Aromatherapie der Seele. Thomas Kinkele
obliegt dem Menschen selbst, sich in den heiligen Kreis zu begeben und dem energetischen Wesen einer Natur anzuvertrauen, die darauf ausgerichtet ist, die bestmögliche Verwirklichung ihrer selbst hervorzubringen.
Wenn mit naturreinen Duftstoffen ein Kontakt zur feinstofflichen Welt der Pflanzenkräfte aufgebaut wird und über den Geruchssinn ein feiner Kommunikationsaustausch mit der Seele der Pflanze stattfindet, wirkt sich das sehr dynamisierend auf die Psyche aus.
In dieser Dynamisierung liegt der Kernpunkt der ENNEAROM-Seelenarbeit. Verhärtete Denkmuster und Gefühlsstrukturen sollen aufgebrochen werden, um zu einer umfassenderen Wahrnehmung der eigenen Möglichkeiten zu gelangen.
Mit der Ennearom-Arbeit soll damit das Prinzip der Spirale aktiviert und die Befindlichkeit optimiert werden.
Der Mythos vom Paradies
Sich als getrennt von der innersten Natur der Dinge zu empfinden, ist der Kurzschluss, den es durch die Aromatherapie zu überbrücken gilt.
Der Mensch verkörpert den geistigen Aspekt in der Schöpfung. Er ist das einzige irdische Lebewesen, das als Dreiheit mit der Fähigkeit bewusster Wahrnehmung seiner selbst ausgestattet wurde. Der paradiesische Zustand der Einheit allen Lebens, wie er in Wahrheit besteht, sollte mittels dieser Fähigkeit in der Welt der Gegensätze erkannt und nach bester Kraft gelebt werden.
Die Schwierigkeit ist aber: Menschen können aus dem Paradies fallen und sogar vergessen, dass es existiert, oder naiv dem Dogma aufsitzen, nur der Tod führe dorthin. Die Probleme sind dann unübersehbar. Anstatt in respektvoller Form mit dem Leben umzugehen, das Ausdruck des innewohnenden Göttlichen ist, werden Habgier, Eitelkeit, Neid, Eifersucht, Überheblichkeit, Wut, Hass und dergleichen zu wichtigen Triebfedern des Handelns. Krieg und Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Kriminalität bringen Tod und Zerstörung. Die Verirrung lässt die Menschheit an dem Ast des Lebensbaumes sägen, auf dem sie sitzt.
Dies kann nur Ausdruck des Sündenfalls sein, den hier die unbewusste Ausübung des freien Willens zur Folge hat. Der Fall aus dem Paradies kann als Verlust der inneren Verbundenheit mit der Schöpfung betrachtet werden.
Die so genannte Vertreibung aus dem Paradies erfolgt, psychologisch betrachtet, in frühester Kindheit, wenn auf Grund von Unerfahrenheit, Gefühlsblockaden und übernommenen Vorstellungen der eigenen Eltern, Mutter und Vater nicht angemessen auf die elementaren Bedürfnisse des neuen Erdenbürgers eingehen können. Eben noch war das Neugeborene in der sicheren Einheit getragen und geschützt und landet plötzlich in der Welt harter Entbehrungen. Es reagiert mit Ablehnung. Dabei wird der Grundstein einer mechanischen Abwehr gelegt, die sich im weiteren Verlauf des Lebens differenziert, aber in ihrer Mechanik tendenziell immer weiter verhärtet, wenn keine Bewusstseinsentwick-lung stattfindet. Den Gegebenheiten hilflos ausgeliefert zu sein, war die ursprüngliche negative Erfahrung. Die in der Folge entstandene Mechanik zielt darauf ab, den Schmerz der Entbehrung abzupuffern. Wer sein Dasein als Kleinkind als vollkommen unwichtig erfahren hat, weil es die Aufmerksamkeit liebender Eltern entbehren musste, der betrachtet die eigenen Bedürfnisse eben als bedeutungslos, um den Schmerz der Entbehrung zu vermeiden. Wo ich die Sehnsucht nicht zulasse, dort vermisse ich auch nichts.
Sich und seine Bedürfnisse als wichtig und wertvoll zu begreifen, ist jedoch ein unverzichtbares Element eines erfüllten Lebens, deshalb bedarf es einer bewussten Anstrengung, ein solches Abwehrmuster zu durchbrechen.
Eine andere mechanische Reaktion, zum Beispiel auf eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten, kann auch Wut sein, die mich dann antreibt, mir meinen Teil zu erkämpfen und jede Schwäche zu vermeiden. In beiden Fällen sind es die äußeren Umstände, die eine Abwehrreaktion erzeugen, denen aber keine bewusste Entscheidung zugrunde liegt.
