Aromatherapie der Seele. Thomas Kinkele
Insel sinken würde und schleunigst verlassen werden müsste. Alle machten sich daran, ihre Schiffe fertig zu machen. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Augenblick warten.
Als die Insel sank, suchte die Liebe Hilfe.
Der Reichtum fuhr auf einem prachtvollen Schiff an ihr vorbei und die Liebe bat den Reichtum: „Reichtum, bitte hilf mir und nimm mich mit!“ Der Reichtum aber antwortete: „Tut mir leid, meine Liebe, aber mein Schiff ist voll mit Gold, Silber und Diamanten, da ist kein Platz mehr für dich.“
Da kam der Stolz auf einem wunderbaren Schiff daher und die Liebe sagte: „Stolz, ich bitte dich, hilf mir und nimm mich mit.“ „Es tut mir leid“, antwortete der Stolz, „ich kann dich nicht mitnehmen. Mein Schiff ist perfekt, du könntest es beschädigen.“
Die Liebe gab nicht auf und fragte die Traurigkeit, die an ihr vorbeikam. Doch die Traurigkeit antwortete: „Ich bin so traurig, ich muss alleine bleiben.“ Die gute Laune kam auch an der Liebe vorbei, aber sie war so glücklich und zufrieden, dass sie es nicht bemerkte, wie die Liebe sie rief.
Da hörte die Liebe eine tiefe Stimme, die sagte: „Komm mit Liebe, ich helfe dir.“ Die Stimme gehörte einem Alten. Die Liebe war so froh, jemanden gefunden zu haben, der ihr half, dass sie vergaß, den Alten nach seinem Namen zu fragen.
Als sie an Land kamen, ging der Alte fort.
Die Liebe wusste, dass sie dem Alten viel schuldete, und fragte das Wissen, wer der Alte war. Und das Wissen antwortete: „Das war die Zeit.“ – „Die Zeit?“, fragte die Liebe, „Warum hat mir die Zeit geholfen?“
Und das Wissen antwortete: „Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist!“
(Verfasser unbekannt)
Die Liebe steht am Anfang und am Ende der Reise durch die Zeit. Sie ist ein wesentlicher Aspekt der Seele des Menschen als eine versteckte Energiequelle, aus der Wegzehrung bezogen werden kann. Den Zugriff auf diese Quelle versperrt er sich selbst, denn die Liebe repräsentiert auch den göttlichen Funken im Menschen, von dem er sich oft abgetrennt wähnt und dann in die Irre läuft.
Mit dem Urknall ist ein gigantischer Funkenschauer explodierender Liebe in das Sein geschleudert worden.
Stellen wir uns die persönliche Lebensreise als eine Etappe der großen kosmischen Reise vor, dann betrachten wir sie als Kreis, der wiederum Teil eines viel größeren Kreises ist. Das Göttlich-Essenzielle als auslösendes Urelement befindet sich in der Mitte des großen Kreises und stülpt in einer orgiastischen Geste sein Inneres nach außen. Diese den Prozess nährende göttliche Liebeskraft führt von innen den äußeren Prozess.
Mittels einer Duftwahrnehmung, die wir lieben, wird uns möglicherweise eine solche himmlische Erfahrung zuteil und tritt in ein Resonanzverhältnis zu unserer eigenen Mitte. Auf den einzelnen Menschen übertragen kann in der Essenz auch das persönliche Potenzial gesehen werden, das „Noch-nicht-Verwirklichte“, das wie ein Schatz auf seine Entdeckung wartet.
Um diesem Potenzial auf die Spur zu kommen, benötigt der Schatzsucher eine alte Karte. Dafür eignet sich das Enneagramm, denn der Sucher nach sich selbst kann mit dessen Hilfe den Schatz der eigenen Mitte heben.
Das Enneagramm als Landkarte
Das Enneagramm stellt ein altüberliefertes magisch-dynamisches Symbol dar, von dem Georges Iwanowitsch Gurdjieff sagte, es ließen sich die ewigen Gesetze des Weltalls daraus lesen. Er bezeichnete es als ein schematisches Diagramm der dauernden Bewegung nach dem Prinzip des Perpetuum Mobile und setzte es dem alchemistischen Stein der Weisen5 gleich, was die Erkenntnis vermittelnde Kraft betrifft. Dieses Symbol ist ein Medium, mit dessen Hilfe spirituelle Erkenntnis möglich wird.
