Kinderärztin Dr. Martens Classic 3 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Classic 3 – Arztroman - Britta Frey


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bin und auch nicht schlecht für meine Familie verdiene. Und außerdem, ein halbes Jahr, es wird schnell vorübergehen. Ich möchte dich nur bitten, dich während meiner Abwesenheit um Ute und die Kinder zu kümmern. Wirst du meine Bitte erfüllen?«

      »Was dachtest du denn, Junge? Es wird für Ute und die Kinder eine recht einsame Zeit werden. Du lässt ihr doch den Wagen da, nicht wahr? Sie kann dann, wenn es ihr zu einsam wird, schneller mit den Mädchen zu mir kommen.«

      Cora Deiter wollte noch etwas sagen, aber in diesem Moment wurde die Wohnzimmertür geöffnet, und die kleine Inka stand in der Tür und sagte: »Vati, Oma, ihr sollt kommen, hat die Mutti gesagt.«

      »Fein, Schätzchen … Oma und Vati kommen schon«, erwiderte Cora Deiter liebevoll. Sie nahm Inka an die Hand, und gefolgt von Birger gingen sie in die Küche zurück, aus der ihnen der Duft frischen Kaffees entgegenkam.

      *

      Als Cora Deiter am Sonntag gegen Abend nach Wilmor zurückfuhr, lag ein schönes Wochenende hinter ihr und der kleinen Familie ihres Sohnes. Sie und auch die beiden kleinen Mädchen von Birger und Ute hatten dafür gesorgt, dass Ute nicht viel Zeit zum Nachdenken geblieben war. Es stand auch schon fest, dass sie alle vier am kommenden Sonntag nach Wilmor kommen würden, um sie vor Birgers Abflug nach Algerien noch einmal zu besuchen.

      Noch eine zärtliche Umarmung von Ramona und Inka, die ihre geliebte Oma am liebsten nicht fortgelassen hätten, und ein herzlicher Händedruck von Ute, dann sagte Birger, der sie zum Bahnhof bringen wollte: »Komm, Mutter, es wird Zeit, sonst verpasst du am Ende noch deinen Zug.«

      Cora Deiter stieg in Birgers Wagen ein. Ein letztes Winken, dann ging Ute mit ihren beiden Mädchen ins Haus zurück.

      »Hast du deine Schultasche schon für morgen früh fertig, Ramona? Du hast morgen schon um acht Uhr Schule«, wollte Ute wissen.

      »Habe ich, Mutti. Vati hat meine Hausaufgaben auch schon nachgesehen. Es ist alles richtig.«

      »Fein, dann kannst du ja auch noch ein wenig mit Inka spielen, bis Vati vom Bahnhof zurückkommt. Ich werde inzwischen schon das Abendbrot vorbereiten.«

      »Mona, komm, spielen gehen«, forderte die fünfjährige Inka und lief ins Kinderzimmer. Aber Ramona blieb noch neben Ute stehen und zögerte.

      »Nun, mein Mädchen, wolltest du noch etwas?«

      »Wo ist Algerien, Mutti? Ist das sehr weit?« Fragend sah die Achtjährige zu ihrer Mutti hoch.

      Ute setzte sich auf einen Stuhl und zog Ramona an sich.

      »Weißt du, Vati muss für einige Zeit von seinem Chef aus in dieses Land fahren. Es liegt weit weg, darum fliegen er und noch ein paar andere Männer der Firma auch mit dem Flugzeug. Er muss dort sehr viel arbeiten, und dabei kann er uns nicht brauchen. Er kann auch, weil es so weit fort ist, nicht jeden Tag zu uns heimkommen. Wir werden also eine ganze Zeit allein hier zu Hause bleiben und ihn nicht sehen können. Du bist schon ein großes und vernünftiges Mädchen, du wirst es sicher verstehen, nicht wahr? Es dauert auch noch fast zwei Wochen, bis Vati fort muss. Wenn ihr beide brav seid, dann bringen wir Vati zum Flughafen. Ihr könnt dann sehen, mit welch riesig großem Flugzeug der Vati fliegt. Und jetzt geh noch etwas mit deiner kleinen Schwester spielen. Ich habe ein Weilchen keine Zeit für euch zwei.«

      »Bleibt Vati denn lange fort, Mutti?«

      »Ja, eine ganze Weile. Er wird uns jedoch ganz viele Briefe und Karten schreiben. Doch geh jetzt, Inka wartet auf dich.« Sanft schob Ute Ramona von sich und stand auf. Nur zögernd ging Ramona hinüber ins Kinderzimmer.

      Ute aber war erleichtert, dass sie es ihrer Großen nun erklärt hatte. Die Zeit, die vor ihr lag, das wusste sie schon zu diesem Zeitpunkt, würde für sie nicht einfach werden.

      Der nächste Morgen kam und mit ihm der Alltag. An diesem Tag und auch an den folgenden ließ sich Ute nach außen hin nicht viel anmerken. Dabei wurde sie mit jedem Tag, der dem Abschied Birgers näher rückte, trauriger. Nur zeigen durfte sie es niemandem, am wenigsten Birger. Er sollte denken, dass sie sich inzwischen damit abgefunden hatte. Er sollte nicht mit schwerem Herzen seine Reise antreten.

