Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank


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Einsamkeit und freute sich so darauf, eine menschliche Stimme zu hören – selbst, wenn man sie nur nach jemand anderem fragte –, daß sie es vergaß.

      Um so entzückter war sie, als niemand anderer als Josef Buchner vor der Tür stand. Er hielt ihr einen großen Rosenstrauß entgegen.

      »Von zu Hause«, sagte er.

      »Ach«, Angelina hatte plötzlich Tränen in den Augen, »zu Hause! Wo ist das?« Und nun weinte sie wirklich und verbarg hastig ihr Gesicht in der duftenden Pracht.

      »Nanana«, murmelte Buchner und räusperte sich gerührt und mitleidig. »Da komme ich ja eben zurecht. Darf ich eintreten?«

      »Natürlich, Herr Buchner. Ich bin ja so froh, daß jemand kommt, mich zu besuchen. Ich – ach – ich bin eine unmögliche Gastgeberin. Bleiben Sie doch bitte zum Tee. Allein schmeckt mir das Essen gar nicht.«

      Josef Buchner bewunderte, wie hübsch und geschmackvoll sie es sich eingerichtet hatte.

      »Nur Blumen fehlen bisher noch«, sagte Angelina und lief strahlend in die Küche, wo sie Teewasser aufsetzte und eine passende Vase heraussuchte. »Wie schön sie sind. Und wie sie duften. Vielen, vielen Dank.«

      »Wollen Sie mich nicht fragen, Komteß, wann ich bei Ihnen anfangen kann?« erkundigte sich Buchner nun mit einem verschmitzten Zwinkern.

      »Ach Gott!« Angelina seufzte. »Das Geschäft ist noch nicht eröffnet – ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Ich kann wirklich nicht sagen, wann Sie kommen können.«

      »Genauso habe ich es mir vorgestellt.« Bucher lachte. »Deshalb bin ich heute gekommen, um morgen mit Ihnen zusammen die Vorbereitungen zu treffen.«

      »Wirklich? Das würden Sie tun? Oh, wie bin ich erleichtert.« Angelina klatschte vor Freude in die Hände. »Und wie fangen wir an? Was schlagen Sie vor?«

      Buchner, der für Angelina in seinem Straßenanzug ganz fremd aussah, nahm einen Schluck Tee, dann begann er, etwas umständlich, weil er schließlich auch wollte, daß die Komteß sah, daß er wirklich für sie von Nutzen war.

      »Dank meiner jahrelangen Stellung auf Sternheim kenne ich natürlich viele gute Gärtnereien und habe auch Verbindungen nach Holland, Israel, Thailand und anderen Ländern, aus denen Blumen nach Deutschland geflogen werden. Ich werde mich also morgen ans Telefon hängen und mich erkundigen, wann ich was zu günstigen Anfangspreisen frühestens erwarten kann.«

      »So macht man das!« staunte Angelina beeindruckt.

      »Mhm!« Buchner nickte stolz. »Sobald ich die Zusicherungen habe, hängen wir ein schönes großes Schild an die Tür. Wir eröffnen in ein – zwei – drei Wochen!«

      »So lange wird es noch dauern?« wunderte sich Angelina.

      »Lange?« Buchner lachte. »So schnell geht es nur, weil ich bei all diesen Firmen langjähriger Kunde bin.«

      »Was ich für ein Glück habe, daß Sie mir helfen.«

      »Wir helfen uns gegenseitig«, erwiderte Buchner und strich sich ein Butterbrot. Sehr bescheiden war der Tisch der doch reichen Komteß Sternheim gedeckt. Lag es daran, daß sie keine Lust auf eine größere Mahlzeit hatte, oder daran, daß man ihr verweigert hatte, was ihr zustand? Nun, im Laufe ihrer Zusammenarbeit würde er das schon noch herausfinden. Und dann würde er auch dafür sorgen, daß sie erhielt, was ihr zustand. Jawohl, das würde er. Buchner war richtig zornig, wenn er sich daran erinnerte, wie man die Tochter des verewigten Herrn Grafen behandelt hatte.

      Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht hinein und schmiedeten Pläne, und als Buchner sich schließlich verabschiedete, um in seine nahe gelegene Wohnung zu gehen – er hatte sich ganz in der Nähe eingemietet –, fühlte sich Angelina so glücklich wie nicht mehr seit dem Tag, an dem ihre Mutter ihr von dem Blumengeschäft gesprochen hatte.

      Zwei Wochen später war die Eröffnung.

