Jürgen Klinsmann - Fußball ohne Grenzen. Erik Kirschbaum
besonders für das Leben außerhalb des Fußballs. Mit Eitels Hilfe organisierte er ein Treffen mit den Insassen eines Jugendgefängnisses in der Nähe von Heilbronn. Er wollte mehr über ihr Leben erfahren. „Ich wollte auch wissen, wie es da zugeht. Ich habe mir vielmehr Gedanken darüber gemacht, wo die Ursachen dafür liegen“, sagte er mit Bezug auf die Vergehen, wegen derer die jungen Männer ins Gefängnis gekommen waren.
Das erste seiner 47 Tore für sein Land schoss Klinsmann schließlich am 27. April 1988 in einem 1:0-Freundschaftsspiel gegen die Schweiz. Es war sein vierter Einsatz in der Nationalmannschaft vor dem Beginn der Europameisterschaft 1988 zu Hause, das eines von sechs internationalen Turnieren war, die er als Spieler für Deutschland bestritt: die Europameisterschaften 1988, 1992 und 1996 sowie die Weltmeisterschaften 1990, 1994 und 1998.
Bei der EM ’88 half Klinsmann der bundesdeutschen Mannschaft mit sechs starken Auftritten, ins Halbfinale zu kommen. Er gab über zehn Jahre immer alles für sein Land und glänzte bei allen sechs Turnieren im richtigen Moment mit brillanten Leistungen. Klinsmann sagt, dass er immer das Beste aus jedem Turnier machen wollte, auch aus den kleinen, und dass er niemals mit dem Gefühl nach Hause gehen wollte, dass er oder seine Mannschaft hätte besser spielen können. „Gib mir ein Turnier, ich habe sie immer genossen“, ist seine Antwort auf die Frage, warum er offenbar stets in der Lage war, in den Turnieren seine Leistung zu steigern. Die Deutschen haben international lange in dem Ruf gestanden, gute „Turniermannschaften“ hervorzubringen. Teams, die zwischen den Turnieren mal besser und mal schlechter spielten, die aber dann, wenn es darauf ankam, zur Höchstform aufliefen, wie bei den WMs und EMs nach Ende der Gruppenphase und mit dem Beginn der K.-o.-Runden. In diesem Sinne war Klinsmann ein „Turnierspieler“, der auch am allerbesten zu spielen schien, wenn der Einsatz besonders hoch war. „Ich konnte den Beginn eines Turniers immer kaum abwarten. Ich spürte irgendwie, dass dies Augenblicke waren, die niemals wiederkommen würden. Mit deiner Mannschaft hast du die reguläre Saison und klar, du willst die Meisterschaft gewinnen. Du willst mit deinem Club auf nationaler Ebene gut abschneiden, aber die Saison ist lang, und du wirst währenddessen gute und schlechte Spiele haben. In einer komprimierten Situation wie einer Weltmeisterschaft oder einer Europameisterschaft ist es einfach, sich zu sagen, du gibst jetzt besser mal Gas, weil du dir nicht sagen kannst, dass du ja noch lange Zeit hast.“
Klinsmann erzählt, dass er jedes Mal mit gutem Gewissen von sich sagen konnte, alles gegeben zu haben, obwohl er mit dem Ergebnis dieser sechs Turniere nicht immer einverstanden war, da die Deutschen nur zwei davon gewannen. Einige der weltbesten Spieler tauchten bei großen Turnieren auf dem Rasen buchstäblich ab. Es sind Leistungseinbrüche zur falschen Zeit, die verhindern, dass sie ihre sonst so glanzvollen Karrieren mit einem Titel krönen konnten. Aber nicht Klinsmann, der seine Bestleistung für die Weltmeisterschaften und Europameisterschaften aufzuheben schien. „Ich habe diesen Momenten bei den großen Turnieren entgegengefiebert“, erzählt er. „Ich habe den Druck und die hohen Erwartungen und vor dem Tor einen kühlen Kopf zu bewahren geliebt. Es hängt wirklich nur von dir selbst ab, sicherzustellen, dass du mit dir im Reinen bist, sobald das Turnier beginnt und dass du dir sagen kannst: Egal, wie’s ausgeht, ich habe getan, was ich konnte.
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