Butler Parker Box 9 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Box 9 – Kriminalroman - Günter Dönges


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nicht aus der Hand geben.«

      »Ich will Sie natürlich nicht in einen Gewissenskonflikt bringen«, meinte Josuah Parker väterlich. »Nichts liegt mir ferner … Ich werde mit dem Ersten Offizier reden … Danke, Steward!«

      Der schlanke Mann mit den unergründlichen Augen musterte Parker prüfend, schien etwas sagen zu wollen, verkniff sich aber diesen Wunsch. Er huschte Sekunden später wie eine scheue Maus aus Parkers Kabine.

      Parker rieb sich nachdenklich die Hände. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er den ersten Faden bereits in der Hand …

      *

      Zehn Minuten später befand sich der Butler wieder an Deck.

      Nach langem inneren Ringen hatte er auf seinen Covercoat verzichtet, nicht aber auf seinen dunklen Rock und die Melone. Was der Regenschirm in seiner Hand bedeuten sollte, wußte nur Parker allein. Nach menschlichem Ermessen war wirklich nicht mit Regen zu rechnen.

      Im Salon, der sich unter der Brücke und den Diensträumen befand, wurde gepokert. Parker warf einen kurzen Blick durch das viereckige, kleine Fenster. Mike Rander unterhielt sich gerade sehr angeregt mit Clark Stranden.

      Parker zündete sich eine seiner schwarzen Zigarren an. Gemessen lustwandelte er zu dem Aufgang und erklomm die Brücke.

      Die Fensterscheiben im Ruderhaus waren heruntergeklappt worden, damit der Fahrtwind wenigstens etwas kühlend wirkte. Vor dem Ruder stand ein Seemann, der den Butler ausgesprochen verblüfft anschaute und dann ungeniert grinste. Dadurch verlor er einen Moment den Kurs, korrigierte schnell nach und ließ die Yacht leicht schlenkern.

      »Wo kann ich den Kapitän finden?« fragte Parker den Rudergänger.

      »Der ist unten im Salon«, erwiderte der Mann. Er wollte noch eine Bosheit anfügen, aber in dem Moment wurde seine Nase zum ersten Mal von dem Schwaden getroffen, der der Zigarre Parkers ausströmte.

      Der Matrose begann zu husten, hielt sich am Steuerrad fest und entging so einem ernsten Schwächeanfall. Parker sah den Mann mißbilligend an und dachte sich seinen Teil. Er kam immer mehr zu der Erkenntnis, daß die »Jugend von heute« schwach geworden war.

      »Und wo kann ich den Ersten Offizier finden?« fragte er weiter, als der Mann sich einigermaßen erholt hatte.

      »Dort in der Funkerbude«, stammelte der Rudergänger und trank förmlich frische Luft in sich hinein. »Gleich rechts im Gang …!«

      Parker bedankte sich höflich, lüftete seine schwarze Melone und suchte die Funkbude auf. Als sich nach dem zweiten Klopfen gegen die Tür nichts tat, drückte er sie auf und betrat den kleinen Raum, in dem supermoderne Geräte standen. Auf einem Ledersofa lag der Erste Offizier, der sich jetzt aufrichtete und Parker fragend ansah.

      »Ich bitte die Störung Ihrer Arbeit zu entschuldigen«, sagte Josuah Parker. »Haben sie einen Moment Zeit für mich?«

      »Aber selbstverständlich, Sir«, antwortete der großgewachsene Mann mit einem sehr sympathischen Gesicht. »Wollen Sie sich nicht setzen? … Ich soll Ihnen sicher die Funkanlage erklären, wie?«

      »Wird das oft verlangt?«

      »Nun, jeder Neuankömmling an Bord interessiert sich für die technische Einrichtung«, erwiderte der Mann. »Ich heiße John Smalden.«

      »Parker mein Name, Parker … Sagen Sie, Mister Smalden …, ich bin wegen einer anderen Sache an Bord.«

      »Ja …?« fragte Smalden knapp.

