Aromatherapie der Seele. Thomas Kinkele

Aromatherapie der Seele - Thomas Kinkele


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gütigen Kosmos zu tun. Wir können es auch als den natürlichen Selbsterhaltungstrieb der Schöpfung betrachten, dass uns immer wieder regulative Hilfe auf der Seelenebene zufließt. Die Verbindung zu unserer inneren Natur ist wie ein Kanal für heilende Impulse. Somit ist alles, was uns dabei hilft, diese Impulse aufzunehmen, als förderlich zu bezeichnen. Pflanzenkräfte helfen dem Menschen seit Urzeiten, die gestörte Beziehung zwischen Körper und Seele wiederherzustellen – im Dienste der Schöpfung schenken sie ihre Seelenkraft jenen, die sie suchen.

       Heilprinzipien

      Die Handlungen, Gefühle und Gedanken, die wir unentwegt hervorbringen, bilden ein Kontinuum, das im Ayurveda als „Konstitution“ bezeichnet wird. Es ist der Zustand, in dem wir uns befinden, ein empfindliches Gebilde aus Körper, Gefühl und Geist. Unsere Konstitution sollte sich im inneren Gleichgewicht befinden, um als gesund zu gelten.

      Die Pflanzenwelt beschenkt uns mit einer Vielzahl von Kräften mit ganz unterschiedlichen Wesensarten. Jede Pflanze ist eine natürliche Einheit, die sich in ihrer Gestalt, ihren Vorlieben und Überlebenstechniken von anderen unterscheidet.

      Pflanzen haben Persönlichkeitsprofile, die jeweils eine ganz spezielle Ausstrahlung besitzen. Die vier Urelemente Feuer, Erde, Wasser, Luft sind Qualitäten, die uns bei der Beschreibung ihrer Wesensart helfen.

      Diese Persönlichkeitsausstrahlung einer Pflanze kann auch in Resonanz zu einem Menschen treten. Durch die Ähnlichkeit der Wesensart der Pflanze und der des Menschen können wir Impulse von der Pflanze beziehen, die dem Wohlgefühl sehr zuträglich sind.

      Bereits in den alten Veden, 3000 Jahre vor Christi Geburt, ist das Ähnlichkeitsprinzip als Heilprinzip dokumentiert. Eine alte indische Weisheit besagt: „Nimm einen Dorn, um einen Dorn aus dem Finger zu holen“.

      Similia similibus curantur – Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt – ist auch das erste Heilprinzip, das von Hippokrates, dem altgriechischen Begründer der ärztlichen Kunst, aufgestellt wurde. Dieser Grundsatz lässt sich auf den aromatologischen Ansatz übertragen, der in diesem Buch als Ennearom-System vorgestellt wird.

      Einen Duft zu mögen, bedeutet, die Charakteristik dieses Duftes als stimmig zu akzeptieren. Hohe Akzeptanz weist auf eine starke positive Resonanz hin. Die Schaltzentralen für Gefühlsreaktionen im Gehirn werden über den Geruchssinn ganz unmittelbar angesprochen und liefern unmittelbare und vom „bewussten Denken“ unabhängige – und damit wahre und authentische – Abbilder unserer Empfindung. Man stimmt mit dem Dufteindruck überein und ist in Harmonie mit ihm. Dies ist gleichbedeutend mit Vertrautheit und Offenheit für die Kraft, die im Wesen der Pflanze ruht. Es zeigt uns, wir sind offen für einen ausgleichenden Einfluss, der uns durch die Sinnesverarbeitung ihres Duftes zufließt.

      Ebenso gilt der zweite Grundsatz des Hippokrates – Contraria contrariis curantur – Gegensätzliches wird durch Gegensätzliches geheilt. Gegensatz bedeutet Polarität. Aus der Polarität entsteht Spannung, die ihrerseits auf Widerstand beruht.

       Widerstand lässt Anspannung entstehen

      Dies lässt sich am besten mit den Elementarkräften erklären. Die Welt der Gegensätze, in der wir leben, ist von elementaren Tendenzen durchwoben. Feuer, Wasser, Erde und Luft formen das Gesicht der Welt. Auch in der Persönlichkeit jedes einzelnen Menschen sind die Elemente in unterschiedlicher Gewichtung vertreten. Eine starke Tendenz zum Feuer zeigt sich in der Fähigkeit, kraftvoll die Initiative zu ergreifen, kommt aber auch in einem aufbrausenden bis unkontrollierbaren Temperament zum Ausdruck. Wässrige Tendenz spiegelt sich in kreativem Tiefgang, lässt den Menschen auch leicht in den Gefühlen versinken. Der erdbezogene Typus steht tendenziell mit beiden Beinen fest im Leben, kann in der Lebensentfaltung aber auch sehr statisch werden. Der luftige Mensch hingegen ist sehr beweglich, kann sich aber in wirbelnden Gedanken und der unüberschaubaren Fülle an Möglichkeiten verlieren.