      Angelina und Buchner hatten beschlossen, das Geschäft ›Rosengarten‹ zu nennen und sich auf Rosen zu spezialisieren. Selbstverständlich würde man auch viele andere Blumen bei ihnen kaufen können – aber es sollte sich bald herumsprechen, daß sie hier die schönsten Rosen in der Stadt hätten.

      Die erste Woche erhielt jeder, der ihr Geschäft betrat, eine wundervolle, halberblühte, duftende Rose. Und beide wiesen darauf hin, daß ihre Rosen nicht nur selten schön waren, sondern daß sie auch dufteten, was ja die meisten, langstielig gezüchteten Gärtnerrosen nicht taten.

      Die Rose erhielt jeder, auch wenn er nichts kaufte. Und als ein kleiner Junge mit fünf Euro ankam, um seiner Mutter einen Blumenstrauß zum Geburtstag zu schenken, band Josef für ihn einen Riesenstrauß, fast so groß wie er selbst, und sagte so laut, daß jeder im Geschäft es hören konnte: »Das schickt die Besitzerin vom ›Rosengarten‹ deiner Mutter, und deine fünf Euro kannst du gern behalten.«

      »So etwas merken sich die Leute und so etwas spricht sich auch herum«, erklärte er am Abend Angelina, als sie ihre Einnahmen durchsahen und sie bekümmert feststellte, wie haushoch sie in den roten Zahlen waren.

      »Das ändert sich, Komteß. Warten Sie nur ein wenig.«

      Josef behielt recht.

      Er hatte sich auch mit den Hotels in Verbindung gesetzt, die für ihre Häuser eine Unmenge von Blumen brauchten, nicht nur Tischdekorationen bei besonderen Veranstaltungen, sondern auch große Sträuße für die verschiedenen Räume, angefangen vom Speisesaal bis zu den Konferenzzimmern.

      Sehr bald sprach sich herum, daß man im ›Rosengarten‹ nicht nur die schönsten und frischesten Blumen geliefert bekam, man stellte auch fest, daß nirgends mit soviel Geschmack Tischdekorationen zusammengestellt oder Sträuße für jede Gelegenheit gebunden wurden. Vor allem bekam man nirgends so herrliche Rosen, deren große Blüten in allen Farben prangten und dufteten.

      Nach einem halben Jahr sah Angelina überrascht und zufrieden, daß so etwas wie rote Zahlen in ihrer Buchhaltung überhaupt nicht mehr vorkam.

      »Das verdanke ich nur Ihnen«, sagte sie dankbar zu Buchner und meinte, es wäre nun höchste Zeit, daß er Gehaltsansprüche stellen sollte.

      Josef zierte sich eine Weile und erklärte ihr dann, daß er nur eine geringe Summe verdienen dürfe, da er ja das offizielle Rentenalter noch nicht erreicht hätte. Und deshalb wäre es ihm am liebsten, wenn alles so bliebe, er weiterhin bei ihr essen könne und sie ihm nur einen kleinen Zuschuß zu seiner Wohnung geben würde.

      »Denn«, meinte er, »wir sind nun so gut eingeführt, daß wir uns unsere Aufträge aussuchen können. Wir nehmen nur, was uns Freude macht.«

      Angelina strahlte. Doch als Josef dann ein ernstes Wort mit ihr sprach, schüttelte sie den Kopf und wollte nichts davon hören.

      »Komteß«, begann er, und Angelina ahnte, daß er wieder auf die immer gleiche Sache zu sprechen kam, und sie versuchte abzuwehren, aber er ließ sich nicht beirren. »Sie müssen mir zuhören. Ich bin ein alter Mann und deshalb wäre es richtiger, wenn Sie das Dekorieren in Hotels, Kirchen und Schlössern übernehmen würden. Es ist auch etwas umständlich, wenn die Gestecke hier fertiggemacht werden und ich sie dann hinbringen muß. Zudem besteht die Gefahr, daß Blumen geknickt werden, oder auch, daß die Proportionen an Ort und Stelle nicht mehr richtig sind.«

      Angelina wehrte lächelnd ab.

      »Wenn irgend etwas gerichtet werden muß, so können Sie das bestimmt besser als ich. Schließlich habe ich alles von Ihnen gelernt. Nein, Josef, ich arbeite in meinem Hinterstübchen viel ungestörter.«

      »Aber das Ladengeschäft leidet darunter. Sie gehen ja nicht einmal an die Tür, wenn jemand läutet.«

      »Weil ich meine Arbeit nicht unterbrechen will«, erwiderte Angelina sanft, aber bestimmt.

      Buchner seufzte und schwieg. Er wußte, daß es noch immer keinen Sinn hatte, mit ihr zu reden. Nicht über dieses Thema.

      Angelina weigerte sich, unter Menschen zu gehen. Sie fühlte


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