      »Darf ich vorausschicken, daß unser Gespräch selbstverständlich vollkommen vertraulich ist?« fragte Parker. Er wartete, bis der Erste Offizier genickt hatte, dann stellte er den Regenschirm zwischen seine Beine und lächelte Smalden an. »Sehen Sie, ich beschäftige mich mit dem Unfall von Mister Trotters …«

      »Ja … Sir …«

      »Hand aufs Herz, wie man so treffend im Volksmund sagt, glauben Sie wirklich an einen Unfall?«

      »Wie soll das verstanden werden?«

      »Nun, so vielleicht …, ich muß vorausschicken, daß ich ein Amateurdetektiv aus Leidenschaft bin … Ich hörte per Zufall von diesem Unfall, und was glauben Sie, setzte sich in meinem Kopf fest …?«

      »Ich habe keine Ahnung«, sagte Smalden.

      »Mord …!«

      »Nein …! Aber das ist doch Unsinn. Trotters fiel über Bord, wir suchten nach ihm, fanden ihn aber leider nicht.«

      »Ich bin selbstverständlich nicht autorisiert, Mister Smalden, derartige Ermittlungen anzustellen«, sagte Parker und lächelte entschuldigend. »Und Sie brauchen meine Fragen selbstverständlich nicht zu beantworten.«

      »Fragen Sie nur!«

      »Wer wurde darauf aufmerksam, daß Trotters über Bord fiel? Ich meine, um mich präzise auszudrücken, wer rief Mann über Bord?«

      »Ich glaube, es war Matrose Clark.«

      »Sehr schön«, meinte Parker. »Und wer leitete die Rettungsarbeiten?«

      »Ich …, aber ich kann Ihnen sagen, daß alles getan wurde, um Trotters zu finden.«

      »Mein lieber Mister Smalden«, sagte Parker, »ich glaube, in Ihnen die Verkörperung des echten Seemannes sehen zu können … Nein, ich möchte mich auf etwas anderes beziehen. Haben Sie schon mal an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit solch ein Über-Bord-Gehen erlebt?«

      »Selbstverständlich.«

      »Ertrank der Unglückliche sofort?«

      »Nun, hören Sie mal, Mister Parker …, was Sie da sagen, fällt mir erst jetzt auf … Abgesehen von einem Herzschlag zappelten die Opfer immer noch kräftig im Wasser herum.«

      »Neigte Trotters zu einem Herzschlag?«

      »Er war erst etwas über dreißig, ein Sportsmann, wie ich festgestellt habe.«

      »Er schwamm vielleicht auch, wie …?«

      »Allerdings, Sir …, auf Haiti war es. Trotters und ich schwammen nebeneinander her.«

      »Mister Smalden, ich danke Ihnen für die freundlichen Auskünfte«, sagte Parker und stand auf. »Ich wünsche Ihnen einen netten Abend … Übrigens, hatte Trotters Feinde?«

      »Nein, nicht daß ich wüßte … Er war bei allen recht beliebt.«

      »Hatte er sich nicht etwas zu sehr in Miss Talbot verliebt?«

      »Aber nein, nicht in Miss Talbot …, in die kleine Grade, aber durchaus im Rahmen des Vertretbaren …«

      »Noch einmal, einen netten Abend wünsche ich Ihnen … Den Matrosen Clark finde ich wohl vorn im Logis, nicht wahr?«

      »Natürlich …«

      Noch bevor Smalden weitere Fragen an Parker richten konnte, war der Butler bereits gegangen. Er achtete nicht weiter auf den Rudergänger, der heftig an seiner Unterlippe kaute und Parker nachdenklich mit Blicken verfolgte, als er dann zur Brückentreppe ging.

      Auch Smalden schien von einer mehr als gesunden Neugier gepackt worden zu sein. Er hatte die Funkbude verlassen und trat an das Ruder, ohne aber mit dem Rudergänger zu reden.

      Wenig später tauchte der Butler vor ihnen an Deck auf. Mit gemessenen Schritten stakste er hinüber zum Bug, wo sich die Unterkünfte der Matrosen befanden.

      »Was wollte der eigentlich?« fragte der Rudergänger seinen Ersten Offizier.

      »Wie …?« schrak Smalden zusammen. »Achten Sie auf den Kurs. Ist das ein komischer Heiliger … So was habe ich noch nie erlebt …!«

      Butler Parker spürte auch jetzt wieder die Blicke in seinem Rücken. Er spürte, daß seine Taktik richtig war. Er schuf Neugier, Verwirrung und Nervosität. Wer der Mörder auch immer war, er mußte bald spüren und feststellen, daß ein Netz gewoben wurde, in dessen


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