Butler Parker Box 9 – Kriminalroman. Günter Dönges

Butler Parker Box 9 – Kriminalroman - Günter Dönges


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ihre eigene, deutliche Sprache.

      In Trotters Kabine sah es wüst aus.

      Es gab keinen Behälter, den man nicht geöffnet und geleert hatte. Hier hatte man alles gründlich auf den Kopf gestellt und nach bestimmten Dingen gesucht. Da auch kleinere Schubladen aufgezogen und entleert worden waren, ließen sich gewisse Rückschlüsse ziehen. Das, wonach man gesucht hatte, konnte nicht groß sein. Möglicherweise hatte es sich um ein gewisses Schriftstück gehandelt. Parker drückte auf die Klingel, die den Steward herbeirief. Während er wartete, zündete er sich eine seiner Zigarren an und starrte auf den Matrosen Clark, den das Schicksal so schnell getroffen hatte. Warum war er wohl erstochen worden? Hatte er ein Geheimnis mit in seinen Tod genommen? Hing dieses Geheimnis damit zusammen, daß er angeblich gesehen haben wollte, wie Trotters über Bord gefallen war?

      Der Steward erschien.

      Seine dienstbereite Miene verwandelte sich in die Maske des Grauens und Entsetzens, als er den Toten sah. Es war der Steward, den Parker dabei überrascht hatte, als er Trotters Kabine verließ.

      »Rufen Sie den Kapitän, Mister Strander und Mister Rander«, sagte Butler Parker. »Hier geschah ein Mord …!«

      »Ja … Sir … Ja …!«

      »Worauf warten Sie noch?« fragte Parker milde. »Hat Clark Ihnen sehr nahegestanden?«

      »Ich … ich werde die Herren sofort jetzt verständigen«, sagte der Steward mit heiserer Stimme. Er drehte sich auf dem Absatz herum und eilte hinauf an Deck. Parker zog die Tür etwas zu und überlegte.

      Der Tote hatte einen recht knappen Vorsprung vor ihm gehabt, wenn man unterstellte, daß er es gewesen war, den Parker beobachtet hatte. Oder hatte dieser Mann, der an Deck erschienen und dann schnell hinter die Brücke gelaufen war, diesen Mord verübt? Auch dann war der Vorsprung recht gering gewesen. Dann konnte er sich vielleicht noch hier irgendwo in einer der Kabinen aufhalten.

      Parker verließ die Kabine Trotters und schritt zu der Eisentür, die den Gang nach hinten abschloß. Sie war fest verschlossen, aber auf der weiß gelackten Füllung waren deutlich Fingerspuren zu erkennen, die von Ruß oder Kohlenstaub herrühren mußten.

      Schritte waren auf dem Niedergang zu hören.

      Kapitän Sanders, ein hochgewachsener, breitschultriger Mann mit klaren Augen, erschien zuerst. Ihm folgten dann Strander und Mike Rander.

      »Der Steward sagt, es sei ein Mord verübt worden«, sagte Sanders aufgeregt. »Das ist doch ausgeschlossen …! Wer sollte an Bord einen Grund haben, einen Mord zu begehen …?«

      »Vergewissern Sie sich, Sir, daß es auf keinen Fall ein Unfall war«, erwiderte der Butler. »Der Seemann Clark wurde in Trotters Kabine erstochen. So habe ich es wenigstens festgestellt.«

      »Ja, was ist denn hier passiert«, sagte Strander überrascht. »Hat man Trotters Kabine etwa durchsucht?«

      »Ich pflichte Ihnen bei, Sir«, antwortete Parker. »Der Ermordete oder der Mörder hat nach bestimmten Dingen gesucht …, oder irgendeiner hat es vor dem Mord getan.«

      Parker hatte das wie absichtlich gesagt und vermied es, den Steward anzusehen, der mitgekommen war. Der Mann würde ihn aller Wahrscheinlichkeit nach auch so verstehen.

