Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano. Liza Moriani

Liebesglück unter italienischer Sonne - Un Amore Italiano - Liza Moriani


Скачать книгу
der Kiste war, da muss sie schon schwanger gewesen sein. Hat bei der Geburt noch so getan, als würde das Kind zu früh kommen, denn die neun Monate, die so eine Schwangerschaft üblicherweise dauert, waren ja vor zwei Wochen noch lange nicht rum. Ich habe also mit dem Arzt gesprochen, den ich vom Golfen her kenne. Und der hat mir gesagt, dass der Kurze auf keinen Fall zu früh auf die Welt gekommen sei. Ich habe dann mal ein bisschen gerechnet und festgestellt, dass mein erstes Mal mit Sonja mindestens sechs Wochen nach der tatsächlichen Zeugung des Kindes stattgefunden hat. Also habe ich auf einem Vaterschaftstest bestanden. Und? Nix Vater. Die wollte mich nur für Zahlemann und Söhne haben! Diese dumme Kuh!“

      „Trotzdem habe ich nichts damit zu tun“, antwortete Petra.

      „Doch, hast du.“ Frank klang fast wie ein trotziges Kind. „Ich will dich zurück. Ich liebe dich doch, Mäuschen. Das weiß ich erst jetzt wirklich. Du gehörst zu mir ... und ich gehöre zu dir. Willst du meine Frau werden?“ Er grinste wieder. „Das ist doch die Frage, die du all die Jahre von mir hören wolltest, oder?“

      Ja, gestand sich Petra ein. Das war genau die Frage, die sie 15 Jahre lang hatte hören wollen. Doch jetzt kam sie nicht mehr dort an, wo sie hätte ankommen müssen. Nämlich in ihrem Herzen. Jetzt wollte sie diese Frage nicht mehr hören.

      Nicht von Frank.

      Nicht von ihm!

      Als Petra auch nach mehreren Minuten nicht geantwortet hatte, nahm Frank dies als Zustimmung. „Und damit du mir glaubst, was ich dir sage“, er stand auf, ging um den Tisch herum, fiel vor Petra auf die Knie und zog einen Ring aus seiner Jackentasche, „halte ich jetzt ganz offiziell um deine Hand an. Mäuschen, ich liebe dich.“ Mit diesen Worten zog Frank Petra an sich und küsste sie.

      Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, sah Petra an der Tür zum Separee einen Schatten. „Das kann doch nicht ...“ Sie verwarf den Gedanken sofort wieder, denn Matteo war ja in seiner Praxis. So erwiderte sie Franks Kuss ohne Leidenschaft und eigentlich eher aus Gewohnheit, empfand aber rein gar nichts dabei.

      „Dann ist ja jetzt wieder alles gut zwischen uns“, folgerte Frank. „Gehen wir nach oben und holen deine Sachen. Und dann ab nach Hause. Oder ... vielleicht können wir ja noch dein Bettchen zusammen testen und erst morgen fahren. Dann hat Sonja auch sicherlich unser Haus verlassen.“

      Das war das Stichwort, das Petra aus ihrer Lethargie riss. Da war sie wieder, diese selbstgefällige Art von Frank, die ihr früher gar nicht so aufgefallen war, aber jetzt mit dem Abstand einiger Monate, in denen sie sich nicht gesehen hatten, umso deutlicher bewusst wurde. Er, der Lenker, der Bestimmer. Sie, Petra, das Mäuschen.

      Kuschend und klein.

      Ja, vor einigen Wochen, vielleicht sogar noch vor ein paar Tagen wäre diese Situation, die sie gerade hier in diesem kleinen Hotel erlebte, ihr größter Wunschtraum gewesen. Frank und sie wieder vereint. Zurück ins alte Leben, zurück in eine Beziehung, von der Petra über Jahre hinweg gedacht hatte, sie wäre perfekt gewesen.

      Doch heute, da wusste sie, dass sie dieses alte Leben nicht zurückhaben wollte. Wusste, dass sie Frank nicht zurückhaben wollte. Wusste, dass sie nie wieder das Bett mit ihm teilen wollte. Dass sie ihn nie wieder lieben konnte ... und nie wieder lieben wollte.

      Die letzten Tage hatten ihr gezeigt, was Leben und Liebe wirklich bedeuten konnten. Diese Tage mit Matteo, die waren so einzigartig gewesen, so sinnlich, so zärtlich, so verdammt gut. So und nicht anders wollte Petra künftig leben. Matteo nahm sie wahr, nahm sie ernst. Sie war ganz Frau an seiner Seite, auf Augenhöhe. Sie war bei ihm in den wenigen Tagen mehr Partnerin gewesen, als sie es je in 15 Jahren bei Frank gewesen war. Bei ihm war sie immer nur Mäuschen gewesen. Eigentlich wusste sie schon gar nicht mehr, wann Frank sie zuletzt bei ihrem richtigen Namen gerufen hatte. Selbst als er sie verlassen hatte, war sie es ihm nicht wert gewesen, dass er sie Petra nannte. Auch da war sie nur Mäuschen gewesen. Ob er Sonja wohl auch so betitelt hatte?

