Einen geliebten Menschen verlieren. Doris Wolf
DR. DORIS WOLF
Einen geliebten Menschen verlieren
Eine Begleitung durch die Trauer
Mit dem Verlust
und Schmerz leben.
Kraft für die Zeit
der Trauer finden.
PAL Verlagsgesellschaft mbH
Seit 35 Jahren der Verlag für praktisch anwendbare Lebenshilfen erfahrener Psychotherapeuten
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, abrufbar im Internet über http://dnb.d-nb.de
© PAL Verlagsgesellschaft, München
ISBN 978-3-923614-48-6 eISBN 978-3-923614-89-9
24. Auflage 2019
Alle Rechte vorbehalten
Bild Umschlag: © karandaev – fotolia.com
Cover: Karin Etzold
Dr. Doris Wolf arbeitet zusammen mit ihrem Partner und Kollegen Dr. Rolf Merkle seit 35 Jahren als Psychotherapeutin in eigener Praxis. Die Internetseite der Autorin: www.doriswolf.de
Die Ratschläge dieses Buches sind von der Autorin und vom Verlag sorgfältig geprüft. Autorin und Verlag können jedoch keine Garantie geben und schließen jede Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden aus. Dieser Ratgeber ersetzt keine psychotherapeutische Behandlung.
Inhalt
Teil I Was wir über den Tod wissen müssen
1Der Umgang mit dem Tod in verschiedenen Kulturen
2Phasen der Trauerverarbeitung
4Die verschiedenen Formen des Verlustes
Teil II Konkrete Strategien der Trauerarbeit
8Die Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens: Schock und Verleugnung
10Die Phase der Akzeptanz und Neuorientierung
Organisationen, bei denen Sie eine Trauerbewältigungsgruppe in Ihrer Nähe erfragen können
Widmung
Ich möchte dieses Buch meiner Mutter widmen. Nie habe ich mich ihr so nahe und verbunden gefühlt wie beim Schreiben dieses Buches. Der Tod meines Vaters brach über unsere kleine Familie herein, als ich zehn Jahre und sie gerade 37 Jahre alt war. Wir waren alle überfordert, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen.
Aus meiner kindlichen Hilflosigkeit heraus, aber auch dem berechtigten Wunsch nach einer glücklichen Familie habe ich ihr oftmals unrecht getan und sie verurteilt. Heute verstehe ich ihren Schmerz und wie sie sich gefühlt haben muss in einer Welt, die sich vor ihren Augen aufgelöst hat. Ich möchte ihr an dieser Stelle für all ihr Bemühen und ihren Kampf danken, uns dennoch eine schöne Kindheit zu gestalten, und sie bitten, mir meine Ungeduld und meinen Zorn zu verzeihen.
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir begegnen uns in einem der schwersten Lebensabschnitte Ihres Lebens. Sie haben einen lieben Menschen verloren und sind überwältigt von all dem, was sich in Ihrem Inneren abspielt. Sie fühlen Verzweiflung, Wut, Schuld, Angst und haben eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden. Zugegeben, ich hätte Sie lieber auch an einer anderen Stelle in Ihrem Leben getroffen, an der wir gemeinsam hätten lachen können. Doch vielleicht ist diese Stelle jetzt sogar die Stelle, an der Sie mehr Unterstützung brauchen. Vielleicht können wir beide an dieser Erfahrung viel mehr wachsen als an dem gemeinsamen Lachen und der Freude.
Ich weiß, dass ich Ihnen diesen lieben Menschen nicht ersetzen kann. Niemand kann das. Der Tod eines lieben Menschen ist vergleichbar mit einer schweren Operation, der Sie sich unterziehen. Er hinterlässt eine Wunde, die sehr schmerzt und die nur sehr langsam heilen wird. Es wird eine Narbe bleiben, aber Ihr Körper und Ihre Seele können mit ihr leben lernen. Sie können Vertrauen haben, die Wunde wird sich schließen. Sie wird sich schließen, wenn Sie alles dafür tun, dass sie sich schließen kann. Es wird immer eine Narbe bleiben, aber Ihr Körper und Ihre Seele können lernen, mit ihr zu leben.
Ich habe mich entschlossen, ein Buch zum Thema Tod und Trauer zu schreiben, weil ich jeden Tag in meiner Praxis erlebe, wie hilflos wir Menschen bei diesem Thema sind. Der Tod verbindet uns Menschen miteinander, denn jeder von uns wird einmal sterben, aber gleichzeitig trennt er uns auch. Wenn wir einen nahen Angehörigen verlieren, fühlen wir uns meist sehr allein. Keiner kann unseren Schmerz verstehen und nachempfinden. Um uns herum läuft die Welt weiter, als ob nichts geschehen wäre, während für uns die Welt stehen zu bleiben scheint.
Ich selbst wurde schon mehrmals mit dem Tod in unmittelbarer Nähe konfrontiert. Als ich zehn Jahre alt war, starb mein Vater an Krebs. Ich erlebte, wie hilflos man sich fühlt, wenn man einen lieben Menschen verliert, und ich erlebte die Hilflosigkeit meiner Mutter, mit ihrer Trauer und der ihrer Kinder umzugehen. Wie dankbar wäre ich gewesen, jemand hätte mir damals beigestanden und mir erklärt, was in einem vorgeht, wenn man trauert. Später verstarb der Schwiegervater sehr plötzlich an einem Herzinfarkt, was in mir erneuten Schmerz und auch nochmals viele Erinnerungen an den Tod meines Vaters wachrief. Schließlich wurde meine Mutter zu Grabe getragen