Füße. Stefan Feiler
auch selten zu Beschwerden. Häufig lohnt es sich aber, diese Krümmung bei der geplanten Korrektur einer echten Fehlstellung im Grundgelenk mit zu behandeln (siehe den Teil zur Akin-Operation unten in diesem Kapitel).
Klinische Untersuchung
Die Untersuchung der Füße und insbesondere der Hallux-valgus-Problematik steht bei mir auf zwei Pfeilern: Der klinischen Untersuchung und den Röntgenaufnahmen.
Zunächst einmal ist es so, dass jeder Fuß und damit jeder Hallux valgus anders ist. Auch nach über 20 Jahren Erfahrung in der Behandlung dieser Zehenfehlstellung empfinde ich das so. Jeder Fuß hat seine kleinen Eigenheiten. Deswegen ist es für mich extrem schwierig, nur anhand zugesandter Röntgenaufnahmen von Füßen eine Behandlungsempfehlung abzugeben. Es fehlt vom Patienten und seinen Füßen der persönliche Eindruck, den ich durch die Untersuchung gewinne.
Ein zukünftiger Arbeitgeber würde Sie ja auch nicht einstellen, nur weil Sie ihm einen Lebenslauf, ein Passbild und einige Zeugnisse geschickt haben. Das entscheidende Kriterium wird wohl immer der persönliche Eindruck im Vorstellungsgespräch sein, auch wenn die Bewerbungsmappe immer wichtig bleiben wird. Ähnlich zentral ist für mich das Röntgenbild. Aber schließlich möchte ja der Patient und nicht seine Röntgenaufnahme behandelt werden.
Anamnese
Auch bei einer optisch so offensichtlichen Zehenfehlstellung wie dem Hallux valgus höre ich dem Patienten aufmerksam zu. Ich ergänze diesen Abschnitt der Untersuchung mit gezielten Fragen.
Inspektion
Am Anfang beobachte ich die Beine und Füße unter Belastung, sowohl im Stehen als auch beim Gehen. Schon im Stand ist mit bloßem Auge die Abweichung der Großzehe in Richtung Fußaußenrand zu erkennen. Im fortgeschrittenen Stadium beginnt der Hallux die zweite Zehe zu bedrängen. Er kann sie überlappen oder unterwandern. Letzteres fördert dann die Entstehung einer Hammer- oder Krallenzehenfehlstellung an der zweiten Zehe (
An der Innenseite des Fußes wölbt sich durch den immer stärker abgespreizten ersten Mittelfußknochen eine deutliche Beule vor. Der Arzt bezeichnet das als Pseudoexostose. Der Volksmund nennt das auch „Überbein“ oder „Frostbeule“. An diesem hervorstehenden Ballen lokalisieren die Patienten meist auch die Schmerzen. Durch Reibung im Schuh kann es an dieser Pseudoexostose zu Entzündungen mit Rötung der Haut und Schleimbeutelschwellung kommen. Bei der Betrachtung der Füße während des Barfußganges lege ich besonderen Wert auf folgende Aspekte:
So kann ein Knick-Plattfuß (
[47] Vorwölbung des Ballens mit verdicktem Schleimbeutel und Unterwanderung der zweiten Zehe durch den Hallux
Nun betrachte ich die Fußsohle. Der Patient befindet sich dabei entweder auf der Untersuchungsliege oder am Spiegelkasten (
Durch die für den Hallux valgus typische Abweichung der Großzehe verliert diese schrittweise ihre Abdruckkraft und stabilisierende Funktion beim Gehen und Stehen. Es kommt zu einer Umverteilung der Körperlast und damit nicht selten zu sogenannten „Transferschmerzen“. Diese treten dann unter dem Ballen der zweiten und gegebenenfalls auch der dritten und vierten Zehe auf. Bei der Untersuchung der Fußsohle spiegelt sich das in einer Schicht verdickter Hornhaut an der Sohle unter dem Ballen dieser Zehen wider. Gleichzeitig ist die Hornschicht unter dem Großzehenballen vermindert. Hin und wieder sind es sogar vorrangig diese Transferschmerzen, welche die Patienten mit Hallux valgus in meine Fußsprechstunde führen.
Palpation
Mit der Tastuntersuchung überprüfe die Beweglichkeit der Fuß- und Zehengelenke, die Stabilität der Bänder, Hauttemperatur, Durchblutung und Gefühlsempfinden. Schmerzen, die beim Betasten des Fußes ausgelöst werden können, weisen bereits auf Problemstellen hin.
Im Hinblick auf den Hallux valgus sind auch bei dieser Untersuchungstechnik ganz bestimmte Aspekte für mich wichtig. Ich versuche zunächst, die große Zehe aus der Valgusfehlstellung in ihre normale, „gerade“ Position zu bringen. So spüre ich, wie weit die weichteilbedingte Einsteifung