      Ohne es zu merken, hatte Frank ihr den Verlobungsring an den Finger gesteckt. Zu sehr war Petra mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen. Nun saß er ihr wieder gegenüber auf dem Stuhl und sie betrachtete nachdenklich den Reif an ihrem Ringfinger. Langsam und bedächtig zog sie den Ring ab und legte ihn vor Frank auf den Tisch.

      Dann sprach sie: „Ich habe dich sehr geliebt, Frank. Und ja, ich habe mir immer gewünscht, dass du mir diese eine Frage stellst.“ Petra hielt kurz inne in ihrer Ansprache, denn das, was jetzt aus ihrem Mund kommen würde, war der endgültige Schlusspunkt. Und der wollte wohlformuliert sein.

      „Ich habe dich sehr geliebt. Und ich war sehr traurig, als du mich verlassen hast. Du warst mein Leben. Aber jetzt, Frank, jetzt bist du nicht mehr mein Leben. Ich liebe dich nicht mehr. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann weiß ich nicht einmal mehr, ob ich dich in den letzten Jahren, die wir zusammen waren, überhaupt noch geliebt habe. Oder ob du einfach so selbstverständlich warst wie das tägliche Brot. Liebe, Frank, ist deutlich mehr als das, was wir zusammen erlebt haben. Das weiß ich heute. Das weiß ich, seitdem mir klar ist, dass man nur sein eigenes Leben leben kann, nicht aber das eines anderen. Ich habe gerade gesagt, du warst mein Leben. Ja, das warst du. Und das war nicht gut. Ich will mein Leben leben. Mein ureigenstes Leben. Nicht deines. Ich will nicht mehr zu dir und deiner Welt gehören. Ich will nicht mehr klein sein. Ich bin kein Mäuschen, Frank! Ich bin Petra! Eine Frau aus Fleisch und Blut. Mit Wünschen und Bedürfnissen. Mit Träumen und Hoffnungen. Wann hast du mich zuletzt gefragt, was meine Träume sind? Was ich mir fürs Leben wünsche? Ich kann mich nicht daran erinnern.“ Sie sah ihn an und schaute in seine Augen, wobei sie nichts, aber auch rein gar nichts empfand. „Frank, es ist vorbei.“

      Dann stand Petra auf, reichte ihm die Hand und fügte hinzu: „Andere sagen an dieser Stelle: Lass uns Freunde bleiben. Das sage ich nicht. Ich möchte nicht, dass du künftig zu meinem Leben dazugehörst. Ich möchte nicht, dass wir Freunde sind. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Und ich sage dir ...“ Petra unterbrach sich noch einmal. „Ich sage dir Lebewohl ... für immer.“ Dann drehte sie sich um und ließ einen ziemlich erstaunt dreinblickenden Mann zurück.

      Frank rief ihr nach: „Mäuschen, du kannst doch nicht ...“, doch das hörte Petra schon nicht mehr. Für sie hatte in diesem Moment die Zukunft begonnen. Mit der Vergangenheit hatte sie endgültig abgeschlossen.

      Franks Abfahrt bekam Petra nicht mit. Nach einer Weile vergewisserte sie sich nur mit einem Blick aus ihrem Badezimmerfenster, dass sein Auto den Parkplatz verlassen hatte. Jetzt war sie frei. Petra packte ihre Schwimmsachen, ihr Buch und eine Decke ein und verbrachte den Tag so, wie sie ihn ursprünglich einmal – vor Franks unerwarteter Ankunft – für sich geplant hatte.

      Als sich der Tag dem Abend zuneigte, erwartete Petra mit großer Sehnsucht Matteo. Doch er kam nicht. Sie wartete eine Stunde und dann noch eine und eine dritte. Inzwischen war es 22 Uhr geworden und sie noch immer alleine.

      Sollte sie sich so in Matteo getäuscht haben?

      War sie doch nur ein flüchtiges Abenteuer gewesen?

      Eine Frau, die er hatte erobern wollen?

      Oder hatte sie im Bett seinen Erwartungen nicht entsprochen?

      Es stimmte, sie hatte nicht wirklich viel Erfahrungen mit Männern, Frank und eine flüchtige Beziehung namens Thomas, die sie einmal mit 17 gehabt hatte, waren bis gestern die einzigen Männer gewesen, mit denen sie verkehrt hatte.

      Und Frank? Hatte er nicht heute Morgen erst noch zu ihr gesagt, der Sex mit ihr sei zuletzt ziemlich langweilig gewesen?

      Da waren sie also wieder, diese Selbstzweifel. Petra ging ins Bett, doch einschlafen konnte sie nicht.

      Und dann fiel ihr diese Bewegung an der Tür wieder ein, die sie aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen hatte, als Frank sie küsste. War das vielleicht doch Matteo gewesen? Dann wäre es verständlich, warum er heute Abend nicht gekommen war ...

      In dieser Nacht schlief Petra verdammt schlecht. Sie wälzte sich von einer Seite auf die andere, wachte jede Stunde einmal auf, weil böse Träume sie verfolgten, und stand am Morgen wie gerädert


Скачать книгу