Future History 2050. Thomas Harding

Future History 2050 - Thomas Harding


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dazu genutzt werden, alle Aktivitäten in den Interwebs zu überwachen. Sie können so gut wie alle Databases von Bildern, Texten und Audios finden, live und im Archiv. Wenn das stimmt, habe ich kein Problem damit. Wie mein Mann, Jack, dein Großpa, zu sagen pflegte: Die Einzigen, die etwas zu befürchten haben, sind die, die etwas zu verbergen haben.

      Am wichtigsten aber war, dass der Quantencomputer die Voraussetzung für den Aufstieg der Ethnarchen war. Diese Wirtschaftsführer wussten dank der enormen Leistungsfähigkeiten ihrer zentralen Computer so gut wie alles über uns: was wir aßen, was wir tranken, was wir uns gerne ansahen, was wir in unserer Freizeit am liebsten unternahmen, wer unsere Freunde waren und was für uns wichtig war, unsere Träume, unsere Ängste, unsere Geheimnisse.

      Und mithilfe dieser Informationen, dieser Megadaten, haben sie uns jeweils genau das beschert, was wir wollten, manchmal sogar bevor wir wussten, was das war. Und sie haben uns geschickt eine Menge Produkte zu erschwinglichen Preisen verkauft. Was wir hervorragend fanden.

      Sie haben uns Politiker gegeben, die versprachen, die Probleme zu lösen, die uns jeweils beschäftigten. Und wenn diese Politiker versagten, bekamen wir an ihrer Stelle andere. In dieser Zeit wurden die Ethnarchen immer mächtiger. Und der Abgrund zwischen ihnen (den paar Ethnarchen) und uns (dem Rest der Menschheit) wurde riesig, unüberbrückbar und dauerhaft.

      Doch das – und das meine ich ganz ehrlich – war mir egal. Denn wir hatten ein besseres und sichereres Leben und mehr Spaß.

      Notiz Nr. 2

      Es ist irre, wenn Großma Nancy über Technologie redet. Für mich sind Quantencomputer natürlich etwas ganz Normales. In unserer Schule haben wir zwar keinen, aber die meisten großen Firmen haben einen, und selbstverständlich der Staat. Sie redet darüber, als wären es von Zauberern entworfene magische Instrumente. Aber letztlich sind es doch nur Maschinen. Menschen haben sie gemacht. Also brauchen wir sie nicht zu fürchten.

      Die Ethnarchen. Ich weiß viel über sie. Sie sind die Besitzer der größten Unternehmen der Welt. Sie sind es, die bestimmen, wo es langgeht. Aber es ärgert mich total, dass ich nicht wusste, dass sie erst durch die Quantencomputer an die Macht gekommen sind. Ich frage mich, was ich noch alles nicht weiß. Welche Puzzleteile mir noch fehlen.

      Nach unserem Gespräch heute hat mir Großma Nancy einen Artikel aus einer alten Zeitung gegeben, The Guardian, aus dem Jahr 2018. Er ist auf richtigem Papier gedruckt, cool! Natürlich habe ich von Zeitungen schon gehört, und dass sie aus Papier waren, aber ich hatte so etwas noch nie in der Hand gehabt. Es fühlt sich ganz weich an. Ist ganz anders, als Wörter auf einem Bildschirm zu lesen. Seltsam unveränderlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, Wörter zu drucken und sie dann nicht mehr ändern zu können, wenn sie erst einmal draußen in der Welt sind. Was für eine Verantwortung! Gruselig! Aber auch sinnvoll, weil die Information nicht gelöscht werden kann. Ich habe den Artikel gelesen und war echt betroffen. Man hat mir immer gesagt, dass der SHOCK unvermeidlich war, dass er zur „natürlichen Ordnung“ gehört. Dass es lange Kälteperioden gab, wie meine Lehrer erklärt haben, und dass wir uns nun in einer Warmzeit befänden. War das falsch?

      Ich bin zur Bibliothek gegangen, um nachzusehen, ob es noch mehr Zeitungen gibt, die den SHOCK vorausgesagt haben. Am Ausleihtresen zeige ich der Bibliothekarin Großmas Artikel. Sie wirft einen kurzen Blick darauf und verschwindet durch eine Schwingtür. Sie ist dann lange weg. Als ich finde, dass ich lange genug gewartet habe, schleiche ich mich hinter den Tresen und werfe einen Blick durch das Fenster in der Schwingtür. Zu meiner Überraschung sucht die Bibliothekarin nicht in irgendwelchen Katalogen herum, sondern spricht mit jemandem am Telefon. Bevor sie mich sehen kann, verziehe ich mich wieder auf die richtige Seite des Tresens.