      Die Ausgewogenheit der elementaren Tendenzen schafft Ordnung für das Ganze. Wenn also an einer Stelle ein Zuviel entsteht oder an anderer Stelle ein Zuwenig, kann durch Zugabe des Gegensätzlichen wieder eine relative Stabilität geschaffen werden. Die Anspannung wird für eine gewisse Zeit gelöst und Erleichterung stellt sich ein.

      Wenn ich eine Entzündung habe, dann wird eine Kühlung den Schmerz lindern. Sie wird jedoch nicht die Ursache des feurigen Prozesses berühren.

       Symptom = Ablehnung

      Die tibetische Medizin sagt, dass die Wurzel aller Krankheit in geistigen Giften begründet ist. Geistige Gifte sind falsche Vorstellungen, die der Mensch sich macht. Dort, wo ein Mangel empfunden wird, hat sich irgendwann ein negatives Bild über sich selbst eingenistet. Man befindet sich in bestimmter Hinsicht als ungenügend und fürchtet sich vor der Offenbarung dieses vermeintlichen Mangels. Daraus resultierende Ängste lassen eine Vermeidungsmechanik entstehen. Die Angst als solche wird durch die Abwehrmechanik ausgeblendet und in den Untergrund verbannt. Im Kanalsystem des Unterbewusstseins treibt sie als Phantom ein schattenhaftes Unwesen, vergiftet die Psyche und wirft den Menschen in schwachen Momenten aus dem Gleichgewicht. Auf der Körperebene kann sie als schmerzhaftes Symptom zutage treten. Dies ist letztlich Ausdruck eines Widerstands gegen das Vertrauen in die Kraft des Lebens.

      Es gibt Düfte, wie zum Beispiel Pfefferminze, die einen sehr kämpferischen Charakter haben. Die Pflanze nimmt den Raum sehr aggressiv über ihre Wurzeltriebe ein und auch in ihrem Duft liegt eine polarisierende Kraft. Einen solchen Duft abzulehnen bedeutet, dass ein Widerstand gegen eine derartig durchsetzungsstarke Natur besteht. Diese Ablehnung ist eine persönlichkeitsbedingte Reaktion. Ablehnung kann immer als Hinweis auf ein Schattenthema gedeutet werden. Es mag auch ein konkret erinnerter unangenehmer Eindruck aus der Vergangenheit untrennbar mit einem Geruch verbunden sein. Doch in der Regel kommen in der Ablehnung Verhärtungen des Seelenlebens zum Ausdruck, die eben durch mechanische Abwehr geprägt sind. Diese Schattenbereiche sind Zonen, die von Blockaden bewohnt und von Angst genährt werden. Der Schatten ist die Rückseite des Lichtes, da er sich als das manifestiert, was noch nicht gesehen wird. Richtet man das Licht auf ihn, so verschwindet er, indem er zum bewussten Anteil des Ganzen wird.

       Der naturreine Duft, den wir ablehnen, steht also für einen nicht gelebten und nicht integrierten Teil unseres Daseins. Er ist dem nicht geliebten Teil in uns ähnlich.

      Es bietet sich also an, die Wahrnehmung von authentischen Pflanzendüften als eine Möglichkeit zu nutzen, diesen fehlgeleiteten Vorstellungen auf die Spur zu kommen.

      Zum Ausgleich sollten wir aber nicht ohne weiteres den abgelehnten Duft einsetzen. Er würde zunächst Gegensätzliches bewirken und den ungeliebten Zustand in aller Deutlichkeit vor Augen führen. Dies könnte die Befindlichkeit verschlechtern und wäre eine Anforderung, die den Prozess möglicherweise eher erschwert. Eine sanfte Vorgehensweise besteht darin, einen Duft mit ähnlicher Botschaft zu finden, für den eine höhere Akzeptanz besteht. Eine Lösung ist in jedem Fall in der Integration des Schattens zu suchen.

       Das Ennearom-Prinzip fußt auf einer prozessorientierten Vorgehensweise, um die Einheit auf der Seelenebene und das Vertrauen in das Leben wieder herzustellen.

      Das kosmische Prinzip der Zahl Neun taucht in verschiedenen mythologischen Zusammenhängen und philosophischen Strömungen auf. Die Vorstellung, dass im Menschen neun göttliche Eigenschaften zum Ausdruck kommen, entstand bereits bei den Neuplatonikern der Spätantike und wurde von Plotin (3. Jh.) in seinen Enneaden festgehalten.

      Für ihn existierte nur das göttliche Licht, das sich abgestuft in der Schöpfung spiegelt. Finsternis bestand für ihn aus Abwesenheit des Lichts. Spätere Interpretationen haben den göttlichen Eigenschaften neun menschliche Leidenschaften als Wurzel der Versklavung durch das Ego gegenübergestellt, die als Schattenpunkte das Bild einer Persönlichkeit markieren.

      Nehmen wir die Perspektive unserer germanisch-keltischen Ahnen hinzu, so finden wir die Zahl Neun den Vegetationskräften zugeordnet. Eine Anwendung von neun Kräutern


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