Indem er akzeptiert, selbst vollkommen von den äußeren Einflüssen der konkreten Welt abhängig zu sein, gibt der Mensch das Zepter des Schöpfertums aus der Hand. Die mechanisch entstandenen Denk- und Verhaltensmuster beschränken die Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf des eigenen Lebens. Er kann ja doch nichts ändern, so denkt der Mensch, und ist damit der Konsequenz seines eigenen freien Willens auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Was er denkt, prägt seine Wirklichkeit, und was er will, geschieht. Dieser Wille ist auf das Engste mit dem Gefühl verbunden, das sich in dem, was es fühlt, nach teils ziemlich unsinnigen Vorgaben richtet, die von Eltern und Gesellschaft unreflektiert übernommen wurden. Normen, was falsch und richtig, schön oder hässlich ist, überlagern die tatsächliche Empfindung und Wahrnehmung. Was darf sein oder nicht sein? Was gehört dazu oder muss tunlichst vermieden werden? Unreflektierte Glaubenssätze haben den Kopf bis zum Rand gefüllt und halten das Gefühl an der Kandare. Das ist wahrlich kein paradiesischer Zustand.
Das innere Kind und das Ego-Phänomen
In jedem von uns wohnt ein kleines zerbrechliches Wesen, das dem Kind entspricht, als das wir auf die Welt gekommen sind. Es musste die ersten Erfahrungen im Umgang mit dem materiellen Leben machen und wurde von den Widerständen und Mangelzuständen überrascht, die das mit sich brachte. Neun spezifische Schattenaspekte beschreiben im Kapitel der neun Tore, wie mit Mangel und Verlust unterschiedlich umgegangen wird. Allen gemeinsam ist, dass die frühkindliche Erfahrung zu einer Verdrängung der Bedürfnisse des inneren Kindes geführt hat.
Gerade diese Verdrängung behindert später die essenzielle Entfaltung in der Persönlichkeit, weil das ursprüngliche Verlustgefühl permanent vom Ego kompensiert, abgepuffert und versteckt wird. Der Schmerz des inneren Kindes muss aber angenommen werden, um sich auflösen zu können. Somit steht uns unser Ego bei der Selbsterfahrung massiv im Wege.
Diese künstliche Instanz hat sich auf der bedrohlichen Grundlage von Ängsten und Zwängen gebildet und geht höchst mechanisch mit der Willenskraft um. Die Welt wird als ein Existenzkampf erlebt, in dem letztlich nur noch zählt, ob man zu den Gewinnern oder den Verlierern gehört. Die Welt teilt sich dann in Täter und Opfer, die sich gegenseitig bedingen und beiderseits ihre Freiheit verspielen.
In jeder Ehe, Familie, Firma, Gemeinschaft, Nation wird der Verlust von essenzieller Qualität schnell erkennbar, wenn aggressive Übergriffe und Polarisierung zunehmen.
Die Gesundheit des Ganzen spiegelt den Grad der Verirrung.
Je unbewusster gehandelt wird, desto stärker wird der freie Wille vom Ego dominiert. Das Ego entsteht in mehreren Phasen.
Es gibt – wie vorab geschildert – ein auslösendes Verlustgefühl in den frühen Stunden des Lebens. Der Mensch wird in diese Welt geboren, indem er die Einheit mit der Mutter verlassen muss. Die Verbundenheit und geschützte Welt in der Gebärmutter, schwimmend in warmem Urwasser, wird plötzlich beendet und eine anstrengende Phase des Übergangs setzt ein.
Die Geburt in eine raue Welt physischer Tatsachen wird in unseren Breitengraden leider noch viel zu oft als unbarmherzige Mechanik erlebt. Nie wieder ist das Wunder des Lebens so unmittelbar erfahrbar wie in den ersten unvorbereiteten Begegnungen des Babys mit den elementaren Erscheinungen der Welt.
Verletzbar und den harten Anforderungen des Lebens ausgeliefert, wird der Verlust der schützenden Einheit oftmals als höchst bedrohlich erfahren.
Notgedrungen wird ein Mechanismus des Selbsterhalts nach der Geburt begründet. Es stehen zu diesem Zeitpunkt nur wenige Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Schreien, Lächeln oder Verweigerung. Das, was funktioniert, wird wiederholt. Der Entstehungsprozess der Basis-Strategie läuft automatisch ab.
Jede weitere Erfahrung von Verlust an Zuwendung und Trost trägt zur weiteren Differenzierung der unbewussten Strategie bei. Etwas Wesentliches scheint zu fehlen und das muss um jeden Preis kompensiert werden, um die Entbehrung abzumildern.
Die unbewusste Strategie ist also darauf ausgerichtet, einen schmerzhaften Absturz abzufedern, deshalb wird oft ein Netz der Verneinung über dem vermeintlichen Abgrund gespannt. Er wird vermieden und ausgeblendet. Das mechanische Ego-Prinzip der Psyche funktioniert so, dass es einen aggressiven oder defensiven