kaum noch Zeit miteinander verbringen. Sie war derzeit dabei, sich manchmal selbst in der Kurve zu überholen. Bei all den Vorbereitungen durfte das Tagesgeschäft nicht zu kurz kommen. Und das lief derzeit besser als zuvor. Durch die großen Zeitungsanzeigen, durch den Internetauftritt war natürlich nicht nur Werbung für das Fest gemacht worden, sondern auch sie war dadurch in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Wer es vorher nicht gewusst hatte, kannte jetzt den ›Seeblick‹.

      Für das Hohenborner Blatt würde Daniel über das Fest berichten. Julia wusste nicht, ob es ihm wirklich Spaß machen würde. Sie war zwar überglücklich mit ihm an ihrer Seite, und sie liebten sich sehr, verstanden sich immer mehr, wurden immer inniger.

      Daniel hatte ihr diese Zweisamkeit einen sehr hohen Preis gezahlt, er hatte sie ganzes bisheriges Leben aufgegeben.

      Julia wurde manchmal den Eindruck nicht los, dass er sich das Zusammenleben mit ihr anders vorgestellt hatte, mit mehr Zeit, die sie miteinander verbringen konnten.

      Und Zeit war etwas, was sie nicht hatte. Sie konnte sich mittlerweile zwar ausreichend Personal erlauben, doch so einfach war es mit dem Personal in der Gastronomie nicht. Sie hatte zwar treue Mitarbeiter, auf die sie sich felsenfest verlassen konnte. Aber es gab auch welche, die einfach nicht kamen, sich nicht einmal entschuldigen. Besonders launisch waren die Köche. Die ließen sich überhaupt nichts sagen, widersetzten sich dem, was Julia von ihnen verlangte. Und das musste sie tun. Der Gast musste es so bekommen, wie es auf der Karte stand und wie er es kannte. Julia hatte überhaupt nichts gegen eigene Ideen, Kreativität, doch es ging nicht, wenn es mit ihr nicht abgesprochen war und die Teller in die Küche zurückgingen, weil der Gast unzufrieden war.

      Julia Herzog befand sich an einem Scheideweg.

      Es gab zwei Möglichkeiten, das Restaurant klein und fein zu führen oder es wachsen zu lassen. Es wachsen zu lassen, das war eine Herausforderung. Vor allem wollte sie für den ›Seeblick‹ unbedingt ebenfalls einen Stern erkochen, den Ehrgeiz besaß sie. Und einer der letzten Restauranttester, der im Restaurant gewesen war, war begeistert gewesen.

      So etwas forderte einen heraus, besonders, wenn man ehrgeizig war, und davon konnte sie sich nicht freisprechen.

      Rosmarie Rückert hatte für das Fest nicht nur die Presse, sondern auch das Fernsehen eingeladen. Da konnte sie sich profilieren.

      Sie arbeitete gerade eine Bestellliste durch, als Daniel zu ihr ins Restaurant kam.

      Sie begrüßten


Скачать книгу