      Der Besuch am Sonntag bei Birgers Mutter in Wilmor, ein paar Tage vor seinem Abflug, verlief noch sehr harmonisch. Nach einer gemütlichen Kaffeestunde, zu der Cora Deiter einen gedeckten Apfelkuchen auf den Tisch brachte, den sie selber gebacken hatte, bettelten Ramona und Inka ihren Vati so lange, bis er nachgab und mit ihnen einen Spaziergang durch die Heide machte. Den Anlass dazu hatte die Oma gegeben, die den Kindern erzählt hatte, dass der alte Schäfer mit seinen Schafen wieder in der Heide sei. Zu dem wollten die Mädchen. Die vielen Schafe, die wollten sie unbedingt sehen.

      »Stimmt alles mit euch, Ute?« Forschend sah Cora Deiter ihre Schwiegertochter an, als sie dann allein waren.

      »Es muss ja, Mutter. Noch drei Tage, dann bringen die Kinder und ich Birger zum Flughafen nach Düsseldorf. Die Maschine fliegt erst nach vierzehn Uhr. Möchtest du nicht mitkommen?«

      »Nein, nein, Ute, ich möchte nicht mit. Abschiede sind für mich immer ein Gräuel. Ich sage Birger heute auf Wiedersehen. Ich lebe ja nicht wie du und die Mädchen Tag und Nacht mit ihm zusammen. Mir wird es nicht ganz so schwerfallen, wenn er fort ist. Seit eurer Heirat sehe ich meinen Jungen auch so manchmal ein paar Wochen nicht. Ich bin es also schon gewohnt. Aber du sollst eines wissen. Wenn du dich einsam fühlst, packst du die Mädchen in den Wagen und kommst hierher nach Wilmor zu mir. Und in den großen Ferien, wenn Birger bis dahin noch nicht zurück ist, kommst du mit den Mädchen ganz zu mir. Du und die beiden Rangen, ihr seid mir zu jeder Zeit herzlich willkommen.«

      »Du bist lieb, Mutter, und ich danke dir, dass du mir alles etwas leichter machen willst. Ich werde sicher oft zu dir kommen. Du bist so, wie ich mir immer eine richtige Mutter gewünscht habe. Leider habe ich sie viel zu früh verloren.«

      »Ich liebe dich auch wie eine eigene Tochter, Ute. Nun aber Schluss, sonst wirst du mir noch ganz traurig. Hilfst du mir in der Küche? Ich möchte das Abendessen fertig haben, wenn Birger mit den Mädchen zurückkommt.«

      »Da fragst du noch, Mutter? Komm, gehen wir hinüber.«

      *

      Der Abschied von Birger auf dem Düsseldorfer Flughafen war für Ute Deiter sehr schwer gewesen. Aber um ihrer beiden Mädchen willen hatte sie gelächelt und tapfer die Tränen zurückgedrängt. Doch auch dieser Tag lag nun schon lange zurück. Birger, der ihr beim Abschied versprochen hatte, recht oft zu schreiben, hielt sein Wort. Jede Woche kam ein Brief von ihm, und zwischendurch schickte er seinen beiden Mädchen hübsche, bunte Ansichtskarten. So verstrichen die Wochen, wurden zu Monaten.

      Der vierte Monat war vorbei, und danach blieb plötzlich jede Nachricht von Birger aus. In der ersten Woche glaubte Ute noch, dass ihm vielleicht etwas dazwischengekommen sei, und es beunruhigte sie noch nicht besonders. Als aber eine weitere Woche verstrich, wurde sie unruhig und begann, sich Sorgen zu machen. In den Nächten wurde sie von Albträumen geplagt und war schließlich nur noch ein Nervenbündel. Nach einer solchen Nacht, in der sie in ihren Träumen die schlimmsten Visionen erlebte, es war wieder einmal ein Freitag, sagte sie beim Frühstück zu Ramona: »Heute brauchst du einmal nicht in die Schule zum Unterricht, Schatz. Wir fahren gleich nach dem Frühstück übers Wochenende zur Oma nach Wilmor. Ich werde dir für heute eine Entschuldigung schreiben, die du am Montag deiner Lehrerin mitnimmst. Nun, wie gefällt dir mein Vorschlag?«

      »Au ja, fein, Mutti, fahren wir zur Oma«, entgegnete Ramona mit glänzenden Augen. Und Inka stimmte sofort mit ihrer zarten Stimme zu: »Ja, Mutti, wir fahren zur Oma. Ich habe die Oma ganz doll lieb.«

      »Gut, dann frühstückt ihr fertig, und ich packe in der Zwischenzeit rasch einige Sachen für uns zusammen. Wir werden bis zum Sonntagabend bei der Oma bleiben.«

      Eine halbe Stunde später fuhr Ute Deiter mit Ramona und Inka in Richtung Wilmor.

      Während die Mädchen recht fröhlich waren, fieberte Ute schon der Ankunft bei der Schwiegermutter entgegen. Sie hoffte, dass diese wenigstens von Birger Nachricht bekommen hatte.

      Cora


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