Es kann auch wie eine Landkarte der Psyche benutzt werden, so hat der südamerikanische Bewusstseinsforscher Oscar Ichazo in den 60-er Jahren auf der Grundlage kabbalistischer, gnostischer und neu-platonischer Quellen in seiner Recherche zum Enneagramm entdeckt. Neun göttlichen Qualitäten stehen die sieben Todsünden zuzüglich Angst und Täuschung gegenüber. Man erhält eine Landkarte für die Reise nach innen, wenn jeder Punkt auch als ein Typus mit spezifischen Mustern des Handelns, Fühlens und Denkens definiert wird. Der Sucher nach sich selbst kann mit Hilfe dieser Karte seine persönliche Position bestimmen.
Quellenliteratur zu diesem Thema finden Sie im Anhang.
Die Dualität des irdischen Lebens
Schauen wir uns das Symbol einmal genauer an, wie es in seiner inneren Struktur verschiedene Bezüge und Bewegungsrichtungen aufweist, so lassen sich drei wesentliche Aspekte unterscheiden:
Wir erkennen eine Zweiteilung, die für Dualität steht und von Punkt 9 vertikal nach unten verläuft. In dieser Zweiteilung spiegelt sich das Sein, wie es sich in seinen einerseits körperlich und andererseits geistig-seelisch orientierten Bezügen offenbart. Es gibt eine funktionale und auf praktische Gegebenheiten ausgerichtete rechte Seite, die von einer geistig-philosophischen, auf seelische Zusammenhänge zielenden linken Seite gespiegelt wird.
Linksdrehend von der 9 absteigend taucht der Geist in die Schöpfung (Involution). Rechtsdrehend entfaltet sich der mechanische Entwicklungsprozess nach den Gesetzen der Natur (Evolution).6
Eine Dreiheit wird durch das innere Dreieck verkörpert. Die „Trinität“ gilt als das universelle Schöpfungsprinzip und beschreibt die Bildekräfte im stofflichen Bereich des Lebens, aus dem heraus neue Entwicklungen möglich werden.
„Zweiteilung“
„Trinität“
Die Natur entfaltet ihre schöpferische Kraft
Aus der Spannung der Dualität erwächst der Drang nach Vervollkommnung im dritten Punkt. Über die drei Punkte des inneren Dreiecks wird Verbindung zu allen anderen Lebensprozessen hergestellt. Die Dreieinigkeit ist Sinnbild für innere Einheit und die Kreativität, die über Licht und Liebe alle Wesen untereinander verbindet. Wenn diese drei Punkte miteinander zu einem harmonischen Gleichgewicht kommen, dann kann ein Prozess über sich selbst hinauswachsen.
Die Zahl Drei symbolisiert den Entstehungsprozess des Lebens. Der schöpferische Impuls, also der Stein, der ins Wasser fällt und die Wellen erzeugt, wird durch drei Phasen geprägt. Der erste Punkt steht für die körperliche Manifestation, der Stein als solcher. Dem Naturgesetz folgend fällt er, bis er auf den Widerstand der Wasseroberfläche trifft und damit den zweiten Punkt erreicht. Die Wasseroberfläche gibt nach, nimmt den Stein auf und erzeugt eine kreisförmige Resonanz in alle Richtungen. Dies kennzeichnet den dritten Punkt, das Prinzip der Lebensentfaltung als Fortführung des göttlichen Bewegungsimpulses innerhalb der Schöpfung.
Nach dem Prinzip „These-Antithese-Synthese“, der „Vater, Sohn und Heiliger Geist-Dreieinigkeit“ oder dem Dreisatz in der Mathematiklassen sich auch Erklärungen der Phänomeneoder kreative Lösungen für die wesentlichen Herausforderungen des Daseins in der Dreiheit finden.
Analog zu diesem Prinzip erfahren wir als Menschen die Welt durch drei fundamentale Wahrnehmungszentren, die dazu dienen, das Potenzial so gut es eben geht im Leben zu verwirklichen. Sie verarbeiten Eindrücke in völlig verschiedener Weise und schaffen gemeinsam die Möglichkeit, Bewusstsein