      »Sanders … nun sagen Sie mir bloß, was wir jetzt zu tun haben«, sagte Strander fassungslos. »Ein Mord an Bord meiner Yacht … Ich kann das noch immer gar nicht fassen …!«

      »Ein Stich, der sofort tödlich gewesen sein muß«, sagte Mike Rander, der sich neben den Toten niedergekniet hatte. »Kapitän, wir müssen eine Untersuchung anstellen … Sie sind an Bord das Gesetz …«

      »Verdammt, daß das ausgerechnet mir passieren muß«, sagte Sanders gereizt. »Ich kann gar nicht verstehen, warum man Clark ermordet hat. Der Junge war doch recht friedlich … Ob sich die Jungens vielleicht gestritten haben?«

      »So wird es gewesen sein«, schloß sich Strander dem Kapitän an. »Vielleicht sind sie sich beim Kartenspiel in die Haare geraten.«

      »Sir, ich will nicht bestreiten, daß so etwas möglich sein kann«, schaltete sich Butler Parker ein, »aber ich glaube nicht, daß die Streitenden sich Trotters Kabine ausgesucht haben, um ihre Meinungsverschiedenheiten mit dem Messer auszutragen.«

      »Das würde bedeuten …?«

      »Daß nicht nur die Mannschaft verdächtigt ist«, sagte Mike Rander. »Wir alle stehen unter Verdacht.«

      »Aber das ist doch reiner Unsinn«, reagierte Strander aufgeregt. »Ich kenne doch meine Gäste … Ich traue keinem von ihnen einen Mord zu … Zudem saßen wir ja alle im Salon …!«

      »Nicht alle«, erwiderte Mike Rander.

      »Etwa nicht?« fragte Strander überrascht. »Ich muß zugeben, daß ich darauf natürlich nicht besonders geachtet habe.«

      »Zufällig kann ich da mit einer Auskunft dienen«, sagte Mike Rander sachlich. »Sie, zum Beispiel, Mister Strander, verließen vor zehn Minuten zusammen mit Miss Grade den Salon. Sie kamen vor etwa vier Minuten wieder zurück, kurz danach erschien der Steward.«

      »Äh …, richtig …, ich hatte …, also ich hatte mit Miss Grade etwas Internes zu besprechen …«

      »Wo hielten Sie sich auf?« fragte Parker.

      »Was soll das heißen?« fragte Strander fauchend und wendete sich zu dem Butler um.

      »Sir …«, meinte Parker mahnend, »es liegt mir fern, mich in Ihre Privatangelegenheiten zu mischen. Ich bin kein Untersuchungsbeamter.«

      »Unsinn, ich habe nichts zu verbergen«, sagte Strander. »Ich war mit Miss Grade in meinen Privaträumen. Ich zeigte ihr …«

      »Mister Rander«, sagte Parker, den Schiffseigner unterbrechend, »wer befand sich noch außerhalb des Salons …?

      »Ich werde Ihnen sagen, wer sich im Salon aufhielt«, erwiderte Mike Rander, der sich mit seinem Butler wieder einmal prächtig verstand. »Richard Strollen unterhielt sich mit mir … Vellers beteiligte sich am Gespräch, aber wollte frische Luft schöpfen und ging etwa fünf Minuten, bevor ich geholt wurde.«

      »Sie, Kapitän, hielten sich auf der Brücke auf …?« fragte Parker.

      »Ich will Ihnen mal etwas sagen«, schickte Sanders voraus, »ich denke, daß ich die Untersuchungen zu führen habe, oder? Und ich lehne es ab, auf solche Fragen zu antworten …«

      »Das ist tatsächlich Ihr gutes Recht«, sagte Parker höflich.

      »Wo haben Sie denn eigentlich gesteckt?« fragte Sanders weiter, der Auftrieb bekommen hatte. »Schließlich haben Sie den Mord ja entdeckt …, gingen also aus freien Stücken in Trotters Kabine. Was haben Sie hier gesucht?«

      »Ich bin entzückt über ihre Fragestellung«, begeisterte sich der Butler. »Sie treffen tatsächlich den Kern der Sache.«

      »Freut mich zu hören«, sagte Sanders grimmig, »aber jetzt könnten Sie mit der Antwort herausrücken.«

      »Ja, wirklich …«, schaltete sich Strander erleichtert ein. Für ihn schien der Fall bereits geklärt und erledigt zu sein. Mike Rander hingegen grinste nur. Er kannte ja schließlich seinen Butler.

      »Ich werde mit meiner Antwort natürlich nicht hinter dem Berg halten«, sagte Butler Josuah Parker und sog unbewußt an seiner Zigarre, was er bisher aus Höflichkeit unterlassen hatte. Der Erfolg war frappierend. Ein allgemeines Husten begann. Mike Rander stürzte zum Bullauge und öffnete es.

      »Na, wollen Sie sich erst etwas Nettes einfallen lassen?« fragte Kapitän Sanders.

      »Ich war auf der Suche nach dem Mörder, der Trotters über Bord geworfen hat«, sagte Parker in gleichmütigem Ton.

      »Wie bitte …?«

      »Trotters wurde ermordet, wie Clark«, erwiderte der Butler. »Hören Sie sich meine bisherigen Ermittlungen an!«


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