      Als die Bibliothekarin schließlich zurückkommt, sagt sie, dass keine der Zeitungen, die sie hier haben, vom SHOCK geschrieben hat, bevor er eingetreten ist. Ich frage sie, ob irgendwelche anderen Archive die fehlenden Artikel haben könnten. Ihr Blick wird auf einmal ängstlich, dann stammelt sie: „Diese Artikel fehlen nicht; sie haben nie existiert.“ Danach fragt sie mich, woher ich Großmas Artikel hätte. Ich murmele etwas in der Art, dass ich den Artikel in einem leerstehenden Haus im Wald in der Nähe unseres City Towers gefunden habe, und gehe dann, bevor sie noch mehr Fragen stellen kann.

      Das alles ist so schnell passiert, dass mir erst, als ich die Bibliothek verlasse, auffällt, dass ich meinen Namen nicht genannt habe. Das war wohl ein glücklicher Zufall. Auf dem Weg nach Hause rasten die Gedanken durch meinen Kopf. Jemand musste die Artikel aus den Archiven beseitigt haben. Könnte es sein, dass die Ethnarchen die Tatsache zu vertuschen versuchten, dass sie und ihre Unternehmen nicht genug getan hatten, um den SHOCK zu verhindern?

      Ich muss Großma Nancy bei unserer nächsten Sitzung danach fragen. Und ob es eine Alternative gegeben hätte.

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      The Guardian, 8. OKTOBER 2018

       Wir haben 12 Jahre um die Klimakatastrophe zu bremsen, warnt die UN

      In einer dramatischen Warnung haben die führenden Klimawissenschaftler der Welt erklärt, dass die Erderwärmung auf höchstens 1,5 °C begrenzt werden muss, um das Risiko von Dürren, Überflutungen, extremer Hitze und Armut für Hunderte Millionen Menschen zu reduzieren.

      Die Autoren des heute veröffentlichten historischen Berichts des Internationalen Klimawandel-Ausschusses der Vereinten Nationen (IPCC) sagen, dass schnelle Veränderungen in einem noch nicht dagewesenen Umfang nötig seien, um dieses Ziel zu erreichen. Es sei jedoch finanzierbar und machbar, obwohl es am ambitionierteren Ende des Pariser Klimaabkommens liege, das den Temperaturanstieg auf 1,5 bis 2 Grad begrenzen soll.

      Der Unterschied um ein halbes Grad könnte dieser 1,5-Grad-Studie zufolge verhindern, dass die Korallen gänzlich aussterben, und den Druck auf die Arktis vermindern. Der Bericht wurde veröffentlicht, nachdem das Schlussplenum aller 195 in Incheon in Südkorea versammelten Nationen ihm zugestimmt hatten. Viele Delegierte lagen sich dabei in den Armen, manche hatten Tränen in den Augen.

      „Es ist eine Grenzlinie gezogen worden, und was sie für unsere Spezies bedeutet, ist, dass dies der Augenblick ist, an dem wir handeln müssen“, sagte Debra Roberts, Mitvorsitzende der Arbeitsgruppe, über die Auswirkungen des Klimawandels. „Dies ist das denkbar größte Warnsignal der wissenschaftlichen Gemeinschaft, und ich hoffe, es mobilisiert die Menschen und wirkt gegen die herrschende Gleichgültigkeit.“

      Es bleiben große Hindernisse zu überwinden. Die Politiker hatten den Bericht während der Klimagespräche in Paris 2016 in Auftrag gegeben, doch seitdem sind die Differenzen zwischen Wissenschaft und Politik größer geworden. Donald Trump hat angekündigt, die USA – die größte Emissionsquelle der Weltgeschichte – von dem Abkommen zurückzuziehen.

      Die Welt ist heute bereits 1 °C wärmer als in vorindustriellen Zeiten. In der Folge der verheerenden … weiter auf S. 12

      2022

      Es gab eine Alternative.

      Wir hätten die schrecklichsten Auswirkungen des Klimawandels vermeiden können, wenn wir unsere Lebensweise wirklich geändert hätten. Wir hätten erhebliche Opfer bringen müssen. Und wir hätten unsere Differenzen beiseitelassen und unsere Bemühungen bündeln müssen, um eine andere Gesellschaft zu bauen. Es hätte große Anstrengungen von uns allen erfordert: Politikern, Geschäftsleuten, Verbrauchern.

      Zum ersten Mal war eine klare Entscheidung verlangt, jedenfalls für die, die bereit waren zuzuhören. Wir hatten die Wahl zwischen schlecht und katastrophal.

      Das Schockierende ist, dass die Welt trotz der deutlichen Warnung, trotz der unvermeidlichen Folgen von Nichtstun, trotz der offensichtlichen Notwendigkeit, den Kurs zu ändern, einfach weitermachte.

      Obwohl das schon fast dreißig Jahre her ist, staune ich immer noch, wie deutlich damals alles zu sehen gewesen wäre, wenn die


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