Future History 2050. Thomas Harding

Future History 2050 - Thomas Harding


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natürlich.

      Wir hatten gedacht, sie würde über Jahre langsam nach und nach kommen, sich sozusagen evolutionär ausbreiten. Aber nein, tatsächlich dauerte es nur 36 Monate, um die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir arbeiteten. Das Problem war anscheinend nicht die Technologie. Die gab es schon seit Langem. Es ging eigentlich nur darum, inwieweit die Menschen akzeptieren würden, dass Nicht-Menschen menschliche Arbeiten übernahmen. Die Chefs der großen Konzerne und die Politiker mussten sich zusammengesetzt, Umfragen studiert und beschlossen haben, dass wir bereit waren. Und dann regnete es die neuen Maschinen nicht nur; es war ein Wolkenbruch.

      Als erste verschwanden die Apotheker. Kurz zuvor noch war ich in die Apotheke gegangen, um ein paar Pillen zu besorgen. Der Apotheker nahm mein Rezept, prüfte, ob alles seine Richtigkeit hatte, und fragte mich, ob ich verstanden habe, wie ich sie einnehmen soll. Beim nächsten Mal in der Apotheke redete ich mit einem Computer. Es war schneller, einfacher und zuverlässiger. Sobald die Verbraucher das akzeptiert hatten – und sie taten es bereitwillig, weil sich dadurch die Kosten über Nacht halbiert hatten –, waren die Schleusen geöffnet.

      In den nächsten Monaten schon erlebten wir, wie Maschinen das Essen in Drive-Through-Restaurants aushändigten. Computer gaben Unterricht in Schulen und Universitäten (sehr zur Erleichterung der Schüler:innen und Studierenden, die jetzt ihre Ausbildung auf ihre Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten bekamen). Taxis und Lastwagen, Züge und Busse waren auf einmal selbstfahrend. Arbeiter und Arbeiterinnen wie Putzfrauen und Möbelpacker, Hafenarbeiter und Sicherheitsleute, Bankkassiererinnen und Verkäuferinnen wurden nun von einer Armee von Androiden und allen möglichen anderen Robotern in vielen Formen, Farben und Größen ersetzt.

      Und was geschah mit all den arbeitslos gewordenen Menschen? Die Mächtigen hatten offenbar schon lange darüber nachgedacht. Kurz bevor den Apotheken erlaubt wurde, künftig Maschinen zu nutzen, verkündete die Regierung, dass jeder Erwachsene das Recht auf eine Wohnung haben würde, auf freie Gesundheitsfürsorge und auf ein sogenanntes Anständiges Grundeinkommen (AGE).

      Das AGE war deutlich höher als die alten Hartz-IV- oder Sozialfürsorge-Sätze. Jede Familie erhielt genug, um gut leben zu können. Sie konnte nicht nur das Lebensnotwendige kaufen, sondern sich auch ein wenig einfachen Luxus leisten.

      Manche Menschen fragten sich, wie das AGE auf Dauer bezahlt werden könnte. Wo sollte das Geld denn herkommen? Würde das nicht die Wirtschaft zugrunderichten? Doch die Antwort war ganz einfach, wenn man darüber nachdachte. Da so gut wie alle Arbeit von Maschinen erledigt wurde, mussten fast keine Menschen dafür bezahlt werden. Eigentlich hätten die Dinge jetzt nichts mehr zu kosten brauchen. Sie waren ja einfach da, wie der Regen, der vom Himmel fällt. Doch die Menschen wussten noch sehr genau, was Kleider und Medizin und Busfahrten gekostet hatten, als dafür noch menschliche Arbeit gebraucht wurde. Und entsprechend setzte der Staat nun den gleichen Preis fest und nahm den größten Teil davon als Steuer ein. Das war der Reichtum, den der Staat an die Bürger verteilte.

      Natürlich musste auch jemand für die Maschinen verantwortlich sein, die produzierten, was wir wollten und brauchten, und für ihre Produktion. Deshalb floss so viel Geld in die Taschen ihrer Besitzer, die jetzt begannen, sich Ethnarchen zu nennen.

      Weil das ganze System nur funktionieren konnte, wenn es weltweit in Kraft war, musste es auch überall dieselbe Währung geben. Das Ende der nationalen Währungen war ein Nebeneffekt des AGE.

      Ich weiß, heute klingt es verrückt, aber damals hatte fast jedes Land noch seine eigene Währung. Japan hatte den Yen, Kenia den Shilling, Russland den Rubel, Europa den Euro und das Vereinigte Königreich das Pfund. Doch das war jetzt nicht mehr sinnvoll. Wir bekamen eine neue Weltwährung, den sogenannten „Unified Global Dollar“. Diese Welt-Einheitsdollars werden heute, wie du weißt, einfach Globals genannt. Die Einheitswährung erleichterte den Handel zwischen den Ländern sehr. Geld musste nicht mehr an der Grenze getauscht werden. Alles war so viel einfacher geworden!

      Und es gab noch eine tiefgreifende Veränderung. Heute zahlen wir ja alles mit unseren All-in-Ones. Doch als ich jünger war, kauften wir mit rechteckigen Papierstücken und kleinen Metallscheiben, sogenannten Münzen. Elektronisches Geld ist sehr viel einfacher zu handhaben. Es ist auch praktischer für die Ethnarchen, die jede einzelne Transaktion mit ihren Quantencomputern nachverfolgen können. Dadurch ist auch die Möglichkeit von Steuerbetrug weggefallen, was bedeutet, dass der Staat mehr Geld ausgeben kann. Ein viel besseres System!

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